Steckfitting-Technologie: Rohre von Hand verbinden
Sie tragen ihre besonderen Eigenschaften im Produktnamen und heißen Pushfit, B-Push, Speedfit oder Smartfix. Gemeint sind Steckfittinge für die werkzeuglose Rohrverbindung. Das Rohr wird nur mit der Kraft der Hände in den Fitting geschoben/gedrückt (to push). Das Ganze geht mit höherer Geschwindigkeit (speed), dazu einfacher (fit, fix) als mit dem Pressfitting. Also eigentlich viele positive Eigenschaften, die der Steckfitting in sich vereint. Doch den großen Durchbruch hat die mittlerweile nicht mehr ganz junge Verbindungstechnik bislang nicht geschafft.
Steckfiting-Technik ist schnell und sicher
Unkomplizierte und schnelle Montage – bei quasi keinem Werkzeugbedarf und damit wesentlich geringeren Kosten für die Anschaffung von Pressmaschinen, Pressbacken und Wartung – und genauso sicher, wenn nicht sogar noch sicherer als andere, traditionelle Techniken. So können laut fast einem Dutzend Hersteller Rohrleitungen mit der Steckfitting-Technologie verbunden werden. Ohne zusätzliche Sicherungsmaßnahmen wie „unverpresst undicht“. Dafür haben die Steckfittinge andere optische und akustische Sicherheitsmerkmale. Das sind an und für sich handfeste und nachvollziehbare Argumente pro Stecken. Doch der Handwerker hegt immer noch Zweifel, was die Sicherheit und den Nutzen dieser Verbindungstechnik anbelangt, obwohl sie schon mehr als 20 Jahre auf dem deutschen SHK-Markt erhältlich ist.
Steckfitting-Technik spart Arbeitszeit
Speziell in der Vorwand sind enge, schwer zugängliche Stellen, die eine konventionelle Pressverbindung mittels Pressfitting und Pressmaschine oftmals recht schwierig machen, eher die Regel als die Ausnahme. Hier setzt der Steckfitting an. Tatsächlich ist für die Hände immer Platz um den Verbindungsvorgang auszuführen. Gerade in der Etagenanbindung von sanitären Einrichtungsgegenständen und Heizkörpern in mehrgeschossigen Wohngebäuden sowie in der Sanierung/Modernisierung (speziell im bewohnten Zustand) und im Reparaturfall kann in der Installation von Rohrleitungen mit Steckverbindungs-Technologie Arbeitszeit gespart werden.
Es gibt Steckverbindungssysteme und Steckfittings
Es gibt Steckverbindungssysteme und Steckfittings:
- Systeme bestehen aus aufeinander abgestimmten Komponenten und es dürfen nur die zum Lieferumfang gehörenden Rohrleitungen/Werkstoffe (mit exakten Rohrdurchmessern/Maßtoleranzen) des Herstellers eingesetzt werden. Das ist ein wichtiger Faktor für den Gewährleistungsfall. Die Verwendung anderer Rohrleitungen/Werkstoffe könnte zu Undichtigkeiten führen und damit die Gewährleistung aufs Spiel setzen. In den meisten Fällen decken die Komplett-Systeme die Einsatzbereiche für Sanitär, Heizungsanbindung und Fußbodenheizung mit einem entsprechend großen Fitting- und Formteilangebot ab.
- Bei Steckfittings als reiner Rohrleitungsverbinder können beispielsweise Kupferleitungen in verschiedenen Dimensionen von unterschiedlichen Herstellern eingesetzt werden. Das Formteilangebot ist dabei nicht ganz so umfangreich, die Zuordnung im Gewährleistungsfall gestaltet sich schwieriger.
Verarbeitungsschritte bei Steckverbindungen
Die Rohrleitung wird mit der Rohrschere oder einem Rollenrohrabschneider rechtwinklig abgelängt. Je nach System muss das Rohr mit einem systemspezifischen Werkzeug vorbereitet werden. Das heißt: Mit einem Kombiwerkzeug wird das Rohr in einem Arbeitsgang kalibriert, entgratet und angefast. Bei einigen Herstellern ist dieser Verarbeitungsschritt nicht notwendig. Deshalb sind Abweichungen hinsichtlich der Arbeitsschritte je nach System gegeben. Das Rohr wird in den Fitting gesteckt und die druckdichte Verbindung hergestellt. Die Überprüfung des Steckvorgangs erfolgt entweder optisch durch mehrere Sichtfenster im Steckfitting oder durch farbige Signalringe oder einen Steckindikator und/oder akustisch durch ein lautes Klick-Geräusch. In aller Regel handelt es sich bei den Steckfittings um eine nicht mehr lösbare Verbindung. Bei wenigen Herstellern kann die Verbindung wieder gelöst und der Fitting anschließend wieder verwendet werden.
Technologie entspricht den Normen
Grundsätzlich gelten für die Steckfitting-Technik, wie für alle anderen Verbindungstechniken und Rohrleitungssysteme, die in relevanten Normen und Vorschriften definierten Anforderungen. Der Nachweis der Haltbarkeit wird dabei durch mechanische Prüfungen erbracht. Darüber hinaus sind für den Einsatz in Trinkwasseranlagen die Anforderungen der aktuellen Trinkwasserverordnung zu erfüllen. Dazu müssen die metallenen Fitting-Werkstoffe in der UBA-Positivliste enthalten sein.
