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Contracting: Wann lohnt sich eine Mietheizung und das Geschäft damit?

Cornelia Mayr
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Angenommen, ein Kunde möchte eine Heizung mieten. Er verfügt über zu wenig Kapital und möchte sich nicht um alles selbst kümmern. Was tun? Unter anderem Energie­versorger sprechen Handwerksbetriebe darauf an, Installation und Wartung für Contracting-­Projekte zu übernehmen. Wer mitmacht: Willkommen in der komplexen Welt der Heizungsmiete!

„Mieten trifft den Geist der Zeit“, sagt Alois Koop-Brinkmann, Geschäftsführer von Koop-Brinkmann. Seine Firma war zu Beginn ein klassischer Heizungs-, Elektro- und Sanitärhandwerksbetrieb. Weiter entwickelte sich das Unternehmen zum Haustechnik-Rundumversorger. Inzwischen werden auch Solaranlagen mit Batteriespeicher angeboten, die Ökostrom für Wärmepumpen, Lüftung, Kühlung, Haushaltsgeräte und neuerdings zum Laden von Elektroautos liefern. Sämtliche Gewerke – auch die am Rand – werden aus einer Hand angeboten: Maler-, Tischler-, Maurer- und Fliesenlegerarbeiten sowie Trockenbau. Der Kundenservice des Betriebs erstreckt sich über verschiedene Standorte in ganz Nordwestdeutschland: von Drebben und Bassum bis Bremen, über Ebsdorf bis Hamburg.

Seit Anfang 2020 bietet Alois Koop-Brinkmann ein Heizungs-Mietmodell für Hausbesitzer an. Ziel ist es, deren sanierungsbedürftige Anlagen durch neue Systeme zu ersetzen. Denn nicht alle Interessenten hätten für eine neue Heizung 10.000 ­Euro oder mehr auf dem Konto. Für sein Mietmodell wurde der Handwerksunternehmer mit dem Preis „Top-Innovator 2020“ ausgezeichnet.

In der Miete inbegriffen ist auch der Anlagenservice. Eine Leistung, die unter anderem auch vom Handwerk im Auftrag des Heizungsvermieters erbracht werden kann.

Eine eigene Homepage war schnell erstellt. Auf www.heizungsmiete.de beginnt der Bestellvorgang wie bei vielen anderen Mietanbietern online. Der Kunde bestellt dort die Heizung. Nach dem Bestelleingang meldet sich ein Mitarbeiter telefonisch. Koop-Brinkmann beauftragt in der Folge einen Fachpartner, um mit dem Kunden ein Vorgespräch zu führen. Die Installation wird geplant, das passende Gerät konfiguriert. Den Einbau übernehmen Monteure des Fachpartners.

„Ständige Kosten und Reparaturen, die zu Ärgernissen führen, veranlassen Kunden, sich für eine Heizungsmiete zu entscheiden“, nennt der Geschäftsführer Gründe. Denn als Vermieter bietet er Wartung und Reparaturen „all inclusive“ an. In Zeiten von Energiekrise und Inflation könnten solche Fixpreise für den Kunden von Vorteil sein. „Unser Mietmodell bietet dem Kunden kalkulatorische Sicherheit“, betont Koop-Brinkmann. Die Finanzierung über einen Zeitraum von 10 Jahren nehmen Kunden gut an, heißt es. Die Installation ist im Preis enthalten.

Mehrere Hundert Anlagen hat das Unternehmen auf diesem Weg bereits im Einsatz. Die monatliche Miete beträgt 135 Euro. „Alles ist auf Lager“, so der Geschäftsführer. Im riesigen Kessellager arbeiten fünf Mitarbeiter. „Fast alles übernehmen wir mit dem eigenen Team“, sagt er. 350 Mitarbeiter zählt der Betrieb derzeit.

Derzeit läuft zum Beispiel das Geschäft mit Gas-Brennwertsystemen noch gut. Aber die Zukunft hat auch hier begonnen. „Wir sind gerade dabei, uns neu auszurichten“, sagt Koop-­Brinkmann. Wärmepumpen und Photovoltaik-anlagen sollen als Nächstes bei und über ihn gemietet werden können.

Die Beispielrechnung zeigt, was eine Solaranlage zur Miete kosten kann.

