Barrierefreies Bauen: Branche rechnet mit Zuwachs
Im April und Mai 2020 wurden insgesamt 600 Architekten, Bauunternehmer, Maler, Trockenbauer und SHK-Installateure in Telefoninterviews zum aktuellen Branchengeschehen befragt. Dabei ging es nicht zuletzt um die Bedeutung des barrierefreien Bauens.
Die Auskünfte der befragten Bauprofis zu ihrem eigenen Projektvolumen mit barrierefreien Maßnahmen spiegeln dabei auch wider, wo es beim Thema noch hakt.
Denn auch, wenn das barrierefreie Bauen und Modernisieren gefördert wird und bestimmte Standards in den meisten Bauordnungen bereits vorgeschrieben sind: Das große Mehrkostenloch, das zusätzliche barrierefreie Maßnahmen in das Budget der Bauherren im Wohnungsbau reißen, scheint mittlerweile einige abzuschrecken. So war noch 2018 fast jedes dritte Projekt im Wohnungsbauvolumen der dazu befragten Akteure mit Barrieren abbauenden Maßnahmen verbunden – aktuell sind es noch 24 Prozent der Projekte. Ein Zusammenhang mit den im gleichen Zeitraum immens gestiegenen Baukosten drängt sich geradezu auf.
Bauakteure sind zuversichtlich
Mit Voranschreiten des demografischen Wandels hat sich in den letzten Jahren auch die Wahrnehmung dieses Phänomens in der Gesellschaft gewandelt: Das Älterwerden der Gesellschaft wird nicht mehr (wie noch vor 10, 15 Jahren) als abstraktes Problem abgetan, das im Alltag (noch) keine Rolle spielt. Zumal in einer älter werdenden Gesellschaft nun mal immer mehr Deutsche in das Alter kommen, in dem die Barrieren in der eigenen Wohnung zum Hindernis werden.
Aus diesem Grund können die Bauakteure zu Recht davon ausgehen, dass auch die Notwendigkeit zu mehr barrierefreien Bau- bzw. Modernisierungsmaßnahmen schon in naher Zukunft nicht mehr auf die lange Bank geschoben wird. Die Annahme der Bauakteure, dass schon 2025 der Anteil der barrierefreien Projekte in ihrem Portfolio ein gutes Drittel ausmachen wird (34 Prozent), ist daher alles andere als weit hergeholt.
Andererseits ist aber auch ein wenig Skepsis angesagt. Bereits in den vergangenen Befragungen seit 2010 waren die Einschätzungen der Bauprofis stets sehr optimistisch ausgefallen, aber dann verlief die Entwicklung bislang doch auf relativ konstantem Niveau (zwischen einem Fünftel und einem starken Viertel der Projekte). Damit war das barrierefreie Bauen bisher zwar durchaus ein konstanter Trend – doch keinesfalls mit Wachstumsraten, die durch die Decke gingen.