Flächenheizung/-kühlung: Trends und Entwicklungen

Die alte Sichtweise der reinen Fußbodenheizung ist längst überholt. Auch an Wand und Decke ist die Flächenheizung mittlerweile zu einem wichtigen Baustein der Wärmewende geworden. Gleichzeitig gewinnt die Flächenkühlung zunehmend an Bedeutung. Im Interview erläutert Branchenexperte Frank Hartmann, dass für diese Trends und Entwicklungen einiges an neuem Know-how benötigt wird. Dafür bietet der Bundesverband der deutschen Heizungsindustrie (BDH) dem SHK-Handwerk umfassende Unterstützung.

Herr Hartmann, Sie sind seit sieben Jahren als Referent des Fachbereichs Flächenheizung/-kühlung im BDH tätig. Was sind in dieser Zeit die wichtigsten Entwicklungen gewesen?

Frank Hartmann: Unsere Mitgliedsunternehmen bieten ausgereifte Systeme der Flächenheizung/-kühlung für alle Anwendungen an Boden, Wand und Decke in Nass- und Trockenbauweise an. Dazu kommt eine Vielzahl von Modernisierungssystemen, die insbesondere für die Erneuerung der Wärmeübergabe im Bestand entwickelt wurden und stetig weiterentwickelt werden. Auch neue Montageinnovationen, wie z. B. das Klettsystem, schreiten in ihrer Akzeptanz voran.

Die Technik ist da. Allerdings wird die Flächenheizung/-kühlung in manchen Kreisen oft nur als Fußbodenheizung wahrgenommen. Dementsprechend ist es unsere Aufgabe im Fachbereich, die große Anwendungsvielfalt und die technischen Möglichkeiten der Flächenheizung/-kühlung umfassend zu vermitteln. Dazu gehören auch Wand- und Deckenflächen sowie die wassergeführte Doppelfunktion Heizen und Kühlen.

Womit beschäftigen Sie sich aktuell?

Dass die Flächenheizung/-kühlung als anrechenbare Nebenkosten in der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) förderfähig wurden, war eine zwar längst überfällige, aber umso erfreulichere Entwicklung. Dabei geht es nicht nur um die Fördergelder, sondern vielmehr um die Erkenntnis, dass Wärmeerzeugung, Wärmebereitstellung und eben die Wärmeübergabe zusammengehören und ergo optimal zusammenspielen müssen. Das hat auch den Informationsbedarf bei den Handwerkern erhöht.

Eine weitere sehr wichtige Entwicklung war es daher, dass wir in den letzten Monaten die Website des Fachbereichs grundlegend erneuert haben. So wurden hier Erkenntnisse und Ergebnisse aus unserer Projektarbeit eingepflegt und FAQs sowie ein Glossar angelegt. Bereits nach den ersten Monaten war in der Nutzeranalyse sehr deutlich zu erkennen, dass gerade die Grundlagen, aber auch unsere Informationsblätter besonders gut angenommen werden.

Weiterhin war und ist die Überarbeitung der DIN EN 1264 in allen Teilen eine wichtige Aufgabe. Nicht zuletzt, da die Anwendungen für Wand- und Deckenflächen detaillierter wurden. Für dieses Anliegen haben wir uns sehr eingesetzt.

Und was kommt in Zukunft auf uns zu? Welche Trends sehen Sie derzeit?

Um die Flächenheizung/-kühlung weiter in der Praxis zu etablieren, ist es wichtig, die bestehenden Defizite in der Aus- und Weiterbildung auszugleichen. Besonders die wassergeführte Doppelfunktion in einem System ist noch ein Novum im Paradigmenwechsel der Wärmeübergabe. Die praktische Realität hat sich hier schon lange weiter­entwickelt und die Berufsbilder verändern sich.

Wir hoffen sehr, dass der Trend zur Kühlung von Gebäuden und die Doppelfunktion Heizen und Kühlen, die allein durch die Nutzung von Wasser als Wärmeträgermedium ermöglicht wird, umfassend erkannt und umgesetzt werden. Damit sind schließlich herausragende Vorteile hinsichtlich Energieeffizienz, Nachhaltigkeit und Wärmekomfort verbunden. Dabei sollte auch die Solarthermie eine Rolle spielen, deren letzte Marktzahlen ja durchaus zuversichtlich stimmen.

Was gilt es beim Einsatz der Flächenkühlung unbedingt zu beachten? Wie ist man da als Fachhandwerker auf der sicheren Seite?

Da kann ich an dieser Stelle nur einige Stichworte zur Orientierung geben. Es beginnt mit dem Verständnis der Wärmeverteilschicht und deren Wirkunterschiede an Boden und Decke und geht über den Unterschied von Ankühlung und Vollkühlung bis hin zur Vermeidung von Tauwasser am oder im Bauteil.

