Direkt zum Inhalt
Anzeige
Anzeige
Anzeige
haustec.de
Das Fachportal für die Gebäudetechnik
Ad placeholder
Anzeige
haustec.de
Das Fachportal für die Gebäudetechnik
Ad placeholder
Print this page

Barrierefreie Badgestaltung: Komfortabel auf fünf Quadratmetern

Andrea Stark-Niehaus
Inhalt

Die Ausgangslage: Auf knapp 5 m² erwartete uns Badplaner in einem Penthouse ein Duschbad en suite – direkt vom Schlafzimmer aus begehbar. Die Fünfeckdusche wurde seitlich flankiert vom Waschtisch mit Unterschrank und Wand-WC. Eine drohende Krankheit, die zeitweise ein Leben im Rollstuhl mit sich bringen kann, veranlasste die Bauherren, einen Umbau vorzunehmen, der die Nutzung des Bads auch künftig sicherstellt. Zugleich sollte aber auch der individuelle Geschmack der Bauherren getroffen werden. Warm, natürlich, gerne Holzoptik, aber mit dem „gewissen Etwas“ lautete der Wunsch.

Es sollte nicht vergessen werden, dass in der zweiten Lebenshälfte naturgemäß der Wunsch nach mehr Komfort und auch dessen Notwendigkeit größer werden. Der Anspruch an die Optik muss aber deshalb nicht aufgegeben werden.

Ganz wichtig bei der Neuplanung: Die Barrierefreiheit der Dusche war oberstes Gebot. Da sich aus bautechnischen Gründen der Ablauf nicht in das darunterliegende Geschoss verlegen ließ, der Bodenaufbau und der möglicherweise zu hoch liegende Ablauf aber den Aufbau einer bodenbündigen Dusch­zone nicht ermöglichten, war anfangs guter Rat teuer.

Die Lösung bot letztlich ein flaches Entwässerungsmodul mit Pumpeinheit. Die Variante in Kombination mit einem Rinnenprofil traf zudem den optischen Anspruch der Bauherren. Natürlich mussten wir im Vorfeld informieren, dass während des Duschrituals ein leises Pumpgeräusch akzeptiert werden muss und auch die Reinigung aufwendiger sein wird. Gerne wurden diese Einschränkungen in Kauf genommen, damit die Bodenbündigkeit realisiert werden konnte.

Nach der Sanierung erfüllt der Raum mit Blick auf die Barrierefreiheit ­immer noch nicht die DIN-Normen, denn er ist ja nicht größer geworden. Aber er ­ermöglicht und vereinfacht immens die tägliche Nutzung für alle Bewohner.

Bodeneben dank Duschablauf mit Pumpeinheit

Die Elektrifizierung ist bei der Komplettsanierung kein Problem, bei der Ausführung wurde dennoch um jeden Millimeter Höhe gerungen, um die Box in den Boden zu integrieren und zusätzlich ein ausreichendes Gefälle in der Dusche herzustellen. Das ist ein Stück weit schon eine spannende Phase im Projekt, da niemand im Vorfeld die genauen Gegebenheiten bestimmen kann. Die tatsächliche Verwendung ist erst sichergestellt, wenn die baulichen Gegebenheiten bekannt sind – dafür muss die Badsanierung bereits begonnen worden sein. Um schnell reagieren zu können – für zukünftige Umbauten – haben wir als Badgestalter nun immer ein solches Modell auf Lager.

Weiter ging’s mit dem Umbau: Die Gestaltung im Raum fing mit der Türsituation an. Ein komfortabler Zugang wurde mit einer verbreiterten Tür ermöglicht, die nach außen – zu den Ankleideschränken hin – zu öffnen ist. Die Schalterleiste musste dazu versetzt werden. Es ist zu bedenken, dass bei einem Badumbau wie hier, also en suite, auch immer das vorgelagerte Schlafzimmer beeinträchtigt wird und in die Umbaumaßnahme zumindest teilweise miteinbezogen werden muss. Eine Nutzung ist während der Umbauzeit nicht möglich.

