Blick ins Badezimmer der Zukunft
Wie werden Badezimmer in Zukunft genutzt? Diese Frage beschäftigt Einrichtungsexperten und Trendforscher. Duschgewohnheiten und Baderituale zählen zu den persönlichsten Angelegenheiten im Leben. Entsprechend individuell entwickelt sich die Badgestaltung. Dieser Beitrag nennt die aktuellen Trends.
Von welchen Strömungen sich Einrichtungskonzepte in Zukunft leiten lassen, zeigte im März vergangenen Jahres die ISH 2019, die Weltleitmesse für Wasser, Wärme, Klima. Darüber hinaus machte sie deutlich, dass in den gegenwärtigen Wellnessoasen Moderne und Hightech weiterhin mit traditionellen Werten und bewährten Wasserwirkungen verknüpft werden. So jedenfalls lautet das Fazit der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS). Das sind die kommenden Trends:
Farbe im Bad: Es knallt!
Dabei wird laut dem Branchendachverband mehr denn je experimentiert, und eine positive Einstellung zur Zukunft sowie eine Fülle an Farben prägen das Interieur. Kluge Kombinationen aus Wohlfühlfaktor und Technik finden sich in den präsentierten Produkten wieder.
Gemusterte Fliesen und bisweilen knallige Dekorationen gehören zu dem lebensbejahenden Ausstattungsstil. Energiegeladenes Gelb, warmes Rosa, lebendiges Korallenorange sowie Grün und Blau in allen verfügbaren natürlichen Nuancen ziehen allenthalben die Blicke auf sich und verbreiten nicht nur an Wänden, sondern auch auf Möbeln, Armaturen und Accessoires gute Laune.
Naturmaterialien für Wohlfühl-Philosophen
Daneben sind aus dem modernen Bad Holz und Naturstein nicht mehr wegzudenken. Mit innovativen Wasseranwendungen verbinden sie sich zu einnehmenden Kompositionen, die das Bad in einen Wohlfühlort verwandeln. Weil der Mensch wieder gerne mehr Zeit darin verbringen möchte, will die Ausstattung so gewählt werden, dass man sich sogar eine therapeutische Wirkung vom Aufenthalt versprechen kann. Moderne Bäder leisten nämlich hervorragende Dienste beim Innehalten, Mit-sich-Philosophieren und Stress-Abbauen.
Top in Schwarz
Sehr augenfällig ist der Trend zur dunklen Gestaltung. Ein Phänomen, das man schon von der Küche kennt. Ob Schwarz den weißen Bädern, die seit vielen Jahren ungebrochen die Beliebtheitsskala anführen, den Rang ablaufen wird? Fest steht, dass die dunklen Materialien einen hochwertigen und eleganten Eindruck hinterlassen und gut mit anderen Farben kombinierbar sind.
Der Trend beschränkt sich nicht nur auf Fliesen oder Möbeloberflächen. Neben Ausstattungsarmaturen präsentieren sich auch Duschflächen, Waschtische und Badewannen in avantgardistischem Schwarz oder Anthrazit, teils zweifarbig mit kontrastierendem Weiß. Das hat die VDS ebenfalls ermittelt.
Oberflächen: Feiner Finish-Chic
Passende und sehr exquisite Farbtupfer zum dramatischen Schwarz-Look sind glänzende oder matte Oberflächen in jedem erdenklichen Finish, sei es für die Armatur oder die Rinnenabdeckung in der bodengleichen Dusche. Wer Wert auf Außergewöhnliches und Edles legt, darf sich mehr denn je auf gebürstete und polierte Metalltöne wie Rosé- bzw. Rotgold, Messing, Kupfer, Goldoptik oder aber Platin freuen.
Auch ein Hauch von Lässigkeit macht so eine Stilwelt in „Dark“ aus. Da gehört schwarzes Stahlrohr unbedingt dazu. Aktuell trägt es Möbelwaschtische und Badewannen, rahmt das Spiegelbild und gibt Duschabtrennungen ein sichtbares Profil. Dabei runden erlesene, kräftige Farben aus dem Rotspektrum das Ambiente ab. Daneben haben es aber ebenso Leisetreter ins Bad geschafft. Natürlichkeit liegt eben ganz vorne und bringt sanfte Sand- oder aber zeitlose Cognactöne mit sich.
