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Heizungstausch zu Holzpellets: Diese drei wichtigen Punkte muss man beachten

Joachim Berner
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Kürzlich machte die Meldung in Fachmedien die Runde (unser Medium eingeschlossen), dass das Heizen mit Wärmepumpen langfristig günstiger sei als mit Gasheizungen. Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme war in der Studie Heizkosten und Treibhausgasemissionen in Bestandswohngebäuden zu diesem Ergebnis gekommen. Worüber nicht berichtet wurde: Die Berechnungen der Studie basieren auf den Fördersätzen des vergangenen Jahres. Pelletsheizungen schnitten deshalb in einem Einfamilienhaus schlechter ab. Für ein Mehrfamilienhaus allerdings haben die Studienautoren die Pelletsheiztechnik auch ohne staatlichen Zuschuss als fast genauso günstig ermittelt wie eine Wärmepumpe mit Förderung.

Die Situation hat sich in diesem Jahr geändert. Holzpelletsheizungen bekommen inzwischen wieder die gleiche Grundförderung wie Wärmepumpen. Für besonders emissionsarme Holzheizungen gibt es einen Emissionsminderungszuschlag von pauschal 2.500 Euro obendrauf.

Dass die Bundesregierung ihre fatale Entscheidung aus dem Jahr zuvor revidierte, die Fördersätze zu senken, mit der sie eine ganze Branche in eine existenzgefährdende Lage gebracht hat, macht klimapolitisch gesehen Sinn. Denn wer mit einem Pelletskessel heizt, der heizt klimafreundlich. Das besagt die Fraunhofer-Studie: Bei den Treibhausgasemissionen schneidet die Pelletsheizung mit Abstand am besten ab – egal, ob im Ein- oder Mehrfamilienhaus.

So haben die Studienautoren in einem Einfamilienhaus für sie Treibhausgasemissionen von 4,7 Kilogramm CO2-äquivalent pro Quadratmeter und Jahr und in einem Mehrfamilienhaus von 3,1 Kilogramm ermittelt, zehnmal weniger als für eine Gasbrennwertheizung, für eine Luftwärmepumpe mit Photovoltaik als nächst saubere Alternative von 6,7 Kilogramm im Einfamilienhaus und von 4,4 Kilogramm im Mehrfamilienhaus. Gasbrennwertkessel mit den im Gebäudeenergiegesetz ab 2029 vorgeschriebenen Wasserstoffanteilen kommen auf recht bescheidene Einsparungen. Sie heizen mit 36,4 Kilogramm im Einfamilienhaus und 24 Kilogramm im Mehrfamilienhaus nicht besonders umweltfreundlich.

Wenn man gemeinsam anpackt, ist der Wechsel zu einem Pelletskessel gar nicht so schwer, vor allem ist er ökologisch sinnvoll.

Worauf es bei einem Wechsel zu Holzpellets ankommt

Wer also seine alte Öl- oder Gasheizung klimafreundlich ersetzen will, sollte bei seiner Entscheidung die Option Holzpellets nicht leichtfertig außen vor lassen. Auf drei Punkte kommt es bei einem Wechsel besonders an:

  • auf ausreichend Platz für ein trockenes Brennstofflager für die Holzpellets,
  • auf eine entsprechend der Abgastemperaturen ausgeführte Abgasanlage und
  • auf eine fachgerecht ausgeführte hydraulische und regelungstechnische Einbindung in das bestehende Heizungsnetz.

Ohne Brennstoff kann eine Pelletsanlage nicht heizen. Deshalb sollte in erster Linie auf die Lagerfläche geachtet werden: Ist der geplante Lagerraum groß genug? Sind die Wege zum Befüllen kurz und die Befüllstutzen leicht zu erreichen? Saugsysteme bieten vielseitige Möglichkeiten, das Brennstofflager im Haus zu platzieren, weil sie die Pellets bis zu 20 Meter weit in den Vorratsbehälter des Kessels ziehen können.

