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Mit Farbe und Licht atmosphärische Räume erschaffen

Andrea Stark-Nienhaus

Bunt statt grau: Ein schönes Beispiel dafür ist die Komplettrenovierung einer Eigentumswohnung. Für den nächsten Lebensabschnitt stellt sich ein Paar wohnlich neu auf. Die Ausgangslage: Die gesamte Wohnung bildet mit einem ruhigen Parkettboden in Buche, einer durchgehenden warmen Wandfarbe und der ruhi­gen Einrichtung mit Naturmaterialien ­eine große Bühne, um farbenfrohe Kunst an den Wänden strahlen zu lassen. Die Möbel dazu sind entweder ausdrucksstark antik oder eingepasst in ­zurückhaltendem Mattweiß.

In der Küche wird der verflieste Küchenspiegel selbst zum Kunstobjekt – mit den Metrofliesen in klaren Grundfarben wird die Idee des Künstlers Mondrian interpretiert. Hierzu haben sich die Bauherren selbst in einem Puzzlespiel eingebracht. Die dunkelblaue Kopfwand ist farblich darauf abgestimmt und zieht den Blick schon aus dem Flurbereich magisch an.

Südsee-Feeling: farbenfrohe Vorwand in Blaugrün

Blau ist ebenfalls bestimmende Farbe im Masterbad. Den Gedanken an tiefes Südseewasser spiegelt eine farbenfrohe Vorwand in einem Blaugrün wider (Farrow&Ball, Vardo). Die technisch notwendige Vorwandschale für Waschtisch und WC wird deckenhoch als Gestaltungselement ausgearbeitet. Ein raumgreifender Einbauspiegelschrank erstreckt sich über Waschtisch und WC, bietet viel Stauraum und trägt maßgeblich zur optischen Raumvergrößerung bei.

Modernes Badezimmer mit weißem Waschbecken, großem Spiegel, Badewanne und stimmungsvoller Beleuchtung.
Der Einbauspiegelschrank trägt zur optischen Raumvergrößerung bei.

Geometrisch schlicht schmiegt sich die filigrane Corianplatte an die Farbwand. Sie wird ergänzt durch einen mattweiß lackierten, angepassten Unterschrank. Die Ablagefläche auf der linken Seite ist praktisch in der täglichen Nutzung und verlagert die Bewegungsfläche so, dass sie außerhalb des Türöffnungsbereiches liegt. Hinter dem Badmöbel versteckt hängt das schlichte Wand-WC an einer weißen Glasplatte mit Sensorelektronik. Technische und optische Gründe überzeugten die Bauherren ebenso wie die integrierte Geruchsabsaugung.

Raumgestaltung folgt dem quadratischen Grundriss

Der Grundriss des Badezimmers ist annähernd quadratisch. Dem folgt die Raumgestaltung, in der die Badelandschaft die Frontseite und die Duschzone die gesamte rechte Seite einnimmt. Die ­Acrylwanne im Format 180 x 80 cm wird hinter der Vorwandschale eingeschoben und auf der rechten Seite durch ein verfliestes Podest verlängert. Die Ablage betont die Gestaltung optisch. Über der gesamten Breite sorgt ein LED-Nachtlicht im Untertritt für einen atmosphärischen Lichteffekt, es lässt die gesamte Anlage optisch schweben. Zwei Wandleuchten mit Up-down-Lichtreflexion vollenden den Badebereich.

Die Position der Duschrinne war zu Beginn des Umbaus leider nicht genau zu bestimmen. Der vorhandene Bodenablauf im Bestand ließ auf die Möglichkeit hoffen, die Duschzone eventuell auch bodenbündig ausführen zu können. Bei genauerem Hinsehen stellte sich leider heraus, dass der schon lange nicht mehr nutzbar war und auch wieder nicht aktiviert werden konnte. Der bis­herige Wannenablauf allerdings ermöglicht es, die Rinne am offenen Ende der Glaswand zu verbauen und mit einem beiderseitigen Gefälleestrich die Einstiegshöhe auf ein Minimum von wenigen Zentimetern zu reduzieren.