Wenn aktuell ein Fachhandwerker in Sachen Flächenkühlung angefragt wird, kann ich an dieser Stelle nur empfehlen, Kontakt zu unseren Mitgliedsunternehmen aufzunehmen. Das sind kompetente Systemanbieter, die mit umfassenden Serviceleistungen auch die Planung bis hin zum hydraulischen Abgleich praxisgerecht unterstützen und dem SHK-Betrieb zur Seite stehen.

Darüber hinaus haben uns die bereits kurz erwähnten Defizite in der Aus- und Weiterbildung dazu veranlasst, eigene Online-Formate zu entwickeln, um die Flächenheizung/-kühlung weiter voranzubringen. Dort wird das Thema Kühlung natürlich auch behandelt.

Die Wärmepumpe gewinnt als Wärmeerzeuger immer mehr Bedeutung. Als Baustein für hohe Jahresarbeitszahlen (JAZ) ist die Flächenheizung damit eng verbunden. Wie sind hier die Chancen in der Modernisierung?

Da haben Sie vollkommen recht. Die Flächenheizung/-kühlung und Wärmepumpen sind Geschwister. Nach gut 20 Jahren Energiewende wurde im vergangenen Jahr die 1.000.000ste Wärmepumpe installiert. Hier lässt sich eine Parallele zur Flächenheizung/-kühlung erkennen: die Dominanz im Neubau und die Defizite im Bestand. Der Bestand aber ist elementar für die Wärmewende und besitzt aus diesem Grund für uns oberste Priorität.

Im vergangenen April haben wir gemeinsam mit der Fachabteilung Wärmepumpe im BDH und dem Bundesverband Wärmepumpe (BWP) und dem Gebäudeenergieberater Ingenieure Handwerker Bundesverband GIH mit großem Erfolg ein Onlineseminar zum Thema Flächenheizung/-kühlung und Wärmepumpe im Bestand abgehalten. Das zeigt uns einerseits das Interesse, andererseits aber auch den dringenden Bedarf. Daran werden wir mit unseren eigenen Online-Seminarreihen ab August anknüpfen.

Informationsblatt erleichtert Inbetriebnahme und Wartung

Das technische Informationsblatt Nr. 76 „Dokumentation der Wärmeübergabe – Flächenheizung/-kühlung in Wohngebäuden“ richtet sich an Fachhandwerker sowie Planer und Architekten und zeigt auf, welche Informationen und Kenndaten bei Inbetriebnahme des Wärmeübergabesystems einschließlich Heizkreis- bzw. Kühlkreisverteiler an den Betreiber zu übergeben sind.

Fehlende Dokumentationen erschweren eine spätere Modernisierung bzw. Optimierung der Anlagen in bestehenden Gebäuden nachhaltig. Mit diesem Informationsblatt stellt der BDH-Fachbereich Flächenheizung/-kühlung eine Handreichung zur Verfügung, die eine fachliche Dokumentation des Wärmeübergabesystems ermöglicht. Dies erleichtert nicht nur eine fachgerechte Wartung und Instandhaltung, sondern bei Bedarf auch eine Instandsetzung.

Das Informationsblatt Nr. 76 steht unter www.flaechenheizung-bdh.de in der Rubrik Informationsblätter kostenfrei zu Verfügung.

Online-Seminarreihe mit Branchenexperten

In diesem Jahr startet der BDH-Fachbereich Flächenheizung/-kühlung eine neue Online-Seminarreihe für Fachhandwerker, Planer, Energieberater und Architekten.

• Die Auftaktveranstaltung findet am 4. August von 17:00–18:30 Uhr statt und steht unter der Überschrift „Grundlagen der Flächenheizung/-kühlung – Wirkprinzip, Bauarten, thermische Behaglichkeit und Energieeffizienz im System“.
• Am 22. September folgt die „Flächenheizung in der Modernisierung“.
• Am 13. Oktober: „Flächenkühlung in Wohngebäuden“

Weitere Veranstaltungen sind in Planung. Anmeldung unter www.bit.ly/36JiFZQ

Im Mittelpunkt der Online-Seminare steht der praxisorientierte, produkt- und herstellerneutrale Wissenstransfer. Experten aus der Branche informieren in Fachvorträgen über den technischen sowie energiepolitischen Status quo und beschreiben Anwendungsfälle sowohl für den Neubau als auch für Bestandsgebäude.

Der Fachbereich Flächenheizung/-kühlung veranstaltet bereits seit 2017 regelmäßig Online-Seminare. Diese sind allesamt im Archiv auf  www.flaechenheizung-bdh.de verfügbar.