Der ehemalige Tankraum einer Ölheizung reicht in den meisten Fällen aus, um die erforderliche Pelletsmenge lagern zu können. Bei einem vorher mit Erdgas beheizten Gebäude muss der Lagerraum für die Holzpresslinge geschaffen werden. Die Industrie bietet selbst für enge Platzverhältnisse eine Fülle von Möglichkeiten an, beispielsweise Erdtanks, die sich im Garten vergraben, oder Gewebesilos, die sich in Gartenhütten aufstellen lassen. 

Die Entsorgung eines alten Kessels ist über den ausführenden Heizungsbauer kein Problem, da er beispielsweise bei Öltankentsorgungen von Fachfirmen unterstützt wird. Gegebenenfalls zerteilen die Spezialisten den alten Öltank fachgerecht und entsorgen ihn.

Der Weg zum Brennstofflager sollte für den Pelletslieferanten gut zugänglich sein.

Abgassystem anpassen

Moderne Pelletskessel arbeiten mit einem Saugzuggebläse und einer getrennten Primär- und Sekundärluftführung, sodass sie den Brennstoff bei niedrigen Abgastemperaturen optimal verbrennen. Die Kamine der Abgasanlage müssen den Anforderungen entsprechend ausgeführt und dimensioniert sein. Bei den meisten Anlagen lassen sich die bestehenden Kaminsysteme nutzen beziehungsweise anpassen. In einigen Fällen kann der Pelletskessel ohne Weiteres mit dem bestehenden Abgassystem arbeiten, zum Beispiel wenn der bisherige Ölkessel bereits an einem geeigneten Edelstahlkamin angeschlossen war.

Handelt es sich um einen nicht feuchtebeständigen Kamin, kann er mit einem Innenrohr aus Edelstahl saniert werden. Voraussetzung: Der Querschnitt des Kamins ist groß genug. Der Anschluss an Abgassysteme aus Kunststoff ist nicht erlaubt. Ist kein geeignetes Abgassystem vorhanden und eine Sanierung nicht möglich, bietet es sich an, einen Außenkamin zu installieren. Es empfiehlt sich, die aktuell gültigen Ableitbedingungen zu beachten und mit der örtlich zuständigen Schornsteinfegerin oder dem Schornsteinfeger zu sprechen. Schließlich werden sie später die Rauchgasanlage abnehmen und können wichtige Hinweise geben.

Heizkessel und Schornstein müssen aufeinander abgestimmt sein. Abgase strömen bei den effizienten Pelletsgeräten heutiger Generation mit niedrigeren Temperaturen in das Rauchrohr. Kann der Kamin wegen falscher Dimensionierung die Rauchgase nicht gut abziehen, können sie im Kaminzug erkalten, kondensieren und das gute Stück versotten. Versottung nennt man den Niederschlag aggressiver Schwefelsäure an der Innenwand des Schornsteins. Für Kamine sollte man feuchteunempfindliche Materialien verwenden. Richtwerte für Kamindurchmesser geben die Kesselhersteller in ihren technischen Dokumentationen an.

Den Kamin sollte man möglichst mit einem 45 Grad-Bogen und mit einem vom Kamin leicht abfallenden Rauchrohr an den Kessel anschließen. Rohrwinkel mit 90 Grad-Biegungen, Reduzierungen und zusätzliche Bögen beeinträchtigen den für einen problemlosen Abzug der Abgase erforderlichen Unterdruck im Kamin. Das Abgasrohr des Kessels muss so in den Kamin führen, dass kein Kondenswasser in das Heizgerät fließen kann. Das Rauchrohr sollte gedämmt ausgeführt sein. So verliert das Abgas weniger an Temperatur, wenn es in den Kaminzug gelangt, und kondensiert nicht. Auf einem Meter Länge kann das Rauchgas immerhin um 20 Grad Celsius abkühlen.

Über leicht zugängliche Putzöffnungen kann der Schornsteinfeger das Rauchgasrohr leicht reinigen. Der Kaminanschluss sollte 20 Millimeter größer sein als der Rauchrohrdurchmesser. So lassen sich Rauchrohr und Kamin schalltechnisch besser entkoppeln.

Braucht es einen Pufferspeicher?

