Studie: Das Handwerk verliert seine wichtige Position in der Gesamtwirtschaft
Der genaue Stellenwert des Handwerks ließ sich bisher nicht einordnen, weil sich die verfügbaren statistischen Daten für einen Vergleich mit der Gesamtwirtschaft als zu unterschiedlich erwiesen. Eine neue Studie des Volkswirtschaftliche Instituts für Mittelstand und Handwerk an der Universität Göttingen (ifh Göttingen) hat die Bedeutung des Handwerks innerhalb der Gesamtwirtschaft und seine Veränderung in den zurückliegenden Jahren ausführlich analysiert.
Handwerk verliert wichtige Position
Laut Studie hat das Handwerk in den letzten Jahren seine wichtige Position verloren. Bemerkenswert gestiegene Anteile verbuchen jedoch die Soloselbstständigen, Einzelunternehmen und Gründungen. Allerdings sind durch die Handwerksordnung 2004 (HwO) immer häufiger kleinere Unternehmenseinheiten mit weniger Beschäftigten und Auszubildenden entstanden. Auch die rückläufige Bedeutung des Handwerks bei der Humankapitalbildung dürfte laut Studie maßgeblich auf diese Novellierung zurückzuführen sein. Indirekt habe die volkswirtschaftliche Bedeutung des Handwerks durch die HwO-Reform gelitten.
Auch wenn die Ausbildungsquote des Handwerks die der Gesamtwirtschaft noch klar übersteigt, zeigt sie doch eine deutlich abnehmende Tendenz. Das gleiche Bild vermittelt die Analyse der Meisterprüfungen. Immerhin findet noch weit mehr als die Hälfte der Meisterprüfungen im Handwerk statt. Die vielen Soloselbstständige und kleinere Unternehmenseinheiten vor allem in den zulassungsfreien Handwerken verstärken diesen Trend, der sich seit der HwO-Novelle ausgeprägt hat. Der seither teilweise abgeschaffte Meistervorbehalt und die in zunehmendem Ausmaß fehlende Ausbildereignung wirkt sich inzwischen zählbar auf die Bildungsqualität des Handwerks aus.
Laut den Daten aus dem Unternehmensregister sind rund 16 Prozent aller Wirtschaftsunternehmen dem Handwerk zuzurechnen, und 13 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten sind im Handwerk tätig. In diesen Unternehmen wird knapp neun Prozent des Umsatzes erzielt. Bei Unternehmensgröße und Umsatz je Unternehmen entwickelte sich das Handwerk in den letzten Jahren positiv und ist besonders in der mittleren Größenklasse der Unternehmen mit zehn bis 49 SV-Beschäftigten stark vertreten.
Handwerk im Baugewerbe wichtiger denn je
Eine wichtige Position nimmt besonders das Handwerk innerhalb der Bauwirtschaft ein. Dort konnte es seine Marktstellung sogar ausbauen: Handwerksbetriebe sind in vielen Zweigen des Baugewerbes größer als Industrieunternehmen. Deutlich geringer als in der Gesamtwirtschaft fällt mit einer Differenz von 20 Prozent der Verdienst im Handwerk aus. Noch höher ist der Unterschied bei den Fachkräften, geringer bei An- und Ungelernten. Auch als Ausbildungsvergütung wird im Handwerk im Durchschnitt weniger gezahlt als in der Gesamtwirtschaft.