Ganz wichtig bei der Neuplanung: Die Barrierefreiheit der Dusche war oberstes Gebot.

Duschtüren: Handling und Pflege zu aufwendig

Im Vorfeld hatten sich auch die Bauherren informiert und die Gestaltung des neuen Bades durchgespielt. Anstatt der Fünfeckdusche in der Ecke war die Idee, eine quadratische, verflieste Duschebene mit Pendelfalttüren auszustatten, um mehr Bewegungsfläche zum begleiteten Duschen zu schaffen. WC und Waschtisch sollten an ihrem angestammten Platz verbleiben, der Stauraum neben der Tür neu gestaltet werden. Das würde das tägliche Leben schon sehr erleichtern, allerdings sind das Handling und der Pflegeaufwand der zweifach faltbaren Glaswände nicht zu unterschätzen. Anders gesagt: Komfort geht anders!

Der Waschplatz musste an eine andere Wand verlegt werden. Er rückte neben den Eingang.

Kein Gedränge in der Ecke

Diese erste Gestaltungsidee haben wir dennoch aufgenommen und einmal skizziert. Zeitgleich entwickelten wir aber einen weiteren Vorschlag, der eine frei zugängliche Dusch­zone beinhaltete, die Bewegungsflächen deutlich größer werden ließ und dem Raum eine komplett andere Ausstrahlung verlieh.

Dazu musste die Position des Wasch­platzes verlegt und das Thema Stauraum neu gedacht werden. Das zu erwartende „Gedränge“ in der rechten Ecke wurde so aufgelöst und der Raum in eine harmonische Form gebracht. Mit dem Kunden entwickelten wir gemeinsam diese Idee weiter und passten die Raumgestaltung letztlich an.

Glaswand statt Duschvorhang

Die gesamte Raumbreite von 207 cm wurde als großzügige, frei zugängliche Duschzone umgestaltet. Der rechts neben dem Bad gelagerte Abstellraum ermöglichte diverse Einbauten in die bestehende Wand. Die Platzierung des WCs musste eben auch in diesem Bereich erfolgen, sodass die Tiefe der Duschzone von 90 cm den Bereich WC auf nur knapp 70 cm Breite beschränkt. Diese Maßeinheiten sind nicht unbedingt für eine eigenständige Nutzung mit Rollstuhl geeignet, aber mehr lässt das Platzangebot eben nicht zu.

Es gäbe die Möglichkeit, einen variablen Vorhang als Spritzschutz einzusetzen, um eine Doppelnutzung der beiden Bereiche zu ermöglichen und damit mehr Bewegungsfläche zu schaffen. Allerdings war das für die Bauherren absolut keine Alternative. Bessere Lösung: Eine Glaswand wurde verbaut – die zur Not auch wieder demontiert werden kann.

Diese Details waren wichtig: Die Breite der angepassten Glasscheibe wurde auf 120 cm begrenzt, sodass ein freier Zugang von knapp 90 cm verbleibt. Den Bauherren ist klar, dass bei der Nutzung von Handbrause und Regenbrause der davorliegende Bereich auch mit Wasserspritzern beeinträchtigt sein kann. Dennoch stört dieser Umstand nicht weiter, weil es lediglich den Zugang zur Dusche hin betrifft.

Im Duschbereich selber sorgen eine optisch ansprechende Reling und ein eingehängter Klappsitz für ein komfortables Dusch­ritual – letztlich für alle Nutzer des Bades.

Die Installationswand zur Abstellkammer hin ermöglichte zudem die Integration einer Shampoonische – natürlich beleuchtet –, die dem Fugenschnitt angepasst eingeplant wurde. Sie wiederholt sich über dem WC, das bildet im Raum eine Art optische Klammer. Ein weiteres schönes Detail ist die Wiederholung der Bodenfliese in der Nische an sich.

Die Gestaltung fängt am Eingang an. Ein komfortabler Zugang wurde mit einer verbreiterten Tür ermöglicht, die nach außen öffnet.

