Direkt zum Inhalt
Anzeige
Anzeige
Anzeige
haustec.de
Das Fachportal für die Gebäudetechnik
Ad placeholder
Anzeige
haustec.de
Das Fachportal für die Gebäudetechnik
Ad placeholder
Print this page

Elektromobilität in der Landwirtschaft: So werden Bauernhöfe grün

Theresia und Rudolf Mandl haben ihren Traum vom Bio-Rinderstall verwirklicht. Das alte Stallgebäude mit seinen 300 Jahre alten Steingewölben, dicken Säulen und finsteren, schmalen Gängen war stark renovierungsbedürftig. Die Sanierung erforderte Schweiß und Handarbeit. „Wir haben sehr viel Herzblut und Leidenschaft in das neue Stallbaukonzept investiert“, bestätigen die Biobauern.

Erneuerbare Energien mit Herzblut

Heute wird im neu errichteten Rinderstall hochwertiges Fleisch produziert. Die beiden Biobauern leben erneuerbare Energie und E-Mobilität mit Herzblut. Die nach Süden ausgerichtete Veranda des Stallgebäudes bietet den Kühen und ihren Kälbern freien Bewegungsraum. Auf dem Dach der Veranda wurde eine Photovoltaikanlage installiert.

Im Sommer führt ein unterirdischer Straßentunnel die Kühe sicher zur saftigen Weide. Das spart Arbeitszeit, Energie und gibt den Kühen und Kälbern viel Freiheit.

Der Sonnenstrom wird mehrfach genutzt: Für die elektrische Versorgung von Haus und Stall, für den Antrieb des elektrischen Hofladers sowie Warmwasser im Sommer – effizient, umweltfreundlich und wirtschaftlich.

Demnächst wollen die Mandls ihren Sonnenstrom noch besser ausnutzen: durch ein E-Auto mit Ladesäule und einen stationären Stromspeicher, um den Sonnenstrom für die Nachtstunden und den Morgen zu puffern.

Der erste elektrische Hoflader in der Steiermark zeigt seine Kraft beim Misten und Füttern. Mit einer Ladung Sonnenstrom sind vier bis fünf Betriebsstunden möglich. Danach muss der Lader für vier Stunden zum Laden an die Steckdose. „Wir haben den elektrischen Hoflader bei uns am Hof getestet“, erzählt Rudolf Mandl. „Nach dem dritten Testlauf war für mich klar: Der elektrische Trac bleibt hier auf dem Hof.“ Geschmeidig und geräuschlos rollt der Lader durch den Stall, ohne schädliche Abgase.

Der E-Trac von Weidemann

Für Theresia Mandl, Kräuterpädagogin und Biobäuerin, ist der elektrische Hoflader ein treuer Begleiter im Kräutergarten. „Durch seine Wendigkeit komme ich im Garten überall hin“, schwärmt sie. „Man hebt schwere Dinge nicht mehr selbst, wenn man dieses Gerät zu Hause hat.“

Mensch, Tier und Natur soll es gut gehen. „Die Leute sollen ein neues, positives Bild von der Landwirtschaft bekommen“, sagt Theresia Mandl, die nach ihrem Motto „Biologisch, e-logisch!“ lebt und arbeitet. „Wir möchten die Natur nicht ausbeuten“, ergänzt Rudolf Mandl. „Wir müssen die Technik intelligent und effizient nutzen.“

Der E-Hoftrac der Firma Weidemann auf dem Hof der Biobauern Mandl in der Steiermark.

Neue Landtechnik im Test

Dass Sonnenstrom und Elektromobilität zusammengehören, ist mittlerweile auch bei den großen Anbietern von Landtechnik angekommen. Das Allgäuer Überlandwerk (AÜW) und die Firma John Deere testen beispielsweise den Einsatz eines Hybridtraktors in Kombination mit einem stationären Batteriespeicher.

Spätsommer 2018 im Allgäu: Die Vorfreude und auch ein bisschen Stolz sind Josef Eldracher ins Gesicht geschrieben: Bei strahlendem Sonnenschein nimmt der Landwirt aus dem Oberallgäu einen neuartigen, hochmodernen Hybridtraktor von AÜW und John Deere entgegen.