Ob ein Pelletskessel seine Wärme erst in einen Pufferspeicher liefern muss, bevor sie von dort zu den Heizkörpern rauscht, darüber gibt es unterschiedliche Meinungen. Viele Anbieter raten zur Montage eines Pufferspeichers, weil er Energie für aufwändige Starts des Kessels vermeidet und dieser länger mit voller Kraft und so mit besserem Wirkungsgrad arbeiten kann. Grund: Das Gerät läuft so lange mit Volllast, bis der Speicher gefüllt ist, muss deshalb nicht immer wieder anspringen, um kleinste Wärmeanforderungen zu befriedigen.

Andere Hersteller verweisen auf ihre modulierenden Kessel. Sie liefern, falls richtig ausgelegt, immer die an den Bedarf angepasst nötige Menge Energie und müssen nicht ständig die große Wassermenge im Wärmetank aufheizen. Pufferspeicher verlieren trotz Dämmung Wärme. Wärme, die unnötig erzeugt, zu einem höheren Brennstoffverbrauch führt. Arbeitet eine Pelletsanlage ohne Pufferspeicher, raten manche Firmen zu einem ausreichend großen Warmwasserspeicher. 100 Liter reichen in einem Einfamilienhaus nicht aus. Es sollten mindestens 300 Liter sein.

Nicht nur die Einbaumaße müssen stimmen, damit die neue Pellets­heizung ihren Platz findet. Auch ihre Leistung muss richtig bemessen sein. Planende sollten dazu mit Herstellerkennwerten rechnen.

Anlagenleistung richtig berechnen

Gängige Berechnungen des Heizenergiebedarfs nach der inzwischen zurückgezogenen DIN V 4701-10, jedoch auch nach der jetzt gültigen DIN V 18599 bewerten moderne Pelletsheizungen zu schlecht, weil sie die darin angegebenen Standardwerte anstatt der Herstellerkennwerte berücksichtigen. Die Standardkennwerte sind veraltet und entsprechen nicht mehr der Energieeffizienz heutiger Pelletsheizungen. Das gilt sowohl bei Berechnungen für die Energieberatung und die Heizungsplanung, für öffentlich-rechtliche Nachweise wie auch bei der Bestimmung der Energieeffizienzklasse für neue Wohngebäude in den neuen Energieausweisen. Darauf weist der Deutsche Energieholz- und Pellet-Verband (DEPV) hin.

Besonders bei Berechnungen nach der veralteten DIN V 4701-10 empfiehlt sich für eine realistische Abschätzung des Heizenergiebedarfs die Berechnung mit Herstellerkennwerten. Denn Standardkennwerte können zu einer erheblichen Überschätzung des Energiebedarfs moderner Pelletsfeuerungen führen. Gegenüber dem nur bei 80 Prozent liegenden Standardwert für den Wirkungsgrad liegen die heutigen tatsächlichen Wirkungsgrade zwischen 90 und 98,5 Prozent – bei Brennwertkesseln sogar bei über 100 Prozent. Auch die Standardwerte für den Hilfsenergiebedarf sind um ein Mehrfaches höher als die aktuellen Herstellerangaben angesetzt.

Als Resultat ergibt sich mit Standardwerten gerechnet für Pelletsheizungen ein deutlich zu hoher Endenergiebedarf und damit ein zu hoher Brennstoffverbrauch. Bleibt der Pufferspeicher unberücksichtigt, wird laut DEPV zum Beispiel ein bis zu 50 Prozent zu hoher Heizenergiebedarf errechnet. Bei einem durchschnittlichen Wohnhaus kann das einen – falsch berechneten – zusätzlichen Brennstoffbedarf von bis zu drei Tonnen pro Jahr ausmachen.

Der DEPV hat deshalb Excel-Listen mit Herstellerkennwerten für eine Berechnung nach DIN V 18599 und DIN V 4701-10 veröffentlicht, außerdem ein Informationsblatt Es erläutert den Hintergrund der Arbeit mit den Energiekennwerten und beschreibt, wie vorzugehen ist, wenn im konkreten Anwendungsfall nicht mit Werten einer bestimmten Anlage gerechnet werden kann. Denn schließlich soll die neue Pelletsheizung richtig dimensioniert sein, damit sie mit möglichst wenig Brennstoffverbrauch möglichst viele Treibgasemissionen vermeiden kann.

Dieser Artikel erschien zuerst im Gebäude Energieberater Ausgabe 3/2024.

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