Dusch-WC: Im Komfortbad ein Must-have

Neu außerdem: ein komfortables Dusch-WC. Es schmiegt sich in die kleine Nische neben dem Rohrschacht. Die Wand ist extra stabilisiert worden, damit eine spätere Nachrüstung von einem Stützklappgriff möglich wäre – momentan dient ein optisch passender Griff in senkrechter Position auf einer Seite für zusätzliche Sicherheit. Generell sorgt das Dusch-WC für eine deutlich einfachere, erweiterte Körperhygiene. Gerade im Hinblick auf den Komfort und die Alterstauglichkeit im Bad ist es generell einfach nicht mehr wegzudenken. Denn wenn auch das Duschritual beschwerlicher werden sollte, so ist zumindest die tägliche Intimhygiene einfach und komfortabel gewährleistet.

Um Raum für diese Gestaltung zu schaffen, musste der Waschplatz an eine andere Wand verlegt werden. Er rückte neben den Eingang. Die optische Gestaltung wird durch die hochgezogene Vorwandscheibe (die Oberkante wird durch die Fensterhöhe bestimmt), eine indirekte Lichtleiste und den bündig verbauten Einbauspiegelschrank bestimmt. Die Bodenfliese in Holzoptik wiederholt sich auf der gesamten Fläche – bis zum Fenster hin – und bildet einen schönen Kontrast zu den weißen Möbeln.

Das Thema Stauraum wird u. a. durch den Einbau eines Spiegelschrankes abgedeckt, sodass der bis dato genutzte Wandschrank im Bad wegfallen kann. Kleiner Exkurs: Häufig reagieren Kunden beim Thema Spiegelschrank eher negativ, da viele die „Kiste“ im Bad nicht sonderlich schätzen. Durch die Möglichkeit des Einbaus in die Wand wird er allerdings „salonfähig“, sodass er auch in Exklusivbädern zur optischen Gestaltung beitragen kann – zudem ist er praktisch.

Noch mal zurück zu den Abmessungen: Sicherlich hätte man auch einen kleineren Waschtisch wählen können, um den Durchgang zur Dusche breiter zu gestalten und die Unterfahrbarkeit durch Weglassen des Unterschrankes zu ermöglichen. Das sind aber alles Faktoren, die auch im Nachgang – wenn es unbedingt nötig sein sollte – verändert werden können. Für das Hier und Jetzt war der optische Anspruch der Bauherren entscheidend.

Licht erhält der Raum bei Tag von dem bodentiefen Fenster.

Vorwand als optisches Highlight

Weiter geht’s mit dem Umbau: Der Heizkörper wanderte auf den gegenüberliegenden Kaminzug. Seitlich offen bietet er komfortabel Platz fürs warme Handtuch. Nur: Die Position ist leider etwas weiter von der Duschzone entfernt. Die Durchgangsbreiten sind in dem Bereich aber wichtiger, sodass auf dem Weg zum Duschen das Handtuch mitgenommen werden sollte, um es dort auf den Handtuchhaken neben dem Fenster zu „parken“.

Zusätzlich zum Raumheizkörper sorgt eine intelligent gesteuerte, elektrische Fußbodenheizung für warme Füße im Bad. Ein schöner Komfort für jeden Tag und gerade bei begleiteten Duschgängen sehr sinnvoll, um für angenehme und ausreichend Wärme sorgen zu können.

Wand- und Bodengestaltung harmonisieren

Der Wunsch der Bauherren nach einer warmen Atmosphäre, Naturtönen und dem gewissen Extra wird mit der Fliesengestaltung im Raum erfüllt. Ein Feinsteinzeug in Holzoptik wird im wilden Verband auf dem Boden verlegt und an unverfliesten Wänden als Wischsockel zugeschnitten verlegt. Natürlich ist die Rutschklasse im gesamten Badezimmer in R10B gewählt, um Sicherheit zu schaffen. Der durchlaufende Boden weitet optisch den Raum und integriert die Duschzone in ein großes Gesamtbild. Wie bereits erwähnt, lassen wir zur Dekoration und Wiederholung der Gestaltungsmerkmale die Holzoptik in den Nischen wiederkehren, integrierte Nischenspots unterstützen das Highlight.

