Die Nationale Biomassestrategie und was sie fürs Heizen mit Holz bedeutet
Dass insbesondere den grün geführten Bundesministerien in der Ampelkoalition und dem Umweltbundesamt (UBA) das Heizen mit Holz ein Dorn im Auge ist, ist nicht neu, aber es bekommt jetzt eine neue Note. Ein aktueller, unveröffentlichter Entwurf zur Nationalen Biomassestrategie (NABIS) der Bundesregierung könnte im Ergebnis darauf zielen, dass feste Biobrennstoffe CO2-bepreist werden, weil man dem Brennstoff seine Klimaneutralität aberkennt. Perspektivisch gesehen könnte der Holzheizungsbranche mittelfristig damit Ungemach einer neuen Qualität ins Haus stehen.
Es ist nicht nur als Lobbyismus anzusehen oder zu werten, wenn aktuelle Pelletheizungs-Absatzzahlen auf den Tisch gelegt werden und politische Kritik von Seiten eines Verbands an der Entwicklung geübt wird, so wie geschehen in diesen Tagen durch den Deutschen Energieholz- und Pellet-Verband (DEPV). 2023 sei ein „herausforderndes Jahr“ für die deutsche Pelletbranche gewesen. Insbesondere der fehlgelenkte Heizungsmarkt hätte es der Branche nicht leicht gemacht. Die Verantwortung sieht der DEPV eindeutig bei der Ampelregierung und ihrer Politik.
In Zahlen ausgedrückt: Im vergangenen Jahr hat sich der Absatz an Pelletheizungen gegenüber dem Vorjahr halbiert. 2023 wurden in Deutschland nur 56.000 Pelletheizungen verkauft. Die Prognose des Verbands Anfang des Jahres lag noch bei 100.000 Einheiten. Für 2024 erwartet die Branche keine Besserung, sondern einen ähnlichen Absatz.
Heizen mit Holz ist ein Nischenthema
Angesichts eines Rekordwachstums auf der Gegenseite beim Zubau von Heizsystemen in Höhe von 34% im vergangenen Jahr auf über 1,3 Mio. Wärmeerzeuger laut des Bundesverbands der Deutschen Heizungsindustrie (BDH), ist der Rückgang bei den Biomassefeuerungen entgegen allen Markttrends. Zugleich machen die Vergleichszahlen deutlich, was Biomasse-Heizsysteme am deutschen Wärmemarkt immer schon waren: eine Nische. Die Entwicklung im vergangenen Jahr macht dies nur noch deutlicher.
Parallel verzeichnen die Heizungshersteller einen anhaltenden Nachfrageboom bei Wärmepumpen. Mit fast 360.000 Wärmepumpen wurden im vergangenen Jahr so viele Geräte in Deutschland abgesetzt wie noch nie. Abgesehen davon, dass die Ampelkoalition durch die Unsicherheiten am Markt über die damals noch offenen Bedingungen, die das neue Gebäudeenergieenergiegesetz (GEG 2024, „Heizungsgesetz“) mit sich bringen würden, den ungewollten Effekt auslöste, dass Gas- und Ölbrennwertgeräte gefragt waren wie lange nicht mehr und nun für weitere 20 Jahre zementiert sind – was ja eigentlich vermieden werden wollte, geht die politische Vorstellung, welche Heizsysteme klimapolitisch angesagt sind und welche nicht, zynisch gesagt gerade schon ganz gut auf.
Der Favorit der grün geführten Entscheidungsministerien sind die Wärmepumpen, das Heizen mit Holz hingegen ist es nicht und soll nach Vorstellung der Grünen am liebsten aus dem Markt gedrängt werden. Die Methode: Nicht direkt verbieten, aber Knüppel zwischen die Beine werfen und das Ganze so erschweren, dass am Ende kein Hausbesitzer mehr Lust auf das Heizen mit Holz hat.
Förderung in der BEG EM beschränkt
Der Versuch von Habecks‘ Bundeswirtschafts- und Klimaministerium (BMWK), Holzheizsystemen über die Novelle des GEG gesetzlich einen Riegel vorzuschieben, war zwar im Sommer 2023 buchstäblich in letzter Sekunde gescheitert. Man gab von Seiten des BMWK aber nicht auf. Plötzlich finden sich Teile der im GEG-Entwurf noch gescheiterten Restriktionen nun in der Bundesförderung für effiziente Gebäude/Einzelmaßnahmen (BEG-EM) wieder.
Der dort vorgesehene Geschwindigkeitsbonus i. H. v. 20 % wird für Holz- und Pelletheizungen nur gewährt in Kombination mit Solarthermie, Photovoltaik oder einer Wärmepumpe zur Warmwasserbereitung, was eine klare Diskriminierung ist, weil sie damit Holz- und Pelletheizungen künstlich verteuert, da man sie in diesem Kontext nur in Form eines Hybridsystems verstärkt über die Grundförderung hinaus über den Bonus gefördert bekommen kann.
Auch das Ideologiegespenst Feinstaub taucht in der BEG-EM wieder auf: Die Ausrüstung von Holz- und Pelletheizungen mit einem Staubfilter wird mit 2.500 € gefördert, die Nachrüstung mit 50 % der Investitionskosten. Das klingt positiv, doch dahinter steckt eher die ideologiepolitische Ansicht, dass Holzheizungen per se ein Feinstaubproblem haben, was technisch gesehen so pauschal gesagt absoluter Unsinn ist, der sich aber in bestimmten Kreisen offenbar hartnäckig hält.
