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Das sind die Grundlagen der Leistendeckung

Laura Kornhaaß
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Das beliebte Fachbuch des ehemaligen Leiters der Heinrich-­Meidinger-Schule, Bundesfachschule für Sanitär- und Heizungstechnik in Karlsruhe, wurde 1954 erstmals mit 54 Seiten und im Jahr 2000 in neunter Auflage mit 215 Seiten vom Gentner Verlag, Stuttgart, veröffentlicht. Ein zeitloses Meisterwerk, das auch mit seinen ausführlichen Detailzeichnungen auffällt.

Das Ausbildungsthema Leistendeckung soll in diesem Beitrag einmal näher unter die Lupe genommen werden.

Formschönes Leistenvordach einer Brauereigaststätte in Calw, Nordschwarzwald.

Diese charakteristische Deckform ist dank ihrer klaren Struktur schon von Weitem gut erkennbar. Durch ihren Aufbau führt sie zu einer strukturellen Gliederung von Dach- und Fassadenflächen und hebt sich optisch deutlich von einem Doppel- oder Winkelstehfalz ab. Allein ihr markantes Aussehen macht sie so zu einem interessanten architektonischen Gestaltungsmittel. Diese Gliederung ergibt sich durch eine Holzleiste, an die sich die seitlichen Aufkantungen der Flächenschare anschließen. Der sogenannte Leistendeckel deckt die verwendete Holzleiste ab. Durch den prinzipiellen Aufbau einer Leistendeckung ergeben sich einige Vorteile. So gewährt diese Form der Deckung dem Metall größte Bewegungsfreiheit bei Temperaturschwankungen, kann leicht gewechselt werden und ist auch in Kombination mit Stehfalzeindeckungen verwendbar. Gerade in Bereichen mit Aufbauten wie z. B. Solar- oder PV-Anlagen ist eine einfachere Verankerung in der Unterkonstruktion möglich, ohne dabei ungewollte Flächendurchdringungen herstellen zu müssen.

Die Befestigung der Schneefanghalter erfolgte auf den Leisten. Das Schneefangrohr wurde zugleich als Kabelkanal genutzt.

Traditionelles System im Blick

Historisch gesehen sind Leistendeckungen schon lange bekannt und bewährt. Zurückzuführen sind sie wahrscheinlich schon auf die Verbindungstechniken von Bleibedachungen, welche mit einer Holzwulsttechnik ausgeführt wurden und in dieser Form an historischen Gebäuden bis heute Verwendung finden. Im Zuge der industriellen Revolution konnte man Metalle mithilfe von Walzverfahren in großen Mengen in Fabriken herstellen. So wurde auch Zink für das Dachhandwerk interessant. Um das neue, damals im handwerklichen Gebrauch noch unübliche Material verarbeiten zu können, wurden allerlei Verbindungstechniken entwickelt. Mitte des 19. Jahrhunderts kamen die ersten Formen der Leisten­deckung auf und bewährten sich in der praktischen Anwendung. Dabei sind Leistendeckungen bis heute traditionell besonders in Gebieten zu finden, in denen häufig Zink verarbeitet wurde. Was zunächst mit einer Vielzahl an regionalen Leistensystemen begann, hat sich im Laufe der Zeit auf drei wesentliche regionale Hauptsysteme und ein Patentsystem eingegrenzt:

  • die belgische Leistendeckung
  • die deutsche Leistendeckung
  • die französische Leistendeckung
  • die patentierte oder Frick’sche Leistendeckung

In Deutschland werden am häufigsten das belgische, das deutsche und das patentierte Leistensystem verwendet. Technisch gesehen gelten für diese Deckformen heute bezüglich Mindestgefälle, Scharlänge und -breite die gleichen Regeln wie beim Doppelstehfalzsystem.

Die belgische Deckung

Beim belgischen System erhalten die Scharen auf beiden Seiten eine Aufkantung von 35 mm. Die Holzleiste selbst hat eine Höhe von 40 mm und verjüngt sich nach unten auf 30 mm. Die Aufkantung an der Flächenschar wird senkrecht ausgeführt, so verbleibt zwischen Holz und Metall ein Dehnungszwischenraum. Unter der Leiste werden die Hafte angebracht. Diese halten in diesem Fall nicht nur die Flächenbahnen, sondern über einen Falz auch die Leistenkappe. Die Kappe wird zum Schluss über die Leiste geschoben.

