Praxisbericht: Eine Badewanne im Wohnzimmer
Muss eine Badewanne immer zwingend im Badezimmer stehen? Nein. Kann sie nicht auch woanders platziert werden, etwa im Wohnzimmer? Ja. Zur Körperpflege bedarf es nicht unbedingt einer Badewanne, der kann mit einer Dusche ebenso Genüge getan werden. Beim Wannenbad geht es um mehr: Für viele Menschen ist die Badewanne Genuss und Quelle der Entspannung, bis hin zur Regeneration.
Aber von vorne: Als wir zum Kundendiensteinsatz zu einer Frau und ihrer Tochter geschickt wurden, sollten wir eigentlich nur eine Handbrause mit Brauseschlauch in einer Dusche auswechseln. Der Hintergrund: Ein Einfamilienhaus wurde zu einem Zweifamilienhaus umgebaut und bereits vor einigen Jahren modernisiert, bevor die beiden in die Erdgeschosswohnung eingezogen sind.
Im bestehenden Badezimmer war kaum ausreichend Platz für eine Toilette und besagte Dusche. Im Gespräch „klagte“ die Frau mit einem Seufzer darüber, dass sie ja schon gerne eine Badewanne hätte, aber der kleine Raum das nicht hergibt. Zwar freuten sich die beiden Damen über ihren neuen Brausekopf und neuen Brauseschlauch, aber sie sehnten sich dennoch sehr nach einer Badewanne, wie sie bei einer Tasse Kaffee zum Ausdruck brachten. Das berührte uns ebenso, wie es uns inspirierte, vielleicht doch eine Möglichkeit zu finden. Wir fragten die Frau, ob sie uns mal durch ihre Zimmer führen würde, um zu schauen, wo alternativ noch eine Badewanne Platz finden könnte. Erstaunt schaute uns die Frau an und meinte, dass sie aber doch nur dieses kleine Duschbad habe.
Die Suche nach einem Platz für die Badewanne
Bei unserer Inaugenscheinnahme betrachtete ich alle Räume der Wohnung, die sich im Erdgeschoss des Hauses befand. Als Letztes sahen wir uns das Kaminzimmer an, das einem Anbau gleicht, darüber befindet sich ein Balkon für das Dachgeschoss. Die Außenwände sind fast ausschließlich mit Fenstern ausgestattet und an der Seite führt eine Glastür in den Garten. Die Aussicht ist wunderbar. In der anderen Ecke gegenüber der Glastür zum Garten stand ein schöner Kaminofen, der an einem außen geführten Edelstahlkamin angeschlossen war. Ein kleines Sofa und eine Brennholzkiste waren die hauptsächlichen Einrichtungsgegenstände, abgesehen von den üblichen Dekorationen auf der Fensterbank.
In meiner Vorstellung sah ich an der Stelle des Sofas schon eine Badewanne, frei stehend an der Fensterwand, neben dem Kaminofen. Ich unterbreitete ihr den Vorschlag und wir waren uns einig, dass hier der ideale Platz für eine frei stehende, unbedingt emallierte Stahlwanne sei, was bei den beiden Kundinnen Staunen und vorsichtige Freude auslöste. Die Umgebung des Hauses war ebenfalls optimal gestaltet, sodass niemand aus dem Garten hineinschauen konnte – oder es wird einfach die Jalousie geschlossen.
Unsere Empfehlung war, aufgrund des Kamins eben eine emaillierte Stahlbadewanne zu verwenden, die zusätzlich von der Strahlungswärme des Kamins profitiert. Den Abstand von 0,5 m konnten wir locker einhalten. Bei der Leitungsführung fassten wir den darunterliegenden Keller ins Auge, um dort die sanitären Verteilstrukturen zu erkunden und zu nutzen.
Suche nach der Leitungsführung
Wir schauten in den Keller, in den Heizraum, wo ein Pelletskessel mit einen Kombi-Pufferspeicher untergebracht war. Weiter betrachteten wir die Hausanschlüsse und wurden fündig im Hauswirtschaftsraum, wo die Waschmaschine stand und sowohl Abwasseranschlüsse (DN 50) vorhanden waren als auch Warm- und Kaltwasserleitungen (DN 15) unter der Decke, für die Anschlüsse einer UP- Armatur für die Badewanne. Die Bestandsaufnahme im Keller ergab gute Möglichkeiten für die Warm- und Kaltwasserversorgung. Blieb noch, die Leitungsführung vor Ort festzulegen.
Montage der Leitungsführung
Zuerst stellten wir das Wasser ab und entleerten die beiden Wasserleitungen bis zu der Stelle, wo wir unsere Anschlüsse herstellen wollten, indem wir jeweils ein T-Stück einbauten. Wir hatten Glück, dass es sich um Sanipex-MT-Rohr handelte, und hatten passende Presszangen dabei. Das Rohrende wurde aufgeweitet, um die Formstücke ohne Querschnittsverengung einzupassen. Die Verschraubung musste vor dem Pressen übergezogen werden. Ist die Wulst durch das Aufweiten entstanden, wird das aufgeweitete Rohrstück auf das Formstück (T-Stück) gesteckt und mit einem integrierten Dichtring abgedichtet. Wenn die Teile korrekt zusammenpassen, wird die Schraubverbindung dann mit einen Sanipex-Drehmoment-Ratschenschlüssel angezogen.
