Direkt zum Inhalt
Anzeige
Anzeige
Anzeige
haustec.de
Das Fachportal für die Gebäudetechnik
Ad placeholder
Anzeige
haustec.de
Das Fachportal für die Gebäudetechnik
Ad placeholder
Print this page

Kloster Loccum: Fenster und Türen mit Standöl von Kreidezeit restauriert

So originalgetreu wie möglich lautete die oberste Vorgabe bei der Sanierung des Klosters Loccum in Niedersachsen: Das galt auch für 281 Fenster und elf Außentüren des mittelalterlichen Zisterzienserklosters, das in seiner baugeschichtlichen Bedeutung in Deutschland mit dem Kloster Maulbronn vergleichbar ist.

Über vier Jahre erstreckten sich die Arbeiten an der weitläufigen Anlage, deren erste Gebäude aus dem 13. Jahrhundert stammen und die bis ins 18. Jahrhundert kontinuierlich erweitert wurde. Die historischen Fenster finden sich vor allem im sogenannten „Slaphus“, einem der ältesten Gebäude des Klosters, und dem Konvent, erbaut um 1750.

Standölfarben blättern nicht ab, sondern verwittern nur an der Oberfläche. Die Farbe darunter bleibt intakt. Das vereinfacht die weitere Instandhaltung.

„Bei allen Maßnahmen stand der Erhalt der historischen Bausubstanz im Vordergrund“, so Maik Ebert, Restaurator im Handwerk und Projektleiter bei Kramp & Kramp aus Lemgo. Die Spezialisten für Altbauten, Restaurierung und Denkmalpflege führten auch die umfangreichen Restaurierungsarbeiten von Wandvertäfelungen, Fachwerk, Holzbalkendecken und Dielenböden sowie Maurerarbeiten aus.

Über vier Jahre erstreckten sich die Arbeiten an der weitläufigen Klosteranlage. 281 Fenster und elf Außentüren galt es zu renovieren.

Demontage und Katalogisierung

Gerade bei den unterteilten Fenstern mit all ihren Sprossen und kunstvollen Beschlägen wirkte sich das weitreichend auf die Arbeit aus. „Wir sind wie Archäologen vorgegangen“, so Ebert. Vor der Demontage bekamen alle Bauteile eine dauerhaft sichtbare Identifikationsnummer. So war gewährleistet, dass jeder Blendrahmen und jeder Fensterflügel nach der Bearbeitung wieder an seinen ursprünglichen Platz zurückkehrte.

Sicher verpackt kamen die Holzteile dann in die Werkstatt, um sie dort – je nach Zustand – zu restaurieren oder zu rekonstruieren. Da wurden Unebenheiten ausgeglichen, Harzrückstände beseitigt, schadhafte Stellen schonend entfernt und durch Holz mit der passenden Holzart und -feuchte ersetzt. „Handwerklich ist die Aufarbeitung so kleinflächiger Gebäudeteile enorm aufwendig“, so Ebert. Unterm Strich konnten so aber 126 der 281 Fenster gerettet werden, die übrigen wurden exakt nach den historischen Vorbildern neu aus Kiefernholz rekonstruiert.

Die Sanierungsspezialisten führten auch die umfangreichen Restaurierungsarbeiten an Wandvertäfelungen und Dielenböden sowie Holzbalkendecken und Maurerarbeiten aus.

Keine Kompromisse gingen die Restauratoren auch bei der Oberflächenbehandlung des Holzes ein. Dort fiel die Wahl auf Standölfarben des Naturfarbenherstellers Kreidezeit, die ausschließlich aus nachwachsenden Rohstoffen wie Leinöl und Tungöl bestehen. Sie machen beim Auftrag drei Arbeitsgänge nötig: Grundierung, Zwischen- und Schlussbeschichtung. Für das originalgetreue Beige sorgen lichtechte und wetterbeständige Erd- und Mineralpigmente.

Vorteile von Standölfarben

„Das große Plus dieser Standöle ist ihre Diffusionsfähigkeit“, begründet Ebert die Entscheidung für den aufwendig zu verarbeitenden Holzschutz. Die Farbschicht lässt zu, dass Feuchtigkeit von innen nach außen entweicht, statt das Holz zu versiegeln. Das wirkt Staunässe und Fäulnis entgegen. Ein weiterer Vorteil: Standölfarben blättern nicht ab, sondern verwittern nur an der Oberfläche. Die Farbe darunter bleibt intakt. 

Das vereinfacht auch die weitere Instandhaltung: Für neue Frische genügt es, das Holz zu reinigen und zu überstreichen – ohne Schleifen. Matt gewordene, aber ansonsten noch intakte Farbschichten können mit Kreidezeit Pflegeöl gepflegt werden, so können Renovierungsanstriche über lange Zeit aufgeschoben werden.

126 der 281 Fenster konnten gerettet werden, die übrigen wurden exakt nach den historischen Vorbildern neu aus Kiefernholz rekonstruiert.

Das Kloster Loccum ist Sitz des ältesten Predigerseminars der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Mit der originalgetreuen Sanierung ist es gelungen, viel von der ursprünglichen Atmosphäre zu bewahren. Abt Ralf Meister drückt es auf der Website des Klosters so aus: Angehende Pastoren könnten heute ihre Gemeinschaft in Gebäuden verbringen, die seit Jahrhunderten spirituell getränkt worden seien.

Doch auch Besucher von außerhalb sind von dem besonderen Flair des Klosters fasziniert. Ob Führungen, Konzerte oder Lesungen: Das Kloster ist ein beliebter Veranstaltungsort und ein gefragtes Ausflugsziel.

Anzeige
haustec.de
Das Fachportal für die Gebäudetechnik
Ad placeholder