Agrophotovoltaik: Kartoffeln unter dem Kollektor
Eine Forschungsanlage zur Doppelnutzung landwirtschaftlicher Flächen ist im September 2016 in Heggelbach am Bodensee festlich eingeweiht worden. Untersucht werden soll, welche Gemüsearten oder Feldfrüchte besonders für den Anbau unter einer Freiflächenanlage geeignet sind.
Unter Federführung des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme wurde eine Idee aus dem Jahre 1981 aufgegriffen. Unter dem Titel „Kartoffeln unter dem Kollektor“ schlug damals Adolf Goetzberger vor, Solaranlagen und landwirtschaftliche Nutzung zu kombinieren. Mit dem rasanten Ausbau von Freiflächenanlagen wurde in den letzten Jahren auch immer wieder die Flächenkonkurrenz zwischen Landwirtschaft und Energiegewinnung zum Thema. Mit der jetzt in Betrieb gegangenen Pilotanlage wird nun die ressourceneffiziente Doppelnutzung von Flächen untersucht. Unter den in fünf Metern Höhe montierten Modulen werden in der Projektlaufzeit vier Kulturen – Weizen, Kleegras, Kartoffeln und Sellerie – gleichzeitig angebaut. Auf einer direkt anschließenden Testfläche wird die gleiche Bepflanzung ohne Module angelegt. Aus dem direkten Vergleich werden die Wissenschaftler ableiten, welche Gemüsearten oder Feldfrüchte besonders für die Agrophotovoltaik geeignet sind und eine möglichst effiziente Doppelnutzung der Landfläche ermöglichen.
Die Anlage ist mit bifazialen Modulen von Solarworld bestückt, die auch die vom Boden reflektierte Strahlung auf ihrer Rückseite aufnehmen. Gemeinsam mit dem österreichischen Solartechnikhersteller Hilber Solar wurde eine Unterkonstruktion entwickelt, die an die spezifischen Gegebenheiten des Geländes vor Ort angepasst ist und durch eine modulare Bauweise zukünftig mit minimalem Aufwand flexibel an andere Einsatzorte angepasst werden kann. Die Anlage ist 25 Meter breit und 136 Meter lang. Die Leistung beträgt 194 Kilowatt. Der Stützenabstand wurde in der Breite so gewählt, dass er einem Vielfachen der Breite der gängigen Landmaschinen entspricht. 95 Prozent der Fläche unter der Modulfläche stehen damit weiter für die Landwirtschaft zur Verfügung. Um die Sonneneinstrahlung auf der Fläche darunter zu optimieren, wurde ein größerer Abstand der Modulreihen als bei herkömmlichen Freiflächenanlagen realisiert.
Projektiert wurde die Anlage von Baywa r.e. Das Unternehmen übernimmt auch die Betriebsführung. Weitere Projektpartner sind die Fakultät für Agrarwissenschaften der Universität Hohenheim, das Karlsruher Institut für Technologie, die Elektrizitätswerke Schönau, der Regionalverband Bodensee-Oberschwaben sowie die Demeter-Hofgemeinschaft Heggelbach, auf deren Gelände die Anlage nun steht. Das Projekt wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.