Die deutsche Deckung

Das deutsche System wird im Gegenzug zur belgischen Deckung mit Haften oberhalb der Leiste befestigt. Einige alte Fachbücher beschreiben, dass die deutsche Leiste einen breiteren Aufbau als vergleichbare Systeme hat. Heute geht man von einem Leistenquerschnitt von 40 x 40 mm aus. Die Schare werden zunächst seitlich aufgekantet und anschließend im oberen Teil nochmals umgekantet. Anschließend wird eine Deckschiene über die Leisten verlegt und an den seitlichen Enden mit Blechen und Haft verfalzt.

Die Patentdeckung

Die patentierte Leistendeckung des Klempnermeisters Karl Frick aus Straßburg muss unbedingt Erwähnung finden, scheint sie doch in Teilen Süddeutschlands auch im 20. Jahrhundert noch so weit verbreitet gewesen zu sein, dass unter anderem Herbert Schlenker sie ausführlichst als eigentliche deutsche Deckweise behandelt. Ein Unterschied zu den zuvor beschriebenen Leistendeckungen liegt vor allem in der Form der Holzleiste, die einen fünfeckigen Querschnitt hat, nach oben an beiden Seiten abgeschrägt ist und sich nach unten verjüngt. Wie bei der deutschen Leistendeckung werden die Hafte auf der Holzleiste angebracht. Außerdem werden die Schare seitlich zunächst auf- und dann nochmals umgebogen. Die Leistenkappe kann mit Falz oder einem Wulst abgeschlossen werden. Schlenker gibt an dieser Stelle zu bedenken, dass bei einer Ausführung mit Wulst mit einem um circa 50 % erhöhten Materialbedarf gerechnet werden muss.

Die französische Deckung

Die französische Deckart erkennt man daran, dass sie im Gegenzug zur belgischen Deckung mit der schmalen Seite nach oben liegt. Auch ihr Grundquerschnitt beträgt 40 x 40 mm. Die unter ihr montierten Hafte sorgen für die seitliche Befestigung der Schare. Die Leistenkappe selbst verfügt über keinen zusätzlichen Umschlag an der Unterkante. Möglich, dass sich diese Deckung deswegen nicht im deutschen Raum durchgesetzt hat.

Für Spengler ist Paris die Hauptstadt der Zink- und Leistendächer.

Traufanschlüsse

Durch die unterschiedlichen Bauweisen variieren die Traufanschlüsse. Da dieser Beitrag aufgrund der außerordentlich genauen Zeichnungen und der großen Detailtreue die Abbildungen aus der „Fachkunde der Bauklempnerei“ verwendet, werden die Anschlüsse für die belgische und die Patentleiste vorgestellt. Die Ausführung der Patentdeckung ist aufgrund des ähnlichen Aufbaus auch für die deutsche Deckung anwendbar.

Laut Schlenker sollte die Holzleiste bei der Patentdeckung (in der Skizze als „Deutsche Deckung“ bezeichnet) in einem Winkel von 30° höchstens um 45° abgeschrägt werden. Damit wird die kräftige Unterbrechung der Leistendeckung im häufig sichtbaren Traufbereich etwas abgemildert. Dafür müssen die Schare ordnungsgemäß vorbereitet werden. „Die (Schar)aufkantung schwenkt von der Stelle, wo sich die Leiste zur Leiste hin absenkt, um 20 bis 25 mm zur Scharmitte hin. [...] Am Punkt, wo die Aufkantung der Schwenkung beginnt, entsteht eine kleine Quetsch­falte. Diese wird oben am Falz ausgeschnitten. Die Aufkantung wird über die schräg abfallende Leiste gelegt und zum Schluss der Falz so gebogen und beschnitten, dass seine Außenkante in der gleichen Breite weiterläuft wie entlang der Leisten.“ Danach wird die Leistenkappe über die Schräge geführt und um die Traufkante gebogen.

Beim belgischen System werden die Leisten ebenfalls angeschrägt. Die einfachen Aufkantungen werden danach über die Schräge gelegt und sollten sich dort überlappen. Aufgrund der Dilatation sollte dieser Punkt jedoch nicht verlötet werden. Beim Umlegen des Materials sollte es ausreichend ausgeschweift werden, da es ansonsten zu Rissen ­kommen kann. Die Leistenkappe wird an der Schräge angeschnitten. Dieser Knickpunkt kann mit einer Falte ausgeführt oder am Einschnitt verlötet werden. Da an den Leistenenden bei flachen Dachneigungen die Gefahr von eindringendem Wasser besteht, das die Holzleiste durchnässen und zwischen Leiste und Traufblech zu Staunässe führen kann, empfiehlt Schlenker die Verwendung eines Leistenschuhs am Ende der Leiste.

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