Energieberatung muss unabhängig und ganzheitlich sein
„Wer als Bauherr oder Sanierer eine kompetente Energieberatung sucht für seine Immobilie, darf nicht riskieren, Interessen aufzusitzen“, sagte Dipl.-Ing. Hermann Dannecker, Vorsitzender des Netzwerks. „Deshalb hat das Deutsche Energieberater-Netzwerk DEN die neuen Richtlinien auch immer wieder kritisiert, welche staatlich geförderte Energieberatungen jetzt auch für Handwerker und Mitarbeiter von Energieversorgungsunternehmen öffnen.“
Um ebendiese seit Dezember 2017 geltenden Richtlinienänderung in der Energieberatung ging es in der Podiumsdiskussion unter dem Titel „Energieberatung reloaded – gewappnet für die Zukunft?“, an der neben Dannecker auch Vertreter des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), des GIH (Gebäudeenergieberater Ingenieure Handwerker), der Bundesarchitektenkammer (BAK), der Arbeitsgemeinschaft für sparsame Energie- und Wasserverwendung (ASEW) im Verband kommunaler Unternehmen (VKU) sowie der Ingenieurkammer Hessen teilnahmen. Einig waren sich alle Podiumsteilnehmer, dass die Qualität der Energieberatung durch die Neuregelungen nicht gemindert werden dürfe. Auch dürfe die Neutralität der Beratung nicht leiden.
Hintertür zu gefährlichem Terrain
Dannecker betonte die Bedeutung der wirtschaftlichen Unabhängigkeit von Energieberaterinnen und Energieberatern: „Sie sind Berater, keine Inhaber von Handwerksbetrieben oder Angestellte von EVU. Es reicht eben nicht, ‚vorhabensbezogen‘ unabhängig zu beraten. Das ist eine Hintertür, welche für die Öffentlichkeit im Verborgenen liegt, die aber auf ein gefährliches Terrain führt.“ Damit stieß der DEN-Vorsitzende auf die Zustimmung von Seiten der Ingenieurs- und der Architekten-Vertreter.
Außerdem, so Dannecker, sei es wichtig, energetische Analysen und Beratungen gewerkeübergreifend und ganzheitlich zu erstellen. Das gelte für private Immobilien, besonders aber für Nichtwohngebäude oder Industriebauten. Kommunen sowie kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) müssten sich weiterhin auf eine neutrale und optimale Beratung durch kompetente und wirtschaftlich unabhängige Energieberater verlassen können, so Dannecker.
Eigenes Berufsbild ist überfällig
Deshalb sei es eine zentrale Forderung des Deutschen Energieberater-Netzwerks, endlich ein eigenes Berufsbild für Energieberaterinnen und Energieberater zu schaffen. Nur so ließen sich Qualität und Verlässlichkeit der Beratungen gegenüber Bauherren und Sanierern glaubhaft verdeutlichen, erklärte der Ingenieur.
Erstaunt zeigte sich der DEN-Vorsitzende, dass sich die Beratungszahlen beim BAFA seit der Öffnung der Beraterliste für Handwerker und Energieversorger nicht wie erhofft erhöht, sondern leicht verringert hätten.
Einig waren sich die Diskutanten, dass sich der Wert der Energieberatung auch in den Honoraren widerspiegeln müsse. Außerdem sollten Zuschüsse der öffentlichen Hand transparent dargestellt werden. Die Kunden müssten erkennen, dass eine Erstberatung eben nicht kostenlos sei, sondern dass sich dahinter erhebliche Förderungen verbergen.
Schließlich ging es auch um die Frage, wie Einstiegsberatungen verbessert werden könnten. Dannecker empfahl, die Eigentümer von Immobilien aufzufordern, die energetischen Ist-Werte ihrer Objekte ermitteln zu lassen. Dann sei in aller Regel die Motivation nicht mehr weit, energetische Verbesserungsmaßnahmen zu treffen. Auch diese Analyse sollte gefördert werden, aber so, dass transparent Zuschüsse und Eigenanteile erkennbar seien. Schnittstellen zu den jeweiligen Beraterprogrammen seien in diesem Zusammenhang sinnvoll und notwendig.