Pelletpreise auf neuem Höchststand - Trendwende in Sicht?
Der Pelletmarkt in Deutschland wird nach Angaben des Deutsches Pelletinstituts (DEPI) weiterhin von vielen Faktoren beeinflusst, deren Ursache die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine sind. Dazu gehören zum einen die Verteuerung von Produktion und Logistik sowie hohe Rohstoffkosten aufgrund einer rückläufigen Baukonjunktur. Des Weiteren besteht nach wie vor eine stark erhöhte Nachfrage von Bestandkunden, die vor bzw. zur Heizperiode ihren Pellet-Vorrat aufstocken und sich vor weiteren Preissteigerungen und eventuell längeren Lieferzeiten absichern wollen. Hinzu kommen viele Erst-/Neukunden, die meist ihre fossile Ölheizung ausgetauscht haben.
Das DEPI ist vorsichtig optimistisch
Der Preis für Holzpellets (als lose Ware) erreichte laut DEPI bis Mitte September im Bundesdurchschnitt den Wert von 763,76 Euro/t, wenn 6 t abgenommen werden. Das sind 11,8 % mehr als im Vormonat und 322,7 % mehr als im September 2021. So teuer waren Pellets in Deutschland noch nie. Trotz dieser weiteren Steigerung würden Experten von einer sich bereits abzeichnenden Trendwende sprechen, schreibt das DEPI. „Wir gehen davon aus, dass sich die Lage langsam wieder entspannt, auch weil die Lager von Bestandskunden bereits gefüllt sind. Die ersten Anzeichen dafür bietet die sinkende Nachfrage, die in den letzten Tagen nahezu Normalniveau erreicht hat“, erläutert DEPI-Geschäftsführer Martin Bentele.
Darüber hinaus werde diese Entwicklung auch von verschiedenen Händlern bestätigt, die Pellets schon wieder deutlich unterhalb des für September ermittelten Durchschnittspreises anbieten. Doch Bentele meint einschränkend, dass es weiterhin ratsam sei, nur bei tatsächlichem Bedarf Pellets zu bestellen. „Genauere Prognosen seien aufgrund der Vielzahl der Ursachen und der außergewöhnlichen Situation nicht seriös zu treffen“, merkt der Branchenkenner an.
Noch viele Neuanlagen in der Pipeline
Die vorsichtig optimistische Haltung von Martin Bentele ist nachvollziehbar. Wie lange die festgestellte sinkende Nachfrage anhält, bleibt abzuwarten. Denn bis einschließlich August 2022 wurden rund 130.000 neue Biomassekessel beim BAFA im Rahmen der BEG EM beantragt. Allein im August wurden 56.000 Anträge eingereicht, weil ab dem 15.8.2022 die gekürzten Förderkonditionen in Kraft traten: Zuschuss (mit allen Boni) neu max. 25 % statt vorher max. 55 %. Das bedeutet, dass die Nachfrage durch Pellet-Neukunden anhält. Das Volumen hängt allerdings davon ab, wie rasch dieser Kessel-Auftragsberg vom Fachhandwerk abgearbeitet wird.
Welchen Einfluss die niedrigeren Förderkonditionen auf die künftigen Antragszahlen haben werden, bleibt abzuwarten. Dämpfend könnte sich zudem auswirken, dass der aktuelle Pellet-Wärmepreis von umgerechnet 15,28 ct/kWh auf dem Niveau von Heizöl liegt, was in der Vergangenheit eher selten und dann auf vergleichsweise niedrigerem Brennstoffkostenniveau vorkam. Ohne dieses, von der Branche offensiv genutzte Vorteilsargument und aufgrund der niedrigeren BEG EM-Zuschüsse könnten sich gerade die Ölheizungsbesitzer mit einem Wechsel zur Biomasse zurückhalten. Dies könnte in 2023 zu geringeren Neuinstallationen führen und eventuell zu einer Beruhigung beim Pelletpreis beitragen.
Und sollte ab 2024 die Pflicht zur Nutzung von 65% erneuerbaren Energien beim Einbau einer neuen Heizung kommen, muss sich zeigen, wie sich die Ölheizungsbesitzer entscheiden: für eine Elektro-Wärmepumpe oder einen Biomassekessel. Das dürfte dann vor allem von den dann gültigen Investitions- und Betriebskosten und von der Produktverfügbarkeit abhängen – vorausgesetzt, dass die Wärmepumpenintegration ins Gebäude sinnvoll möglich ist.
Große regionale Preisunterschiede möglich
Wer Pellets bestellen möchte, sollte unbedingt mehrere Angebote einholen. Denn zum einen gibt es in Deutschland regionale Unterschiede: Laut DEPI lag Mitte September 2022 der durchschnittliche Pelletpreis (Abnahme 6 t)
- in Süddeutschland bei 741,26 Euro/t,
- in der Region Mitte bei 771,79 Euro/t und
- in Nord-/Ostdeutschland bei 794,00 Euro/t.
Zum anderen kann es lokal noch sehr unterschiedliche Angebotspreise und Lieferfristen der Händler geben, wie die abgebildete Preisvergleichs-Stichproben für Nürnberg, Erfurt und Köln zeigen.
Niedrigere Pelletpreise in Österreich und der Schweiz
Interessant ist ein Blick über die Grenzen in unsere Nachbarländer: Auch in Österreich sind die Pelletpreise explodiert: Laut Verband ProPellets Austria aufgrund gestiegener Produktionskosten, einer steigenden Nachfrage nach Pelletsheizungen, dem vermehrten Einsatz von Pellets in Kraftwerken sowie wegen des Ausfalls der Pelletlieferungen aus Russland, Belarus und der Ukraine nach Europa. Allerdings ist das Preisniveau in Österreich (noch?) deutlich niedriger als in Deutschland. Denn dort lag (laut ProPellets Austria) der durchschnittliche Pelletpreis am 7. September bei „nur“ 569,10 Euro/t (bei 6 t Abnahmemenge).
Und was kosten Pellets in der Schweiz? Laut einer Erhebung von pelletpreis.ch sind die Pelletpreise pro Tonne im September gegenüber August um 11% auf CHF 616.50 gestiegen (rund 643 Euro). Verglichen mit September 2021, als eine Tonne durchschnittlich CHF 340,60 kostete, betrug der Preisanstieg 81%.