5 Fehler bei einer Dachbegrünung
Bei der Dachbegrünung kommen am häufigsten Fehler in der Verarbeitung vor, die letztlich zu undichten Gründächern führen oder zu verkümmernder Vegetation. Auch falsche Planung oder Materialwahl, wie etwa das falsche Substrat, wirken sich ungünstig auf die blühende und grünende Häuserbedeckung aus und sorgen meist schon nach wenigen Jahren für teure Sanierungen. Nur zum Vergleich: Fachgerecht begrünte Dächer bringen es locker auf eine Lebensdauer von 50 Jahren – mehr als die meisten mit Ziegeln gedeckten Dächer.
Unterschied: extensive oder intensive Dachbegrünung
Wichtig ist die Unterscheidung zwischen extensiv und intensiv begrünten Dächern. Extensiv begrünte Dächer benötigen eine Drainage, haben eine Aufbauhöhe von 5 bis 15 cm und ein Gewicht von 60 bis 150 kg je m². Diese Dachbegrünungen zeichnen sich durch geringen Bewuchs, etwa von Flechten, Moosen oder kleineren Pflanzen, aus und erhalten sich im besten Falle, abgesehen von jährlichen Begutachtungen, selbst.
Intensiv begrünte Dächer hingegen sind Wasserspeicher, haben eine Aufbauhöhe von 15 bis 100 cm und ein Gewicht von 150 bis 1.300 kg je m². Auf ihnen können größere Pflanzen gedeihen, die jedoch regelmäßiger Pflege und zusätzlicher Bewässerung bedürfen.
Damit man bereits die Planung richtig angeht, haben wir für Sie 5 häufige Fehler bei der Dachbegrünung zusammengestellt.
1. Fehler: Keine Berücksichtigung örtlicher Gegebenheiten
Jedes Dach ist anders. Deswegen muss auch jede Dachbegrünung anders geplant und ausgeführt werden. Es gibt keine Lösungen von der Stange. Was am häufigsten bei einer Dachbegrünung missachtet wird, ist etwa der Windsog, der über dem Dach entsteht und das Ausbreiten der gewünschten Vegetation verhindern kann.
Ein wesentlicher Parameter ist die Dachhöhe. Oberhalb von 12 Metern ist es deutlich windiger als darunter. Das muss bei der Auswahl der Pflanzen beachtet werden, die sonst nicht wurzeln und wachsen können. Rasengittersteine und Vegetationsmatten könnten hier hilfreich sein.
Potenzielle Fehlerquellen bei Dachbegrünungen sind zudem bestimmte Anschlusshöhen für die Wasserversorgung und die Abwasserableitung sowie die Einflüsse, die Fassaden und sonstige Installationen, etwa direkt unter dem Dach, auf die Begrünung haben können.
Auch die Art des Daches muss beachtet werden: Flachdächer bedürfen einer anderen Begrünung als Steil- bzw. Schrägdächer – hier ist eine Begrünung nur bis zu einer Neigung von 35° möglich.
2. Fehler: Mangelhafte Dachabdichtung
Kein Gründach ist von sich aus dicht. 60% aller Mängel, so die Europäische Vereinigung dauerhaft dichtes Dach (ddD), sind auf Verarbeitungsfehler bei der Dachabdichtung zurückzuführen.
Zwar könnte man mit einer meterdicken Lehmschicht nachhelfen. Doch das würde die Statik keines Daches mitmachen. Hinzu kommt der Aufbau einer typischen Begrünungsschicht auf einem Dach. Da die Pflanzen mit ihren Wurzeln ja nicht einfach ins Erdreich vordringen können, bedarf es hier etwas Nachhilfe. Ein typisches Gründach weist deswegen folgende Schichten auf:
- Wurzelschutz
- Schutzlage
- Drainageschicht
- Filter, meist aus Vlies
- Schicht aus Substrat und Pflanzebene
Für Schutzlage und Wurzelschutz braucht es Kunststoff- und Bitumenbahnen, um das Dach nach unten hin abzudichten. Zu den häufigsten Fehlern bei der Abdichtung gehören dabei:
- So genannte Kopfstoßausbildungen bei beschieferten Bitumenbahnen.
- Das nicht fachgerechte Anwenden Verwenden von Flüssigkunststoffen in den An- und Abschlüssen bei der Dachabdichtung.
- Eine schlechte Nahtfügung bei Kunststoffbahnen, die häufig bei Handschweißnähten auftreten.
- Perforation der Bahnen, etwa durch andere Bauarbeiter auf der Baustelle.
3. Fehler: Falsche Planung der Vegetation
Auch die Auswahl der Pflanzen, die ja weitgehend selbständig auf den Dächern wachsen sollen, birgt reichlich Potenzial für Fehler. Zum einen wird deren Wachstum erschwert, wenn es beim Bau zu Verzögerungen kommt und die Grünfläche schon von Unkräutern in Besitz genommen wurde. Zum anderen, auch damit zusammenhängend, kann eine falsche Terminplanung vorliegen, die mit der Vegetationszeit der Pflanzen nicht übereinstimmt.
Vorsicht bei der Dachbegrünung ist besonders bei rhizombildenden Pflanzen geboten, etwa Bambus, die unter der Erde Triebe ausbilden. Die Pflanzen sehen zwar gut aus und sind anspruchslos, gehören aber definitiv nicht zu einer Dachbegrünung, da sie die Schichten inklusive der Schutzschichten zerstören.
Tipps für die richtige Bepflanzung gibt hier beispielsweise der Umweltverein Green City e.V.
4. Fehler: Fehlende Pflege der Begrünung
Auch wenn ein Gründach erst mal allein wachsen soll – gerade die intensiven Gründächer brauchen auch Pflege. Wird die nicht geleistet, werden große Flächen des Daches eher nicht grün werden, sondern einer Trockensteppe ähneln. Regelmäßige Pflege, zu der eben nicht nur die automatische Bewässerung gehört, ist also von vornherein in die Planung mit einzuplanen und mit einzukalkulieren.
5. Fehler: Förderung für Dachbegrünung vergessen
Ein Gründach ist erst mal teuer. Dennoch gibt es hier Förderungen in vielen Kommunen, die etwa in den Bebauungsplänen verankert sind. Diese richten sich auch nach einer fach- und normgerechten Ausführung. Möglich sind auch finanzielle Vorteile durch geringere Abwassergebühren. Leider wird häufig vergessen, diese fristgerecht oder überhaupt zu beantragen.
Diplomjournalist Frank Urbansky schreibt als freier Journalist und Fachautor seit 2019 für haustec.de über Themen zu Energie- und Gebäudetechnik. Er ist außerdem Gründer, Inhaber und Betreiber des Blogs enwipo.de.