Praxisbeispiel Kleinbadmodernisierung: Viel Platz bei wenig Raum
Auf 3,5 m² ein großzügiges Bad für eine vierköpfige Familie zu realisieren, das klingt nach einer fast unlösbaren Aufgabe. Glücklicherweise gab es einen separaten Raum für das WC, sodass „nur“ ein Doppelwaschtisch, eine großzügige Dusche und möglichst viel Stauraum unterzubringen waren. Dabei wünschten sich die Kunden ein klares, aufgeräumtes und zeitlos gestaltetes Bad.
Sanierung in der Urlaubszeit
Eine umfangreiche Sanierung geht natürlich nicht ohne Schmutz und Lärm vonstatten, ganz abgesehen davon, dass das Bad über längere Zeit nicht nutzbar sein wird. Wir beschlossen also, die Arbeiten während des Sommerurlaubs der Kunden durchzuführen. Das ist für alle Beteiligten meist die beste Lösung: Die Handwerker können in Ruhe arbeiten und die Kunden haben keine Einschränkungen.
Dieses Vorgehen setzt aber nicht nur großes Vertrauen seitens der Kunden voraus, sondern auch eine sorgfältige Planung und die Klärung aller Details – soweit möglich – vor der Abreise. Selbstverständlich müssen auch alle Produkte rechtzeitig bestellt werden. Trotzdem sollten die Kunden kurzfristig für Fragen erreichbar sein. Denn im Altbau ist immer mit unliebsamen Überraschungen zu rechnen.
Überraschungen beim Umbau
Es war von Anfang an klar: Alles muss raus! Nicht nur die alten Sanitärobjekte, sondern auch die Fliesen, die in zwei Lagen übereinander geklebt waren. Denn wir wollten natürlich möglichst viel Platz gewinnen. Leider stellte sich heraus, dass die erste Lage Fliesen im Mörtelbett verlegt worden war, sodass uns beim Abriss die halbe Wand entgegenkam – und natürlich neu aufgebaut werden musste.
Aber es gab auch positive Überraschungen: Der Anschluss an das Fallrohr lag so tief, dass wir die Dusche tatsächlich bodeneben ausführen konnten. Ob das möglich ist oder nicht, stellt sich meist erst beim Abriss heraus. Ich gehe daher immer vom ungünstigeren Fall aus und plane die Dusche mit einem Podest.
Versteckte Funktionen
Wir nutzten die Sanierung, um das Bad nicht nur schöner, sondern auch komfortabler zu machen. Der Bodenaufbau erlaubte den Einbau einer Fußbodenheizung – und damit den Verzicht auf einen Handtuchheizkörper. Der vorhandene Durchlauferhitzer wurde gegen ein kleineres, aber leistungsstärkeres und elektronisch gesteuertes Modell ausgetauscht. Dieser ist, ebenso wie der Verteiler für die Fußbodenheizung, in einem großen Schrank versteckt. Der hat zwar nur eine Tiefe von 20 cm, bietet aber dank seiner Größe viel Platz und eine gute Übersicht. Seine Mattglastüren lassen den Inhalt verschwimmen, die Tiefe aber noch erahnen. Darauf aufgesetzt ist ein tieferes Regal für die Handtücher. Unter dem Waschbecken schaffen zwei große Auszüge mit integrierten Steckdosen noch mehr Stauraum.
Duschkomfort im Kleinbad
Die bodenebene Dusche kann es mit ihrer Fläche von 90 x 180 cm mit jedem großen Bad aufnehmen. Auch die Ausstattung mit höhenverstellbarer Handbrause und Kopfbrause bietet allen Komfort. Entwässert wird sie mittels einer dezenten Duschrinne. Die täglich genutzten Pflegeprodukte stehen in einer eingelassenen Shampoo-Nische aus Metall. Als Duschabtrennung ist lediglich ein Festglaselement eingebaut. Eine zusätzliche Duschtür hatte sich als nicht nötig erwiesen.
Licht überall
Mit seinen geringen Abmessungen und bei einer Höhe von 334 cm hatte der Raum recht ungünstige Proportionen, er wirkte ein bisschen wie ein Fahrstuhlschacht. Daher beschlossen wir, die Decke abzuhängen. Das ermöglichte uns den Einbau der Lüftung und der Kopfbrause. Auf die klassische Deckenlampe verzichteten wir allerdings, stattdessen ist die Beleuchtung – dank LED-Technik – überall verteilt.
Eine schmale Nische in der Raumecke wurde mit einer LED-Schiene bestückt und mit einer Mattglasscheibe abgedeckt. Im Handtuchregal eingelassene LED-Schienen spenden Licht nach unten für den Schrank und indirekte Beleuchtung nach oben. Der Spiegelschrank hat eine eigene, in der Lichtfarbe veränderbare Beleuchtung. Er ist das einzige Möbelstück, das nicht auf Maß gefertigt wurde.
Fugenlose Flächen
Die Kunden wünschten sich eine fugenlose und großzügige Optik und entschieden sich daher statt Fliesen für eine Spachteltechnik an Wänden und Boden. Mit einer speziellen Versiegelung ist sie auch im Nassbereich nutzbar. Die Rutschhemmung am Boden lässt sich durch die Art des Auftrags und die Wahl der Versiegelung bestimmen. Aus der handwerklichen Verarbeitung entsteht eine leichte Wolkigkeit, die die Flächen lebendig wirken lässt. Das Ergebnis ist ein Bad, das trotz der geringen Raumgröße Großzügigkeit ausstrahlt und tatsächlich auch zu zweit nutzbar ist.
Projektinfo
- Sanierung während des Urlaubs der Kunden
- Einbauten auf Maß für maximale Raumnutzung
- Schrank mit geringer Tiefe für mehr Übersicht
- Mattglastüren für mehr optische Tiefe
- Beleuchtung in Möbel integriert
- Abgehängte Decke für bessere Raumproportionen
- Spachteltechnik für fugenlose Flächen
Dieser Beitrag ist zuerst erschienen in SBZ 12/2021. Birgit Hansen betreibt in Köln ein Innenarchitekturbüro für individuelle Raumkonzepte und Materialberatung. Einen Schwerpunkt bilden Bäder und Fliesen. www.hansen-innenarchitektur.de