Was Privatbäder vom Hotelbad lernen können
Ein Raum, vier Wände, verschiedene Hygienefunktionen - Waschtisch, WC, Badewanne, Dusche, ggf. noch Bidet und Urinal. Oberflächlich betrachtet unterscheiden sich das Badezimmer im Hotel und im Privathaushalt kaum voneinander. Doch bei Gestaltung und Ausstattung zeigen sich große Unterschiede, das Hotelbad hat eindeutig die Nase vorn. Warum ist das so und was kann das Privatbad vom Hotelbad lernen? Warum das Badezimmer im Hotel mittlerweile eine herausragende Bedeutung besitzt, lässt sich relativ einfach erklären: Das Badezimmer ist ein maßgeblicher Faktor für die Aufenthaltsqualität und Zufriedenheit des Gastes. In einer Studie der Hotelwirtschaft rückten 31,4% der Hotelgäste das Badezimmer an die erste Stelle bei der Bewertung von Hotelzimmern, das Schlafzimmer folgt erst mit 23,4%.
Urlaub als Inspirationsgeber fürs heimische Bad
Nicht umsonst gilt auch der erste Blick des Gastes in der Regel diesem Raum: Zum einen signalisiert ihm der Zustand des Bades den Standard des Hotels, zum anderen besitzt es Erlebnis-Charakter und prägt die Erinnerung an Aufenthalt und Urlaub entscheidend mit. Darüber hinaus ist das Hotelbad ein Inspirationsgeber: Viele Gäste zeigen sich von innovativen Lösungen und guter Gestaltung im Hotelbad stark beeindruckt und wünschen sich ein ähnliches Badezimmer zu Hause.
„In der Realität werden dann bei der Umsetzung im privaten Bad jedoch Abstriche gemacht“, sagt Christian Wadsack, der mit seinem Innenarchitekturbüro Hofmann + Wadsack in beiden Planungswelten zu Hause ist. „Die Gründe sind entweder beim Budget zu suchen oder es mangelt an Know-how oder Vorstellungskraft bei den Baubeteiligten.“
Die Evolution des Hotelbades nutzen
Um zu verstehen, wo genau die Unterschiede zwischen Badezimmern im Hotel und im Privatobjekt liegen, lohnt es sich, einen kurzen Blick auf die Evolution des Hotelbades zu werfen. Ursprünglich war das Hotelbadezimmer dieselbe „Kiste“ oder „Black Box“ wie das Privatbad zu Hause, also ein Raum mit vier Wänden und drei bis vier Hygienefunktionen – Waschtisch, Badewanne/Dusche, WC.
Um diesen Raum für Hotelgäste attraktiver zu machen, wurde er anfangs mit Wanddurchbrüchen hin zum Schlafraum geöffnet, um Tageslicht einzulassen. Nach und nach wurden diese Öffnungen bis hin zu ganzen Glaswänden erweitert, die mehr Transparenz und viel mehr Tageslicht versprachen. „Je mehr Transparenz gewährt wurde, desto mehr Intimität musste allerdings auch geboten werden“, erklärt Wadsack, „für die beispielsweise Vorhänge, bewegliche Trennwände oder satinierte Scheiben sorgen.“ Auch das WC erhielt in der Folge häufig eine eigene Schutzzone, sprich eine nicht einsehbare Nische oder einen eigenen Raum.
Der dritte Schritt in der Evolution des Hotelbads ist der komplette Wegfall von Badwänden, das Bad erhält dadurch einen Bühnencharakter. Wadsack: „Hier scheiden sich die Geister, denn das Badezimmer wird von sehr vielen Menschen stärker mit Intimität und Gemütlichkeit verbunden, als mit Show – das gilt umso mehr für das Privatbad.“
Ausstattung, Beleuchtung, Farben und Materialien
Um den Erlebnischarakter des Hotelbades zu betonen, stiegen parallel zu seiner architektonischen Öffnung auch die Ansprüche an Ausstattung, Beleuchtung, Farben und Materialien. Innovationen und neue Trends bahnen sich hier schneller ihren Weg, denn der Wettbewerbsdruck ist groß und jedes Hotel muss darauf bedacht sein, bei Neubau oder Renovierung in Sachen Design und Technik auf der Höhe der Zeit zu sein.
„In den eigenen vier Wänden sind die Menschen jedoch konservativer, was die Gestaltung des Badezimmers angeht. Was beim Kurzaufenthalt im Hotel gefällt, wird nicht zwangsläufig auch fürs eigene Heim gewünscht, denn der Endkunde rechnet mit 20 Jahren oder mehr, in denen ihm sein Bad tagtäglich gefallen muss“, sagt Sven Rensinghoff, Marketingchef bei Bette. Dennoch lassen sich mehrere Elemente identifizieren, die sich vom Hotelbad auch auf das private Badezimmer übertragen lassen und aus denen sich Chancen für den Sanitärhandwerker ergeben.
