Preise für Photovoltaikbatterien geben erneut nach
Auch 2019 profitieren Hauseigentümer von geringeren Preisen bei Solarstromspeichern. Im vergangenen Jahr sind die Kosten durchschnittlich um rund 10% gesunken. Darauf weist das Solar Cluster Baden-Württemberg hin. Nur noch 1.200 Euro pro Kilowattstunde Speicherinhalt müssen Anlageneigentümer im Schnitt ausgeben. Inzwischen gibt es bereits Systeme, die inklusive Leistungselektronik und Mehrwertsteuer 800 Euro pro Kilowattstunde Speicherinhalt kosten, hat Mitte März das bundesweite Speichermonitoring durch die RWTH Aachen ergeben. Unterhalb dieser Schallgrenze sind die Powerpakete wirtschaftlich – vorausgesetzt, die Lebensdauer der Speicher beträgt 20 Jahre. Halten die Geräte, wie garantiert, nur zehn Jahre, rechnen sich die Speicher nicht. Anders aussehen kann es bei Solarbatterien, die noch zusätzliche Aufgaben für den Betrieb des öffentlichen Stromnetzes übernehmen. Interessierte Verbraucher sollten sich an Fachleute aus der Region wenden, rät Franz Pöter vom Solar Cluster.
Der Run auf die kühlschrankgroßen Stromspeicher hat im vergangenen Jahr weiter an Fahrt aufgenommen: Ende 2018 waren bereits rund 125.000 Speicher deutschlandweit installiert. Das ist ein Plus von 40.000 in einem Jahr und rund 30% mehr als 2017, so die Auswertung der RWTH Aachen. 90% der Speicher werden an Neuanlagen installiert, 10% bei bereits existierenden Solaranlagen. Etwas mehr als jede zweite neue Photovoltaikanlage erhält einen Batteriespeicher. Im Schnitt legen sich die Eigentümer ein Batteriesystem mit einer nutzbaren Kapazität von acht Kilowattstunden zu und geben dafür rund 10.000 Euro aus. Insgesamt sind Solarspeicher mit einer kumulierten Kapazität von über 900 Megawattstunden hierzulande installiert.
10% Kostensenkung 2018 und ein Installationsplus von rund 30%
Die meisten Solaranlagenbetreiber stören sich nicht an den Kosten der Batteriesysteme. Die Absicherung vor steigenden Strompreisen, ein Beitrag zum Klimaschutz und Technologieaffinität sind die Kaufmotive. Ein Hinderungsgrund ist nur in wenigen Fällen die noch fehlende Wirtschaftlichkeit. Inzwischen rückt diese aber näher. Lagen die Preise 2013 im Durchschnitt noch bei über 2.500 Euro pro Kilowattstunde Speicherinhalt, ist es jetzt nur noch rund die Hälfte. Doch der Preisunterschied der einzelnen Anlagen ist enorm: 75% der Anlagen kosten zwischen 1.800 und 800 Euro pro Kilowattstunde Speicherinhalt.
So berechnen Hauseigentümer die Wirtschaftlichkeit des Speichers
Ob ein Speicher wirtschaftlich ist, hängt davon ab, wie oft der Eigentümer die Speicherkapazität nutzen kann. „Gut ausgelegte Systeme kommen auf 200 bis 250 vollständige Be- und Entladungen im Jahr“, erklärt Franz Pöter. „Der selbst genutzte Solarstrom ergibt sich aus dem Speicherinhalt in Kilowattstunden multipliziert mit den Ladezyklen und der Lebensdauer in Jahren.“ Ersetzt der Solarstrom aus dem Speicher – der für rund elf Cent pro Kilowattstunde vergütet worden wäre – den Bezug von Netzstrom zu 25 Cent pro Kilowattstunde (netto), so ergibt sich ein „Verdienst“ von etwa 14 Cent je Kilowattstunde (netto).
