Wärmepumpenbranche: EU gefährdet 7 Milliarden Euro Investitionen
Mehr als 60 Geschäftsführer der Wärmepumpenbranche sehen sieben Milliarden Euro an Investitionen in Europa gefährdet. In einem Brief an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen fordern sie die unverzügliche Veröffentlichung des europäischen Aktionsplans für Wärmepumpen - auch weil Regierungen in den USA, Asien und anderen Regionen ihre Unterstützung für Wärmepumpen ausweiten.
In einem gemeinsamen Brief an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen warnen mehr als 60 Geschäftsführer der Wärmepumpenbranche davor, dass die Verzögerung des europäischen Aktionsplans für Wärmepumpen (Heat Pump Action Plan) einen für die Dekarbonisierung Europas wichtigen Industriezweig gefährdet. Es geht um sieben Milliarden Euro an Investitionen, die der Sektor für den Zeitraum 2022 bis 2025 in Europa plant. Dies hätte auch Auswirkungen auf die Arbeitsplätze in der Branche. Bereits heute arbeiten hier europaweit 160.000 Menschen und es werden beträchtliche Wachstumschancen gesehen.
Zu den Unterzeichnern des Briefes gehören die Geschäftsführer der folgenden in Deutschland tätigen Unternehmen: AIT Group, Ariston Group (Wolf), Carrier (Viessmann Climate Solutions), Clivet, Daikin, Danfoss Climate Solutions, Glen Dimplex, Grundfos, iDM-Energiesysteme, Johnson Controls, Mitsubishi Electric Europe, Ochsner, Panasonic, Qvantum, Samsung, Stiebel Eltron, Vaillant Group.
Der Wärmepumpensektor wurde von der Kommission im Rahmen des REPowerEU-Plans und des Industrieplans Green Deal als entscheidend für die Energieunabhängigkeit Europas anerkannt. Der europäische Wärmepumpen-Aktionsplan, der Anfang 2024 erscheinen sollte, hätte unterstützende Maßnahmen in Gang bringen können, die sicherstellen, dass der Sektor sein Potenzial ausschöpft.
Wärmepumpen-Ziele: Europa schwächelt, USA gehen voran
Neue Zahlen zeigen jedoch, dass der Absatz von Wärmepumpen Ende 2023 in ganz Europa zurückgegangen ist. Dies sei sowohl auf die Veränderungen der politischen Rahmenbedingungen zurückzuführen, die für Unsicherheit bei Verbrauchern und Herstellern gesorgt hätten, als auch auf sinkende Gaspreise, die Wärmepumpen finanziell weniger attraktiv machen.
In den USA, Asien und anderen Regionen hingegen weiten die Regierungen ihre Unterstützung für Wärmepumpentechnologien aus. So hat sich bereits letztes Jahr in den USA eine Klimaallianz aus 25 Bundesstaaten das Ziel gesetzt, bis 2030 20 Millionen Wärmepumpen zu installieren. Dies würde eine Vervierfachung der dortigen Installationsrate erfordern.
Und Ende Januar 2024 haben neun US-Bundesstaaten (Kalifornien, Colorado, Maine, Maryland, Massachusetts, New Jersey, New York, Oregon und Rhode Island) ein Memorandum zur Beschleunigung des Übergangs zu emissionsfreien Wohngebäuden unterzeichnet. Dieses beinhaltet das Ziel, dass es sich bis 2030 bei mindestens 65 % aller ausgelieferten Heizungen, Trinkwassererwärmer und Klimaanlagen um emissionsfreie Wärmepumpen handeln muss. Bis 2040 soll der Anteil auf 90 % steigen.
Wärmepumpen-Aktionsplan unverzüglich veröffentlichen
Der europäische Aktionsplan Wärmepumpen sollte aus Sicht der Hersteller unverzüglich veröffentlicht werden, um eine klare politische Ausrichtung sicherzustellen und die Anschaffung von Wärmepumpen attraktiver zu machen. Dies werde das Vertrauen in Wärmepumpen seitens der Verbraucher, Entscheidungsträger und Industrie stärken und so eine Maximierung und Vervielfachung der bereits getätigten Investitionen ermöglichen.
„Die Europäer werden von einem starken Wärmepumpenmarkt profitieren, von der industriellen Führungsrolle und Arbeitsplätzen bis hin zur Dekarbonisierung und dem Schutz vor volatilen Gaspreisen“, so Martin Forsén, Präsident des europäischen Wärmepumpenverbands (EHPA). „Die Entscheidung der Europäischen Kommission, bei ihrem Aktionsplan auf die Bremse zu treten – genau dann, wenn andere Weltregionen ihre Unterstützung verstärken – ist genau das Gegenteil von dem, was nötig ist. Heute fordern Branchenführer eine rasche Veröffentlichung des Plans, um Europa auf den Weg zu Energieunabhängigkeit und Netto-Null-Wettbewerbsfähigkeit zu bringen.“
Hier können Sie den Brief an EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen downloaden (Sprache: Englisch):