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Wie Kleinbäder optimal geplant werden

Birgit Hansen

Bei Modernisierungen wird in kleinen Bädern meist keine Wanne mehr eingebaut, der Schwerpunkt liegt stattdessen auf einer großzügigen Dusche. Eine neue sinnvolle Aufteilung des Raumes mit möglichst viel Bewegungsfläche zu finden ist immer wieder eine spannende Aufgabe. Und manchmal entstehen dabei überraschende neue Lösungen, wenn über den Raum hinausgedacht wird. Welche Möglichkeiten sich ergeben können, beschreibt der Beitrag anhand eines Planungsbeispiels.

Die Modernisierung verschaffte dem kleinen Bad ein großzügiges Raumgefühl und viel Platz in der Dusche.

Die Ausgangslage: Das Bad von lediglich 5,5 m² liegt an einem kleinen Flur zwischen Arbeitszimmer und Schlafzimmer. Beide Räume sind mit Schiebetüren abgetrennt. Das Bad hat kein direktes Tageslicht, nur durch ein Mattglaselement kommt etwas Licht durch die Fassade. Aufgeteilt war der Raum wie üblich: Waschtisch und WC an einer Wand, Wanne und Dusche gegenüber. Die Wanne wurde von den Kunden allerdings schon lange nicht mehr benutzt, die Dusche war mit 75 x 75 cm mehr als beengt. Und mit weißen raumhohen Fliesen rundum wirkte der Raum steril und wenig einladend. Es gab außerdem keinen Stauraum, eine eigentlich nutzbare Nische war zugemauert. 

Die Kunden wünschten sich eine große Dusche, mehr Platz am Waschbecken und Stauraum. Daraufhin wurden vier technisch machbare Varianten entwickelt.

Die Kunden wollten das Bad modernisieren, konnten sich aber keine andere Aufteilung als die bestehende vorstellen. Daher wurde im ersten Schritt eine Analyse der Situation durchgeführt und Vorschläge für die Neugestaltung erstellt. Das Vorgehen:

  • Analyse der technisch möglichen Optionen,
  • Einbezug der räumlichen Situation im Bau,
  • Nutzung von Nischen für Einbauschränke.

Die Kunden wünschten sich 

  • eine große Dusche, 

  • mehr Platz am Waschbecken und

  • Stauraum. 

Daraufhin wurden vier technisch machbare Varianten entwickelt. In jedem Fall wird die Vorwand am Schacht entfernt und neu aufgebaut, um die zugemauerte Nische für einen Einbauschrank nutzen zu können.

Variante 1: Dusche statt Wanne

Diese Aufteilung ähnelt der bestehenden, WC und Waschbecken bleiben an ihren Positionen. Die Fläche über der Vorwand wird für einen Einbauschrank genutzt. Die Dusche geht über die gesamte Länge der Wand. Die Duschabtrennung besteht aus einem Festglaselement und einer Schwenktür. Hier sind ein weiterer Einbauschrank als Apothekerauszug hinter der Vorwand und eine Sitzbank in der Dusche möglich.

Vorteil: zusätzlicher Stauraum.

Nachteil: wie bisher wenig Bewegungsfläche am Waschbecken. Die Dusche ist mit 185 cm zwar lang, bleibt aber mit 75 cm sehr schmal

Variante 1: Dusche statt Wanne.

Variante 2: Tür an der Treppe

Bei dieser Option wird das Glaselement durch eine Mattglas-Tür ersetzt, die vorhandene Türöffnung wird für einen Einbauschrank in Richtung Flur genutzt. Auch hier kann zusätzlich zum Schrank auf der Vorwand ein Apothekerauszug an der Dusche eingebaut werden. Als Spritzschutz dient ein Festglaselement. Die vorhandene Nische wird mit einem tieferen Schrankteil oberhalb der Vorwand genutzt.

Vorteil: viel Bewegungsfreiheit, sehr große Dusche mit 90 x 200 cm.

Nachteil: Mehraufwand für Versetzen der Tür, Eingang direkt an der Treppe, Weg vom Schlafzimmer wird länger.

Variante 2: Tür an der Treppe.

Variante 3: Tür im Schlafzimmer

Hier ist der Zugang zum Bad ins Schlafzimmer verlegt. Die vorhandene Türöffnung wird für die Vorwandinstallation des WCs und einen Einbauschrank darüber genutzt. Auf der Vorwand am Waschbecken ist Platz für eine Kombination aus Spiegelschrank und Regalen. In die vorhandene Nische lässt sich auch in diesem Fall erst oberhalb der Vorwand ein Schrank einbauen, unten wäre aber ein offenes Regal möglich. Die Duschabtrennung besteht aus zwei Festglaselementen und einem Eckeinstieg mit Pendeltüren. Neben der Dusche ist Platz für eine Sitzbank oder Ablage mit Wäschekorb.

