Schrägdach begrünen: So funktioniert es
Während die Begrünung auf Flachdächern heute alljährlich auf Millionen von Quadratmetern ausgeführt wird und auch Fassaden immer öfter begrünt werden, stellt die Begrünung von Schrägdächern nach wie vor eher den Ausnahmefall dar. Schade, denn für eine Dachbegrünung eignen sich auch das Schrägdach und das Steildach. Das Gründach wirkt schützend, schall- und wärmedämmend, wasserspeichernd und ökologisch wertvoll.
Schrägdach Begrünung: Bis 35° Dachneigung möglich
Bis zu einer Dachneigung von 10°, was etwa 18 % entspricht, können die „normalen“ Begrünungssysteme für das Flachdach eingesetzt werden. Übersteigt die Dachneigung 10°, sind höhere Schubkräfte, Erosionsschutz, Wasserrückhalt und -abfluss, Pflanzenauswahl und Sonnenexposition bei Nord-Süd-Lage für das Schräg- bzw. Steildach zu berücksichtigen.
Darauf angepasst bietet der Hersteller ZinCo GmbH für die Dachbegrünung den besonderen Systemaufbau „Schrägdachbegrünung“ für Dächer bis 25° sowie den Systemaufbau „Steildachbegrünung“ bis 35° Dachneigung. Für gewölbte Tonnendächer mit fließendem Übergang von flachen Bereichen am First bis zu den stark geneigten Dachrändern ist objektgerecht zu entscheiden.
Bei beiden Systemen der Begrünung ist eine bereits wurzelfeste Dachabdichtung Voraussetzung für die Dachbegrünung. Die Abdichtung die in den Randbereichen des Daches mechanisch fixiert sein sollte. Gänzlich falsch wäre es, eine separate Wurzelschutzfolie zu verlegen, da dies eine riskante Gleitlage auf dem Dach ergäbe.
Schrägdach: Ableitung von Schubkräften
Da sich auf dem Schrägdach in Gefällerichtung Schubkräfte ausbilden, die natürlich mit zunehmender Dachneigung, Dachlänge und Gewicht des Begrünungsaufbaus größer werden, ist am Fußpunkt des Daches für ein entsprechend stabiles Widerlager zu sorgen.
Die Dimensionierung dieses Widerlagers und eventuell weiterer notwendiger Schubschwellen innerhalb der Dachfläche sollte durch den Statiker erfolgen, der auch die in der jeweiligen Region anzusetzende Schneelast kennt und berücksichtigt. Grundsätzlich kann der eigentliche Dachrand ausreichend hoch und stabil ausgebildet werden, was aber oftmals zu recht massiven Konstruktionen bei der Dachbegrünung führt.
Alternative: Schwelle auf dem Dach
Eine Alternative für einen „filigranen“ Dachrand besteht darin, eine Schwelle knapp oberhalb der Dachtraufe zu setzen und als unteren Abschluss z. B. das geschlitzte Dachtraufprofil DP aus Edelstahl einzubauen. Die Schwelle oberhalb muss natürlich – wie auch eventuell notwendige weitere Schwellen innerhalb der Dachfläche – fachgerecht auf dem Dach eingedichtet werden. Schubschwellen sollten stets so gebaut werden, dass Überschusswasser vom Dach nach unten ablaufen kann. Dies gelingt wunderbar mit den ebenfalls geschlitzten Edelstahlprofilen TRP in Verbindung mit den Schubhaltern Schubfix LF.
Vorteilhaft im Vergleich zu Holzbohlen ist, dass es weder Wassersackbildung noch Materialverzug geben kann. ZinCo bietet objektgerecht eine ganze Palette an Zubehörprodukten für Dachrandabschluss, Traufaufkantung und Schubschwellen - damit das Begrünen egal welcher Dach-Form und Neigung erfolgreich klappt.
Für die Begrünung von Tonnendächern gilt Analoges, wobei je nach Dachwölbung auch Konstruktionen zum Einsatz kommen können, wo Schub aufnehmende Schwellen von oben mittels Edelstahlbändern oder Ketten abgehängt werden, um Dachdurchdringungen zu vermeiden.
