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Neue Kältemittel: Möglichkeiten und Grenzen bei Wärmepumpen

Alexander Sperr
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In Wärmepumpen werden zunehmend alternative Kältemittel eingesetzt. Fachhandwerker sollten sich rechtzeitig darauf vorbereiten.

Wärmepumpen benötigen ein Kältemittel, um die Energie aus Erdreich, Grundwasser, Außenluft oder auch Abwärme nutzbar zu machen. Das Kältemittel ist das Arbeitsmedium im geschlossenen Kältekreislauf.

Es verdampft bei geringem Druck und niedriger Temperatur und nimmt dabei Wärmeenergie aus der Umwelt auf. In der Wärmepumpe werden Druck- und Temperaturniveau angehoben. Die Energie aus der Quelle und dem Antrieb kann dann genutzt werden, um beispielsweise Gebäude zu beheizen oder Trinkwasser zu erwärmen (Bild 1).

Bild 1: In einem geschlossenen Kreisprozess wird das Kältemittel immer wieder verdampft, verdichtet, verflüssigt und wieder entspannt.

Heizungswärmepumpen haben üblicherweise eine Kältemittelfüllung von 1 bis 6 kg (je nach Art des Kältemittels und der Leistung der Anlage). Das Kältemittel wird nicht verbraucht. Es transportiert nur Wärme und altert dabei nicht, muss also auch nicht ersetzt werden.

Die Kältekreisläufe von Wärmepumpen sind grundsätzlich hermetisch geschlossen und das Kältemittel entweicht ebenso wenig wie bei einem Kühlschrank. Aufwendige Prüfverfahren bei der Produktion der Wärmepumpe stellen dies sicher. In Abhängigkeit von der Füllmenge schreibt die F-Gase-Verordnung zudem regelmäßige Dichtigkeitsüberprüfungen vor.

Am Ende ihrer Lebensdauer müssen Wärmepumpen fachgerecht entsorgt werden. Dabei wird das Kältemittel aus der Wärmepumpe vollständig abgesaugt und entweder vernichtet oder aufbereitet und wiederverwendet.

Was regelt die F-Gase-Verordnung?

Die F-Gase-Verordnung hat das Ziel, die Menge der in Verkehr gebrachten fluorierten Treibhausgase (F-Gase, gemessen in CO2-Äquivalenten) bis 2030 schrittweise um insgesamt 79 % gegenüber dem Basisjahr 1990 zu reduzieren.

Man spricht bei diesem Verfahren vom sogenannten Phase-down. Der letzte Reduktionsschritt fand 2017 statt. Die Inverkehrbringungsquote beträgt seither nur noch 63 % des ursprünglichen Wertes. Die nächste Stufe reduziert die Mengen ab 2021 auf 45 % (Bild 2).

Bild 2: Die Menge der in Verkehr gebrachten F-Gase wird bis 2030 schrittweise um insgesamt 79 % gegenüber dem Basisjahr 1990 reduziert.

Die Verordnung regelt also den Umgang mit teilhalogenierten Fluorkohlenwasserstoffen (HFKW). Davon sind auch viele Kältemittel, die in Wärmepumpen eingesetzt werden, betroffen. Die am Markt verfügbaren CO2-Äquivalente werden immer weiter reduziert. Der letzte Reduktionsschritt führte zunächst vor allem bei den gebräuchlichsten Kältemitteln (R-134a, R-410A und R-407C) zu Preissteigerungen.

Der Phase-down führt zur Verwendung von Kältemitteln mit geringerem GWP (Global Warming Potential = Treibhauspotenzial), für die allerdings teilweise erst noch Gerätekomponenten entwickelt werden müssen. Durch die F-Gase-Verordnung werden auch Anwendungsverbote von Kältemitteln geregelt, wovon aber Wärmepumpen nicht betroffen sind.

Die heute eingesetzten Kältemittel werden auch künftig noch erhältlich sein, falls z. B. bei einer Reparatur eine kleine Menge nachgefüllt werden muss. Aufbereitete Kältemittel (Recyclingware) sind von den Regelungen der Verordnung nicht betroffen. Die Bedeutung der Aufbereitung von Kältemitteln hat bereits zugenommen. Sie wird zunehmend zum wirtschaftlichen Standard.

