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13 Sanierungsvorbehalte und wie Sie sie entkräften

Stichhaltige Gegenargumente zu den gängigsten Zweifeln gegenüber energetischen Sanierungen hat Zukunft Altbau, das vom Umweltministerium Baden-Württemberg geförderte Informationsprogramm, in einem Merkblatt zusammengestellt. Das Merkblatt informiert über die 13 häufigsten Sanierungsvorbehalte und wie sie ausgeräumt werden können. 

1. „Mein Haus ist kein Altbau.“

Es gibt keine eindeutige Definition von „Altbau“. Aus energetischer Sicht sind aber alle Gebäude sanierungsbedürftig, die vor 1995 gebaut wurden. Denn: Erst mit der damals eingeführten dritten Wärmeschutzverordnung hat der Gesetzgeber energetisch sinnvolle Mindeststandards gesetzt, die seither kontinuierlich weiterentwickelt werden.

2. „Der Energieverbrauch meines Hauses ist in Ordnung.“

Der tatsächliche Energieverbrauch hängt von sehr vielen Faktoren ab, nicht zuletzt vom eigenen Verhalten. Als Faustregel gilt: Wer bei einer Wohnfläche von 100 m2 mehr als 800 Euro jährliche Heizkosten hat (ohne Warmwassererzeugung), sollte über eine energetische Sanierung nachdenken.

3. „Eine energetische Sanierung rechnet sich nicht.“

Mit einer guten energetischen Sanierung werden die Energiekosten erheblich gesenkt. Wenn der Kunde sowieso anstehende Sanierungsmaßnahmen als Anlass nutzt, sind die Mehrkosten überschaubar. Vermieter können die Sanierungskosten anteilig auf die Miete umlegen. Eine Sanierung steigert neben dem Wert des Gebäudes auch den Wohnkomfort. Eine enkeltaugliche Sanierung ist eine gute Altersversorgung, wird vom Staat gefördert anstatt besteuert und hilft dem Klima.

4. „Von einer energetischen Sanierung habe ich nichts mehr.“

Der Kunde fragt sich, ob sich eine energetische Sanierung für ihn überhaupt noch lohnt? Wie schnell sich die Sanierungskosten amortisieren, hängt vor allem von den Energiekosten ab. Aber auch wenn es Jahre dauert, ist es keine verlorene Investition: Man profitiert vom ersten Tag an von einem höheren Komfort des sanierten Gebäudes. Warme Wände, Böden und Fenster bieten mehr Behaglichkeit. So profitiert neben der Umwelt auch die Gesundheit direkt nach der Sanierung. Der Wert der Immobilie und der Wohnkomfort steigen mit einer energetischen Sanierung in jedem Fall – und damit auch die Werte, die wir der nächsten Generation hinterlassen.

5. „Eine energetische Sanierung kann ich mir nicht leisten.“

Zugegeben: Eine energetische Sanierung kostet Geld. Von Bund, Land und Kommunen gibt es dafür aber finanzielle Förderung und zinsgünstige Darlehen. Sollte die Investition für eine Komplettsanierung dennoch zu hoch sein, kann auch Schritt für Schritt saniert werden. Wichtig: Ein unabhängiger Energieberater sagt, welche Sanierungsmaßnahmen die größten Einsparpotenziale bergen und zum Budget passen. Und er kennt die entsprechenden Förderprogramme.

6. „Dämmmaterial ist umweltschädlich.“

Richtig ist: In jedem Baumaterial stecken Rohstoffe und Energie. Dämmstoffe werden entweder künstlich hergestellt (z.B. Mineralfaser, Polystyrol) oder basieren auf nachwachsenden Rohstoffen (z.B. Zellulose, Holzfasern, Hanf). Zusatzstoffe verbessern die Eigenschaften der Dämmstoffe: den Brandschutz, den Schutz vor Schädlingen oder die Stabilität. Obwohl diese Additive häufig das Recycling erschweren, gibt es für alle zugelassenen Dämmstoffe einen fachgerechten Entsorgungsweg. Wichtig ist: Alle Dämmstoffe vermeiden während ihrer Lebensdauer im Normalfall ein Vielfaches der umweltschädlichen Emissionen, die zu ihrer Herstellung und Entsorgung nötig sind. Zum Beispiel wird die Herstellungsenergie organischer Dämmstoffe bei der Entsorgung durch Verbrennung teilweise zurückgewonnen. Im Sinne der Ökobilanz sind Dämmstoffe im Vergleich zu sehr vielen anderen Baumaterialien deutlich umweltverträglicher.

7. „Ich will keine Baustelle bei mir zu Hause.“

Eine energetische Sanierung macht Dreck und Lärm – das ist so. Allerdings gilt das bei jeder Sanierung, und jedes Gebäude muss früher oder später saniert werden. Nutzt man Sanierungsanlässe und packt es gleich richtig an, hat man für die nächsten Jahrzehnte Ruhe. Ein unabhängiger Energieberater hilft bei der Planung. Ist die ordentlich gemacht, macht auch die Baustelle weniger Dreck.