Objektgerechte Systemaufbauten für Dachbegrünung
Der Systemaufbau „Schrägdachbegrünung“ beinhaltet als Herzstück die oberseitig profilierten Dränelemente Floraset FS 75 aus EPS-Hartschaum, welche in flächiger Verlegung auf dem Dach dazu dienen, die aus der Substratauflage resultierenden Schubkräfte in die oben erwähnten Widerlager und Schubschwellen abzuleiten. Das Substrat wiederum verzahnt sich in den großen Wasserspeichermulden und wird bei Dachneigungen größer 15° zusätzlich durch ein grobmaschiges Jutenetz lagegesichert.
Darüber hinaus ermöglicht der Systemaufbau „Steildachbegrünung“ mit Georaster-Elementen das problemlose Begrünen von Dächern sogar bis 35° Neigung. Die zusammensteckbaren, 54 x 54 cm großen und 10 cm hohen Raster-Elemente aus Recycling-Kunststoff bewirken sofort einen stabilen Verbund auf dem Steildach, der größere Schubkräfte aufnehmen kann (bis ca. 800 kg/lfm) und außerdem fast die gesamte Höhe der Substratschicht zuverlässig sichert. Dank des geringen Eigenvolumens der Georaster-Elemente verbleibt ein großer durchwurzelbarer Raum für die Dachbegrünung, der effektiv vor Erosion schützt.
Geschlossene Begrünung schützt vor Erosion
Eine geschlossene, extensive Vegetation als Dachbegrünung ist der beste Schutz vor Erosion. Daher ist die Pflanzdichte im Vergleich zur Begrünung beim Flachdach zu erhöhen. Beim Begrünen von Schrägdächern, also bis 25° Neigung, können Flachballenpflanzen verwendet werden. Stark windexponierte First- und Randbereiche und generell die Begrünung des Steildaches, also ab 25°, erfordern den Einsatz vorkultivierter Vegetationsmatten.
Die Vegetation zum Begrünen kann eine trockenheitsverträgliche Gras-Kraut-Vegetation oder eine Mischung aus Sedum-Arten und Stauden sein, wobei bei größerer Dachneigung der Anteil an Stauden-Pflanzen gegenüber dem Sedum reduziert werden sollte. Die Vegetation der begrünten Dachfläche wird sich je nach Exposition unterschiedlich ausprägen, insbesondere bei stärkeren Dachneigungen entstehen interessante Unterschiede auf dem Schrägdach zwischen Nord- und Südseite. Rollrasen als Vegetationsmatten, wie er zum Teil auf Schrägdächern eingesetzt wird, wird sich erfahrungsgemäß nicht halten – es sei denn, er wird regelmäßig gewässert, gedüngt und gemäht.
Der richtige Wasserabfluss für's Gründach
Um dem rascheren Wasserabfluss zu begegnen und mehr Wasser pflanzenverfügbar auf dem Dach zu halten, werden bei geneigten Dächern mit der Bewässerungs- und Schutzmatte BSM 64 bzw. der Wasserspeichermatte WSM 150 wesentlich dickere Materialien unter den Dränelementen eingesetzt als beim Flachdach. Aus demselben Grund empfiehlt es sich, mit zunehmender Dachneigung auch die Dicke der wasserspeichernden Substratschicht zu erhöhen.
Genügen bei Dachneigungen beim Schrägdach bis 25° acht bis zehn Zentimeter Systemerde, so sollten es beim Steildach ab 25° wenigstens zehn bis zwölf Zentimeter sein. Um Pflanzenausfälle bei längerer Trockenheit zu vermeiden, wird bei steileren Dächern eine Zusatzbewässerung vorzusehen sein – durch Tropfschläuche im Firstbereich oder „über Kopf“ durch Regner oder Sprühdüsen.
Auf der anderen Seite muss ein Zuviel an Wasser im Falle von Starkregen auch problemlos abfließen. Die Dachentwässerung erfolgt punktuell über Dachabläufe oder Wasserspeier, die am tiefsten Punkt des Daches eingebaut werden, oder über außen liegende Dachrinnen, was natürlich wasserdurchlässige Profile entlang der Traufe voraussetzt.
Fachgerechte Beratung, Planung und Ausführung sind entscheidend, damit es künftig immer mehr begrünte Schrägdächer gibt, welche die Blicke auf sich ziehen und das positive Image unterstreichen, das sie verdienen.