Grundrisszeichnung mit verschiedenen Maßangaben und Anmerkungen zur Raumaufteilung inkl. Badewanne und Fenstern.
Der Grundriss ist annähernd rechteckig, das Fliesenformat wurde daran angepasst

Millimeterarbeit des Fliesenlegers

Es ist der Millimeterarbeit des Fliesenlegers zu verdanken, dass das Lichtband unter der Badewanne über die gesamte Breite verbaut werden konnte. Die Duschabtrennung wird ohne Befestigungen deckenhoch vom Glaser bis zum Ende der Rinne angefertigt und verklebt. Das über die Rinne überlaufende Wasser wird durch eine durchsichtige Schwallschutzleiste am Rand des Duschpodestes aufgehalten. Diese Konstruktion wurde zunächst auf Funktion hin ausgetestet. Alternativ wäre ein weiteres, schmales Glaselement im rechten Winkel platziert nötig gewesen, das aber den großzügigen Durchgang reduziert hätte.

Die Architektur des Raumes und das Einrichtungskonzept bedingen das Format der Fliese von 90 x 90 cm. In einem warmen, hellen Sandton erstreckt sich das Feinsteinzeug im abgestimmten Fugenschnitt auf dem Boden, an den beiden Wänden der Dusche deckenhoch und an der Badewanne auf eine reduzierte Höhe von 90 cm. Ergänzend zur ruhigen Ausstrahlung bieten farblich angepasste Schlüterschienen sicheren, aber fast unsichtbaren Kantenschutz.

Farbe muss nach ein paar Jahren erneuert werden

Prägend im Raum ist sicherlich die blaugrüne Wand, die – passend zur gesamten Wohnraumgestaltung – mit dem hellen Farbton „Farrow&Ball, ­Pointing“ an den übrigen Wandflächen und einer weißen Decke mit Rapport verstärkt wird. Sicherlich muss man bedenken, dass die Farbfläche nicht so lange haltbar sein wird wie eine verflieste Wand. Auch wenn hier eine Kunststoffdispersionsfarbe genutzt wurde, die man abwischen kann. Dennoch: Nach einigen Jahren muss die Farbe erneuert werden. Darin liegt aber auch die Chance, dem Raum dann wieder eine neue farbliche Gestaltung zu geben. Die Grundausstattung des Badezimmers lässt Kombinationen zu und sorgt immer wieder für frischen Wind.

Neben Architektur und Wand- und Bodengestaltung ist eine gute Lichtkonzeption eine weitere tragende Säule einer ganzheitlichen Wohnraumeinrichtung. Die erste Lichtschaltung beim Betreten des Raumes bedient den überbreiten Spiegelschrank und die beiden Wandleuchten. Der Einbauschrank mit seinen zwei parallelen, waagerechten Lichtleisten übernimmt neben dem Funktionslicht am Waschplatz auch einen Teil der Raumausleuchtung. Sowohl die Lichtmenge als auch die Lichttemperatur sind individuell wählbar oder auch ganz auszuschalten – wenn zum Beispiel ein romantisches Wannenbad nur mit den Wandleuchten und Kerzenschein gewünscht wird. Das Funktionslicht wird durch den beleuchteten Kosmetikspiegel ergänzt, der zusätzlich die komfortable Vergrößerung zur Detailkosmetik bietet.

Modernes Badezimmer mit Glasdusche, wandmontiertem Waschbecken, hinterleuchtetem Spiegel und Toilette auf hell gefliestem Boden.
Prägend im Raum ist die blaugrüne Wand im Farbton „Vardo“ von Farrow&Ball.