8. „Mit erneuerbaren Energien und Wärmepumpen kann man auf Dämmung verzichten.“

Richtig ist: Energie einsparen ist immer sinnvoller, als sie zu verbrauchen – egal ob sie regenerativ erzeugt wurde oder nicht. Darum in jedem Fall für eine gute Wärmedämmung sorgen und dann auf regenerative Energien umsteigen. Setzen Sie erneuerbare Energien so effizient wie möglich ein. In der Praxis gibt es immer mehr moderne Gebäudekonzepte, die sich mittels hocheffizienter Hülle und zukunftsfähiger Technik vollständig durch erneuerbare Energien versorgen lassen. Zudem: Eine gute Dämmung sorgt im Sommer wie im Winter für ein behagliches Raumklima.

9. „Zehn Zentimeter Dämmung reichen aus.“

Richtig ist: Die ersten Zentimeter einer Dämmschicht bringen den größten Einspareffekt. Insofern sind 10cm Dämmung auf der Außenwand besser als keine Dämmung. Richtig ist aber auch: Bei den meisten normal beheizten Gebäuden werden zukunftsfähige Dämmwerte erst ab einer Stärke von 16 bis 20cm erreicht. Für den Passivhausstandard benötigt man 30cm. Wer also ohnehin saniert und investiert, aber an der Dämmstärke spart, baut sich langfristig eine Falle: Eine spätere Zusatzdämmung wird sich nicht mehr rechnen und man verschwendet über lange Zeit Energie. Man spricht dann vom sogenannten „Lock-in-Effekt“.

10. „Lüftungsanlagen verbrauchen viel Strom und sind unhygienisch.“

Lüftungsanlagen sorgen kontinuierlich für frische Luft in den Räumen. Das ist wichtig für Gesundheit und Gebäude, denn so wird die Bildung von Schimmel verhindert. Im Vergleich zur klassischen Fensterlüftung haben bedarfsgerechte Lüftungsanlagen minimale Wärmeverluste, insbesondere wenn sie mit Wärmerückgewinnung ausgestattet sind. Der Stromverbrauch einer Lüftungsanlage für eine Wohnung liegt zwischen 100 und 300 Kilowattstunden pro Jahr (30 bis 100 Euro). Diesen Kosten stehen deutlich höhere Einsparungen für Wärme gegenüber.

Im Sommer kann die Lüftungsanlage meist abgeschaltet werden. Lüftungsanlagen haben im Gegensatz zu Fenstern einen Filter und können daher für Allergiker oder Asthmatiker die Luftqualität erheblich verbessern. Auch Lärm- und Abgasemissionen an befahrenen Straßen können mit einer Lüftungsanalage ausgesperrt werden, wenn die Luft von einer weniger belasteten Gebäudeseite angesogen wird.

11. „Gas ist doch umweltfreundlich.“

Auch wenn Gas weniger Emissionen freisetzt als Öl, ist es ein fossiler Brennstoff, bei dessen Verbrennung CO2 entsteht und der somit maßgeblich zur Klimaerwärmung beiträgt. Wer saniert, sollte deshalb zuerst mit einer entsprechenden Dämmung den Energiebedarf reduzieren und anschließend auf umweltfreundliche Technik – zum Beispiel eine Wärmepumpe, betrieben mit eigenem Photovoltaik-Strom oder nachwachsende Rohstoffe wie zum Beispiel Pellets – setzen.

12. „Der Einspareffekt ist viel geringer als berechnet.“

Nach einer umfassenden Sanierung kann der Energieverbrauch um bis zu 80% sinken. Das tut er aber nicht immer. Zum einen wird der volle Einspareffekt nur bei einer ganzheitlichen Sanierung erreicht, die Gebäudehülle und Gebäudetechnik berücksichtigt. Zum anderen kommt es natürlich darauf an, wie gut der energetische Standard schon vor der Sanierung war.

Häufig heizen Bewohner in unsanierten Gebäuden – zumindest einzelne Räume – besonders wenig, weil sie wissen, dass das Gebäude energetisch nicht gut ist. Nach der Sanierung drehen die Nutzer dann mit „gutem Gewissen“ die Heizung häufig weiter auf als davor. Beide Fälle sind in den Berechnungen nicht berücksichtigt.

13. „Ich brauche keinen Sachverständigen.“

Ein Energieberater verfügt über aktuelles Wissen über Gebäudehülle, Gebäudetechnik und erneuerbare Energien. Als unabhängiger Experte hat er nicht nur ein Gewerk im Blick. Denn eine energetische Sanierung ist komplex. Viele Faktoren spielen eine Rolle und beeinflussen sich gegenseitig. Bei einzelnen Aufgaben kann der Kunde sicherlich selber anpacken. In die Planung sollte er aber unbedingt einen Fachmann einbeziehen. Zum Einstieg hilft der „Sanierungsleitfaden Baden-Württemberg – Erfolgreich Sanieren in 10 Schritten.“

Das Merkblatt für Energieberater und ihre Kunden finden Sie auch zum Download unter www.zukunftaltbau.de/sanierungsvorbehalte. (Anm. d. Red.: Link nicht mehr gültig)

 

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