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Solarmodule: Preise steigen wieder, leistungsstarke Module werden knapp

Martin Schachinger

Nachdem sich die Modulpreise zu Jahresbeginn noch weitestgehend seitwärts bewegten, ist in diesem Monat zum ersten Mal seit mehr als zwei Jahren ein Aufwärtstrend erkennbar. Dies betrifft alle Technologieklassen, einschließlich der High Efficiency Module. Allein hier ist die Bewegung so klein, dass sie sich noch nicht in der Preiskurve bemerkbar macht. Dies dürfte sich aber sehr bald ändern. Es gibt mittlerweile nur noch sehr wenige Modulkontingente im Markt, bei denen die Devise lautet: „Alles muss raus!“. Die bereits angekündigte künstliche Verknappung durch Herunterfahren der Produktion zeigt langsam Wirkung. Viele der höheren Modulleistungsklassen werden zunehmend knapp, Nachschub ist in absehbarer Zeit nicht in Sicht.

Einige Händler reagieren auf den zu erwartenden Engpass mit Vorratskäufen. Die so gesicherte Ware wird aber nicht mehr zu Schnäppchenpreisen in den Markt gedrückt, sondern neu eingepreist und zurückgehalten, um die sich abzeichnende Durststrecke überwinden zu können. Konkret heißt das, die Modulpreise werden wohl bis mindestens zu Beginn des nächsten Quartals zwar moderat, aber kontinuierlich steigen. Diese Einschätzung beruht auf der Tatsache, dass eine Nachlieferung vieler Produkte der großen Marken aktuell erst wieder für April oder Mai angekündigt ist. Wohl gemerkt, wir reden hier über Distributionsware für die kleineren bis mittleren Photovoltaik-Anlagen. Projektmodule unterliegen ohnehin einer eigenen Verteilstruktur und -systematik. Die Preise dieser in der Regel nur auf Bestellung gefertigten Ware sind aufgrund der geforderten und durch längeren Vorlauf auch erreichten Planungssicherheit nicht ganz so volatil.

China: 2025 noch kein einziges Modul produziert

Natürlich macht sich aber ein Herunterfahren der Produktionslinien auf dem gesamten Markt und bei allen Produkten bemerkbar, so dass auch Freiflächenmodule mittelfristig knapp werden könnten. Gewisse Vorprodukte sind bei allen Modulgrößen identisch und wenn ein Hersteller weniger produziert, benötigt er auch davon geringere Mengen. So schlägt die Reduktion der Fertigungsmengen auf die komplette Lieferkette durch. Laut unbestätigten Aussagen aus dem Vertriebsbereich haben einzelne der Tier-1-Hersteller aus China in diesem Jahr noch kein einziges neues Modul produziert. Offenbar wurde die Entscheidung, die Produktion nach Chinese New Year wiederanlaufen zu lassen bei einzelnen Playern bewusst noch nicht gefällt. Häufig kann noch auf bereits im letzten Jahr produzierte Ware zurückgegriffen werden, aber größere Mengen sind hier nicht mehr zu erwarten. So kommt dann auch das späte Lieferdatum für neue Ware zustande, welches ich weiter oben bereits genannt hatte.

Was bedeutet diese Nachricht nun für den Photovoltaikmarkt? - Nicht unbedingt etwas Negatives, würde ich behaupten.

Es existieren ohne Zweifel weiterhin horrende Überkapazitäten, vor allem in China. Analysten erwarten aber, dass die weltweite Nachfrage nach Modulen zwar steigt, das Wachstum aber gleichzeitig schrumpft - laut aktuellen Prognosen von bisher 25 bis 30 Prozent jährlich auf etwa 8 bis 12 Prozent. Es werden jedoch Produktionskapazitäten ermittelt, welche die erwartete Nachfrage um mehr als 100 Prozent übersteigt – 1.400 Gigawatt gegenüber einer prognostizierten Abnahme von 660 bis maximal 700 Gigawatt im Jahr 2025. Stillgelegte Fertigungslinien können mithelfen, das Problem der Modulschwemme zu lösen, produzieren aber dennoch laufende Kosten. Die Konsequenz daraus wird sein, dass viele kleinere Hersteller schließen müssen und komplett vom Markt verschwinden werden.