Vorteil: viel Platz am Waschbecken, WC in Nische „versteckt“.

Nachteil: Mehraufwand für Wanddurchbruch und Versetzen der Tür, Zugang vom Arbeitszimmer durch das Schlafzimmer. Dusche mit 90 x 120 cm nicht sehr groß.

Variante 3: Tür im Schlafzimmer.

Variante 4: Waschtisch versetzt

Bei diesem Entwurf liegen WC und Dusche nebeneinander am Schacht. Zwei Nischen bieten Platz für Shampoo und Deko. Die Duschabtrennung besteht aus zwei Festglas-Elementen und einer Schiebetür. Der Waschtisch wird an die gegenüberliegende Wand verlegt und mittels einer kleinen Vorwand an den Schacht angeschlossen.

Vorteil: große Dusche mit 85 x 165 cm.

Nachteil: Vorwand für Waschbecken nötig, Festglaselement der Duschabtrennung muss dafür ausgeklinkt werden.

Die Kunden waren verblüfft, wie viele Möglichkeiten ihr kleines Bad bietet. Nach ausführlichen Gesprächen über die Vor- und Nachteile entschieden sie sich für die Variante 4. Ihnen war es wichtig, dass der Zugang zum Bad aus dem Flur bestehen bleibt.

Variante 4: Waschtisch versetzt.

Wie die Modernisierung des Kleinbads umgesetzt wurde

Als Erstes wurde die Vorwand am Schacht komplett entfernt und neu errichtet, um die seitlich entstehende Nische für einen Einbau nutzen zu können. Im raumhohen Schrank ist jetzt viel Platz für Putzmittel und Toilettenartikel. An der neuen Vorwand liegen WC und Dusche. Letztere nutzt die gesamte Breite des Raumes und ist mit 90 x 165 cm so großzügig wie gewünscht.

Zwei beleuchtete Nischen lockern die Wand auf und bieten Platz für Shampoo und Deko. In der Dusche sorgt eine große Kopfbrause für Duschvergnügen. Die Duschrinne führt das Wasser zuverlässig ab. Sie wurde in ein 10 cm hohes Podest eingelassen, da ein bodenebener Einbau technisch nicht möglich war. Eine Dusch­abtrennung, bestehend aus zwei Festglaselementen und einer Schiebetür, hält das Wasser in der Kabine.

Zwei Nischen bieten Platz für Shampoo und Deko. Die Duschabtrennung besteht aus zwei Festglaselementen und einer Schiebetür.

Der Waschtisch wurde an die gegenüberliegende Wand versetzt und mittels einer kleinen Vorwand angeschlossen. Auf ihn fällt jetzt der Blick beim Betreten des Raumes. Hier schafft ein Schubladenschrank auf Maß weiteren Stauraum. Theoretisch hätte er breiter sein können, die Kunden wollten jedoch die neu gewonnene Luftigkeit des Raumes nicht gleich wieder einengen. Aus dem gleichen Grund verzichteten sie auf einen Spiegelschrank und entschieden sich für einen beleuchteten Spiegel auf der Vorwand.

Die weißen Wandfliesen wurden zum Teil abgeschlagen, zum Teil nur ausgeglichen und mit einer wasserfesten Spachteltechnik beschichtet. Für den Boden wählten die Kunden großformatige Fliesen in einer groben Terrazzo-Optik aus. Aus dem gleichen Material sind die Sockel geschnitten. Sie sind flächenbündig eingeputzt, das erleichtert die Reinigung und unterstreicht den cleanen Look. Die Möbel aus dunklem Holz nehmen einen Ton der Bodenfliesen wieder auf und fügen sich harmonisch ein. Beim Bad blieb es dann nicht: Auch das WC im EG wurde – im Zuge des Umbaus – mit den gleichen Materialien modernisiert.

Dieser Artikel von Birgit Hansen erschien zuerst in SBZ Ausgabe 4/2024. Birgit Hansen betreibt in Köln ein Innenarchitekturbüro für individuelle Raumkonzepte und Materialberatung. Einen Schwerpunkt bilden Bäder und Fliesen. www.hansen-innenarchitektur.de

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