LED-Leiste gibt Orientierung

Die LED-Leiste im Untertritt steht nicht nur für optischen Mehrwert, sondern dient als Orientierung für eine kurze Nutzung des Raumes, etwa in den Nachtstunden. Gerade in fenster­losen Räumen ist das ein absolutes Komfort-Plus. Zusätzlich geschaltet und natürlich dimmbar ist die Raumbeleuchtung in Form einer integrierten LED-Leiste in der vorhandenen abgehängten Decke parallel zum Duschbereich geführt. Nicht nur, dass damit der Raum an allen Seiten beleuchtet werden und so seine Größe zeigen kann - die Position im Bereich Dusche vereint weitere Vorteile. Für das Duschritual ist zuweilen mehr Licht von­nöten, um wach und aktiv zu werden. Gestalterisch akzentuiert die Position zudem die Fliesenwand. In einem weichen Schein fließt das Licht an der gerillten Rundung innerhalb des Leuchtenprofils (Nordstar PWAC) an der Wand entlang. Nicht der Nutzer wird angestrahlt (was als unangenehm erlebt werden kann), sondern Wandflächen werden als Reflektor genutzt.

Die Summe aller Ideen schafft einen Raum, der atmosphärisch in sich ruht, Wohlgefühl und Behaglichkeit ausstrahlt, ohne auf ein ausgewogenes Maß an Spannung verzichten zu müssen. Das spiegelt den Geschmack der Bauherren wider.

Auch Gäste-WC folgt dem Gestaltungskonzept

Das neu gestaltete WC: Im angrenzenden ­Gäste-WC finden ähnliche Gestaltungsideen ihren Raum. Die Kopfwand wird komplett in Taubenblau gestrichen (Farrow&Ball, Pitch Blue) – auch wieder in Kombination mit dem Farbton Pointing und weißer Decke mit Rapport. Auf der blauen Wand verstärken Bilder im passenden Blauton den Farbeffekt. Ein überbreiter Spiegel mit Rundumbeleuchtung übernimmt die Lichtfunktion. Eine Holzkonsole befindet sich unter einem filigranen Porzellanwaschtisch. Nicht nur optisch eine sinnvolle Ergänzung, sondern auch eine praktische Ablagemöglichkeit für Handtücher und Dekoration. Ergänzend dazu wird auf der halbhohen Vorwandschale das gleiche Material genutzt. Die erwähnten Bilder könnten also auch lässig locker aufgestellt werden anstatt aufgehängt.

Maßnahmen außerhalb des Bades 

Für die farbenfrohen Details der Wohnung, die durch entsprechende Kunstobjekte und in Kombination mit traditionsreichen antiken Einzelmöbeln ergänzt werden, schaffen angepasste Einbauten den passenden Rahmen. Wahre Stauraumwunder werden passgenau für die jeweiligen Nischen deckenhoch angefertigt. Alle sind in einem zurückhaltenden Mattweiß lackiert, verfügen über unsichtbare Griffnuten oder Tip-on-Technik und verstecken notwendige Dinge für den Haushalt, die Waschmaschine und Garderobenartikel. Lediglich im Garderobenschrank neben dem Eingang wird die Ebenmäßigkeit durch einen Einschub ergänzt, in dem Schlüssel, Handy und Co. ihren Platz finden. Farblich ist der Holzkubus auf das Parkett abgestimmt und mit Steckdosen und einem warmen LED-Lichtband versehen.

Alle Räume fügen sich optisch zusammen und sind aufeinander abgestimmt, um ein angenehmes Gefühl zu vermitteln. Nach einer Zeit des Einwohnens und Einräumens steht als nächster Schritt die optimale Beleuchtung in den jeweiligen Räumen auf dem Plan. Weitere Möbel, um zum Beispiel auch Bücher zu integrieren, sind angedacht. Grau wird auch hier sicherlich keine tragende Rolle erhalten. Ganzheitliche Gestaltung endet eben nicht an der Schwelle der Badezimmertür.

Weitere Beiträge rund um Badthemen online unter:
www.sbz-online.de/tags/­badgestaltung

Dieser Artikel, geschrieben von Andrea Stark-Nienhaus, erschien zuerst in der SBZ Ausgabe 8/2024.

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