Es hat den faden Beigeschmack von einer politischen Gängelung des Bürgers: Wenn Ausschluss aus der Familie der Erneuerbare-Energiesysteme schon nicht möglich ist über eine gesetzliche Regelung (GEG), dann eben durch den wichtigsten Mechanismus am Markt, und das ist die Verteuerung, z. B. über Erschwernisse bei der GEG-flankierenden BEG-Förderung. Das betrifft die Anlagen an sich, aber es könnte in Zukunft auch noch weitergehen: Über die Verteuerung der Betriebskosten in Form der möglichen Verteuerung des Brennstoffs. Ein aktueller, unveröffentlichter Entwurf zur Nationalen Biomassestrategie (NABIS) der Bundesregierung könnte im Ergebnis darauf zielen, dass feste Biobrennstoffe CO2-bepreist werden, weil man dem Brennstoff die Klimaneutralität abspricht.
Nationale Biomassestrategie: Grüne Demontage eines Brennstoffs
Die NABIS, aktueller Stand ein 83 Seiten umfassender Entwurf, wird von den drei grünen Ministerien Umwelt, Wirtschaft und Landwirtschaft erarbeitet. Die energetische Nutzung von Holz, wie in Zukunft damit umgegangen werden soll, ist nur ein Teil des Gesamtkonzepts, der aber einigen Sprengstoff birgt. So ist es bislang politischer Konsens, dass das Heizen mit Holz als klimaneutral eingestuft wird mit der Begründung, dass bei seiner Verbrennung nur soviel CO2 freigesetzt wird, wie der Baum zuvor gespeichert, also der Atmosphäre entzogen hat.
Diese Argumentationslogik wird im Grunde genommen schon seit den Anfangszeiten des Heizens mit Holzpellets vor über 20 Jahren immer wieder aus verschiedenen Richtungen in Frage gestellt. Ein Hauptargument damals schon: Die bilanzielle Sichtweise sei schief, weil das CO2, wofür der Baum viele Jahre es zu speichern brauchte, nun beim Verbrennen schlagartig freigesetzt wird. Genau diese Argumentation greift der Entwurf der NABIS nun wieder auf. Er stellt in Frage, ob die derzeitige Nullemissionsbehandlung von Holz bei seiner energetischen Nutzung fürs Klima noch angemessen wäre, weil damit Holz, was die Klimawirkung betrifft, auf einer Stufe wie die Nutzung von Energie aus Wind und Sonne gestellt sei.
Auch andere altbekannte Argumente werden im NABIS-Entwurf wieder aufgewärmt: z. B. die alte Parole „stoffliche vor energetische Nutzung“ von Holz. Damals noch aufgestellt von Interessenverbänden in Form von Kampagnen, um sich einen lästigen, weil größer werdenden Marktkonkurrenten ums Holz (Sägespäne) vom Hals zu halten.
Auch das alte Tank-Teller-Argument, das seinerzeit im Kontext von Biogas und Biokraftstoffen seine Hochzeit erfuhr, findet sich im aktuellen NABIS-Entwurf wieder. Allerdings dürfte das im Kontext der energetischen Nutzung von Holz nicht angebracht sein. Das Thema Kurzumtriebsplantagen (KUP) in Deutschland bspw. ist praktisch vom Tisch und wenn, dann hätte es sowieso nur auf Grenzböden stattgefunden, die für den Ackerbau wegen schlechter Erträge unattraktiv sind. Es ließe sich dann auch konsequenterweise sagen, dass das Thema Flächenknappheit gerechter Weise dann genauso für Solarparks gelten müsste. Das wird aktuell aber überhaupt nicht oder nur kaum thematisiert, weil Tank-Teller offenbar durch zwei verschiedene Brillen betrachtet wird.
Kommt der CO2-Preis für Holz?
Entscheidend für die energetische Nutzung von Holz ist im NABIS-Entwurf die vorgeschlagene Maßnahme 3 aus dem insgesamt 43 Maßnahmen umfassenden Gesamtpaket, das aus den vorangegangenen Analysen und Einschätzungen am Ende resultiert und Handlungsanweisungen bedeuten. In der Maßnahme 3 heißt es:
„ […] Die Bundesregierung wird bis 2025 ein Konzept entwickeln, wie die Klimawirkung der energetischen Nutzung holzartiger Biomasse– insbesondere auf europäischer Ebene - adäquat abgebildet werden kann, z. B. indem ein realistischer und angemessener CO2-Faktor für die Verbrennung von holzartiger Biomasse eingeführt wird.“
Zwar ist hier explizit nicht von einem CO2-Preis die Rede, wie man ihn schon für fossile Brennstoffe kennt bzw. der bereits praktiziert wird. Doch sollte man auf europäischer Ebene zu der Überzeugung gelangen, dass die energetische Nutzung von Holz nicht klimaneutral ist und somit auch für Holz ein Emissionsfaktor gilt, dann hätte es genau das zur Folge. Man darf gespannt sein, was kommt.
Dittmar Koop ist Journalist für erneuerbare Energien und Energieeffizienz.