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Alte Heizungspumpen: Geringe Investitionen entlasten Stromnetze

Das war ein Schock für eine kleine, aber schnell wachsende Stadt in Brandenburg wenige Kilometer nördlich der Berliner Stadtgrenze: Kapazitätsengpässe im Stromnetz hatten zu Beginn dieses Jahres dazu geführt, dass Leistungserhöhungen über die bestehende Versorgung hinaus nicht mehr möglich waren. Deshalb wurden beispielsweise Anschlüsse von Wärmepumpen und Ladeinfrastruktur nicht mehr von den Stadtwerken genehmigt. In einem Kraftakt haben sich die regionalen Stadtwerke und einer der größten regionalen Energiedienstleister Deutschlands nunmehr darauf verständigt, weitere Leistungserhöhungen bereitzustellen und ab Mai 2024 wieder neue Haushalte an ihr Stromnetz anschließen zu können.

Mit dieser Problematik müssen sich nicht nur die nordostdeutschen Energieanbieter auseinandersetzen – sie betrifft auch alle anderen Stromversorger der Bundesrepublik. So hat gerade der Netzbetreiber TransnetBW wegen ausgelasteten Stromleitungen vom Norden Deutschlands in den Süden erneut zum Stromsparen aufgerufen. Mit Abschaltungen müsse man aber nicht rechnen. Um einen Engpass zu vermeiden, empfahl TransnetBW, möglichst wenig Strom zu verbrauchen.

Eigentlich ist dies einfach und vor allem kurzfristig zu erreichen: Durch den Austausch alter Heizungspumpen. Jede einzelne davon verbraucht zum Beispiel im Einfamilienhaus bis zu 600 kWh Strom im Jahr! Kaum vorstellbar, dass nach wie vor 27,4 Millionen dieser alten Pumpen in Deutschlands zentralbeheizten Gebäuden betrieben werden. Das ergibt insgesamt 16.440.000.000 kWh, die Verbraucher zu viel bezahlen und die den Netzbetreibern bei der Versorgung fehlen.

In 83 Prozent aller Wohngebäude in Deutschland gibt es mindestens eine solche „Altpumpe“, die noch ungeregelt oder mit manuell einzustellenden Drehzahlstufen ausgestattet ist. Davon sind fast zwei Drittel außerhalb des Heizkessels im Heizungsrohrnetz angebracht. Und diese werden oft bei Kesselerneuerungen nicht in die Modernisierungsmaßnahmen einbezogen.

Hier sollte jeder Hauseigentümer seine Heizungspumpen auf ihr Alter und die Verbrauchsdaten überprüfen und dann schleunigst austauschen. Dafür kann er den zur Wartung seines Heizsystems beauftragten Installateur, aber auch seinen Schornsteinfeger, der regelmäßig die Heizungsanlagen kontrolliert, bitten, gezielt nach den Pumpen zu schauen und ihn zu beraten. Auch Energieberater können prüfen, ob der Austausch einer Heizungspumpe gegen eine sogenannte Hocheffizienzpumpe Sinn ergibt. Denn: Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) §60b sagt, die Heizungsprüfung ist verpflichtend. Und außerdem ist auch die Heizungspumpe ein Prüfgegenstand. Hier muss angekreuzt werden, ob sie effizient ist oder nicht.  

Bei der notwendigen Wärmewende auf die Hilfe der Politik zu warten, scheint müßig. „Eine sichere, bezahlbare, umweltverträgliche Energieversorgung sollte das Ziel der Bundesregierung sein“, heißt es in § 1 EnWG. Doch dies wird im März 2024 seitens des Bundesrechnungshofs in einem Sonderbericht angezweifelt. „Aktuell hält der Bundesrechnungshof für den Bereich Strom fest: Die sichere Versorgung ist gefährdet, der Strom teuer, während die Bundesregierung die Auswirkungen der Energiewende auf Landschaft, Natur und Umwelt nicht umfassend bewerten kann“, so Rechnungshofpräsident Kay Scheller.

Eine große Chance, dieses Dilemma zu dämpfen, war die Novellierung des GEG 2023. Jedoch wurden Energieeffizienzmaßnahmen kurz vor der Beschlussfassung wieder herausgestrichen – insbesondere Maßnahmen, die sicher, bezahlbar und umweltverträglich sind, zum Beispiel der vorzeitige Pumpentausch. Wie passt dies noch zusammen?

Prof. Clemens Felsmann, TU Dresden, stellte im Juni 2023 in einem Kurzgutachten zu den energetischen Einsparpotenzialen eines Pumpenaustausches in Heizungsanlagen das Potenzial für den Pumpentausch heraus. Sein Fazit: „Durch die eingesparte Energie im Pumpentausch können circa 1,4 Millionen Wärmepumpen betrieben werden. Außerdem werden die Stromnetze entlastet. Ein wichtiger Beitrag zur Dekarbonisierung der Wärmeversorgung.“

Die Auftragslage von Unternehmen im Bereich der Technischen Gebäudeausrüstung wird immer angespannter; ein Sektor, der für den Klimaschutz immens wichtig ist. Wenn nicht gegengesteuert wird, besteht die Gefahr, dass Fachkräfte abwandern.

Schnell umsetzbare, geringinvestive Energieeffizienzmaßnahmen binden die Fachkräfte bei gleichzeitiger regionaler Wertschöpfung. Zudem sind sie sozialverträglich.

Lösungsvorschlag: Efficiency first endlich leben!

Zielführend ist es, schnellstmöglich für alle Gebäudebetreiber zum Beispiel den Pumpentausch mit einer attraktiven Förderung (30 Prozent) zu versehen - stellvertretend für weitere Maßnahmen, die einen ähnlichen Effekt haben. Weil diese Maßnahmen das Stromnetz entlasten, kann die Förderung als Bestandteil des Netzausbaus betrachtet und darüber entsprechend ausfinanziert werden.

Das GEG ist zur nächsten Novellierung hinsichtlich einer verpflichtenden Umsetzung von schnell umsetzbaren Energieeffizienzmaßnahmen ausformuliert. Erst fördern, dann fordern.

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