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Zweistufige Fenstermontage: So bekommen Sie Baustellenprobleme in den Griff

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Gefahren und hohes Schadensrisiko im Baustellenalltag in der „nassen“ Bauphase

Die traditionelle Fenstermontage führt in der nassen Rohbauphase oft zu Bauschäden mit teuren Reparaturen und zur Verzögerung des Bauablaufs. Diese Probleme werden durch eine zweistufige Montage vermieden. Bei der zweistufigen Fenstermontage wird zuerst ein Montagerahmen (Montagezarge, Einbau-/Hilfsrahmen, Blindstock etc.) gesetzt, der das Gebäude durch eine temporäre Füllung (Platten, Folien etc.) witterungsfest macht. Die Fenster werden dann erst nach Abschluss der Roh-/Ausbauarbeiten eingesetzt, sodass Schäden vermieden werden – genauso wie bei neuen Elektro- und Sanitäreinbauten.

Montagezargen erhöhen den Vorfertigungsgrad, vereinfachen die Montage- und Anschlussarbeiten anderer Gewerke (Bauwerksabdichtung, Außenputz, Elektrik etc.) und helfen damit auch beim bestehenden Fachkräftemangel. Zusätzlich wird der Baufortschritt beschleunigt, weil Montagezargen schnell verfügbar sind und eine Unabhängigkeit von Lieferengpässen bei Fenstern und Türen bieten, beispielsweise bei hoher Nachfrage oder saisonbedingten Lieferschwankungen.

Welche Mehrkosten entstehen durch Montagezargen?

Das häufig zitierte „Vertriebshemmnis“ der Mehrkosten wird bei einer „ehrlichen Gesamtkostenrechnung“ entkräftet: Der Mehraufwand für eine Montagezarge wird meistens durch den sonst üblichen Aufwand für Abkleben, Schutz und Endreinigung der Fensterelemente sowie Reklamationsbearbeitung und Bauverzögerungen kompensiert.

Eine Kosten-Nutzen-Studie (TH Rosenheim) zwischen der Montage mit bzw. ohne Montagezarge ergab zwar bei einer einfachen Betrachtung Mehrkosten zwischen 5 und 13 Prozent (je nach Kalkulation und Häufigkeit von Bauschäden). Aber bei Montagen mit hohem Gefahrenpotenzial (z. B. Winterbaumaßnahme oder lange Bauphase) lagen die Mehrkosten nur noch zwischen 0,2 und 7 Prozent.

Wird dann noch eine Modernisierung einkalkuliert, ergeben sich bei realistischen Inflations- und Zinssätzen Minderkosten für einen Fenstertausch nach 40 Jahren Nutzungszeit von bis zu 9 Prozent unter Berücksichtigung üblicher Bauschäden. Deshalb bieten viele Qualitätshersteller die Montage nur noch mit Montagezarge an, weil diese Montageart in der Gesamtbetrachtung sicherer und günstiger ist.

Die Erarbeitung der ift-Fachinformation MO-06/1 erfolgte im Rahmen der Projektstudie (19-003243) unter Mitarbeit der Firmen: Rinkes Architekten, Beck + Heun, Deflex, ­Finstral, Helmut Meeth, hilzinger, Iso-Chemie, Meesenburg, Stahlmann Consulting, Veka.

Bedeutung von Montagezargen nimmt zu

Das ift Rosenheim sagt: „Damit sind Montagezargen eine wertvolle Investition in Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Werterhaltung, weil beim Fenstertausch (der mindestens 2-mal in einem üblichen Gebäudeleben anfällt) der Kosten-, Zeit- und Materialaufwand deutlich niedriger ist.“ Ein zerstörungsfreier Fenstertausch erfolgt wegen Verschleiß oder immaterieller Alterung, beispielsweise aufgrund neuer gesetzlicher Anforderungen, Kundenansprüche sowie aufgrund des technischen Fortschritts (Smarthome-Technologien etc.).

Auch das Recycling oder eine Weiternutzung des „Gebrauchtfensters“ in anderen Gebäuden ist einfach möglich. Kosten und Aufwand im Lebenszyklus eines Gebäudes sind beim Einsatz von Montagezargen deshalb deutlich niedriger. Mit der geplanten Bewertung der Gesamtlebenszykluskosten durch die Ampelregierung im digitalen Gebäuderessourcenpass wird dies an Bedeutung gewinnen.