Stagnation in den großen europäischen Märkten

Die in Teilen von Europa unsichere politische Situation, neue Regeln und die damit verbundene sinkende Nachfrage bei reinen Photovoltaik-Installationen deuten auf eine Stagnation in den größeren europäischen Märkten hin – für Deutschland geht man von einem Zubau von nur noch etwa 15 Gigawatt aus, was einen Rückgang um etwa 10 Prozent gegenüber dem vergangenen Jahr bedeuten würde. 2025 wird zumindest hierzulande das Jahr des Energiespeichers und der Flexibilisierung des Verbrauchs und der Erzeugung werden – Solarspitzengesetz sei Dank. Installateure, die sich nicht schnell genug an die neue Marktsituation anpassen können, werden das Nachsehen haben. Technisches Know-How und die Bereitschaft zur Umsetzung neuer Geschäftsmodelle werden gefragt sein, um sich gegen überregionale Lösungsanbieter wie 1Komma5 und Enpal durchsetzen zu können. Diese haben sich mit eigenen KI-gestützten Photovoltaik- und Speicherlösungen schon in Stellung gebracht und jubeln über die Gesetzesänderung in Deutschland.

Aber auch kleinere Installateure sind nicht auf sich allein gestellt – viele Wechselrichterhersteller bieten systemoffene oder bereits fertige Lösungen an, mit denen Endkunden am sich wandelnden Strommarkt teilnehmen und ihre Energiekosten kurz- bis mittelfristig senken können. Mit einem gut dimensionierten Energiespeicher und einem intelligenten Energiemanagementsystem (EMS) mit entsprechender Softwareausstattung lassen sich dynamische Stromtarife optimal nutzen, vorausgesetzt der bereits lange geplante Smart-Meter-Rollout der Netzbetreiber nimmt endlich Fahrt auf. Mit der verabschiedeten EEG-Anpassung in Deutschland rückt auch bidirektionales Laden von Elektrofahrzeugen in greifbare Nähe – nun sind die Automobilhersteller gefordert, geeignete Hardware zu liefern.

Modulpreis wird weniger wichtig

In einem auf den zukünftigen Strommarkt mit dynamischen Tarifen und bidirektionalem Laden von Energiespeichern aller Art angepassten System ist die Photovoltaik-Anlage eigentlich nur noch schmückendes Beiwerk, nein eher das Sahnehäubchen. Denn nur mit ihm lässt sich der Autarkiegrad der Anlage steigern. Allerdings spielt der reine Modulpreis eine zunehmend unbedeutende Rolle im Gesamtsystem. Viel wichtiger ist es, dass das Modulfeld über die Jahre wartungsfrei bleibt und nicht saniert oder ersetzt werden muss, denn dort entstehen die hohen Kosten, die eine Investition langfristig unwirtschaftlich machen können.

Steigende Modulpreise erlauben den Herstellern aber, bei den verwendeten Rohmaterialien wieder tiefer in die Tasche zu greifen und auf mehr Qualität zu setzen. Diese hatte in der bis vor kurzem andauernden Niedrigpreisphase zunehmend gelitten, zumindest bei der in Massen über alle möglichen Kanäle in den europäischen Markt gedrückten Ware. Auch die Leistungstreue der ausgelieferten Module – gerade in den höchsten Leistungsklassen – ließ zu wünschen übrig, sofern mit dem Produzenten vorab keine konkreten Vereinbarungen dazu und zur Produktqualität im Allgemeinen getroffen wurden. Dieses Problem wird bei moderat steigenden Preisen hoffentlich bald der Vergangenheit angehören und der Endkunde kann sich über eine Photovoltaik-Anlage freuen, die auch hält was sie verspricht.

Martin Schachinger ist studierter Elektroingenieur und seit 30 Jahren im Bereich Photovoltaik und regenerative Energien aktiv. 2004 machte er sich selbständig und gründete die international bekannte Online-Handelsplattform pvXchange.com, über die Großhändler, Installateure und Servicefirmen neben Standardkomponenten für Neuinstallationen auch Solarmodule und Wechselrichter beziehen können, welche nicht mehr hergestellt werden, die aber für die Instandsetzung defekter Photovoltaik-Anlagen dringend benötigt werden.

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