Förderprogramme fürs Handwerk: Das bieten KfW, BAFA und Co.
Die Digitalisierung des eigenen Betriebs müssen Handwerksunternehmer finanziell nicht allein vorantreiben. Es gibt Unterstützung aus unterschiedlichsten Richtungen. Einen aktuellen Überblick über die wichtigsten Förderprogramme liefert die nachfolgende Aufstellung. Viele Maßnahmen sind zeitlich befristet oder nur so lange gültig, bis die ursprünglich bereitgestellten Mittel vergeben sind. Unter bestimmten Voraussetzungen ist auch die Kombination mehrerer Förderangebote möglich. Wichtig: In der Regel müssen Sie die Mittel bereits vor dem Projektstart beantragt haben! Die folgende Übersicht stellt alle Angebote auf Bundesebene vor. Dazu haben noch einige Bundesländer jeweils eigene Fördertöpfe eingerichtet. Die vollständige Sammlung (Bundes- plus Landesfördermittel) ist abrufbar unter www.forum-handwerk-digital.de/downloads. Die Plattform bietet Handwerksunternehmern viele gute Tipps rund ums Thema Digitalisierung.
Das Programm Digital Jetzt
Das Programm „Digital Jetzt – Investitionsförderung für KMU“ fördert Investitionen in digitale Technologien (Hard- und Software) und Qualifizierungsmaßnahmen für Mitarbeiter im Umgang mit digitalen Technologien. Ausgereicht wird die Förderung durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi). Es gewährt finanzielle Zuschüsse, um entsprechende Investitionen in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) – einschließlich Handwerksbetrieben und der freien Berufe – anzuregen.
Zuschüsse gibt es für
- Investitionen in digitale Technologien sowie
- Investitionen in die Qualifizierung der Beschäftigten zu Digitalthemen.
Die Förderung kann von mittelständischen Unternehmen mit 3 bis 499 Beschäftigten aus allen Branchen inklusive Handwerksbetrieben und der freien Berufe beantragt werden, die entsprechende Digitalisierungsvorhaben planen, zum Beispiel Investitionen in Soft-/Hardware und/oder in die Mitarbeiterqualifizierung.
Voraussetzungen
Das Unternehmen muss durch die Beantwortung gezielter Fragestellungen beim Förderantrag einen Digitalisierungsplan darlegen. Dieser
- beschreibt das gesamte Digitalisierungsvorhaben
- erläutert die Art und Anzahl der Qualifizierungsmaßnahmen
- zeigt den aktuellen Stand der Digitalisierung im Unternehmen und die Ziele, die mit der Investition erreicht werden sollen
- stellt beispielsweise dar, wie die Organisation im Unternehmen effizienter gestaltet wird, wie sich das Unternehmen neue Geschäftsfelder erschließt, wie es ein neues Geschäftsmodell entwickelt und/oder seine Marktposition gestärkt wird.
Außerdem
- Das Unternehmen muss eine Betriebsstätte oder Niederlassung in Deutschland haben, in der die Investition erfolgt.
- Das Vorhaben darf zum Zeitpunkt der Förderbewilligung noch nicht begonnen haben.
- Nach der Bewilligung muss es in der Regel innerhalb von zwölf Monaten umgesetzt werden.
- Das Unternehmen muss die Verwendung der Fördermittel nachweisen können.
Laufzeit
Der Antrag auf Förderung ist bis einschließlich 2023 zu stellen.
Ziele des Programms
Das Programm unterstützt KMU und Handwerk bei der digitalen Transformation. Ziele sind:
- mehr Investitionen mittelständischer Unternehmen in digitale Technologien sowie Qualifizierung und Know-how der Beschäftigten
- mehr branchenübergreifende Digitalisierungsprozesse bei KMU und Handwerk
- verbesserte digitale Geschäftsprozesse in Unternehmen
- mehr Chancen durch digitale Geschäftsmodelle
- Stärkung der Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit von KMU
- Befähigung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Chancen der Digitalisierung zu erkennen und neue Investitionen in die Digitalisierung ihres Unternehmens anzustoßen
- höhere IT-Sicherheit in Unternehmen
- Stärkung von Unternehmen in wirtschaftlich strukturschwachen Regionen.
Das Programm go-digital
KMU der gewerblichen Wirtschaft und des Handwerks mit weniger als 100 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von maximal 20 Millionen Euro können in diesem bundesweit verfügbaren Programm vergünstigte Beratungsleistungen zu den Themenfeldern digitale Geschäftsmodelle, digitale Markterschließung und IT-Sicherheit beantragen. Die Furcht vor hohem bürokratischem Aufwand scheint unbegründet: Die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) autorisierten, ansonsten frei wählbaren Beratungsunternehmen übernehmen auch Antragstellung, Abrechnung und Dokumentation. Förderfähig sind insgesamt maximal 30 Beratertage innerhalb von sechs Monaten. Die Förderquote liegt bei 50 %.
