Nachfrageeinbruch beim Wohnungsbau drückt Preise
Der Preis für den Neubau von Wohngebäuden lag im August 2023 zwar noch um 6,4 Prozent über dem Niveau vom August 2022, und im Vergleich zu Mai 2023 hat der Preis stagniert (+ 0,2 Prozent). Diese Entwicklung ist allerdings auf den Ausbau zurückzuführen: Hier legte der Preis im Vorjahresvergleich noch um 9 Prozent und im Vorquartalsvergleich um 0,9 Prozent zu. Demgegenüber wurde für den Rohbau von Wohngebäuden im August 2023 im Vergleich zu August 2022 nur noch ein leichtes Plus von 3,1 Prozent ausgewiesen. Im Vergleich zu Mai 2023 sind die Rohbaupreise sogar um 0,6 Prozent zurückgegangen, das ist das erste Minus seit 2020. "Was für Bauherren zunächst ein gutes Zeichen sein mag, ist für die Baubranche kein Anlass zur Entwarnung. Denn die Preissenkung im Rohbau ist kein Resultat sinkender staatlicher Anforderungen, sondern dem heftigen Einbruch der Baugenehmigungen und Auftragseingänge geschuldet. Die Unternehmen gehen deshalb mit den Baupreisen herunter, um ihr Personal auszulasten und halten zu können", kommentiert Bauindustrie-Hauptgeschäftsführer Tim-Oliver Müller die vom Statistischen Bundesamt heute veröffentlichten Baupreisindizes.
„Für Wohnungsbauunternehmen ist diese Entwicklung brandgefährlich. Denn wenn die auf dem Markt erzielten Baupreise nicht mehr kostendeckend sind, kann dies die Existenz gefährden und im schlimmsten Fall eine Insolvenzwelle auslösen“, warnt der Verbandschef. Schon im ersten Halbjahr sei die Zahl der Insolvenzen im Wirtschaftszweig Bau von Gebäuden um 39 Prozent, bei den Bauträgern für Wohngebäude sogar um 43 Prozent gestiegen. Hinzu komme, dass im September im Rahmen des ifo-Konjunkturtests schon jedes vierte der befragten Unternehmen des Bauhauptgewerbes, welche überwiegend im Rohbau tätig sind, gemeldet hätte, dass die Baupreise im Wohnungsbau nicht mehr Selbstkosten deckend seien, der höchste Wert seit 2011.
Müller: „Wir hoffen zwar, dass sich der aktuelle Rückgang der Rohbaupreise positiv auf die Nachfrage im Wohnungsbau auswirken und das Nachfragedefizit teilweise ausgeglichen wird. Angesichts der nach wie vor hohen Zinskosten sind wir aber skeptisch. Der Wohnungsbau braucht deshalb ein massives Zinsverbilligungsprogramms für Gebäude mit Effizienzstandard EH55: Dadurch können bereits fertiggeplante Wohnungsbauprojekte angestoßen, neuer Wohnraum geschaffen und der Baubranche Planungssicherheit gegeben werden. Denn das wesentliche Problem in dieser Krise ist, dass es den Investoren schlicht und ergreifend an Liquidität fehlt.“
Alle Angaben und Berechnungen beruhen auf Daten des Statistischen Bundesamtes