Ausgefeilte Beleuchtungskonzepte
Ob helle oder dunkle Badwelten: Sie alle lieben und brauchen ausgeklügelte Beleuchtungskonzepte zum Beispiel mit indirekten Lichtquellen für gemütliche Akzente. Genauso wichtig ist ausreichendes Tageslicht für die Pflege am Waschtisch. Hierfür wurde schon in den letzten Jahren mit der Weiterentwicklung des Spiegelschrankes als Lichtquelle für alle Tageszeiten und Gefühlszustände der Grundstein gelegt. Mit mobilen, überall platzierbaren Dimmern, per App oder über Gesten kann man smarte Beleuchtung dementsprechend sogar von der Wanne aus im ganzen Bad beliebig variieren. Da machen selbst die Lichtbänder an Möbeln keine Ausnahme.
Transparenz und Geradlinigkeit
Wer sich für die Designtrends beim Mobiliar interessiert, der trifft auf Korpusse in harmonischen, organischen Formen mit weichen Kanten und abgerundeten Ecken. Zudem setzen die Anbieter auf runde Silhouetten, nicht zuletzt, weil sie dem Ambiente den gewissen Schwung bringen, gleichzeitig dem Raum jedoch ein Gefühl der Ausgeglichenheit geben. Neu auf dem Trendradar sind, so VDS-Geschäftsführer Jens J. Wischmann, transparente Möbelstücke in allen möglichen Ausführungen. Der klare Look erlaubt zwar keine Unordnung, hat aber trotzdem eine gute Chance, sich aufgrund seiner „Coolness“ dauerhaft festzusetzen.
Passend zum angesagten Industrial Style findet man zudem viele gerade Linien. Nichts wirkt dabei überladen oder überflüssig, dennoch verspürt man Behaglichkeit.
Badewannen in Kreisform
Generell sind die Deutschen bereit, für Annehmlichkeiten im Bad tiefer in die Tasche zu greifen. Auf der Suche nach Entspannung und Wohlgefühl wird konsumiert und Luxus nicht gescheut. Wenngleich es dabei laut Wischmann immer darum geht, es sich mit Blick auf die Gesundheit gutgehen zu lassen und sich in Achtsamkeit zu üben. Da darf die runde Badewanne nicht fehlen; als Hingucker, aber auch als besonders großes Komfortkriterium und zum Abtauchen ohne Ecken und Kanten.
Sinnlicher Hochgenuss ist ebenfalls bei den Duschen angesagt. Deckenbrausen, unter denen man im niemals enden mögenden Regen stehen kann, sind aus dem Bad nicht mehr wegzudenken. Manchmal verzaubern sie mit Licht und Duft und sehen aus wie ein Mond. Zudem düst das Wasser überall aus der Wand – neuerdings sogar aus einer praktischen Ablage.
Minimalistisch in Form und Ressourcenverbrauch
Für Aufsehen trotz oder gerade wegen ihrer minimalistischen Form sorgen nach wie vor Armaturen aus Designerhand. Ausgangspunkt dabei ist eine universelle Optik, die auf funktionaler wie auch ästhetischer Ebene langlebig sein soll. Dafür verordnen die kreativen Köpfe Schlankheitskuren und reduzieren Masse und Maße, wo es geht. Dank innovativer Technik gelingt es sogar, Thermostat, Absperrventil und Schlauchanschluss lediglich in einem kleinen Modul einzubauen. Die Bedienung so einer Duscharmatur ist einfach und erschließt sich intuitiv. Vorne wird die Wassermenge geregelt und hinten die Temperatur eingestellt. Bleibt viel Raum an der Wand zur freien Verfügung.
