Wie elektronische Armaturen vor Keimen sicher sind
Je komplexer der innere Aufbau einer Armatur ist und je mehr „versteckte“ Räume vorhanden sind, die nicht regelmäßig durchspült werden, desto größer ist auch das Kontaminationsrisiko (Bild 1). Denn hier kann sich Biofilm ungehindert festsetzen und ausbreiten. Ein Beispiel für so einen „versteckten“ Raum ist der Totraum hinter der Gummimembran, die in den meisten elektronischen Armaturen zum Einsatz kommt. Wird die Membran erst einmal porös, kann Wasser dahintergelangen, das niemals erneuert wird. Hier ist die Gefahr der Ausbildung von Bakterien und Keimen besonders hoch und auch eine automatische Hygienespülung hilft dann in der Regel nicht mehr. Neben dem inneren Konstruktionsaufbau kann auch das verwendete Material eventuelle Besiedlungen durch Mikroorganismen begünstigen: Raue Armatureninnenflächen bieten mehr Oberfläche und Rückzugsräume für Bakterien, und verkalkungsfreundliche Materialien fördern ihr Wachstum, da Kalk und Schmutz den Bakterien als Nährboden dienen.
Gefährliche Bakterien
Ob Kupfer, PVC-C, Edelstahl oder Polypropylen, unabhängig vom Material der eingesetzten Armaturen und Leitungen bildet sich in allen Sanitärinstallationen zwangsläufig Biofilm, und das bereits einige Wochen oder Monate nach Inbetriebnahme. Die im Biofilm enthaltenen Erreger sind in vielen Fällen, vor allem bei immungeschwächten Personen, für nosokomiale Erkrankungen verantwortlich, d.h. für Krankheiten, die nach dem Aufhenthalt in einem Krankenhaus oder ähnlichen Einrichtung auftreten. Teilweise sogar mit tödlichem Verlauf. Legionellen sind dabei, neben Pseudomonaden, häufig für Infektionen verantwortlich. Legionellen kommen natürlicherweise im Süßwasser sowie feuchten Böden vor. Die optimale Wachstumstemperatur beträgt 36 bis 37 °C (Bild 2).
Besonders gut vermehren sich Legionellen in stagnierendem Wasser, da dies die Biofilmbildung begünstigt. Die Infektion mit Legionellose durch pathogene Legionellen erfolgt durch feinste Tröpfchen bzw. Aerosole, die eingeatmet werden. Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) schätzt, dass 4,1 Millionen Patienten jährlich von Krankenhausinfektionen betroffen sind, davon 37.000 mit tödlichem Ausgang.
Aber auch in öffentlichen und gewerblichen Einrichtungen bestehen Risiken (Bild 3, 4 und 5). Laut einer Auswertung der European working group for legionella infections (EWGLI) aus dem Jahr 2011 waren 24 % von 4277 europaweit gemeldeten Legionellose-Erkrankungen reiseassoziiert. Das heißt, 1034 Fälle standen im Zusammenhang mit Hotels, Campingplätzen oder anderen Unterkünften. Im Vergleich: In europäischen Gesundheitseinrichtungen wurden im selben Jahr „nur“ 301 Legionellose-Erkrankungen gemeldet, das sind 7 % der Fälle. Da es unmöglich ist, Biofilm dauerhaft zu beseitigen, kommt es darauf an, sein Wachstum einzudämmen, das heißt vor allem Stagnation zu vermeiden.
Bestimmungsgemäßer Betrieb laut VDI 6023
Die VDI 6023 „Hygiene in Trinkwasser-Installationen“ vom April 2013 enthält konkrete Anforderungen für den Erhalt einer hygienisch einwandfreien Trinkwasserinstallation. So definiert sie unter anderem den bei der Planung zugrunde liegenden bestimmungsgemäßen Betrieb. Der bestimmungsgemäße Betrieb stellt sicher, dass an jeder Stelle der Trinkwasserinstallation innerhalb von 72 Stunden ein Wasseraustausch durch Entnahme stattfindet. In Installationen mit fehlendem Wasseraustausch über mehr als 72 Stunden gilt der Betrieb als unterbrochen. In diesem Fall muss bei Wiederinbetriebnahme durch Öffnen der Entnahmearmaturen der vollständige Trinkwasseraustausch der Anlage oder Anlagenteile sichergestellt werden. Bei Trinkwasserinstallationen, deren bestimmungsgemäßer Betrieb mehr als vier Wochen unterbrochen wird, müssen die Leitungen vor der Unterbrechung abgesperrt und bei Wiederinbetriebnahme regelkonform gespült werden. Und bei Trinkwasserinstallationen mit Betriebsunterbrechungen von mehr als sechs Monaten Dauer sind die vorher genannten Maßnahmen und zusätzlich mikrobiologische Kontrolluntersuchungen gemäß Trinkwasserverordnung und auf Legionellen durchzuführen.
Totraumfreies Magnetventil für vollständige Entleerung
Um die vollständige Entleerung gemäß VDI 6023 sicherzustellen, wurden elektronische Armaturen mit membranfreiem Magnetventil entwickelt (Bild 6). Der Vorteil: Der innere Aufbau ist einfach und Toträume gibt es nicht. Bei diesem Magnetventil mit Kolben entleert und erneuert sich das Wasser bei jeder Benutzung. Bakterien bleibt kein Rückzugsraum und damit keine Entwicklungsmöglichkeit.
Kuhfuss Delabie stattet eine Vielzahl der elektronischen Armaturen mit solch einem totraumfreien Magnetventil aus (Bild 7, 8 und 9). Durch die patentierte Bauweise sowie die automatische Hygienespülung nach 24 Stunden Nichtbenutzung sind es nach Unternehmensangaben zurzeit die einzigen Armaturen, die einen vollständigen Wasseraustausch in sämtlichen wasserführenden Teilen inklusive Magnetventil sicherstellen. So erfüllen sie zu 100 % die Forderung der VDI/DVGW-Richtlinie 6023 nach Wasseraustausch durch Entnahme in der Gesamtheit der Trinkwasserinstallation einschließlich Armaturen sowie die Anforderungen der europäischen Norm DIN-EN 806-5.
Darüber hinaus begrenzt die selbstreinigende Funktionsweise mit kalibrierter Nut die Ablagerung von Schmutzpartikeln, welche sonst die Lebensdauer einiger Bauteile beinträchtigen kann und Mikroorganismen Nahrung bietet. Angenehmer Nebeneffekt: Durch das sanfte, langsame Schließen des Magnetventils werden Druckschläge in der Trinkwasserinstallation verhindert.
Dieser Artikel erschien zuerst in SBZ 23/2017.
Kuhfuss Delabie
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