5 Fragen zum Gasunfall in Esslingen: Was Sie über Kohlenmonoxid wissen müssen
Der Tod einer jungen Familie am 04.02.2018 in Esslingen zeigt auf, wie notwendig sorgfältiges arbeiten wirklich ist. Die vier Familienmitglieder sind an einer Kohlenstoffmonoxidvergiftung gestorben, wie die Polizei mittlerweile bestätigt hat.
Die Ermittler haben festgestellt, dass sich das Abgasrohr von der Gastherme zum Schornstein aus der Wand gelöst hat. Die Ursache dafür und die Frage wie das Kohlenmonoxid ins Haus gelangte muss jetzt ein Gutachter klären. So wird der Sachverhalt in verschiedenen Tageszeitungen dargestellt.
Wie genau stellt sich aber die technische Seite dar? Wie wirkt Kohlenstoffmonoxid auf den Menschen und welche Sicherheitsmaßnahmen gibt es eigentlich?
Wie wirkt Kohlenstoffmonoxid?
Kohlenstoffmonoxid ist farb-, geruch- und geschmacklos und daher in der Raumluft für den Menschen nicht zu erkennen Die toxische Wirkung beruht darauf, dass das Gas sich etwa 250 bis 325-mal stärker an Hämoglobin bindet als Sauerstoff und so den Sauerstofftransport durch das Blut unterbindet. Für gesunde Erwachsene besteht nach älteren Studien auch bei Dauerbelastung von acht Stunden täglich bei Konzentrationen bis 115 ppm keine Gefahr. Bei höheren chronischen Belastungen über 150 bis 300 ppm entstehen Schwindelgefühle, Schläfrigkeit, Übelkeit und Erbrechen.
Wieviel Kohlenstoffmonoxid ist tödlich?
Bei einem Kohlenstoffmonoxidanteil von 0,1 % in der Atemluft wird also etwa die Hälfte der roten Blutkörperchen deaktiviert. Bei einem Atemluftanteil von etwa 0,5 Vol.-% tritt der Tod binnen weniger Minuten ein Die Eliminationshalbwertszeit des Kohlenstoffmonoxids aus dem Blut beträgt 2 bis 6,5 Stunden, abhängig von der aufgenommenen Menge an Kohlenstoffmonoxid und der Ventilationsrate des betroffenen Menschen.
Wie können hohe Kohlenstoffmonoxid-Konzentrationen entstehen?
Die normale Konzentration von CO in Wohngebäuden liegt etwa bei 0,5 bis 5 ppm. In der Nähe von Gasbrenner kann die Konzentration leicht zunehmen. Ist der Kaminzug groß genug und die Anlage dicht entweicht das bei einer Verbrennung entstehende CO über den Schornstein. Bei schlechtem Kaminzug kann Kohlenstoffmonoxid in die Raumluft gelangen und zu Vergiftungen führen. Die Gründe für die Abgas-Rückströmung oder deren ungenügende Abführung sind vielfältig. So können Wind, veraltete oder schlecht eingestellte und gewartete Heizkessel, ein eingeschalteter Dunstabzug Gegendruck verursachen, der zu einer Abgas-Rückströmung führen kann. Undichte Kamine und Öfen, falsch bemessene oder, beispielsweise durch Wespen- oder Vogelnester blockierte Kamine können einen genügenden Abzug der Abgase verhindern.
Welche Sensoren gibt es?
Es sind mehrere Arten von Kohlenstoffmonoxidsensoren bekannt. Sie basieren auf optochemischer Detektion, Infrarot oder Wärmeleitfähigkeitsmessung, Wärmetönungsmessung, elektrochemischen Vorgängen oder auf Halbleiterbasis. Das einfachste Design besitzen optochemische Sensoren, die die Farbveränderung einer Chemikalie beim Kontakt mit Kohlenstoffmonoxid anzeigen. Die Sensoren sind einfach und preiswert, die Anzeige des Kohlenstoffmonoxids erfolgt jedoch eher qualitativ. Eine genauere Messung der Kohlenstoffmonoxidkonzentration gelingt mit elektrochemischen Sensoren oder Sensoren auf Halbleiterbasis. Weit verbreitet sind Infrarotsensoren. Im Handel gibt es heute tragbare und stationäre elektronische Sensoren (Gaswarngeräte), die den Nachweis von Kohlenstoffmonoxid im Bereich von 20 bis 2000 ppm in der Raumluft gestatten. Ein Alarm erfolgt meist aufgrund einer Konzentration-Zeit-Funktion, damit Fehlalarme, etwa durch Zigarettenrauch, möglichst unterbleiben.
Wie lassen sich solche Unfälle verhindern?
Nach der Installation sollte der Fachmann die Dichtheit einer Anlage überprüfen und die richtige Befestigung der Elemente der Abgasleitung gemäß der jeweiligen Installationsanleitung sicherstellen. Der SHK-Handwerker ist hier auch in der Haftung, sollte etwas passieren.
Auch bei einer Wartung werden Gasthermen gemessen und entsprechende Sicherheitseinrichtungen überprüft. Je nach Gerätetyp können z.B. Strömungssicherung - ein Taupunktspiegel leistet hier gute Dienste - oder der Abgasweg blockiert sein (z.B. durch Vögel). Zusätzlich wird die Abgasüberwachung getestet und u.a. CO-Werte im Abgas gemessen und die Geräteeinstellungen bei Bedarf feinjustiert. Undichtigkeiten fallen bei raumluftunabhängigen Geräten sehr schnell durch schlechte Werte auf.
Das Abgasrohr zum Schornstein wird bei der Wartung ebenfalls gereinigt und überprüft. Wichtig ist bei raumluftabhängigen Geräten auch das Überprüfen der Luftzufuhr. Türgitter oder auch Ansaugwege nach außen werden gerne mal von Mietern oder Eigentümern verschlossen um Energie zu sparen.
Bei der reinen Verbrennung von Gas (Hauptbestandteil Methan CH4) würde im Idealfall nur Kohlenstoffdioxid und Wasser entstehen. Bei einer unvollständigen Verbrennung hingegen entsteht auch Kohlenstoffmonoxid (CO).Geringe Anteile zeigen sich in den Messprotokollen (wenige ppm). Bei zu hohen CO-Werten nimmt der zuständige Schornsteinfeger das entsprechende Gerät außer Betrieb.