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PV-Markt: Die Lage ist desolat

Martin Schachinger

Sah es im letzten Monat noch so aus, als ob sich die Liefersituation bei Solarkomponenten langsam aber kontinuierlich zur Jahresmitte hin entspannen würde, muss man jetzt leider erkennen, dass sie sich nochmals weiter zugespitzt hat und kein Ende in Sicht ist. Die Auswirkungen der anhaltenden Lockdowns in China erreichen langsam den europäischen Markt. Auch der Ukraine-Konflikt sorgt für Probleme, insbesondere im Hinblick auf gestörte Lieferketten aufgrund fehlender Transportkapazitäten in Europa.

Großhändler stoppen Bestellannahme

So funktioniert mittlerweile nichts mehr wie es soll. Großhändler mit und ohne Webshop stoppen reihenweise die Bestellannahme, sogar Kunden von Marktgrößen wie der BayWa r.e. bleiben davon nicht verschont. Gründe sind vor allem die fehlenden Informationen zu tatsächlichen Verfügbarkeiten und verbindliche Preisaussagen seitens der Hersteller und Lieferanten, die Großhändlern und Kunden das Leben zunehmend schwer machen.

Preise und Engpässe

Begründet wird die aktuell unbefriedigende Situation von den großen Produzenten aus China wie folgt. Die Polysiliziumpreise sind in den letzten Wochen nochmals kontinuierlich um ein paar Prozentpunkte gestiegen und werden auf absehbare Zeit aufgrund der hohen Nachfrage weltweit nicht sinken. Das gleiche wurde für Solarglas, aber insbesondere für Einkapselungsmaterial wie EVA und POE gemeldet, wo Preisanstiege bis zu 10% sowie eine Materialverknappung zu verzeichnen sind.

Wechselrichterhersteller beklagen hingegen eine dramatische Verknappung bei elektronischen Bauteilen, wodurch ihre Produkte nicht fertiggestellt und versandt werden können. Vermehrt ist von Produktionsstopps für Hybridwechselrichter und Batteriespeicher die Rede, Liefertermine werden auf unbestimmte Zeit verschoben.

Auch die Wechselkurse haben sich aufgrund der Situation in Europa, aber auch der Geldmarktpolitik in den USA negativ für andere Währungen entwickelt, was die importierten Solarprodukte in Europa zusätzlich verteuert. Abgerundet wird das Bild von ständig schwankenden Frachtpreisen und Transportkapazitäten, wodurch zuverlässige Aussagen zu Liefermengen und -terminen offenbar weitestgehend unmöglich geworden sind. Wenn der Produktionszeitpunkt und der daraus resultierende voraussichtliche Ankunftstermin bestellter Ware von einem Hersteller auf ein oder zwei Monate genau angegeben werden kann, ist das im Augenblick schon als vorbildlich zu bezeichnen!

Keine verbindlichen Lieferzusagen mehr möglich

Nun stehen wir alle vor der Herausforderung, unseren Geschäftsbetrieb möglichst reibungslos aufrecht zu erhalten, obwohl die Planbarkeit gegen Null strebt. Täglich müssen Kunden vertröstet werden, die auf die Auslieferung der teilweise schon vor Monaten bestellten Ware warten. Aus purer Verzweiflung ordern Installateure schon mehrfach bei allen ihnen bekannten Lieferanten, um dann doch bei fast allen immer nur Absagen zu bekommen oder Ratlosigkeit zu ernten. Insbesondere Projektgesellschaften mit Großaufträgen und harten Vertragsklauseln sind die Leidtragenden in einer Marktsituation, wo einfach gar keine Lieferzusage mehr als verbindlich und sicher gelten kann.

Die Änderungen im Preisindex

Hatten wir im Solarmarkt bis etwa 2020 noch eine Dekade, in der die Massenproduktion von den Herstellern hochgefahren und dabei vor allem die Fertigungstechnologien verbessert und der Preis optimiert wurde, so stand und steht in diesem Jahrzehnt die Optimierung der Zelltechnologie und damit des Wirkungsgrads und des Energieertrags im Fokus. Polykristalline Zellen waren vorgestern, aber auch die PERC-Technologie und die P-Typ-Zelle sind mittlerweile ein Auslaufprodukt, da mit ihr kaum Wirkungsgrade jenseits der 20-Prozent-Marke möglich sind.