Aber wie sieht es in anderen Regionen Deutschlands aus, in Thüringen zum Beispiel? „Noch wählen wenige Kunden die Miete als Finanzierungsform für ihre Heizung“, beobachtet SHK-Unternehmer Frank Mathias aus Waltershausen (Mathias GmbH). Er sei aber schon von einem Energieversorger, genauer Eon, angesprochen worden, ob er bei einem Contracting-Modell die Installation übernehmen wolle. „Wir bauen dann den Kessel im Auftrag ein“, sagt der Chef. Er selbst werde in einem solchen Fall letztlich vom Energie­unternehmen bezahlt. Und ja, es könne schon auch vorkommen, dass er selbst aktiv werde und Kunden als alternative Finanzierungsform die Heizungsmiete vorschlage.

Das hat einen konkreten Hintergrund. Die Diskussion um das neue Heizungsgesetz in Deutschland habe die Menschen verunsichert. Eine wahre Flut an Gerätetauschen wurde ausgelöst. „Ich habe so viele Ölkessel wie in den letzten 10 Jahren nicht verkauft“, sagt Frank Mathias. Viele Kunden hätten einfach gerne noch vor 2024 ihre Öl- oder Gasheizung erneuert, damit sie den Bestandsschutz von 30 Jahren für ihre Anlage nicht verlieren. Und die Wärmepumpe? Bis Anfang des Jahres sei sie noch gut verkauft worden. Das ließ mit zunehmender Unsicherheit aber merklich nach. Der Effekt: „Die Hersteller kamen nicht nach, Ölkessel zu produzieren“, schildert Mathias seine Erfahrungen.

Ähnlich geht es seinem Kollegen Torsten Hörl, Installateur und Heizungsbauer aus Döbritschen, Thüringen. Er habe bis Mitte des Jahres sieben Anlagen mit erneuerbaren Energien eingebaut, vier Ölheizungen und zehn Gasthermen. „Es wäre besser gewesen, wenn niemand gezwungen worden wäre, auf Erneuerbare umzusteigen“, findet er.

Bereits jetzt sind Mietmodelle für Erneuerbare interessant. Die gibt es für Solaranlagen wie beispielsweise von DZ4, Enpal, Yello und Eigensonne. Wärmepumpen zur Miete bieten an: Envia-M, EWE, German Contract und Thermondo. Auch Industriepartner des SHK-Handwerks wie Bosch oder Viessmann bieten Mietmodelle für Erneuerbare an. Als Vorteil für das Mieten einer Solaranlage – das Gleiche gilt für die Wärmepumpe oder andere Energieträger – nennt Kai Janßen den Wegfall der Anschaffungskosten, keine Reparatur- und Wartungskosten und weniger Bürokratie. Er ist für den Anbieter www.gruenes.haus tätig. Darüber hinaus sei aber Planungssicherheit gegeben und weniger Aufwand zu erwarten.

Als Nachteil seien aber im Vergleich zum Kauf oder Kredit höhere Gesamtkosten zu erwarten. Der Kunde ist eine sehr lange Zeit – je nach Vertrag 10 bis 15 Jahre – abhängig. „Sollte man mit der Leistung des Anbieters nicht zufrieden sein, könnte ein Ausstieg aus dem Vertrag für den Endkunden schwierig sein“, gibt Janßen zu bedenken.

Michael Keunecke, Installateur- und Heizungsbaumeister, hat in der Vergangenheit ein bis zwei Anlagen in Miete technisch betreut. Aber: Die Leute setzten mehr auf Eigentum, hat er festgestellt. „Das Haus ist mein Eigentum und die Heizung auch“, sagt der aus Dassel in Niedersachsen stammende Handwerker. Wenn jemand sich keine Heizung leisten könne, nehme er eher bei einer Bank einen Kredit auf. Laut Peter Nonn, Meister im Installateur- und Heizungsbauerhandwerk, wird die Miete von Anlagen in seiner Region mehr von Kommunen als von Privaten genutzt. „Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir einen Kundenstock haben, wo das Kapital noch da ist“, sagt er. Die Kunden dieses Betriebs aus Waldbrunn im Westerwald sind 50 Jahre alt und aufwärts.

Noch mal zurück zu den Kosten. Eine Solaranlage zu mieten, das kostet den Kunden 50 bis 200 Euro pro Monat. Abhängig ist die Höhe der monatlichen Miete von der Größe der Solaranlage und den eingesetzten Komponenten. Das macht jährlich rund 600 bis 2400 Euro. Die Rechnung machte Kai Janßen von www.gruenes.haus ohne Speicher. Damit würden noch 50 bis 75 Euro hinzukommen. Janßen rechnet in einem Beispiel vor, wie teuer eine Photovoltaikanlage mit 4 kWp kommt, wenn sie gekauft (15.500 Euro), finanziert (16.150 Euro) oder gemietet (16.560 ­Euro) wird. Die Laufzeit bestimmte er mit 20 Jahren. Der Solarkredit stammt von der SWK Bank. Als Kostenstellen verglich er bei Kauf, Finanzierung und Miete neben den Anschaffungskosten, Zinsen, Versicherung, Wartungskosten, Reinigungskosten, Rücklagen für Reparaturen und monatliche Miete.