Umwelteinfluss von Kältemitteln

Die gebräuchlichsten in Wärmepumpen eingesetzten Kältemittel sind derzeit Fluorkohlenwasserstoffe (HFKW). Diese tragen im Gegensatz zu den seit Langem in Europa verbotenen chlorierten Fluorkohlenwasserstoffen (HFCKW) nicht zum Abbau der Ozonschicht bei.

Die heute am häufigsten eingesetzten HFKW-Kältemittel (R-134a, R-407C, R-410A) sind weder brennbar noch toxisch. Man spricht auch von Sicherheitskältemitteln, da sie nach ISO 817 „Kältemittel – Kurzzeichen und Sicherheitsklassifikation“ zur Sicherheitsklasse A1 gehören (Bild 3).

Bild 3: Kältemittel werden hinsichtlich Brennbarkeit und Toxizität in Sicherheitsklassen eingeteilt.

Gleichzeitig besitzen sie sehr gute thermodynamische Eigenschaften, wodurch Wärmepumpen mit diesen Kältemitteln eine sehr hohe Energieeffizienz erreichen.

Maßstab für das Treibhauspotenzial bei Kältemitteln ist das sogenannte Global Warming Potential (GWP). Dieses basiert auf der Treibhauswirkung von CO2, dessen GWP 1 beträgt. Eine unmittelbar klimaschädliche Wirkung kann ein Kältemittel allerdings nur im Fall einer Leckage entfalten, was üblicherweise nicht vorkommt.

Bezogen auf ihren GWP lassen sich die in Heizungswärmepumpen verwendeten Kältemittel in vier Kategorien einteilen:

  •     Super Low GWP: <150
  •     Low GWP: 150 bis <750
  •     High GWP: 750 bis 2500
  •     Very High GWP: >2500 
Bild 4: GWP-Werte und Sicherheitsklassen von Kältemitteln (*Komponenten in der Entwicklung).

Das in der Übersicht (Bild 4) aufgeführte Kältemittel R-134a (Tetrafluorethan) hat beispielsweise ein CO2-Äquivalent von 1.430. Das bedeutet, dass 1 kg R-134a innerhalb der ersten 100 Jahre nach der Freisetzung 1.430-mal so stark zum Treibhauseffekt beiträgt wie 1 kg CO2. Oder: Die Freisetzung von 1 kg R-134a entspricht 1.430 kg CO2.

Alternativen zu High-GWP-Kältemitteln

Durch den Phase-down-Prozess wird es attraktiver, auf Kältemittel mit geringerem GWP auszuweichen. Dies können andere HFKW, HFO (Fluorolefinwasserstoffe) oder sogenannte natürliche Kältemittel (z. B. CO2, Ammoniak und Propan) sein.

Letztere haben meist einen sehr niedrigen GWP-Wert, jedoch in Abhängigkeit des einzelnen Kältemittels spezifische Nachteile bezüglich der Brennbarkeit, der Toxizität oder der Energieeffizienz.

Dies beschränkt ihren Einsatz auf bestimmte Anwendungen oder erfordert besondere Vorkehrungen für die Verwendung in Wärmepumpen.

Da durch den Phase-down-Prozess die Verwendung von Kältemitteln mit geringerem GWP angeregt wird, werden verschiedene Lösungswege verfolgt.

Bei Heizungswärmepumpen gibt es relativ neue Entwicklungen von Kältemitteln mit geringen GWP-Werten, die zur Gruppe der schwer entflammbaren Kältemittel (Sicherheitsklasse A2L) gehören. Dazu zählen R-32 (Difluormethan) sowie R-454B und R-454C (Gemische mit HFO). Aus der Gruppe der natürlichen Kältemittel wird im Heizungsbereich vor allem mit Propan (R-290, Sicherheitsklasse A3) gearbeitet.

Derzeit verwendete Kältemittel in etablierten Wärmepumpen können nicht einfach durch andere Kältemittel ersetzt werden. Ein Tausch des Kältemittels in einer installierten Wärmepumpe muss durch den Hersteller freigegeben sein.

Ganzheitliche Klimabilanz

Die Fokussierung auf das Kältemittel greift bei der Beurteilung der Klimawirkung einer Wärmepumpe allerdings zu kurz. Für eine ganzheitliche Betrachtung empfiehlt sich der Total Equivalent Warming Impact (TEWI) im Zusammenspiel mit der jeweiligen Wärmepumpenanwendung. Er berücksichtigt zusätzlich auch den klimatischen Einfluss des Energiebedarfs im Betrieb (Bild 5).

Bild 5: Bei der Ermittlung des TEWI werden die dargestellten Parameter berücksichtigt.

