Gewerbespeicher: Wie aus Engpässen Neues entsteht
Der Großspeicherhersteller Tesvolt aus Wittenberg hat die Coronapause gut genutzt und stellt in München die neue E-Serie für Gewerbe und Industrie vor. Die neuen Batteriespeicher zeichnen sich durch eine höhere Energiedichte aus und sind laut Angaben der Firma besonders wirtschaftlich.
Mit der E-Serie reagiert Tesvolt auch auf den weltweiten Chipmangel bei Energiespeichern. Denn die neuen Speicher sind so konzipiert, dass sie mit 80 Prozent weniger Chips auskommen. Der Vorteil bei derzeitigen Lieferengpässen: Der Hersteller kann mehr Geräte produzieren und so die deutlich gestiegene Nachfrage nach Gewerbespeichern auch bedienen.
Tesvolt: Schlanke E-Serie
„Viele Gewerbebetriebe kämpfen wegen der aktuell hohen Stromkosten ums Überleben und wollen sich zum Beispiel mit einer eigenen Solaranlage und einem Stromspeicher unabhängig machen“, weiß Daniel Hannemann, Mitgründer und CEO von Tesvolt, zu berichten. Die Nachfrage nach Speichern sei in den letzten Wochen enorm angestiegen. Da die E-Serie mit weniger Chips auskomme, könne sie Tesvolt in deutlich höherer Stückzahl fertigen, erklärt Hannemann.
Sowohl in der Anschaffung als auch im Betrieb kosten die Stromspeicher der E-Serie weniger als die bisher verwendete A-Serie. Das liegt zum einen an der kompakteren Bauweise der neuen Batteriemodule. Diese können demnach knapp 70 Prozent mehr Energie speichern. In der neuen Serie kommt zudem erstmals die neueste Lithium-Zellgeneration von Samsung SDI zum Einsatz. Auch die sei nochmals leistungsfähiger und belastbarer. Der Wirkungsgrad des Gesamtsystems erreicht mit über 90 Prozent einen sehr guten Wert.
Auch die E-Serie ist in unterschiedlichen Produktvarianten erhältlich und damit flexibel einsetzbar. Die Strompuffer kappen Lastspitzen, optimieren den Eigenverbrauch und liefern Ersatzstrom.
Sie funktionieren am Netz genauso wie im Inselbetrieb und eignen sich gerade auch in der Ladeinfrastruktur für Elektroautos. Die Kapazität der neuen Serie deckt immerhin 70 Kilowattstunden bis zu mehreren Megawattstunden ab.
Ein Anbieter von industriellen Speichersystemen ist Commeo aus Wallenhorst bei Osnabrück. In diesem Jahr hat die noch junge Firma ihre Ausstellungsfläche sogar vervierfacht. Der Grund: Der norwegische Investor Arendals Fossekompani (AFK) hat im April 2022 mit 54,9 Prozent die Mehrheitsbeteiligung an der norddeutschen Firma übernommen und frisches Kapital eingebracht.
Die Norweger haben großes Interesse am europäischen Batteriespeichermarkt, um das Geschäft unter anderem mit Wasserkraftwerken zu ergänzen. Commeo ist nun ein Teil dieser neuen Strategie.
Commeo: EMS steuert Energieflüsse
Hersteller Commeo stellt ein innovatives Energiemanagementsystem (EMS) vor. Es analysiert, visualisiert und steuert den Energiefluss und die damit verbundenen Datenströme von Energieinfrastrukturen und industriellen sowie gewerblichen Anlagen.
Die Entwicklung des EMS sei ein nötiger Schritt im Prozess der digitalen Transformation, teilt der Hersteller mit. Diese Struktur ermöglicht eine virtuelle Darstellung der realen Welt über sogenannte digitale Zwillinge. Diese kann mit individuellen Daten und Eigenschaften, komplexen Zusammenhängen und Funktionen wie Eigenverbrauchsoptimierung angereichert werden.
Neben klassischen Komponenten wie Wechselrichtern, Batteriespeichern oder verschiedenen Energiequellen können demnach nahezu alle anderen, digital kommunizierenden Systemkomponenten eingebunden werden. Das schließt Produktionsmaschinen und Roboter genauso ein wie Software oder Abrechnungs- und Steuerungsprogramme bis hin zu CRM-Systemen. Über das Commeo-EMS können all diese Bestandteile der Systemlandschaft des Kunden virtuell miteinander in Beziehung gebracht und gesteuert werden. Die Möglichkeiten der Steuerung von Energie- und Informationsflüssen sind dabei nahezu unbegrenzt, flexibel anpassbar und einfach zu erweitern.
