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Sinkende TOPCon-Modulpreise machen PERC-Module bald unverkäuflich

Martin Schachinger

In diesem Monat hat sich bei den ohnehin schon preiswerten Modulen der unteren Leistungsklassen nicht mehr so viel getan, dass es bei den gerundeten Zahlen im Preisindex bemerkbar geworden wäre. Allerdings gab es bei den hocheffizienten Modulen ab 22 Prozent Wirkungsgrad eine deutliche Preisanpassung. Die Preise dieser, nun überwiegend mit N-Typ-/ TOPCon-Zellen ausgestatteten und in Doppelglas-Ausführung gelieferten Module gleichen sich zunehmend an die der Mainstream-Module an.

Ausreißer nach oben gibt es dort nur bei einigen Typen mit IBC- oder HJT-Technologie, die hier aber noch nicht separat betrachtet werden. Offenbar sind Produktionsmengen in China für N-Typ-Zellen und -Module mittlerweile hochgefahren – vielleicht macht sich aber auch schon die neue Zollsituation in den USA bemerkbar.

Die Frage ist, was macht das mit dem europäischen Markt? Immer niedrigere Preise ließen eine weiter steigende Nachfrage erwarten, wären da nicht etliche Störfaktoren.

Nach wie existieren noch größere Lagerbestände mit bereits 2023 oder früher produzierten Modulen bei den Händlern, aber auch bei den Installateuren selbst. Sofern diese jedoch das für Dachanlagen in Deutschland gebräuchliche 2-Quadratmeter-Maß haben, verkaufen sich diese aufgrund der geringen Leistungsklassen zunehmend schlechter. Bauherren möchten in ihren Neuanlagen üblicherweise eine hohe Leistungsklasse und die neueste Technologie verbaut sehen. Diese müssen aber nachbestellt werden, was den Abfluss der existierenden Ware deutlich erschwert.

Trotz der vermeintlichen Drosselung der Modulproduktionen und Importmengen gelangen offenbar immer noch mehr asiatische Module auf den europäischen Markt, als momentan hier nachgefragt werden. Das lässt wiederum die Lagerbestände auch bei hohen Leistungsklassen anwachsen und übt zusätzlichen Druck auf die Modulpreise aus. Der Bestand an Altmodulen, der in der Vergangenheit noch zu deutlich höheren Preisen produziert und eingekauft wurde, muss daher immer weiter abgewertet werden. Dies ist jedoch nicht allen Akteuren möglich, wodurch im Markt sehr unterschiedliche Preise für Module mit PERC-Zelltechnologie existieren. Insgesamt schrumpft dadurch der Preisunterschied zwischen den Kategorien zunehmend.

Was also tun, um die vermeintlichen Ladenhüter doch noch loszuwerden?

Ein „Entsorgen“ in andere Märkte außerhalb Europas ist kaum möglich, ohne einen massiven Wertverlust in Kauf zu nehmen. Afrika und Südostasien dürften ebenfalls übersättigt sein mit Modulen und in die USA können chinesische Produkte ohnehin kaum noch verkauft werden. Eine Strategie, die sich zunehmend etabliert, ist ein Entgegenkommen bei den weichen Faktoren des Handelsgeschäfts, also bei den Zahlungs- und Lieferbedingungen. Anstatt die Module preiswerter anzubieten, wird eine Kreditlinie eingeräumt – oft ohne Sicherheiten zu verlangen – und eine kostenlose Lieferung versprochen. Dass diese Taktik langfristig aufgeht, ist aber zu bezweifeln. Gerade viele kleinere Firmen stehen auf der Kippe und ein baldiger Zahlungsausfall ist nicht auszuschließen. Der Verkaufsdruck sollte also nicht die Vernunft ausschalten und den Anbieter zu unkalkulierbaren Risiken verleiten.

Einige Anbieter flüchten sich auch auf Online-Marktplätze, auf denen sie ihre Lagerware vermeintlich ohne Vertriebs- und Marketingkosten schnell an internationale Kundschaft loswerden möchten. Doch der Konkurrenzdruck ist dort ebenfalls groß und die Ware kann oft nur zu Dumpingpreisen abgesetzt werden. Darüber hinaus gibt es kaum eine Möglichkeit, den potenziellen Geschäftspartner im Vorfeld kennenzulernen – man muss nehmen, was man bekommt. Gerade über Landesgrenzen hinweg können Missverständnisse in der Geschäftsabwicklung entstehen und der Plattformbetreiber steht einem nicht immer unterstützend und beratend zur Seite. Der Aufwand eines Online-Geschäfts ist dann schnell größer als der Ein- oder Verkauf innerhalb einer etablierten Geschäftsbeziehung. Es kann alles reibungslos über die Bühne gehen, muss aber nicht.

Meine Präferenz für die Verwendung überzähliger Altmodule ist eindeutig, sie in größeren Freiflächen- oder Dachanlagen zu verbauen. Gerade in Gebieten mit erhöhten Wind- oder Schneelast sind die oftmals kleineren Formate keine schlechte Wahl. Der Material- und Montageaufwand steigt zwar etwas zugunsten der besseren Statik, aber das leichtere Handling macht den Nachteil wieder wett. Und noch einen unbestreitbaren Vorteil gibt es: die Module sind schon im Lager und damit garantiert verfügbar – es kann dadurch keine Lieferschwierigkeiten und damit Verzögerungen im Bauablauf geben. Ein paar unverkaufte Wechselrichter und Kabelrollen finden sich vielleicht auch noch, dann sind die Komponenten für die eigene Photovoltaikanlage beinahe schon komplett. 

Ist die Anlage erst einmal errichtet und am Netz, interessiert sich keiner mehr dafür, ob die Module der allerletzten Generation angehören oder nicht. Das dadurch entstandene Asset lässt sich dann in jedem Fall besser vermarkten, als das 400-Watt-PERC-Modul in der aktuellen Marktsituation. Dies kann dann gerne auch über ein Online-Vermittlungsportal geschehen, wenn man für den Projektvertrieb noch nicht richtig aufgestellt ist.

Über den Autor

Martin Schachinger ist studierter Elektroingenieur und seit 30 Jahren im Bereich Photovoltaik und regenerative Energien aktiv. 2004 machte er sich selbständig und gründete die international bekannte Online-Handelsplattform pvXchange.com, über die Großhändler, Installateure und Servicefirmen neben Standardkomponenten für Neuinstallationen auch Solarmodule und Wechselrichter beziehen können, welche nicht mehr hergestellt werden, die aber für die Instandsetzung defekter Photovoltaik-Anlagen dringend benötigt werden.

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