Mit den drei Modulen digitalisierte Geschäftsprozesse, digitale Markterschließung und IT-Sicherheit unterstützt das Förderprogramm „go-digital“ nicht nur bei der Optimierung von Prozessen und der Erschließung zusätzlicher Marktanteile durch Digitalisierung, sondern finanziert auch Maßnahmen, mit denen sich Unternehmen vor dem Verlust sensibler Daten schützen.
Das BMWi hat dazu eine Reihe von kompetenten Beratungsunternehmen autorisiert, die bei der Suche nach individuellen Lösungen für den Onlinehandel, für die Digitalisierung des Geschäftsalltags und den steigenden Sicherheitsbedarf durch die digitale Vernetzung unterstützen. Die Beratungsunternehmen übernehmen auch die Antragstellung für die Fördermittel, die Abrechnung und das Berichtswesen.
ERP-Digitalisierungs- und Innovationskredit (KfW)
Die größte Förderbank KfW bietet hier vergünstigte Darlehen für Investitionen und Betriebsmittel. Die maximale Kreditsumme liegt bei 25 Millionen Euro. Kreditvergaben werden über die zwischengeschaltete Hausbank abgewickelt. Letztere prüft die Förderwürdigkeit und Bonität und reicht die vergünstigten Konditionen der KfW an den Kreditnehmer weiter. Noch interessanter als die niedrigen Zinsen ist eine optionale Haftungsfreistellung in Höhe von 70 %. Vorteil: Das geförderte Unternehmen haftet zwar weiterhin zu 100 %, muss aber nur noch für 30 % der Kreditsumme Sicherheiten bei der Hausbank hinterlegen. Förderfähig sind KMU mit bis zu 250 Mitarbeitern.
Einige Beispiele für förderungsfähige Digitalisierungsvorhaben:
- Vernetzung von ERP- und Produktionssystemen für die Produktion von morgen (Industrie 4.0)
- Entwicklung und Implementierung eines IT- und/oder Datensicherheitskonzepts, um Unternehmensdaten erfolgreich zu schützen und Cyber-Attacken abzuwehren
- digitale Plattformen, Apps und digitale Vertriebskanäle zum Aufbau digitaler Plattformkonzepte und des elektronischen Handels
- additive Fertigungsverfahren wie 3-D-Druck als neue innovative Produktionsmethode in der Fertigung
- Ausbau innerbetrieblicher Breitbandnetze für eine höhere Datenübertragungsrate im Unternehmen.
KfW ERP-Mezzanine für Innovation
Gefördert werden Vorhaben, die sich vom Stand der Technik in der EU abheben, und solche, die neu sind für das Unternehmen. Der Kern der Innovation muss beim Unternehmen liegen. Entweder wird das innovative Vorhaben selbst durchgeführt oder das Unternehmen beteiligt sich durch einen wesentlichen eigenen innovativen Beitrag. Das Wichtigste in Kürze:
- ab 1,00 % effektivem Jahreszins
- bis zu 5 Millionen Euro für die Entwicklung neuer Produkte, Prozesse und Dienstleistungen
- bis zu 60 % Risikoübernahme der KfW durch Nachrangkapital möglich
- für Unternehmen und Freiberufler, die mindestens zwei Jahre am Markt sind
- entlastet das Unternehmen bei der Sicherheitenstellung.
KfW-Schnellkredit für Kleinstunternehmen am Start
Wer aus eigener Kraft in Digitalisierung investiert hat, musste dafür möglicherweise auf Rücklagen zurückgreifen, die nun angesichts der Coronakrise fehlen. Die Bundesregierung verlängert das KfW-Sonderprogramm einschließlich des KfW-Schnellkredits bis zum 30. Juni 2021, um Unternehmen weiterhin verlässlich mit Liquidität zu versorgen.
Seit dem 9. November 2020 steht der KfW-Schnellkredit zudem auch für Soloselbstständige und Unternehmen mit bis zu zehn Beschäftigten zur Verfügung. Über die Hausbank können Sie diese KfW-Kredite mit einer Höhe von bis zu 300 000 Euro beantragen, abhängig von dem im Jahre 2019 erzielten Umsatz. Der Bund übernimmt dafür das vollständige Risiko und stellt die Hausbanken von der Haftung frei
unternehmensWert: Mensch plus
Das Förderprogramm soll kleinen und mittleren Unternehmen zu nachhaltigen Strategien und neuen Konzepten verhelfen, mit denen sie die Möglichkeiten der Digitalisierung profitabel nutzen können. Die Leistung bezieht sich auf die Einrichtung betrieblicher „Lern- und Experimentierräume“ und professionelle Prozessberatung.