Zudem war auf dem Commeo-Messestand erstmals das Modell einer kompletten Containerlösung mit einem Commeo-HV-L-System samt Energiespeicher und Umrichter in Aktion zu erleben. Komplettiert werde das Portfolio unter anderem durch den ersten Lithiumspeicherschrank mit bipolarer Steuereinheit. Diese erlaubt es, Energieinfrastrukturen besonders kosteneffizient aufzubauen. Zu sehen ist auch das kompakte 48-Volt-System Edge USV für die dezentrale Notstromversorgung an Ort und Stelle. „Wir garantieren nach einer abgeschlossenen Projektierung die Auslieferung des bestellten Systems immer noch innerhalb von nur drei Monaten“, verspricht Michael Schnakenberg, Geschäftsführer und Gründer von Commeo.
Fenecon: Ersatzteile in der Schublade
Bei Fenecon am Stand war Feierlaune angesagt: Das Unternehmen aus Deggendorf hat den Smarter E Award in der Kategorie „Outstanding Projects“ für ein Projekt in NRW abgeräumt. Dabei handelt es sich um ein Containerspeichersystem mit Renault-Zoe-Batterien. Fenecon überzeugte vor allem mit der Kombination von Zero-Life- und Second-Life-Batterien sowie der Umsetzung einer rollierenden Aktivierung einzelner Wechselrichter-Batterie-Einheiten, um die Effizienz des Gesamtsystems zu verbessern.
Der Clou: Das stationäre Speichersystem in Werdohl-Elverlingsen liegt am Umspannwerk eines stillgelegten Kohlekraftwerks. Dort gleicht es mit der sogenannten Primärregelleistung Frequenzschwankungen im Stromnetz aus und dient als sogenanntes lebendes Ersatzteillager. Das 40-Fuß-Containersystem besteht aus 72 neuen Renault-Zoe-Batterien, die mit jeweils eigenen, dezentralen Wechselrichtern zu einem Speicher mit 2,88 Megawatt Leistung und gleicher Kapazität verbunden sind.
Werden im Container verbaute Akkus als Ersatzteil benötigt, lassen sich diese im laufenden Betrieb durch gebrauchte Elektrofahrzeugbatterien ersetzen. Dafür sorgt ein Konzept mit einem Schubladensystem sowie eine innovative Software, die mit einem digitalen Zwilling und einer rollierenden Betriebsstrategie arbeitet. Dieses Wechsellager war unter anderem auch am Stand von Fenecon ausgestellt.
Aber auch das Portfolio des Herstellers wächst: Der neue Industrial S deckt eine Leistung von 92 bis 184 Kilowatt und eine Kapazität von 82 bis 164 Kilowattstunden ab, auch er eignet sich insbesondere fürs Gewerbe und für Ladeparks. Dort hilft der große Strompuffer, den kostenintensiven Netzausbau zu vermeiden, Lastspitzen zu kappen und langfristig die Stromkosten
zu senken.
Erstmals hat Fenecon nun auch einen automatischen Notstromumschalter vorgestellt. Denn bisher mussten sich Installateure bei Notstromlösungen entscheiden: entweder für die traditionellen externen Netztrennstellen, die bei Stromausfall den Aufbau eines Inselnetzes durch den Wechselrichter zulassen. Oder aber sie montieren eine moderne, im Wechselrichter integrierte Netztrennstelle, die jedoch auch im Netzbetrieb nur eine begrenzte Leistung für notstromversorgte Lasten zulässt.
Der Fenecon Home vereint laut Hersteller die Vorteile beider Welten. So wird im parallelen Netzbetrieb eine Versorgung mit bis zu 43 Kilowatt möglich und dennoch werden im Notstromfall alle Verbraucher versorgt. Durch eine enge Entwicklungszusammenarbeit mit erfahrenen Installateuren und der Umsetzung durch das Installationsteam der Firma ist die vorverdrahtete Box einfach zu montieren und sogar bei Nachrüstung im Bestand einbaubar. Und das, ohne wertvollen Platz im Zählerschrank zu belegen. Die Installateure auf der Messe zeigten sich sehr interessiert an dieser innovativen Lösung.