In Deutschland werden die Fenster dennoch immer noch in der „nassen“ Bauphase montiert und einem hohen Schadensrisiko ausgesetzt, weil Planer, Handwerker und Bauherren ­alternative Montagemöglichkeiten zu wenig kennen und nicht aktiv anbieten.

Die ift-Fachinformation MO-06/1 „2-stufiger Einbau von Fenstern und Türen mit Vorab-Montagezargen; Risikominimierte Montage und einfacher Austausch von Fenstern, Fenstertüren und Außentüren“ gibt deshalb Tipps zu Planung, Ausschreibung, Vertrieb, Anwendung und Baurecht.

Definition der Vorabzarge

Die Fachinformation definiert eine „Vorab-Montagezarge“ als Rahmen, der eine Montage in zwei zeitversetzten Schritten ermöglicht, den fachgerechten Anschluss und die Fertigstellung aller angrenzenden Gewerke erlaubt und die statischen und bauphysikalischen Anforderungen einer „klassischen“ Fenstermontage erfüllt. „So wird aus der undefinierten Schwachstelle „Baukörperanschluss“ eine definierte Schnittstelle, die eine hohe Ausführungssicherheit bietet, Toleranzen und Bauwerksverformungen ausgleicht und definierte Anschläge und Bezugskanten für die angrenzenden Gewerke bereitstellt.

Beispiele von Vorab-Montagezargen für verschiedene Einbausituationen und Außenwandkonstruktionen

Was bei den verschiedenen Materialien zu beachten ist

Es kommen typische Rahmenmaterialien oder auch hochverdichtete Konstruktionsdämmstoffe zum Einsatz. Bei Holz müssen ein ausreichender Holzschutz oder geeignete Holzarten verwendet werden (vgl. DIN 18355 Tischlerarbeiten).

Vorab-Montagezargen können innerhalb oder außerhalb der Wand liegen oder teilweise wand­ersetzend sein. Wichtig ist die Unterscheidung der verschiedenen Zargensysteme: Modulzargen sind teilweise wand­ersetzend und Zusatzeinrichtungen (Rollladen etc.) können integriert werden. Profilsystemzargen sind bezüglich Profilgeometrie, Dichtungsanschluss und Befestigung auf Fenstersysteme abgestimmt und ermöglichen eine rationelle Endmontage. Universalzargen können innerhalb und außerhalb der tragenden Wand verwendet werden und sind von der Fenster-/Türkonstruktion ­unabhängig.

Hinweise zum Baurecht und Vertragsgestaltung helfen dem Planer und Ausführenden, die Vorteile der Zarge bei Ausschreibung und Angebotsabgabe einzubringen. Der Montagebetrieb muss den Auftraggeber jedoch auf den Einbau in zwei getrennten Arbeitsschritten hinweisen, wenn dies nicht ausgeschrieben ist.

Ein zweistufiger Fenstereinbau mit Einbaurahmen bietet viele Vorteile.

Tipp: Bedenken zur klassischen Fenstermontage anmelden

Insbesondere ist zu klären, ob ein temporärer Verschluss erforderlich ist und welche Funktionen dieser erfüllen muss (Schutz vor Witterung, Zutritt etc.). Deshalb ist es sinnvoll, wenn die Vorab-Montagezargen als Alternative zusätzlich angeboten werden. Der Bieter kann dem Zusatzangebot Nachdruck verleihen, indem bei der ausschreibenden Stelle Bedenken für die klassische Fenstermontage anmeldet werden (§ 4 Abs. 3 VOB/B), weil diese in den allermeisten Fällen zu Mängeln an den Fenstern und damit zu Rechtsnachteilen für den Unternehmer führt.

Hier lassen sich auch direkt die ift-Fachinformation und das Begleitheft herunterladen: www.ift-rosenheim.de/montagezarge

Dieser Artikel erschien zuerst in GLASWELT-Ausgabe 03/2022.

Lesen Sie auch: VFF: 6 Profitipps für die Fensterplanung

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