So wird die Vorwandinstallation zum Gestaltungs- und Funktionselement
Seit ihren Anfängen hat sich die Vorwandtechnik kontinuierlich weiterentwickelt. Heute ist die Vorwandinstallation als Sanitärsystem ein multifunktionales Gestaltungs- und Funktionselement in der Badarchitektur, das sich als trockene Ausbauvariante an alle bautechnischen Strömungen angepasst hat.
Als anpassungsfähige Basis für barrierefreie Badezimmer bzw. Sanitärräume übernimmt sie zunehmend sogar eine soziale Aufgabe. In öffentlichen Sanitärräumen ist sie als trockene „Inwandvariante“ der Platzhirsch schlechthin, wenn es um den Bau von kleinen öffentlichen WCs bis zu großen sanitären Anlagen in Sportstätten geht.
Form und Funktion
Als der UP-Spülkasten Mitte der 1960er-Jahre das Licht der Sanitärwelt erblickte, waren Schallschutz- und Brandschutzanforderungen bei Weitem nicht so ausgeprägt wie heute, der Begriff „barrierefrei“ war noch gar nicht kreiert. Doch im Laufe der Zeit wurden kontinuierlich innovative Lösungen im Markt eingeführt. Gut lässt sich diese Entwicklung bei den mittlerweile verfügbaren Lösungen erkennen.
Barrierefreie Elemente für den Waschtisch oder das WC gehören bei den Herstellern zum Standardprogramm, sie sind sogar höhenverstellbar in verschiedenen Ausprägungen (elektrisch/mechanisch) erhältlich.
Urinal-Elemente gibt es in verschiedenen Ausführungen. Mittlerweile gibt es sogar ein in die Vorwand integriertes Duschelement. So wird der Wasserablauf vom Boden in die Wand verlagert und gleichzeitig der Bodenaufbau der Dusche vereinfacht. Dazu sind Elemente mit integrierter Geruchsabsaugung und elektrische Auslösungen für WCs erhältlich.
Bei den Auslösevarianten für die WC-Spülung gibt es Helfer (elektrisch, pneumatisch, IR), die die Bedienung erleichtern und den Komfort erhöhen. Gleiches gilt für die Urinalsteuerung: Mit Handauslösung, Radar- oder IR-Steuerung, dazu vernetzt in großen Gebäuden zum effizienten Umgang mit der Ressource Wasser, lässt sich diese Technik auf jede Anforderung abstimmen.
Der Trockenbau
Eine neue Ära begann, als der Trockenbau aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten über den Atlantik schwappte. Zunächst beschränkte sich der Einsatz von Metallständerprofilen und Gipskartonplatten auf den gewerblichen Bereich.
Ende der 70er-, Anfang der 80er-Jahre gelang der Trockenbauweise schließlich der Durchbruch auf Deutschlands privaten Baustellen. Als erster Hersteller reagierte Geberit auf die neuen Herausforderungen und brachte 1985 mit dem Kombistar eine erste Komplettlösung auf den Markt.
Heute ist die Raumgestaltung mit speziellen und robusten Metallprofilen und Gipskartonplatten aus dem Wohnungsbau fast nicht mehr wegzudenken. Ob privates Badezimmer oder öffentlicher Sanitärraum: Sie verfügen fast durchweg über „ein trockenes Profil“. Speziell das private Badezimmer – vom funktionellen Raum bis zum Luxusbad und Badetempel – kann individuell in verschiedene Funktionsbereiche aufgeteilt werden.
Das ist bedingt auch mit Nassbauelementen möglich, jedoch mit einem höheren Zeitaufwand durch das Mauern, von mehr Schmutz in der Sanierung/Modernisierung mal ganz abgesehen. Nicht von ungefähr hat die Trockenbautechnik als Einzelelementmontage (mit stabilem Rahmen) oder als Trockenbaumontagesystem (mit einem stabilen Grundgerüst) ihren festen Platz in der Gebäudetechnik gefunden. Dazu addiert sich als Metallständerwandkonstruktion ein zunehmender Marktanteil im Wohnungsbau. Bei dieser Ausbaumethode wird aus der Vorwand- eine Inwandtechnik, da die Elemente flächenbündig in die Metallständer integriert werden.