Raumarchitektur optimal nutzen
Grundsätzlich beginnt das bei der Raumarchitektur, die bei Renovierungen häufig nicht optimal genutzt oder bei Neubauten nicht rechtzeitig angedacht wird. „Ich empfehle immer, bei jeder Badplanung rechtzeitig die gesamte Wohnsituation im privaten Umfeld zu beleuchten. Nur so eröffnen sich neue Optionen“, sagt Innenarchitekt Wadsack. Im Falle einer Badrenovierung bedeutet das, dass der Handwerker nicht nur das eigentliche Bad betrachten sollte, sondern auch die Badnebenräume. Gerade bei typischen Renovierungskunden über 50 können dort ungenutzte oder wenig genutzte Räume schlummern, wie leerstehende Kinderzimmer oder Ankleiden. Werden diese Räume dem Bad zugeordnet, tun sich neue Welten bei der Gestaltung auf.
So könnte beispielsweise der Waschtisch auf die andere Seite der Wand in den Ankleideraum verlegt werden – wo er durchaus Sinn macht, wie Beispiele aus Hotels zeigen. Denn das Zähneputzen, Schminken, Ankleiden und das Händewaschen nach dem Ablegen der Garderobe stehen in einem engen inhaltlichen Zusammenhang. Der Aufwand für die Verlegung des Waschtischs wäre gering, der Komfort- und Platzgewinn jedoch enorm. „Im Badezimmer entstünde plötzlich genug Raum für eine riesige begehbare Dusche und das WC könnte räumlich abgetrennt werden. Und da dieser Kniff zudem für jede Menge Bewegungsfreiheit sorgt, wäre der Badbereich auch gleich für das altersgerechte Wohnen vorbereitet“, fasst Wadsack die Vorteile zusammen.
Um den Duschbereich barrierefrei zu planen, eignen sich etwa bodenebene Duschflächen aus glasiertem Titanstahl. Im Hotel bewährt hat sich zum Beispiel BetteFloor. Da bei dieser Lösung das Gefälle bereits integriert ist, erübrigt sich die Konstruktion eines Gefälles durch den Fliesenleger und der Duschbereich bleibt dauerhaft revisionsfähig.
Wohnen ganz neu denken
Bei einem Neubau reichen die Möglichkeiten noch weiter. Die deutsche Gesellschaft wird immer individueller, was sich an der zunehmenden Zahl der Ein- und Zweipersonenhaushalte deutlich ablesen lässt. Bis 2030 wird ihr Anteil laut Statistischem Bundesamt von 75 % im Jahr 2016 auf 81 Prozent ansteigen, während der Anteil der Mehrpersonen- und Familienhaushalte von 25 auf 19% absinkt. Das bedeutet, dass das Wohnen an sich ganz anders gedacht werden kann, vor allem im urbanen Umfeld und bei Singlewohnungen.
„Warum nicht die Wohnung architektonisch in zwei große Zone aufteilen? Eine private Intimitätszone, die Schlafen, Baden und Ankleiden umfasst – wie wir das im Prinzip aus modernen Hotelzimmern kennen – und eine Kommunikationszone, der Kochen, Essen, Wohnen und Gäste zugeschlagen werden“, sagt Wadsack. Auch in dieser Konstellation eröffnen sich neue Möglichkeiten für das Badezimmer. Wie aus Hotels bekannt, kann es mit dem Schlafbereich zusammenwachsen, wobei der Grad der Intimität behutsam über Vorhänge oder bewegliche Trennwände dosiert werden sollte. Oder es entsteht gleich ein großer Raum für das Ankleiden, Schlafen und Waschen, an den eine separate Dusche und ein separates WC angegliedert sind.
Die Badewanne als Komfort- und Wellness-Element
„In so einem Umfeld kann auch eine freistehende Badewanne im Schlafzimmer viel Sinn machen“, sagt Sven Rensinghoff, „denn die Badewanne erlebt nicht nur im Hotel als Komfort- und Wellness-Element gerade eine Renaissance.“ Mit der freistehenden Badewanne und dem bodenstehenden Waschtisch BetteLux Oval Couture, deren Außenseiten in gewebten und gepolsterten Funktionsstoff gekleidet sind, hat sich das Unternehmen unter anderem auf solche Szenarien vorbereitet. Die beiden Badobjekte stehen in ihrer haptischen und optischen Anmutung einem gemütlichen Sofa in nichts nach und verbreiten eine ebenso entspannte wie sinnliche Atmosphäre, wie sie von den meisten Menschen für Schlafzimmer oder Ankleide gewünscht wird.
Christian Wadsack ergänzt: „Der Geist der Kunden ist offener, als man denkt. Es lohnt sich, über den Tellerrand zu schauen und sich Anregungen aus den Hotelbädern zu holen. Generell sollte frühzeitig über die tatsächliche Nutzung des Raumes und über das Raumgefüge nachgedacht werden – das verhindert, dass einfach nur Sanitärprodukte hin- und hergeschoben werden.“
Vorteile, die sich einfach vermitteln lassen
Vom Hotelbadezimmer lassen sich auch ganz praktische Dinge lernen. Als gewinnorientierte Unternehmen legen Hotels beim Bad höchsten Wert auf
- zeitsparende Reinigung,
- Langlebigkeit,
- Schutz der Immobilie,
- Schallschutz sowie auf
- sparsamen Umgang mit Reinigungsmitteln, Wasser und Energie
– Dinge also, die prinzipiell auch im Privaten wichtig sind.