Hybridtraktoren sind heute noch ein seltener Anblick im Allgäu. Photovoltaikanlagen auf landwirtschaftlichen Gebäuden wiederum sind bereits seit vielen Jahren ein gewohntes Bild. Eine Kombination, die spätestens mit dem Auslaufen der EEG-Förderung vieler Solaranlagen ab 2021 für die Landwirte interessant wird. Davon sind die Projektingenieure von AÜW überzeugt. Das Allgäuer Überlandwerk und seine Projektpartner beschäftigen sich im Forschungsprojekt 3connect mit der energetischen Zukunft und der Elektromobilität in der Landwirtschaft.

Stromspeicher und E-Fahrzeuge

Läuft die EEG-Förderung aus, haben die Landwirte zwei Optionen. Entweder sie verkaufen den erzeugten Sonnenstrom zu den gängigen Marktpreisen oder sie nutzen die Energie auf ihrem eigenen Hof. Für beide Optionen arbeitet AÜW derzeit an Angeboten und Lösungen für die Besitzer von Photovoltaikanlagen.

Beim Eigenverbrauch des Sonnenstroms ergibt sich die Herausforderung, dass viele der Anlagen auf den Dächern der landwirtschaftlichen Betriebe sehr groß sind. Der Eigenverbrauch der erzeugten Energie ist nur möglich, wenn der Strom gespeichert und über ein intelligentes Energiemanagementsystem auf mehrere Verbraucher verteilt wird. Als flexible Verbrauchseinheiten sind elektrisch angetriebene Traktoren und Landtechnik oder zum Beispiel die Umwandlung von Strom in Wärme zu sehen, etwa für Hühnerställe, Inkubatoren zur Aufzucht von Jungvieh oder Warmwasser, um die hohen hygienischen Standards wirtschaftlich zu erfüllen.

Kabelgebundener E-Traktor von John Deere.

EMS von ABB installiert

Die intelligente Steuerung der großen Stromverbraucher und der Erzeugungsanlagen auf dem Hof wird dabei immer wichtiger. Bei Josef Eldracher wurde dafür ein modernes Energiemanagementsystem (EMS) vom Hersteller ABB installiert. Es stellt sicher, dass beispielsweise das elektrische Rührwerk genau zum optimal wirtschaftlichen Zeitpunkt startet. Auch die Ladung des Hybridtraktors wird durch das EMS nach optimalen Kriterien, wie zum Beispiel bei starker Sonneneinstrahlung und in Abhängigkeit des Nutzerprofils und der Marktgegebenheiten, gesteuert. So sorgt das EMS dafür, dass zum richtigen Zeitpunkt die richtige Energie in das Fahrzeug „getankt“ wird. Das spart dem Landwirt nicht nur Geld, sondern hilft auch der Umwelt und entlastet die Stromnetze.

Gute Erfahrungen gemacht

Nach ein paar Testwochen ist Josef Eldracher überzeugt: „Mit dem neuen Hybridtraktor kann ich nicht nur meinen eigenen Sonnenstrom vom Dach tanken“, sagt er. „Der Hybridtraktor ist durch seinen zusätzlichen elektrischen Antrieb auch erheblich leistungsstärker als ein konventionelles Modell. Das wirkt sich im hügligen und bergigen Allgäu vorteilhaft für uns aus.“ Wenn Eldrachers 60 Milchkühe morgens am Melkroboter stehen, bemerken sie keinen Unterschied. Der Melkroboter, die Milchkühlungsanlage und das Rührwerk beziehen den Strom aus der Solaranlage vom Dach, auch wenn die Sonne noch gar nicht richtig aufgegangen ist. So wird der Sonnenstrom im Stromspeicher des Betriebs gespeichert. Oder er stammt aus der Traktorbatterie des Hybridtraktors von John Deere – falls dieser den Strom nicht für die Feldarbeit braucht.

Dieser Beitrag ist zuerst erschienen im kostenlosen Dossier "E-Nutzfahrzeuge für gewerbliche und kommunale Fuhrparks". 

Kontakte

Über das Projekt der Familie Mandl im Almenland hat uns dankenswerterweise der Agrarexperte Thomas Loibnegger von der Landwirtschaftskammer Steiermark in Graz berichtet. Der beschriebene Hybridtraktor auf dem Hof von Josef Eldracher im Oberallgäu arbeitet in einem laufenden Pilotprojekt. Nach Auswertung der Erfahrungen wird er im Handel erhältlich sein. Das Projekt wird gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie.

www.e-landwirtschaft.at/mandl/

www.3connect-projekt.de

Anzeige
haustec.de
Das Fachportal für die Gebäudetechnik
Ad placeholder