Gleichermaßen sind schmale Silhouetten beim (Dusch-)WC gefragt, hauptsächlich um ihm die Dominanz im Raum zu nehmen. Durch eine ausgefeilte Befestigungstechnik verschwinden außen alle Schrauben. Innen setzt man auf spülrandlose Konstruktion, Asymmetrie sowie einen nunmehr spiralförmigen Wasserstrom. Der soll für eine besonders gründliche Ausspülung sorgen und obendrein leise sein.
Überdies gibt es Modelle, bei denen nach dem Einbau immer noch eine Nachjustierung von bis zu vier Zentimetern möglich ist. Damit lässt sich später bei Bedarf das WC erhöht anbringen.
Vielfältige Funktionen für grenzenlosen Genuss
Überhaupt spielen Attribute wie Flexibilität verbunden mit Komfort und Sicherheit eine immer entscheidendere Rolle im Baddesign. Hinzu kommt der sehnliche Wunsch danach, sich auch bei eingeschränkten körperlichen Funktionen selbstständig pflegen und bewegen zu können. Darauf verweist die VDS u. a. als Initiatorin der Aktion Barrierefreies Bad. Infolgedessen werden etwa bodengleiche Duschen auch von jüngeren Immobilienbesitzern und sogar Mietern immer öfter realisiert. Entsprechend grenzenlos sind die aktuellen Duschwannen bzw. -flächen bei Renovierung und Neubau einsetzbar. Ebenso schier unerschöpflich ist das Angebot an Formen und – hier schließt sich der Kreis – an Oberflächenfarben und -dekoren in Fliesen-, Naturstein- und Holzoptik. Keine Frage: Kneippen im schön gestalteten Bad macht einfach mehr Spaß. Und der trägt bekanntermaßen erheblich zum Wohlsein bei.
Sanitärbranche mit Umsatzplus
Für 2018 meldete die Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS) auf Basis einer ifo-Schätzung ein Umsatzplus von 3,3 % auf 24,9 Milliarden Euro. Dabei entwickelte sich das Inlandsgeschäft mit plus 3 % auf 20,7 Milliarden Euro leicht schwächer als die um 5 % auf 4,2 Milliarden Euro gewachsenen Verkaufserlöse im Ausland. Nach Aussage von Jens J. Wischmann kletterten die Umsätze damit seit 2009 (18,7 Milliarden Euro) kontinuierlich um rund 33 %. Allerdings erfordert das positive Gesamtbild im abgelaufenen Jahr eine Differenzierung, erklärte der Geschäftsführer des Branchendachverbandes. Während z. B. das Fachhandwerk mit konstant hohen Auslastungszahlen und Auftragsreichweiten aufwartete, verzeichnete etwa die Sanitärarmaturenindustrie 2018 lediglich eine Stagnation.
Generell komme es darauf an, sich auf grundsätzliche Strukturveränderungen einzustellen und nach konstruktiven gemeinsamen Lösungen zu suchen, heißt es vonseiten der VDS. Die auch bei Vertriebswegen fortschreitende Digitalisierung sei hier exemplarisch ebenso zu nennen wie die Priorität, dem wachstumsbremsenden Fachkräftemangel durch Qualifizierung, Nachwuchsgewinnung und arbeitserleichternde Systeme offensiv zu begegnen. Das betreffe letztlich Industrie, Großhandel und Handwerk gleichermaßen.
Auch künftig sei es für den dreistufigen Profiverbund entscheidend, sich konsequent auf das zu konzentrieren, was er selbst beeinflussen könne, teilte die VDS mit. Vorrang habe dabei die Aufgabe, die Verbraucher von der ganzheitlichen Produkt- und Dienstleistungsqualität im Badsektor zu überzeugen. An „griffigen Kompetenzthemen“ herrsche kein Mangel. Konkrete Beispiele dafür sind laut Wischmann Individualisierung, demografischer Wandel und damit barrierefreie Bäder, Gesundheit, Nachhaltigkeit und Trinkwasserhygiene.
Dieser Beitrag ist zuerst erschienen in SBZ 18/2019.