Nachhaltige Kindertagesstätte mit Wohlfühl-Atmosphäre
Wie man einen umweltgerechten Kindergarten wirtschaftlich errichten kann, zeigt beispielhaft ein Neubau in Geisenhausen (Bayern). Neben ihrer betreuungsgerechten Gebäudekonzeption überzeugt die dort seit September 2019 genutzte „Kita an der Vils“ durch die konsequente Verwendung nachhaltiger Baustoffe.
So kam hier der mit nachwachsenden Tannenholzfasern gefüllte „Unipor W07 Silvacor“-Mauerziegel aus dem Hause Leipfinger-Bader (Vatersdorf) zum Einsatz. Dieser gilt aufgrund seiner Massivität als besonders werterhaltend und garantiert zudem ganzjährig ein energiesparendes Wohlfühlklima. Zusätzlich soll auch das angrenzende Sportheim als Kindertagesstätte genutzt werden. Im Sommer 2020 haben die dafür erforderlichen Umbaumaßnahmen begonnen. Nach Fertigstellung verbindet das verglaste Eingangsgebäude dann beide Bauteile.
Fehlende Kindergartenplätze sind für viele Kommunen ein Problem – so auch für die rund zehn Kilometer südlich von Landshut gelegene Marktgemeinde Geisenhausen. Durch die Errichtung eines neuen viergruppigen Kindergartens sollte deshalb eine wesentliche Entlastung der angespannten Betreuungssituation herbeigeführt werden. Mit der Planung des Neubaus wurde das Büro HoeWi-Architektur GmbH aus dem benachbarten Vilsbiburg beauftragt.
Der geschäftsführende Architekt Florian Wimmer entwarf ein sich homogen an die Struktur des Ortes anpassendes zweigeschossiges Gebäude. Dessen ländliches Erscheinungsbild wird durch eine hinterlüftete Holzverkleidung im Obergeschoss zusätzlich unterstrichen. „Bei der Gebäudeform haben wir uns weitgehend an Architektur und Dimension des angrenzenden Vereinsheims orientiert“, erklärt Wimmer.
Ein anderes Dach an jeder Seite
Eine Besonderheit stellte die Gestaltung der Dachflächen dar. Je nach Gebäudeseite fällt diese nämlich unterschiedlich aus. Zur Straßenseite hin erhielt der Neubau ein Satteldach mit Ziegeldeckung. „Für die Gartenseite haben wir ein flaches Gründach mit massiver Attika und vorgelagerter Hochterrasse vorgesehen“, erläutert Wimmer den ungewöhnlichen Ansatz. „Diese Dachgestaltung bietet gleich mehrere Vorteile: Durch die Staffelung des Baukörpers erscheint das Gebäude weniger hoch.“ Zudem ermöglicht die Teilausführung als Gründach – neben den positiven Auswirkungen auf das Innenraumklima – die umweltfreundliche Speicherung und Nutzung von Regenwasser. Die vorgelagerte Stahlbeton-Hochterrasse dient im Brandschutzkonzept zudem als erster Rettungsweg aus dem Obergeschoss.
Über den Eingangstrakt mit seiner verglasten Pfosten-Riegel-Fassade erfolgt die Erschließung des Gebäudes. Dank eines zusätzlich zur Treppenanlage installierten Aufzuges ist auch der Zugang zu den oberen Räumen barrierefrei.
Hohe Nachhaltigkeit angestrebt
Ökonomische und ökologische Aspekte wie etwa die Auswirkungen auf die Raumluft standen bei der Auswahl des Außenwandbaustoffes im Vordergrund. Außerdem musste angesichts der Funktion des Gebäudes bei der Festlegung der Wandbaustoffe ein garantiert hoher Brandschutz berücksichtigt werden.
Aufgrund dieser Prioritäten entschieden sich Planer und Bauherr für den „Unipor W07 Silvacor“-Ziegel (Zulassung Z-17.1-935) aus dem Hause Leipfinger-Bader. „In monolithischer Bauweise entstand so eine umweltschonende und wirtschaftliche Außenwandkonstruktion mit dauerhaft geringem Sanierungsbedarf“, begründet der Architekt die Wahl für den innovativen Ziegel-Holz-Hybridbaustoff.