„Glasierter Titanstahl wird von vielen Hotels als optimales Material für Badewanne, Duschfläche und Waschtisch geschätzt“, erklärt Marketingchef Rensinghoff, der die Vorzüge des Materials jüngst in dem Leitfaden „Hotel und Gastbad“ gebündelt hat. Das robuste und unempfindliche Material, auf das Bette eine Garantie von 30 Jahren gibt, besitzt eine dauerhaft schöne, fugenlose und keimfreie Oberfläche, die vom hartnäckigen Badreiniger bis zum Nagellack vieles verzeiht.
Eine Duschfläche aus glasiertem Titanstahl lässt sich zum Beispiel schneller und hygienischer reinigen als ein Fliesenboden mit Duschrinne, bei dem die Fugen auf Dauer verkalken und die Rinne aufwendig gereinigt werden muss. Rensinghoff: „Ist der Raum groß genug, kann auch auf einen Duschvorhang oder eine Duschabtrennung verzichtet werden, Spritzwasser schiebt man dann einfach mit dem Abzieher in den Abfluss.“
Ebenfalls im Hotelbad bewährt und auf das Privatbad übertragbar ist die Zargenlösung des Delbrücker Unternehmens. Die überfliesbare Aufkantung für viele Dusch- und Badewannen von Bette sorgt dafür, dass wartungsanfällige Silikonfugen wandseitig vermieden werden können. Das beugt Schimmel vor und schützt den Baukörper an dieser Stelle dauerhaft vor Wasserschäden. „Ein Vorteil, der sich trotz eines höheren Preises auch Privatkunden einfach vermitteln lässt, denn die Investition zahlt auf den Schutz der eigenen Immobilie ein“, so Rensinghoff.
Kombiniert mit dem Einbausystem Universal des Unternehmens lässt sich auch im privaten Bad ein nach DIN 18 534-1 effektiv vor Durchfeuchtungsschäden geschützter Duschbereich verwirklichen. Er bietet darüber hinaus Schallschutz auf hohem Niveau, damit die Mitbewohner beim Duschen nicht mithören müssen.
Vorbild in Sachen Ergonomie und Beleuchtung
Viele Hotels legen großen Wert auf eine wohldurchdachte Anordnung von Schaltern, Steckdosen und Ablagen im Gästebad und eine optimale Ausleuchtung. „Das ist im Hotel besonders wichtig, da sich der Hotelgast in der fremden Umgebung nicht auskennt, sich aber dennoch umgehend zurechtfinden soll“, sagt Christian Wadsack. Natürlich macht das auch im privaten Bad Sinn, denn eine durchdachte und übersichtliche Anordnung hilft hier ebenso, den Alltag zu erleichtern – gerade auch im Hinblick auf eine generationenübergreifende Nutzung des Bades, bei der Jung und Alt mit den Funktionen einfach zurechtkommen sollen.
Genauso wichtig für die Nutzung des Bades ist eine gute Ausleuchtung, sowohl des Waschplatzes als auch des gesamten Badraums. Der größte Fehler bei der Lichtplanung ist es, sich bei der Planung nicht zu fragen, was die Leuchte tatsächlich anstrahlt, wo ihr Licht auftrifft. „Meist werden Flächen beleuchtet, die nicht der Aufmerksamkeitsebene des Badnutzers entsprechen, wie etwa der Fußboden“, so der Innenarchitekt, „mein Tipp ist daher eher die Raumumfassung, also die Wände, zu beleuchten. Das setzt die Architektur in Szene, erzeugt Weite und macht den Raum insgesamt heller.“
Auch sollten Lampen nicht zu weit vom Objekt entfernt sein, das sie beleuchten sollen, denn die Helligkeit nimmt in der Entfernung im Quadrat ab. Das ist besonders am Waschplatz wichtig: Grundsätzlich sollte eine blendfreie Beleuchtung seitlich und nicht oberhalb des Spiegels angebracht sein. Dabei muss besonders auf die seitliche Entfernung der Leuchten geachtet werden, denn damit das Gesicht optimal ausgeleuchtet ist, müssen dort 300 bis 400 Lux Lichtstärke ankommen.
Fazit
Sven Rensinghoff fasst zusammen: „Viele Endkunden bringen von Reisen Eindrücke und Anregungen aus Hotelbadezimmern mit. Eine Chance für das Sanitärhandwerk, daran anzuknüpfen und sich bei der Planung hochwertiger Bäder auch als Berater in Sachen Innenarchitektur zu profilieren. Wer sich das nicht selbst zutraut oder keinen Innenarchitekten im Unternehmen hat, sollte die Zusammenarbeit mit einem spezialisierten Innenarchitekten suchen. Wichtig ist, möglichst früh in den Planungsprozess einbezogen zu werden, damit möglichst viele Spielräume offen bleiben.“