Bei einer Lebensdauer von zehn Jahren und 250 Zyklen im Jahr würden pro Kilowattstunde Energieinhalt 2.500 mal 14 Cent pro Kilowattstunde und damit 350 Euro Stromkosten gespart. Zieht man die Verluste im Speicher ab, so reduziert sich der Wert um 10 bis 25%. Rechnet man eine moderate Strompreissteigerung von 2% pro Jahr mit ein, kommt man auf rund 400 Euro. Hält der Speicher 20 Jahre, erhöht sich die Wirtschaftlichkeitsgrenze auf rund 800 Euro pro Kilowattstunde Energieinhalt. Speicher mit Kosten unterhalb der genannten Grenzen sind wirtschaftlich, oberhalb sind sie es nicht.
Angesichts der höheren Durchschnittspreise ist die Wirtschaftlichkeit bei normalen Heimanwendungen also noch nicht gegeben. Dass die meisten Solarspeicher in naher Zukunft trotzdem wirtschaftlich werden, ist jedoch wahrscheinlich. Die Kosten werden beim derzeitigen Marktwachstum weiter sinken. Eine zusätzliche Nachfrage ist zu erwarten, wenn ab 2025 eine große Anzahl von Solaranlagen aus der EEG-Vergütung fällt. Da die dann abgeschriebenen Anlagen nur noch Betriebs-, Wartungs- und Reparaturkosten von 2 bis 4 Cent pro Kilowattstunde aufweisen, werden sich Eigenverbrauch und Speicherung ab diesem Zeitpunkt geradezu aufdrängen. Das Potenzial ist riesig: Insgesamt gibt es in Deutschland rund 1,7 Millionen Photovoltaikanlagen. Sie alle fallen früher oder später aus der EEG-Vergütung. Viele Eigentümer werden dann die Installation von Batterien zur Erhöhung des Eigenverbrauchs in Erwägung ziehen.
Wann sich Speicher auch bei höheren Kosten rechnen können
In manchen Fällen können sich die Solarspeicher auch heute schon rechnen: Immer mehr Stadtwerke, Stromlieferanten und Speicherhersteller bieten Photovoltaik-Speichersysteme im Zusammenhang mit Stromlieferverträgen an. In dem Fall wird der Speicher für weitere Netzdienstleistungen wie der Erbringung von Primärregelleistung genutzt, was die Zahl der Zyklen pro Jahr für den Speicher erhöht. Die zusätzlichen Zyklen wirken sich auf die Alterung des stationären Speichers nur wenig aus, entscheidend ist die kalendarische Alterung. Speicher können sich so auch bei höheren Kosten rechnen. Käufer sollten jedoch die Bedingungen prüfen, etwa die Länge des Stromliefervertrages.
Batterieinteressierte Hauseigentümer sollten sich an geeignete Handwerker aus der Region wenden, rät Franz Pöter. Dazu gehören Solarteure, Fachkräfte für Solartechnik oder geschulte Fachleute aus Elektrofachbetrieben. Sie geben Auskunft über Effizienz, Lebensdauer und Preis der Systeme sowie über die Dimensionierung des Solarspeichers. Wie groß der Speicher sein soll, hängt von der Höhe und dem Profil des Stromverbrauchs im Haushalt ab und davon, wie groß die Photovoltaikanlage auf dem Dach ist. Am besten sei es, sich von mehreren Installateuren Angebote geben zu lassen, so Pöter.
Förderung durch manche Bundesländer
Eine bundesweite finanzielle Unterstützung für Solarstromspeicher gibt es seit diesem Jahr nicht mehr. Baden-Württemberg, Thüringen und Sachsen vergeben jedoch weiter Fördermittel. Das Land Baden-Württemberg etwa fördert Solarbatteriesysteme mit einem Zuschuss von bis zu 30 Prozent der Nettoinvestitionskosten. Das Programm endet spätestens am 31. Dezember 2019. Die Antragstellung erfolgt bei der L-Bank.