Dieser gewährleistet dank seiner Dämmstoff-Füllung aus sortenreinen Nadelholzfasern und einem ausgeklügelten Lochbild eine geringe Wärmeleitfähigkeit von nur 0,07 W/mK. Dadurch konnte im Erdgeschoss schon mit einem relativ schlanken Mauerwerk von 42,5 Zentimetern ein besonders niedriger Wärmedurchgangskoeffizient von 0,16 W/m²K erreicht werden. Im Obergeschoss mit hinterlüfteter Holzschalung genügte sogar eine Mauerwerksstärke von 36,5 Zentimetern, um einen hohen Wärmeschutz zu erreichen.
Für den Silvacor-Mauerziegel sprechen auch weitere Gründe – unter anderem seine gute Ökobilanz. So kommen bei dessen Herstellung ausschließlich nachwachsende beziehungsweise naturnahe Rohstoffe zum Einsatz. Darüber hinaus befinden sich die Ziegelwerke Leipfinger-Bader quasi einen Steinwurf entfernt, sodass der Mauerziegel lediglich einen sehr kurzen Lieferweg zurücklegen musste. Und beim Brandschutz kann der massive, bereits gebrannte Wandbaustoff (Brandschutzklasse AB) durch seine hohe Feuerwiderstandsfähigkeit (F 90) überzeugen.
Behaglichkeit gibt es inklusive
Neben der Umweltverträglichkeit ist auch Wohngesundheit beim Bau eines Kindergartens ein Muss. Das Rosenheimer Institut für Baubiologie bescheinigt dem Silvacor-Mauerziegel in dieser Hinsicht absolute Unbedenklichkeit. Darüber hinaus trägt er wesentlich zur Raumbehaglichkeit bei: Die Raumfeuchte-ausgleichende Wirkung ist dabei ein wichtiger Aspekt. Bereits bei der Herstellung des Mauerziegels entstehen nämlich haarfeine Kapillare, die überschüssige Feuchte aufnehmen können und sie bei zu trockener Raumluft wieder abgeben. Das Auftreten von Staubmilben und Schimmelpilz wird damit weitgehend verhindert.
Ein weiteres bauphysikalisches Plus des massiven Ziegel-Holz-Hybrides ist seine hohe Wärmespeicherfähigkeit. Sie zahlt sich im Hochsommer als Beitrag zum Hitzeschutz aus, weil die tagsüber im Mauerwerk gespeicherte Sonnenwärme zeitverzögert erst während der kühleren Abend- und Nachtstunden an die Innenräume abgegeben wird. Die betreuten Kinder können sich deshalb in den Räumen des neuen Kindergartens zu jeder Jahreszeit und bei jeder Wetterlage wohlfühlen.
Zügiger Baufortschritt auch im Winter
Trotz der teilweise winterlichen Witterungsverhältnisse der im Oktober 2018 begonnenen Baumaßnahmen, konnte der Rohbau zügig durchgeführt werden. Dabei erwies sich die hohe Verarbeitungsfreundlichkeit des Unipor W07 Silvacor als sehr hilfreich. Er ließ sich ohne Stoßfugenvermörtelung zügig in Dünnbettmörtel verlegen und trotz Holzfaserfüllung unproblematisch zuschneiden oder anbohren. Aufgrund der deckelnden Lagerfuge entstand ein äußerst stabiles Mauerwerk.
Bürgermeister Josef Reff und die Arbeiterwohlfahrt als Betreiber des Kindergartens waren bei der Eröffnung auch mit der durchdachten Raumaufteilung zufrieden. So orientieren sich alle Gruppen- sowie deren Nebenräume mit jeweils direktem Ausgang zur Gartenseite. Anderweitig genutzte Bereiche sind hingegen zur nördlichen Straßenseite angeordnet und schirmen vom Straßenlärm ab. Dank der weitläufigen Außenflächen ließ sich im Garten auch ein großzügiger Spielplatz mit zahlreichen Spielgeräten realisieren.
Gesamtprojekt noch nicht abgeschlossen
Mit der Eröffnung des Neubaus ist nach den Plänen der Marktgemeinde das Gesamtprojekt allerdings noch nicht abgeschlossen. In einer zweiten Baumaßnahme soll das angrenzende ehemalige Sportheim durch entsprechende Umbaumaßnahmen nutzungsgerecht in eine Kinderkrippe umgebaut werden. Die Kapazität an Betreuungsplätzen wird dadurch noch einmal erhöht.
Begonnen hat der Umbau im Sommer 2020. Das Eingangsgebäude fungiert dann – wie vom Architekten bereits beim Entwurf des Neubaus berücksichtigt – als Verbindungstrakt. So harmonieren die Gebäude nicht nur architektonisch: Auch über ihre Nutzungsweise sind sie miteinander verbunden.