Baden-Württemberg: 2024 erneut Rekord beim Solarausbau
Darauf weist das Solar Cluster Baden-Württemberg hin. Die vorläufigen Zahlen basieren auf Daten des Marktstammdatenregisters der Bundesnetzagentur und Berechnungen des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW). Zu sehen sind die Zahlen im Datendienst der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW).
Trotz des Erfolges müsse sich Baden-Württemberg weiter anstrengen, sagt Andreas Schlumberger vom Solar Cluster. „Wir haben jetzt die Hälfte des nötigen jährlichen Ausbaus erreicht, um die Wirtschaft ausreichend mit günstigem Strom zu versorgen.“ Dem Branchenverband zufolge sind pro Jahr rund 4.000 Megawatt Zubau erforderlich – auf eine ähnliche Zahl kommen die Übertragungsnetzbetreiber. Damit das Ziel erreicht werde, müssten Bund, Land und Regionalverbände für gute Rahmenbedingungen sorgen, so Schlumberger.
Deutschlandweit wurden 2024 über eine Million Solarstromanlagen installiert. Etwas mehr als jede achte neue Solaranlage entfiel also auf den Südwesten. Aufgrund von Nachmeldungen können sich die Zahlen noch ändern, die Richtung ist jedoch klar: Die Nachfrage nach Solarstromanlagen boomt in Baden-Württemberg weiter. Von den 2.120 Megawatt neu installierter Leistung entfielen 1.580 Megawatt auf Gebäudeanlagen und knapp 540 Megawatt auf Solarparks. Insgesamt sind im Südwesten nun Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von insgesamt 12,4 Gigawatt installiert. Rein rechnerisch können sie rund 3,7 Millionen Haushalte mit Strom versorgen. Deutschlandweit wurde Ende vergangenen Jahres die 100 Gigawatt-Grenze übersprungen.
Ein Grund für den aktuellen erfolgreichen Photovoltaikausbau von der Oberrheinebene über Hohenlohe bis nach Oberschwaben sind die rechtlichen Änderungen auf Bundes- und Landesebene. Bürgerinnen und Bürger sowie Firmen müssen weniger Hürden überwinden und haben zusätzlich Anreize, eine Photovoltaikanlage zu errichten. Das macht sich seit gut zwei Jahren positiv bemerkbar. Auch die Energiepreiskrise im Jahr 2022 hat zu dem Nachfrageboom beigetragen.
Nicht auf den Lorbeeren ausruhen, sondern einen Zahn zulegen
2025 müsse nun alles dafür getan werden, den Ausbau gleichermaßen voranzutreiben, fordert Schlumberger. „Wir müssen diesen positiven Trend jetzt mit Schwung ins neue Jahr fortführen und möglichst noch einen Zahn zulegen.“ Denn das Ziel sei noch nicht erreicht. Insgesamt benötigt der Südwesten künftig zusätzlich 4.000 Megawatt installierte Photovoltaikleistung pro Jahr, hat eine Berechnung des Solar Clusters ergeben. Die zusätzliche Leistung ist nötig, um die Wirtschaft mit günstigem, klimafreundlichem Strom zu versorgen. Dass Photovoltaik und Windenergie die Strompreise drücken, hat das vergangene Jahr eindrücklich gezeigt: Von 2023 auf 2024 sank der Börsenstrompreis um rund 15 Prozent. Für die Vergünstigung sorgen unter anderem zahlreiche Stunden mit negativen Börsenstrompreisen.
Die Erneuerbaren sind auch erforderlich, um Baden-Württembergs Anteil an den Klimaschutzverpflichtungen zu erfüllen. „2024 war nicht nur weltweit das wärmste Jahr. In Baden-Württemberg gab es ebenfalls einen neuen Temperaturrekord“, so Schlumberger. „Daher müssen wir unseren CO2-Fußabdruck weiter verringern.“
Die vom Solar Cluster geforderten Ausbauzahlen decken sich mit denen anderer Institutionen und Experten. So geht etwa der Netzentwicklungsplan der vier Übertragungsnetzbetreiber von bis zu 3.500 Megawatt erforderlichen Solarzubau pro Jahr allein in Baden-Württemberg aus. Was ein Ausbau in der Höhe von 4.000 Megawatt im Land bedeutet, zeigen folgende Zahlen: Pro Tag müssten im Südwesten rund 350 mittelgroße Anlagen auf Ein- und Zweifamilienhäusern mit rund zehn Kilowatt installierter Leistung in Betrieb gehen und zehn neue Anlagen auf Gewerbegebäuden oder über Parkplätzen mit einer installierten Leistung von rund 350 Kilowatt. Hinzu kommen 140 Solarparks mit einer installierten Leistung von zehn Megawatt im Jahr.
Aufgaben für Bund, Land und Regionalverbände
Um den Ausbau zu unterstützen, sollten Bund und Land jetzt weiter Marktbarrieren abbauen und für attraktive Rahmenbedingungen sorgen, fordert Schlumberger. Der Bund müsse etwa die künftige Förderung für Photovoltaik ab 2027 so gestalten, dass der Ausbau nicht abgewürgt werde. Das bisherige Fördersystem über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ist nur bis Ende 2026 europarechtlich abgesichert. Die neue Fördersystematik müsse so gestaltet sein, dass Anlagenbetreiber und finanzierende Banken mit ihr verlässlich kalkulieren könnten.
Die Bundesregierung müsse zudem endlich ein Gesetz zur Umsetzung der Erneuerbare-Energien-Richtlinie der EU (RED III) verabschieden. Die RED III verlangt, Beschleunigungsgebiete für die Errichtung von Photovoltaikanlagen auszuweisen. Planung, Genehmigung und Umsetzung soll hier einfacher werden. Auch müsse es eine Vereinfachung beim „Energy Sharing“ geben. Damit ist die gemeinschaftliche Stromerzeugung und der gemeinsame Verbrauch in räumlichem Zusammenhang einschließlich der Nutzung des öffentlichen Stromnetzes gemeint, etwa in Wohngebieten.
Vom Land wünscht sich der Branchenverband eine Anpassung des Ausbauziels auf 4.000 Megawatt pro Jahr. Derzeit liegt das Ziel bei rund 1.850 Megawatt pro Jahr. Das Land solle zudem weiter für die Photovoltaik werben und beispielsweise die regionalen Photovoltaik-Netzwerke länger als bis Ende 2025 fördern. Auch die Regionalverbände seien am Zuge: Sie könnten dem Photovoltaikausbau noch mehr Schub verleihen, indem sie die Regionalplanung für Solarparks zusammen mit den Kommunen schneller fertigstellen.
Wer eine Solaranlage betreibt, profitiert von einer günstigen, kostenstabilen Stromversorgung, erhöht damit seine Versorgungssicherheit und trägt zum Klimaschutz bei – eine Win-win-win-Situation. Mehr Photovoltaik im Land ist auch für die Wirtschaft im Südwesten überlebensnotwendig. Photovoltaikanlagen passen auf Dächer und an die Fassade, auf überdachte Parkplätze, auf Baggerseen, an Autobahnen und Schienenwege sowie als Solarparks auf Freiflächen.