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Preise und Prognosen: So entwickelt sich der Speichermarkt

Niels H. Petersen
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Die große Feier hat sich Christoph Ostermann sicher anders vorgestellt. Zehn Jahre alt wird seine Firma Sonnen in diesem Jahr – oder zehn Jahre jung, ganz wie der Betrachter es sieht. Die Intersolar und die Speichermesse ESS entfallen in diesem Jahr. Eine große Show in Berlin kann es auch nicht geben. In Zeiten von Corona ist vieles anders. „Die Pandemie beeinflusst uns schon, klar. Einige Modultypen unserer Lieferanten haben derzeit Verzögerungen. Und das liegt nicht nur an den Zellproduzenten, sondern auch an der Transportlogistik“, berichtet Sonnen-Chef Ostermann. Vier bis sechs Wochen Wartezeit lassen sich bei der Sonnenbatterie 10 derzeit nicht vermeiden. „Wir hoffen aber, dass es ab August wieder besser wird“, sagt Ostermann im Interview.

60.000 neue Heimspeicher

Die Marktprognose für Heimspeicher im Jahr 2020 war laut EuPD Research insbesondere lange vom Solardeckel abhängig – nun soll die Fördergrenze von 52 Gigawatt fallen. „Auf Jahresfrist prognostizieren wir mit 60.000 Heimspeichern einen gegenüber 2019 leicht rückläufigen Markt“, bilanziert EuPD-Geschäftsführer Martin Ammon. In einer regelmäßigen Befragung von Installateuren erfasst EuPD Research die Preisentwicklung von Photovoltaik- und Batteriesystemen in Deutschland. „Im Vergleich des ersten Quartals 2019 zum ersten Quartal 2020 ist festzustellen, dass die Preise für kleine Heimspeicher bis sechs Kilowattstunden Nettokapazität binnen Jahresfrist um 17 Prozent gesunken sind“, analysiert Ammon. 

Für größere Heimspeicher zwischen sechs und 15 Kilowattstunden zeige sich eine etwas geringere Preisreduktion von zwölf Prozent zwischen dem ersten Quartal 2020 und dem Vorjahreszeitraum. 

Speicherpreise sinken erst mal nicht

Die Potenziale für sinkende Kosten seien bei Lithiumbatterien nicht so stark wie bei Solarmodulen, sagt E3/DC-Chef Andreas Piepenbrink. „Die Materialkomplexität und die Fertigungstiefe sind bei der Elektrochemie einfach viel höher. Und solange die Fabriken stark ausgelastet sind, werden Batterien zwar kontinuierlich besser – aber nicht wirklich preiswerter“, begründet er. 

Auch auf Systemebene werde die Technologie weiter optimiert. „Leistung und Funktionalität wachsen, die Preise pro Kilowattstunde aber fallen auf absehbare Zeit nicht wesentlich“, prognostiziert der E3/DC-Chef.

Analog zu anderen Branchen habe die Coronavirus-Pandemie zu Lieferverzögerungen bei Lithiumakkus und Lithiumzellen aus Asien geführt, berichtet Ammon. Aus zahlreichen Gesprächen mit Herstellern von Heim- und Gewerbespeichern wurden allerdings bislang keine gravierenden Lieferengpässe an EuPD zurückgemeldet. Auch der Hersteller von Gewerbespeichern Tesvolt bestätigt dies. Die Firma aus Wittenberg bezieht ihre Zellen aus Südkorea von Samsung SDI.

Die Fertigung der Sonnenbatterie im Allgäu.

4.000 neue Gewerbespeicher erwartet

Insgesamt sei die Entwicklung der Gewerbespeicher ähnlich wie bei den Heimspeichern an die regulatorischen Rahmenbedingungen geknüpft. „Gewerbespeicher finden allerdings anders als im privaten Umfeld auch ohne Photovoltaikanlage vielfach Anwendung“, so EuPD-Chef Ammon. Hierbei sei die Elektromobilität eine Triebfeder, da Gewerbespeicher als Puffer für die Ladeleistung der DC-Ladestationen verwendet werden. Für die Marktentwicklung heißt das: „Von der Anzahl an Gewerbespeichern erwartet EuPD Research für 2020 etwa 4.000 Neuinstallationen. Das entspricht einer Steigerung um etwa 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr.“