Hier spielen die flexiblere und leichtere Bauweise im Vergleich zu einer gemauerten Wand sowie die kostengünstige Bauausführung eine wichtige Rolle. Im privaten Bereich kommen Trockenbauelemente meistens als Einzelinstallation (WC, WT etc.) vor einer Massivwand zum Einsatz. Die Rahmen der Elemente können direkt beplankt werden. Für besondere Anwendungen halten einige Hersteller auch Bausätze für die Nischen- oder Eckmontage vor.
Trockenbaumontagesysteme für das moderne, individuelle Badezimmer mit Raumlösungen überzeugen durch ihre stabile, geprüfte Konstruktion und die guten Schallschutzeigenschaften. Dabei ist die Gewährleistung eindeutig durch einen Hersteller, und damit Ansprechpartner, definiert. Durch den kontinuierlichen Baustellenablauf – alles aus und in einer Hand – sichern sie dem ausführenden Betrieb eine hohe Wertschöpfung.
Mit solchen Komplettsystemen lassen sich selbst halbhohe, freistehende Raumteiler ohne großen Aufwand realisieren. Eckbadewannen lassen sich ebenso problemlos integrieren wie Eck-WCs. (Vor-)Wände bilden aber auch einen idealen Rahmen für einen bodengleichen Duschbereich. Selbst Raum-in-Raum-Lösungen sind möglich.
Alle Installationen verschwinden körperschallentkoppelt hinter der Vorwand. In der Regel besteht das Grundgerüst aus einem profilierten Vierkantstab, der über spezielle Verbindungen fest im Boden, an der Wand oder auch an Holzbalken in der Dachschräge verankert wird.
Das anpassungsfähige Bad
Gerade beim privaten Badezimmer, das sich flexibel auf die sich ändernden Lebensumstände seiner Benutzer anpassen lässt, führt kein Weg an der trockenen Ausbaumethode vorbei.
Barrierefreie Badezimmer lassen sich tatsächlich in Nassbautechnik so gut wie gar nicht realisieren, da barrierefreie WC-Elemente in dieser traditionellen Technik bei den Herstellern gar nicht verfügbar sind. Nassbau schließt auch den Einsatz von höhenverstellbaren WCs oder Waschtischen aus, sie gibt es nur als Trockenbauelemente.
Für den Trockenbau spricht auch die Vorgabe der DIN 18040-2, nach der die Wände so ausgeprägt sein müssen, dass ohne großen Aufwand Stütz- und/oder Haltegriffe nachgerüstet werden können. Planer und Handwerk tun gut daran, Einzelelemente oder Montagesysteme zu berücksichtigen, damit die integrierten Befestigungsplatten den auftretenden Kräften standhalten können.
Ebenfalls zu berücksichtigen sind UP-Dosen und Leerrohre, damit später eine elektrische WC-Auslösung – in der Wand oder als Taster im Stütz-Haltegriff – installiert werden kann.
Fast unendlich groß ist die Auswahl bei den WC-Betätigungsplatten. Sie sind, als einzig sichtbares Teil der Vorwandinstallation nach Fertigstellung, das Differenzierungsmerkmal schlechthin. Der Kunde kann unter einer Vielzahl von Formen und Farben sowie Farbkombinationen und unterschiedlichen Materialien auswählen. Einfach Platte war mal. Heutzutage kann, zumindest im individuellen Badezimmer, das Design der WC-Betätigungsplatten über den Einsatz des UP-Spülkastens oder des Vorwandsystems entscheiden.
Schallschutz
Entspannung, Erholung, Komfort, Ruhe und ein gewisses Mindestmaß an Privatsphäre sind die wesentlichen Grundbedürfnisse, die Bewohner an ihr Zuhause (Wohnung oder Haus) stellen.
Besonders der Schallschutz, als Schild vor äußeren und inneren Geräuschen, ist von erheblicher Bedeutung für die Wohn- und damit Lebensqualität. Gerade durch die immer dichteren Gebäudehüllen werden Geräusche im Haus mehr wahrgenommen. Erhöhter Schallschutz ist also ein wichtiges Komfort-Qualitätsmerkmal, das gilt auch für alle von der Gebäudetechnik ausgehenden Geräusche, wie eben die Vorwandtechnik.
Die DIN 4109:2016-07 (Schallschutz im Hochbau) legt die Mindestanforderungen an die schalldämmenden Bauteile fest, die bauaufsichtlich verbindlich sind. Trotz Einhaltung der in ihr definierten Anforderungen muss erwartet werden, dass Geräusche aus fremden, benachbarten Räumen wahrgenommen werden. Wird erhöhter Schallschutz nach den in der VDI-Richtlinie 4100 definierten Schallschutzstufen (SSt I, II und III) vereinbart, muss dies bereits in der Planung berücksichtigt werden.