Für Elektrowärmepumpen ist das die CO2-Emission aus der Stromerzeugung. Die TEWI-Betrachtung ist auch für konventionelle Wärmeerzeuger möglich. Hier ist allerdings nur der Energieverbrauch für den Betrieb wichtig, da keine Kältemittel verwendet werden. Dadurch dass Wärmepumpen eine geringe Leckagerate haben, ist der reine GWP-Wert für sie weniger relevant. Entscheidend ist die Gesamtbetrachtung hinsichtlich der Leckage, des Füllgewichtes und des Recyclingfaktors.

Der TEWI berücksichtigt außerdem die Klimawirkung während der Betriebszeit durch die Erzeugung von z. B. Heizwärme. Damit ist es möglich, unterschiedliche Technologien miteinander zu vergleichen.

Bild 6: In dem Diagramm werden Wärmepumpen mit verschiedenen Kältemitteln und eine Gas-Brennwertheizung (Nutzungsgrad 92 %) über 20 Jahre verglichen. Die Heizleistung beträgt bei allen Geräten 5 kW.

Wie die Beispielrechnung (Bild 6) zeigt, ist unter den genannten Bedingungen der Betrieb von Wärmepumpen hinsichtlich der Auswirkungen auf das Klima immer vorteilhaft. Leicht zu erkennen ist, dass der direkte Klimaeinfluss durch das Kältemittel – also durch Leckagen oder beim Recycling – verglichen mit den Emissionen durch den Energieverbrauch im Betrieb fast vernachlässigbar ist.

Vereinfachend wurde deshalb auch für alle Geräte dieselbe Kältemittelfüllmenge angenommen. Obwohl je nach Art des Kältemittels oder des Wärmepumpentyps (Monoblock oder Split) auch bei derselben thermischen Leistung unterschiedliche Mengen erforderlich wären.

Neue Kältemittel in der Praxis 

Die Wahrscheinlichkeit, dass bei einer Wärmepumpe im Bestand ein Kältemittel ausgetauscht oder nachgefüllt werden muss, ist sehr gering. Wärmepumpen sind in der Regel hermetisch geschlossen (Monoblock) bzw. technisch dauerhaft dicht (Split), sodass keine Leckagen entstehen. Einmal verbaute Wärmepumpen benötigen normalerweise keine neuen Kältemittel. 

Sollte es doch zu einem Servicefall kommen, kann das Kältemittel bei Bedarf meist abgesaugt und anschließend ohne Bedenken wieder eingefüllt werden. Kann es nicht mehr verwendet werden, ist in der Regel eine Aufbereitung möglich. Dafür muss die Absaugung unbedingt sortenrein erfolgen. Aufbereitetes Kältemittel hat dieselbe Qualität wie Neuware. Es wird nicht der F-Gas-Quote angerechnet und trägt daher zur Entspannung des Marktes bei. 

Beim Austausch des Kältemittels sollte die gleiche Sorte beibehalten werden, denn der Kältekreis einer Wärmepumpe ist auf ein bestimmtes Kältemittel abgestimmt und seine Komponenten daraufhin optimiert. Das Einfüllen eines anderen Kältemittels kann zum Defekt, zu geänderten Einsatzgrenzen bzw. einem drastischen Effizienzabfall führen. Ohne die eindeutige Freigabe eines alternativen Kältemittels durch den Anlagenhersteller erlischt zudem die Gewährleistung. 

Achtung: Auf keinen Fall darf statt eines nicht entflammbaren ein entflammbares Kältemittel eingefüllt werden. Ein solches Vorgehen ist als grob fahrlässig einzustufen und für daraus eventuell resultierende Folgeschäden ergibt sich eine eindeutige Haftung des ausführenden Installationsbetriebs. 

Entscheidend ist, dass Fachhandwerker und Industrie hinsichtlich des Einsatzes alternativer Kältemittel eng zusammenarbeiten, damit insbesondere die Handwerker und Installateure für den Umgang damit gut vorbereitet sind. Schließlich zeichnet es sich heute schon ab, dass die Wärmepumpentechnologie hinsichtlich des voranschreitenden Klimawandels ein enormes Wachstum verzeichnen wird – auch im Bestand.

Dieser Artikel von Alexander Sperr ist zuerst erschienen in SBZ 14/15 2019. Alexander Sperr ist Referent Normung & Technik beim Bundesverband Wärmepumpe e. V.

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