Förderfähig sind Betriebe ab einem Mitarbeiter (sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Vollzeit), die mindestens zwei Jahre am Markt sind. Voraussetzung ist der Besuch einer kostenfreien Erstberatung zur Ermittlung der Förderwürdigkeit. Die Förderquote liegt bei 80 % und umfasst zwölf Beratungstage. Als zeitlicher Rahmen für den Beratungsprozess werden fünf bis sechs Monate empfohlen.
Soforthilfe für Handwerker durch Unternehmensberater
Handwerksunternehmen, die unter den wirtschaftlichen Auswirkungen aufgrund des Coronavirus leiden, können Förderungen für Beratungen beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) beantragen. Bewilligt werden Beratungen bis zu einer Höhe von 4000 Euro für kleine und mittlere Unternehmen. Möglich macht dies eine modifizierte Richtlinie der „Förderung unternehmerischen Know-hows“.
Die Folgen des Coronavirus haben die deutsche Wirtschaft fest im Griff. Um schnelle Lösungen für wirtschaftliche Engpässe zu finden, bieten externe Bafa-Unternehmensberater hilfreiche Unterstützung an. Ob es darum geht, Bereiche des Unternehmens aufgrund von veränderten betrieblichen Anforderungen zu digitalisieren, neue Geschäftsfelder zu erschließen oder Liquiditätsengpässe zu entschärfen – eine Unternehmenssicherungsberatung ist für viele Handwerksunternehmen jetzt existenziell.
Weil schnelle Hilfe gefordert ist, hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) die bestehende Rahmenrichtlinie zur Förderung unternehmerischen Know-hows um ein Modul für durch Corona in Schwierigkeiten geratene KMU ergänzt. Damit gewährte der Bund schnelle und unbürokratische finanzielle Hilfe für Betriebe, die eine Unternehmensberatung zurate ziehen. Anträge konnten zunächst bis 31. Dezember 2020 beim Bafa als Bewilligungsbehörde eingereicht werden.
Was leistet der Bafa-Unternehmensberater?
Der Unternehmensberater analysiert den Istzustand des Unternehmens und die konkreten Auswirkungen im Zusammenhang mit Corona. Auf dieser Basis gibt er Handlungsempfehlungen bzw. arbeitet ein Maßnahmenpaket aus. Das können Liquiditätspläne sein oder auch praktische Tipps zur Kommunikation.
„Gerade in der Kommunikation ist der Bedarf jetzt immanent“, so Bafa-Berater und Digitalisierungsexperte Michael Elbs. „Betriebe wollen und müssen ihre Kommunikationstools optimieren, um ihr Tagesgeschäft und ihre Wettbewerbsfähigkeit weiterhin zu sichern“, erklärt der Unternehmensberater. „Aber auch Handlungsempfehlungen hinsichtlich Auslastung und Terminierung sind gefragt, da der normale Geschäftsbetrieb ganz neuen Anforderungen weichen
muss.“
Viele Betriebe sind nicht in der Lage, langfristige Folgen abzuschätzen. „Ein Sanitärbetrieb, dessen Ausstellung momentan geschlossen ist, wird möglicherweise erst im Herbst einen Umsatzeinbruch verbuchen. Hier ist es wichtig, schon jetzt an den richtigen Stellschrauben zu drehen und erforderliche Maßnahmen einzuleiten.“ Als Maßnahmen nennt Elbs kurzfristige Kredite, die Realisierung von Projekten nur noch mit Anzahlung oder die Einigung mit Lieferanten auf längere Zahlungsziele.
Förderhöhe
Betroffene Unternehmen erhalten eine 100-prozentige Förderung der in Rechnung gestellten Beratungskosten, maximal 4000 Euro (Vollfinanzierung). Um eine Vorfinanzierung der betroffenen Betriebe zu vermeiden, überweist das Bafa den Zuschuss direkt an das Beratungsunternehmen. Auch die sonst verpflichtende Einreichung eines Kontoauszuges, der die Bezahlung der Beratungsrechnung an den Unternehmensberater belegt, ist zunächst ausgesetzt. Bis zur Erreichung der maximalen Zuschusshöhe ist es möglich, mehrere Beratungen in Anspruch zu nehmen. Diese müssen sich dabei in jedem Fall auf die durch die Coronakrise verursachte wirtschaftliche Schieflage des Unternehmens beziehen.