Die Vorwandschale hinter dem Waschplatz wird komplett mit dem Bodenmaterial dekoriert. Das technisch notwendige Montagesystem verwandelt sich durch die Form, den Einbauspiegelschrank und die Verfliesung zu einem Gestaltungselement. In Kombination mit den Nischen auf der rechten Seite bedient es ebenfalls den Wunsch nach dem „Extra“. Ganz wichtig: auf Reduzierung achten. Die Kombination mit weiteren Elementen wie Mosaik birgt die Gefahr, den Raum zu überfrachten und ihm die optische Größe zu nehmen. Zu der Erkenntnis kamen wir, nachdem wir diverse Möglichkeiten durchgespielt und skizziert hatten. Generell gilt: Vorher ein Bild zu zeichnen ist hilfreich und schön. Es erleichtert den Bauherren, Entscheidungen zu treffen, und schafft Freude auf das Endergebnis.

Die weiteren Wände im Raum – mit Dusche und WC-Platz – führen das Naturspiel fort, es wurde ein Feinsteinzeug in natürlicher, hellgrauer Steinoptik gewählt. Das Großformat von 120 x 60 cm verringert die Fugenanzahl. Die Längsseite der Dusche wird durch eine senkrechte Fuge geteilt, die Fuge auf der rechten Seite wird durch die angepasste Glaswand verdeckt. Gerade die Steinoptik profitiert im Farbbild vom Großformat. Die übrige Wand- und Deckenfläche fasst mit einem Lichtgrau den Raum zusammen.

Licht für verschiedene Szenarien

Licht erhält der Raum bei Tag von dem bodentiefen Fenster. Für alle übrigen Zeiten liefert der Spiegelschrank mit einstellbarer Beleuchtung das Funktionslicht (in Kombination mit dem beleuchteten Kosmetikspiegel für die Detailkosmetik). Das indirekte Licht über der Vorwandschale ist mit den Spots in den Wandnischen zeitgleich geschaltet, um dem Raum eine angenehme, warme Gesamthelligkeit in allen Ecken zu verleihen. Dezentrale, dimmbare Einbauspots sind extra zuschaltbar für die Momente, in denen mehr Licht gewünscht wird. Der so ausgeleuchtete Raum wirkt insgesamt dadurch auch großzügiger. Die integrierte Nachtlichtfunktion am Dusch-WC reicht den Bauherren als Orientierung bei Nacht.

Nicht alle Normen erfüllt

Und das Ergebnis? Nach der Sanierung erfüllt der Raum mit Blick auf die Barrierefreiheit immer noch nicht die DIN-Normen, denn er ist ja nicht größer geworden. Aber er ermöglicht und vereinfacht immens die tägliche Nutzung für alle Bewohner. Die täglichen Wasch­rituale sind für beide Parteien – gehandicapt und nicht – einfacher, sicherer und komfortabler geworden.

Zudem wurde auch der Wunsch nach optischer Schönheit erfüllt – und das ohne Kompromisse. Das ist eine Eigenschaft, an der es manchen Komfortbädern leider fehlt. Denn es sollte nicht vergessen werden, dass in der zweiten Lebenshälfte naturgemäß der Wunsch nach mehr Komfort und auch dessen Notwendigkeit größer werden, der Anspruch an die Optik deswegen aber nicht aufgegeben werden muss. Die Kunst ist, beides zu vereinen und herauszufinden, was im Einzelfall notwendig und gewünscht ist und wie sich das kombinieren lässt. 

Dieser Artikel von Andrea Stark-Niehaus erschien zuerst in SBZ-Ausgabe 11/2022. 

Innenarchitektin Andrea Stark-Niehaus ist seit mehr als 25 Jahren im Bäderbau mit „Starkberaten“ tätig. Sie hält Vorträge zur Ausstattung von Badezimmern, gibt Seminare zur Badplanung und -gestaltung und ist Fachautorin. 

Anzeige
haustec.de
Das Fachportal für die Gebäudetechnik
Ad placeholder