Technologien wie TOPCon, HJT oder IBC stehen in den Startlöchern zur Gigawatt-Massenproduktion, sie werden die momentan noch dominierenden Produkte mit monokristallinen PERC-Zellen in Kürze abgelöst haben. Beinahe alle größeren Hersteller haben inzwischen solche leistungsstarken Produkte im Programm, wovon man sich auf der Intersolar Europe in München überzeugen konnte.

Mit Hochleistungsmodulen, welche beispielsweise N-Typ-TOPCon-Zellen enthalten, erreichen viele Hersteller schon heute knapp 22% Wirkungsgrad oder mehr. Daraus resultiert eine Leistung von 420 Wattpeak und höher bei Solarpanelen für Dachanlagen oder auch 660 bis 700 Wattpeak bei Modulen für Freiflächenanlagen.

Übersicht der nach Technologie unterschiedenen Preispunkte im Mai 2022 inklusive der Veränderungen zum Vormonat (Stand 18.05.2022). Um Kontinuität zu erreichen, wurden Modulpreise für Januar und April rückwirkend für die neue Klassifizierung ermittelt.

Um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen, rutschen alle Module mit Wirkungsgraden unter oder um 21% in den Bereich „Mainstream“ hinein, also zum Beispiel ab sofort alle Produkte mit PERC-Zellen, aber auch schwarze Module mit entsprechenden Zellen. Neben dem Indexwert „Full Black“ verschwindet auch die Klassifizierung „Bifacial“, denn die meisten Zelltypen sind mittlerweile ohnehin von Natur aus bifazial.

Auch gibt es im Markt kaum Preisunterschiede zwischen (bifazialen) Glas-Glas- und Glas-Folie-Modulen, so dass diese Typen gut im Bereich „High Efficiency“ aufgehoben sind. Dieser Bereich wird weiterhin ein Sammelbecken von Produkten mit relativ hoher Spreizung in den Verkaufspreisen bleiben, aber eine genauere bzw. eindeutigere Zuordnung zu Herkunftsregionen oder Zelltechnologien ist hier kaum möglich. Preisunterschiede ergeben sich oft nur durch unterschiedliche Vertriebsstrategien und -kanäle der einzelnen Marken, die für Außenstehende nicht immer nachvollziehbar sind. Die nächsten Jahre werden zeigen, welcher von den besonders hochpreisigen Anbietern sich dauerhaft gegen die zunehmende Konkurrenz bei den Hochleistungsmodulen behaupten kann.

Martin Schachinger ist studierter Elektroingenieur und seit über 25 Jahren im Bereich Photovoltaik und Regenerative Energien aktiv. 2004 machte er sich selbständig und gründete die international bekannte Online-Handelsplattform pvXchange.com, über die Großhändler, Installateure und Servicefirmen neben Standardkomponenten auch Solarmodule und Wechselrichter aus Restbeständen beziehen können, welche nicht mehr hergestellt, aber für die Instandsetzung defekter Photovoltaikanlagen dringend benötigt werden.

Über pvXchange

pvXchange ist eine der größten Online-Handelsplattformen für Solarmodule, Wechselrichter und weitere PV-Komponenten in Europa. Über den Webshop mit umfangreicher Produktdatenbank erhalten Fachfirmen einen unkomplizierten Zugang zu tausenden aktuellen und auch nicht mehr produzierten Produkten. Zusätzlich bietet

das Unternehmen eine individuelle technische Beratung und Betreuung.

Mit der Expertise aus über zwanzig Jahren Markterfahrung erfüllen die PV-Experten von pvXchange den aktuellen Bedarf ihrer Kunden individuell, schnell und effizient. Neben dem klassischen PV-Großhandel ist pvXchange auch erste Anlaufstelle bei der Nachfrage nach Ersatzprodukten - vom Hersteller nicht mehr gefertigte Photovoltaikmodule und Wechselrichter - für die Instandsetzung beschädigter Photovoltaikanlagen oder nach passenden Komponenten für ein Repowering.

Weitere Informationen finden Sie auf www.pvXchange.com.

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