Umfang der Beratungen
Pro Beratungsschwerpunkt können insgesamt fünf Tage (die nicht zwingend aufeinander folgen müssen) in Ansatz gebracht werden.
Fördervoraussetzungen
Antragsberechtigt sind KMU, die aufgrund des Coronavirus in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten sind. Beratungen können komplett online stattfinden. Ein Pflichttermin vor Ort beim Kunden entfällt vorerst.
Wie finde ich einen Bafa-Berater?
Unternehmensberater müssen sich als Bafa-Berater mit diversen Nachweisen qualifizieren. Sie finden einen Hinweis auf die Qualifikation „Bafa-Berater“ in der Regel auf der jeweiligen Internetseite des Beratungsunternehmens. Die Förderung der Maßnahmen erfolgt ausschließlich aus Mitteln des Bundes.
Bafa-Programm „Förderung unternehmerischen Know-hows“
Das neue Förderprogramm „Förderung unternehmerischen Know-hows“ ist ein Zusammenschluss der bisherigen Programme „Förderung unternehmerischen Know-hows durch Unternehmensberatung“, „Gründercoaching Deutschland“, „Turn-Around-Beratung“ und „Runder Tisch“.
Gefördert werden allgemeine Beratungen zu allen wirtschaftlichen, finanziellen, personellen und organisatorischen Fragen der Unternehmensführung. Außerdem können zusätzlich zu einer allgemeinen Beratung spezielle Beratungsleistungen unterstützt werden, zum Beispiel von Unternehmen, die von Frauen geführt werden, oder zum Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz.
Der Fördersatz liegt zwischen 50 und 90 %, die maximale Förderhöhe bei 3200 Euro, sie ist unter anderem auch abhängig vom Standort des Unternehmens.
Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM)
Gefördert werden KMU und die mit ihnen zusammenarbeitenden wirtschaftsnahen Forschungseinrichtungen. Drei unterschiedliche Programme fördern Einzel- und Kooperationsprojekte sowie Kooperationsnetzwerke.
Einzelprojekte
FuE-Projekte in Unternehmen, um die unternehmensinterne Innovationskompetenz zu entwickeln. Dienst- und Beratungsleistungen, die Innovationen betreffen, werden zusätzlich gefördert.
Kooperationsprojekte
FuE-Kooperationsprojekte (technologie- und branchenunabhängig) zwischen kleinen und mittleren Unternehmen sowie KMU und Forschungseinrichtungen zur Entwicklung innovativer Produkte, Verfahren oder technischer Dienstleistungen.
Kooperationsnetzwerke
Förderung von Netzwerkmanagementdienstleistungen und der Entwicklungsprojekte des Netzwerks. Die Netzwerke bestehen aus mindestens sechs KMU sowie weiteren möglichen Partnern wie Forschungseinrichtungen, Großunternehmen etc.
Dieser Beitrag ist zuerst erschienen in SBZ 05/2021.
Landesfördermittel in der PDF-Übersicht
Neben den Bundesfördermitteln haben noch einige Bundesländer jeweils eigene Landes-Fördertöpfe rund um die Digitalisierung in (Handwerks-)Unternehmen aufgestellt. Die vollständige PDF-Sammlung aller Angebote (Bundes- plus Landesfördermittel) ist abrufbar unter www.forum-handwerk-digital.de/downloads. Die Plattform der gleichnamigen Initiative bietet Handwerksunternehmern viele gute Tipps rund ums Thema Digitalisierung. Die SBZ und der Gentner Verlag sind Partner der Initiative.
Wie funktioniert Förderung?
Bund und Länder setzen zur Abwicklung ihrer Förderprogramme oft Banken als Projektträger ein. Die Antragstellung erfolgt entweder über die Hausbank oder über freie Unternehmensberater, die auch die Antragstellung der jeweiligen Förderung übernehmen. Beratungen sind auch über die Handwerkskammern möglich. Professionelle Hilfe ist auf jeden Fall ein guter Weg, um eine Förderung zu bekommen. Freie Unternehmensberater unterstützen und helfen bei der Analyse, welche Prozesse im Unternehmen digitalisiert werden sollen. Sie arbeiten dann mit Ihnen gemeinsam eine Strategie aus, die zeigt, auf welchem Weg die Digitalisierung Ihr Unternehmen zum Erfolg führt. Auch diese Leistungen externer Experten sind gegebenenfalls förderwürdig!