„Eine Solaranlage zu mieten lohnt sich aus finanzieller Hinsicht nicht“, kann Janßen damit belegen. Der Kauf sei günstiger. Bei einer kleineren Solaranlage ohne Speicher seien die Unterschiede allerdings nicht so groß. Bei einer größeren Anlage mit Speicher kann die Differenz über den gesamten Miet­zeitraum jedoch mehrere Tausend Euro betragen.

Als Mietobjekt beim Thema Wärmepumpe eignet sich eine Luft/Wasser-Wärmepumpe deutlich besser als eine Geothermieanlage, vor allem, wenn es sich um Tiefengeothermie handelt. Die meisten Anbieter verlangen eine Miete von ungefähr 200 Euro im Monat für ein Komplettpaket. Die Herstellerauswahl ist meist frei oder auf bestimmte Anbieter beschränkt. Zum Beispiel eine Luft/Wasser-Wärmepumpe, gemietet von EWE Zuhause-Wärme: Hier erhalten Kunden bei einer Miete ab 175 monatlich eine Wärmepumpe für 15 Jahre. Gewählt werden kann zwischen Bosch, Buderus, Brötje, Stiebel Eltron, Vaillant, Viessmann, Weishaupt und Wolf. Am Ende könnte der Kunde die Wärmepumpe zudem übernehmen.

Wichtig ist, auch die Randbedingungen im Auge zu behalten. Die Kosten der Demontage der alten Heizung sollten vom Vermieter der Anlage übernommen und im Vertrag berücksichtigt werden. Wichtig bei der Miete ist, dass der Anbieter sich um die staatliche Förderung kümmert, die er auch an den Kunden weitergeben muss. Der Mieter muss sich zudem im Klaren darüber sein, was ihn am Ende der Laufzeit erwartet, sprich: unter welchen Konditionen er die Heizung kaufen kann. Geklärt werden muss außerdem, was passiert, wenn während der Laufzeit ein Hauswechsel stattfindet oder der Vertrag gelöst wird. Es kann sein, dass der künftige Eigentümer des Hauses die Heizung nicht übernehmen möchte. Und aufgrund der Nachfrage nach Erneuerbaren muss ferner geklärt werden, ob die Lieferung der Anlage vielleicht länger dauert als erwartet.

Ein Berechnungsbeispiel zeigt, dass die Miete einer PV-Anlage nicht immer zum Vorteil gereicht.

Mietmodelle werden auch von Energieversorgern angeboten, wie bereits von Eon oder Entega. Interessant ist das Angebot der N-Ergie aus Nürnberg. Dort kann der Kunde den Energieversorger, den er mieten möchte, selbst wählen. Zur Auswahl stehen Wärmepumpen, Hybridheizungen, Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen, auf Wunsch kombinierbar mit Solarthermie, sowie alternativ Erdgas- oder Flüssiggasheizungen. Der Hersteller ist meist frei wählbar. Zieht man – wie ein Beispiel auf der Homepage des Versorgers zeigt – bei einer Wärmepumpe eines Einfamilienhauses im Wert von 35.000 Euro 35 % Bafa-Förderung ab, bleiben 22.750 Euro Anschaffungswert (brutto). Der monatliche Grundpreis ergibt sich aus einer Pauschale von 11,50 Euro pro 1.000 Euro Invest und würde in dem Fall 261,63 Euro betragen.

Bei fast allen Mietangeboten der Energieversorger ist die jährliche Wartung, die Überprüfung durch den Schornsteinfeger und das Angebot eines 24-Stunden-Services Teil des Gesamtpakets. Nicht beinhaltet sind bei N-Ergie Heizkörper, die Öltankentsorgung sowie die Feuerstättenschau des Schornsteinfegers bei weiteren Anlagen. Der installierende Handwerker kann direkt auf der Homepage aus dem regionalen Netzwerk des Nürnberger Energieversorgers gewählt werden. Die Erstvertragslaufzeit beträgt 10 Jahre. Über weitere 5 Jahre ist der Mietvertrag verlängerbar. Er kann mit einer 9-Monats-Frist vor Ende der Laufzeit gekündigt werden. Sollte das der Fall sein, lässt der Energieversorger die Heizung wieder ausbauen. Schöne neue Contracting-Welt.

Die Autorin Cornelia Mayr aus Wien ist Fachjournalistin.

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