Anschließend stellten wir den Deckendurchbruch in das Kaminzimmer her, um Abfluss und Warm- und Kaltwasserleitung durchzuführen. Wir verarbeiteten Rollenrohr mit Wärmedämmschlauch und konnten tatsächlich auf weitere Verbindungen in der Leitungsführung bis zur Badewannenarmatur verzichten, achteten aber auch auf eine ausreichende Befestigung der beiden Wasserleitungsrohre und darauf, dass die Dämmung nicht beschädigt wurde, während wir Rohre durch den Durchbruch führten.
Die Arbeiten im Kaminzimmer
Die baulichen Voraussetzungen im Kaminzimmer eigneten sich gut für den Badewannenanschluss. An der Außenwand fanden wir für die Wannenarmatur einen Trockenbauvorsatz vor, die Holzdielen in dem Bereich der Leitungsführung ließen sich zurückbauen bis zu der Ecke, wo wir einen Durchbruch herstellten, um die Leitungen in den Keller zu den Anschlussorten zu führen. Nichtsdestotrotz mussten wir, um unsere Zuleitungen zu legen, einen breiten Schlitz (10 cm) in die Deckenplatte stemmen, um auch die Dämmstärke 50 % um die Wasserleitungen und das Abflussrohr DN 50 zwischen den Wasserleitungen unterzubekommen. Wir dämmten auch die Kaltwasserleitung, weil diese recht nah an der Warmwasserleitung liegt.
Die frei stehende Wanne anschließen
Für die Abflussleitung richteten wir die Anschlüsse entsprechend dem Maßblatt am Boden vor, anschließend setzten wir die Holzdielen wieder ein, um die Badewanne platzieren zu können. Um die Ablaufgarnitur inklusive Siphon anschließen zu können, mussten wir die Badewanne anheben.
Den Abfluss DN 50 verlegten wir in einem dafür vorgesehenen Spalt in der Deckenplatte. Unten im Keller befestigten wir ihn mit Rohrschellen an der Wand, mit entsprechendem Gefälle (1 cm/m). Der Anschluss erfolgte letztlich am Abfluss für die Waschmaschine. Für die Trockenbauvorwand wurde die Unterputzarmatur zusammengebaut, die Anschlüsse für Warm- und Kaltwasser und für den Anschluss des Brauseschlauchs wurden mit Rotguss Nippel und Winkel 1/2" schließlich auf Maß eingebaut und befestigt. Für die Trinkwasseranschlüsse verwendeten wir passende Anschlusswinkel (16*1/2 A.G) fürs Sanipex-Rohr, welches wir auf die Unterputzarmatur der Badewanne montierten. Im Anschluss verlegten wir die davor entfernten Dielen.
Fertigmontage und Arbeiten drumherum
Die gesamte Trockenbauvorwand um die Armatur ist komplett rückbaubar, als Abschluss erhielt sie eine leicht demontierbare Schieferplatte. Die wurde vom Steinmetz maßgenau zugeschnitten. Die Befestigung erfolgte mit verchromten Schrauben. Wichtig: Die Löcher für die Schrauben haben wir vorsichtshalber auch vorbohren lassen, bevor wir Abplatzungen oder gar Risse selbst verursachen. Danach erledigten wir die Fertigmontage und auch die Anschlüsse zur Wannenbefülleinheit. Zum Schluss montierten wir die verchromte Abdeckung der Armatur. Der Dielenboden wurde abschließend nochmals eingewachst und hat somit kein Problem mit Spritzwasser. Wenn es nach dem Baden nicht schon verdunstet ist, wird es dann halt mit dem Vorleger trocken gemacht.
Der Blick aus dem Fenster
Die neue Badesituation begeistert. Großzügige Fenster, Blick in den sommerlichen Garten, das schlägt so manches profane Badezimmer um Längen. Und dann erst die Wintermonate bzw. die Übergangszeit, wenn das Feuer im Kaminofen lodert – stellt sich doch die Frage, warum diese Art der Aufstellung nicht öfter in Betracht gezogen wird.
Dieser Beitrag von Moritz Hartmann ist zuerst erschienen in SBZ 05/2021. Moritz Hartmann lebt in Franken und ist Auszubildender zum Anlagenmechaniker SHK im 3. Lehrjahr. Kontakt: jaeger@sbz-online.de
Meinung von SBZ-Chefredakteur Dennis Jäger
Jugend forscht
Ein „Hoch“ auf die Jugend. Natürlich, bei diesem Beitrag handelt es sich um ein einzelnes Beispiel. Es wäre vermessen anzunehmen, überall wären so kreative Azubis am Werk. Aber dennoch zeigt das Projekt zweierlei:
1) Gute Azubis bringen jedes Unternehmen weiter. Denn hier entwickelte sich aus dem bloßen Tausch der Handbrause ein Vorzeigeprojekt. Weil der Kollege richtig zugehört hat.
2) Das SHK-Handwerk bietet reichlich Gelegenheiten, sich kreativ und zum Nutzen der Kunden in Szene zu setzen. Das ist ein gutes Argument im Werben um weiteren Nachwuchs.
Allein deshalb war es der SBZ wert, die Story in diese Ausgabe zu heben, verfasst vom Azubi selbst. Das ist ungewöhnlich, aber in diesem Fall einfach nur folgerichtig. Und vielleicht ist der Text auch Ansporn für den ein oder anderen Azubi, sich noch ein wenig mehr ins Zeug zu legen. Denn für mich ist klar: Der Branchennachwuchs ist eben doch besser als sein Ruf. Was meinen Sie? Ich freue mich auf Ihre Kommentare dazu.
Ihr SBZ-Chefredakteur Dennis Jäger: jaeger@sbz-online.de