Nutzergeräusche, wie das Öffnen und Schließen von Toilettensitzen, werden in allen Schallschutzstufen nicht berücksichtigt, da diese messtechnisch nicht reproduzierbar sind. Sie sind planerisch so weit wie möglich zu mindern. Betätigungsgeräusche wie das Auslösen einer WC-Spülung oder der Geräuschpegel einer Duschwanne werden aber durchaus in den Schallmessungen nach VDI 4100 mit einbezogen.
Grundsätzlich gilt: Schallschutz ist einklagbar. Zahlreiche Gerichtsurteile haben bestätigt, dass eine mangelhafte Schalldämmung trotz vermeintlicher Erfüllung der DIN-Norm zu einem Werkmangel führen kann. In Folge kann es zu teuren Nachbesserungen oder Schadenersatzansprüchen kommen.
Brandschutz
Die Anforderungen an den vorbeugenden Brandschutz sind in den jeweiligen Landesbauordnungen enthalten. In der DIN 4102 „Brandschutzverhalten von Baustoffen und Bauteilen“ ist die Klassifizierung enthalten und die Prüfbedingungen sind festgelegt. Baustoffe werden in nichtbrennbare (A) und brennbare (B) Materialien eingeteilt.
Das Brandverhalten von Bauteilen wird durch Feuerwiderstandsklassen definiert. Werden an Wände mit Einbauteilen, zum Beispiel mit vorgefertigten Installationselementen, Brandschutzanforderungen gestellt, so ist die Feuerwiderstandsklasse der Wand einschließlich der Einbauteile nachzuweisen. Ein mögliches Einsatzgebiet einer kompletten Brandschutzwand ist ein Krankenhaus, wenn die Vorwandinstallation an einen Rettungsweg angrenzt.
Fazit
Vorwandtechnik hat sich zu einem attraktiven Tätigkeitsfeld eines SHK-Fachhandwerkbetriebes entwickelt; ob als Einzelkomponente fürs Gäste-WC oder als Sanitärsystem. Die aktuelle Badgestaltung sieht das Badezimmer als Einheit. Dieses wird in Funktionsbereiche, wie den Waschplatz, den Toilettenbereich oder in die Bade- und Duschzone sowie den Intimpflegebereich gegliedert.
Mit der Technik der Vorwandsysteme ist eine solche Badezimmereinteilung problemlos, auch bei kleinen Raumverhältnissen, realisierbar.
Dieser Artikel von Dietmar Stump ist zuerst erschienen in SBZ Ausgabe: 08-2018.
Kurz und kompakt
Sanitärbausteine: Keine klassischen Vorwandelemente sind Sanitärbausteine, die aus FCKW-freiem Polyurethan-Hart-Integralschaum (PUR) gefertigt werden. Ein umfangreiches Produktangebot stellt sicher, dass die meisten Anforderungen moderner Badgestaltung erfüllt werden. Die Sanitärbausteine gibt es in mehreren Serien, unter anderem als Eckstein (WC, Bidet, Urinal und Handwaschbecken) für die 90°-Raumecke oder für die diagonale Raumgestaltung an geraden Wänden. Ebenfalls im Programm: der sogenannte Slim-Block mit 28,5 cm Breite. Mit den passenden Winkelelementen ist er eine praktische Lösung für schmale Schlauchbäder. Interessantes Detail: Die WC-Sanitärsteine dienen als UP-Spülkasten. Die Spülung wird mit der Technik eines namhaften Herstellers ausgelöst.
Installationsmodule: Mehrere Hersteller, unter anderem Uponor, Sanha und IVT, haben sogenannte Installationsmodule zum Einbringen in Metallständerwandprofile im Programm. In den vorgefertigten Installationsmodulen sind alle Komponenten für die Trinkwasserversorgung sowie der Abwasseranschluss in einem geschlossenzelligen Isolierschaum (verhindert Kondenswasser) vormontiert und werkseitig auf Dichtheit geprüft. Der Isolierschaum sorgt auch für gute Wärmeisolierung und gute Schallschutzeigenschaften. Je nach Hersteller sind verschiedene Versionen (für Waschtisch, Badewanne, Dusche, Spültisch, Waschmaschine) erhältlich.