Eine Zertifizierung, z. B. durch den DVGW, ist obligatorisch. DVGW-zertifiziert bedeutet: Die Übereinstimmung eines Produkts mit den Anforderungen des DVGW-Regelwerks und die Übereinstimmung mit den einschlägigen DIN-Normen. Damit besteht für den Anwender die notwendige Sicherheit für den Einsatz in Trinkwasseranlagen, auch im Hinblick auf die hygienischen Anforderungen. Das DVGW-Zeichen bedeutet nicht gleichzeitig die Eignung für Heizungsanlagen. Der Hersteller entscheidet, ob sein Rohrsystem für den Einsatz in Heizungsanlagen geeignet ist und welche Rahmenbedingungen eingehalten werden müssen.
Steckfittings bis Dimension 63 mm verfügbar
Vorzugsweise werden die Steckfittings in den Dimensionen 16, 20, 25 und 32 mm angeboten, bei Metallleitungen geht es auch kleiner. Somit lässt sich „sortenrein“ die komplette Installation von kleineren Häusern realisieren. Die Einsatzgebiete in der Trinkwasser-Etagenanbindung oder der Heizungsanbindung sind nicht zuletzt durch den hohen Fittinganteil besonders hervorzuheben. Hier ist mit der größten Zeitersparnis bei der Installation zu rechnen. Größere Dimensionen sind bis dato eher die Ausnahme. Bei einem Hersteller sind Metall-Steckfittings (für fast nahezu alle metallischen Rohrwerkstoffe) bis 54 mm erhältlich, ein Komplettsystem mit MSR-Rohren ist bis 63 mm verfügbar. Das macht die komplette Installation von größeren Projekten, inklusive Steigstrang, systemkonform aus einem Werkstoff und mit einer Verbindungstechnik möglich.
Besonderheit: Fitting mit vorgespanntem Pressring
Ein Verbindungsvorgang ohne Werkzeug und doch kein Steckfitting, das ist der RTM-Fitting von Uponor. Statt außen über einen Fitting mit der Pressmaschine wird im Fitting mit einem vorgespannten Pressring das Rohr verpresst. Also auch ein Verbindungsvorgang ohne Werkzeug. Einfach das kalibrierte Rohr einschieben, fertig. Den Rest erledigt die integrierte Technik. Mit der integrierten Pressfunktion können die Verbundrohre des Herstellers unkompliziert und sicher verbunden werden. So sind selbst an schwer zugänglichen Stellen professionelle Pressverbindungen möglich.
Herzstück des Fittings ist der Pressring. Er ist aus speziell beschichtetem Karbonstahl gefertigt, der analog zur Farbkodierung der Uponor-Pressfittings mit einem farbigen Sicherheitspin vorgespannt wird. Der Pressring funktioniert dabei wie ein im Fitting integriertes Presswerkzeug. Die Presskraft von ca. 2 t wirkt umlaufend auf dem Rohr. Eine Sicherheitsarretierung verhindert selbst bei extremer Belastung den Auszug des Rohres aus dem Fitting.
Die RTM-Technologie ist ein DVGW-zertifiziertes Installationssystem mit einem Fittingsortiment aus 61 verschiedenen Formteilen (Fittings, T-Stücke, Armaturenanschlüsse) in den Dimensionen 16, 20, 25 und 32 mm. Damit können komplette Installationen für Trinkwasser und die Heizungsanbindung erstellt werden.
Steckfittings eine Alternative zur Presstechnik?
Genau betrachtet gibt es, bis auf den höheren Preis, keinen wirklich greifbaren Grund, der gegen den Steckfitting spricht. Technisch, in der Verarbeitung oder in der Qualität der Systemkomponenten ist er absolut ausgereift und entspricht dem Stand der Technik. Auch die Aussage, es wäre ein Produkt für den Baumarkt für die Selbstbauer und würde die handwerklichen Fähigkeiten des Installateurs entwerten, entbehrt jeder Grundlage.
Doch offensichtlich gibt es ein Argument, das bisher gegen eine größere Verbreitung spricht: Das Handwerk ist traditionell geprägt, auch bei der Montage von Rohrleitungssystemen. Das heißt: Der Handwerker setzt gerne auf Technik, auf die er aus seiner Erfahrung heraus vertrauen kann. Das ist offensichtlich das Pressen. Tatsächlich vereinfacht der Steckfitting die Verarbeitung und reduziert Fehlerquellen. Doch offensichtlich gibt es keine große Veranlassung, auf die Steckfitting-Technologie umzusteigen. Wenn überhaupt, wird sie von größeren SHK-Betrieben überwiegend im Projektgeschäft, dort durchaus mit höherem Gewinn, oder im Reparaturfall eingesetzt.
Dieser Beitrag von Dietmar Stump ist zuerst erschienen in SBZ/23-2016, bearbeitet von haustec.de. Dietmar Stump ist Fachjournalist für Sanitär, Heizung und erneuerbare Energienaus Worms.