Iveco eDaily: Transporter individuell aus dem Baukasten
Stimmt – die Entwickler für den italienischen Transporter sahen sich gezwungen, zum allgemeinen Trend bei den Transportern auch noch einen zeitgemäßen Elektroantrieb für das Modelljahr 2023 anzubieten. Doch Gründe dafür waren andere als bei Mitbewerbern, die vor kurzem in dieser Disziplin noch nichts vorzuweisen hatten. Schon da hatten die Italiener nämlich längst ein solches Konzept realisiert: Vor weit mehr als zehn Jahren, als sonst noch kein Dreieinhalbtonner mit E-Antrieb von europäischen Mitbewerbern angeboten wurde, konnte Iveco diese Besonderheit bereits liefern. Allerdings mochte man damals die Preisempfehlung eher ungern kommunizieren, denn sie war utopisch hoch. Doch wer bereits im Modelljahr 2011 den flüsterleisen Lastenträger haben wollte, wurde in der Daily-Reihe fündig.
Für das aktuelle Modelljahr mussten die Ingenieure daher keineswegs bei Null anfangen. Stattdessen bestand die Herausforderung darin, den Pionier unter den E-Transportern nicht auf dem Stand betagter Technik zu belassen, sondern jetzt erst recht und umfänglich an die Erfordernisse der Neuzeit anzupassen. Das betraf keineswegs allein den Motorraum – aber der Reihe nach.
Im Test: souveräne Kraftentfaltung
Am Testtag stand der eDaily als Typ „35S14E“ bereit: ein Dreieinhalb-Tonner (zulässiges Gesamtgewicht) mit Hochdach H2 und einer maximalen Nutzlast von 920 kg, wobei der 12 Kubikmeter große Laderaum mit etwa halber Nutzlast ausgestattet war, um die Fahrleistungen realitätsnah einordnen zu können.
Die Leistung des Elektromotors ist mit 140 kW/190 PS angegeben und wirkt mit einem maximalen Drehmoment von 400 Nm auf die Hinterachse. Diese Kombination ließ in seiner Kraftentfaltung im Test keine Zweifel aufkommen, dass das Kraftwerk auch bei voller Auslastung im Laderaum auf souveräne Art seine Ziele erreicht. Und wenn das nicht Non-Stop mit den hier verbauten zwei Akku-Packs möglich wäre, dann ließe sich mit max. 80 kW an der Schnellladesäule für Nachschub sorgen.
Für alle Versionen passt der E-Antrieb
Bei seiner Konfiguration des eDaily soll der Entscheider alle vergleichbaren Leistungsmerkmale vorfinden, die auch dem Hecktriebler mit Verbrenner zur Verfügung stehen. Dieses Versprechen der Marke ist als Besonderheit zu werten, denn Mitbewerber bieten den E-Antrieb meist in Kombination mit einer eingeschränkten Auswahl unter den Konfigurationen.
Demnach sind etliche Frachtraumgrößen bis zu 19,6 m3 möglich und das zulässige Gesamtgewicht kann bis max. 7,2 Tonnen reichen. Als maximale Nutzlast sind 4,6 Tonnen angegeben, doch dieser hohe Wert ist lediglich bei Ausführungen als Fahrgestell relevant. Bei den meisten Kastenwagen kann man davon ausgehen, dass die zulässige Nutzlast bei etwa einer Tonne angesiedelt ist. Die Anhängelast kann bis zu 3,5 Tonnen erreichen und möglich ist, dass die Hinterachse einzel- oder zwillingsbereift sein kann.
Web bietet grobe Orientierung
Die Variantenvielfalt hat dazu geführt, dass Kundeninformationen über eine detaillierte Preisliste nicht mehr möglich gemacht werden. Stattdessen kann man sich unter www.edaily.iveco.com erste Eindrücke am Monitor verschaffen und sich per Konfigurator einen zukünftigen Transporter in Größe und Ausstattung nach eigenen Vorstellungen bestimmen – ohne durch Einschränkungen aufgrund der Antriebsart eingeengt zu sein. Letztlich ist aber der Weg zum Iveco-Stützpunkt erforderlich, denn sonst lassen sich die vielen wählbaren Konfigurationen im Modelljahr 2023 und letztlich auch der Preis nicht ermitteln – online bekommt man zur Wunschausstattung keinen Preis angezeigt.
Akku in drei Größen
Auch der Energievorrat an Bord lässt sich unterschiedlich konfigurieren. Das Besondere: Selbst wenn der eDaily nur für die Tour durch die City mit einer Reichweite von 120 km (Berechnung gemäß WLTP) eingesetzt werden soll und deshalb auch nur mit dem kleinen Akkupaket (37 kWh) und der Option für die Schnellladung mit 80 kW ausgestattet werden würde, wäre die Zukunft nicht verbaut. Denn die modulare Baukasten-Architektur macht es möglich, dass auch noch nachträglich (bei passendem Radstand) zwei weitere Akkupakete gleicher Größe nachrüstet werden können. So wäre auch noch im Nachgang eine Tauglichkeit für die Langstrecke von etwa 300 km erreichbar (Herstellerangabe gemäß WLTP).