Ein wesentlicher Trend für Heimspeicher liegt in der Sektorenkopplung. Das heißt, die Speicher werden zunehmend mit weiteren Anwendungen im Haushalt zusammengeschlossen. Ein Trend, auf den auch Sonnen setzt, indem sie Aboangebote für Speicher und Elektroauto mit anbieten. Anwender können möglichst viel günstigen, grünen Solarstrom vom eigenen Hausdach und ins Elektromobil laden. Der Eigenverbrauch ist seit Jahren der wichtigste Treiber für den Heimspeichermarkt.

Privatkunden wollen mehr Kapazität

Ein weiterer Trend, den EuPD-Forscher Ammon sieht: Mit größeren Photovoltaikanlagen auf privaten Hausdächern steigt die Nachfrage nach größerer Speicherkapazität. „Leistungsfähigere Solarmodule erlauben auf limitierten Dächern eine deutlich höhere Stromausbeute, wobei E-Mobilität und Heizen den Stromverbrauch im Haushalt signifikant erhöhen“, urteilt er.

Der Speichermarkt ist global. Er zeichnet sich durch internationale Lieferketten aus, da beispielsweise fast alle Zellen aus Asien kommen. Genau das hat aber in den vergangenen Jahren zu deutlichen Preissenkungen geführt. Die Analysten von Bloomberg New Energy Finance (BNEF) sprechen von Skaleneffekten, die die Kosten senken. Seit 2018 haben sich die Kosten für die Energiespeicherung, neudeutsch LCOE (Levelized Cost of Energy), durch größere Projekte in Verbindung mit einer rasch wachsenden Produktionsbasis und energiedichteren Chemikalien halbiert. 

Batteriepacks aus dem BMW i3

China gibt laut BNEF den Takt vor: Mit 115 US-Dollar pro Megawattstunde weist China die weltweit niedrigsten Speicherkosten auf. Dieser Wettbewerbsvorteil hängt in erster Linie von der Nähe der Entwickler zur Ausrüstungslieferkette und dem vermehrten Einsatz von billigeren LFP-Zellen, also Lithium-Eisen-Phosphat, ab.

Zudem haben die Asiaten gigantische Fabriken für Lithiumzellen aus dem Boden gestampft. Während in Europa kaum Fertigungskapazitäten aufgebaut werden, geht in Fernost eine Fabrik nach der anderen an den Start. Wie bei jeder Massentechnologie hängen die Kosten für die Lithiumzellen von der Größe ihrer Produktion ab. Wie die Solarzellen im Solarmodul, so bestimmen auch die Lithiumzellen die Kosten der Batteriemodule zu rund 80 Prozent.

Einen guten Draht nach China hat Franz-Josef Feilmeier, Chef des ­Deg­gendorfer Speicheranbieters Fenecon. Fenecon nutzt seit Jahren die Zellen von BYD für seine Batteriesysteme, setzt neuerdings aber auch die Batteriepacks aus dem BMW i3 ein. 

Auch Feilmeier sagt weitgehend stabile Preise voraus. „Wie bei den Heimspeichern sind die großen Preisreduzierungen vor zwei bis drei Jahren gelaufen“, urteilt er. „Jetzt hält sich ein stabiles Niveau mit vielleicht fünf Prozent Preisreduktion pro Jahr.“

Noch Luft bei den Batterien

Am ehesten sieht er bei den Batterien Luft für Preissenkungen und rechnet vor: „Eine Reduktion der Zellproduktionskosten um beispielsweise 30 Prozent könnte die Systempreise um 50 Euro pro Kilowattstunde reduzieren.“

Fazit: Vier Jahre nach ihrer Markteinführung sind die Stromspeicher im Markt angekommen. Bei privaten Endkunden sind sie faktisch schon Standard. Bei Gewerbekunden und in der Industrie werden sie den Zubau von Solargeneratoren in den kommenden Jahren massiv beschleunigen.

Dieser Beitrag ist zuerst erschienen in photovoltaik 05/2020.

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