Anbauteile wärmebrückenarm im WDVS integrieren: So klappen Montage und Verankerung in der Dämmung
Wärmedämmverbundsysteme gehören zu den meistbenutzten Fassadendämmungen. Über die Jahre wurden ihre Bestandteile energetisch immer weiter optimiert. Die Wärmeleitfähigkeit von Dämmstoffdübeln konnte in den vergangenen Jahren so weit reduziert werden, dass sie bei der Berechnung des U-Werts keinen wesentlichen Unterschied mehr machen.
Anders sieht es bei Anbauteilen aus, die durch das Wärmedämmverbundsystem WDVS im tragenden Untergrund befestigt werden. Typische „Baustellenlösungen“, also die improvisierte Montage von Ankern, Haken oder Winkeln schaffen Wärmebrücken. Sie müssen wiederum durch eine Erhöhung der Gesamtdicke der Dämmung ausgeglichen werden, wenn der angestrebte U-Wert erreicht werden soll. Zudem entspricht dieses Vorgehen auch hinsichtlich der Ausführungssicherheit nicht mehr dem Stand der Technik.
Mögliche negative Auswirkungen der falschen Montage
Bei der Verankerung von statisch oder für die Sicherheit relevanten Anbauteilen wie Geländern sind hinsichtlich der sicheren Lastaufnahme und -abtragung in den Untergrund durch den Dämmstoff bauaufsichtliche Zulassungen und Nachweise von Gebrauchslasten zu beachten. Andere Anbauteile werden jedoch häufig durch Holzbalken oder Stahlwinkel an ein WDVS befestigt. Dadurch wird zum einen der U-Wert der Wand beeinflusst, zum anderen können optische Mängel wie Risse durch Druck und Bewegungen entstehen.
Zum Einfluss auf den U-Wert hat das Forschungsinstitut für Wärmeschutz ein Gutachten zu Montagewinkeln für die Befestigung von Absturzsicherungen an bodentiefen Fenstern, sogenannte französische Balkone, erstellt. Verglichen hat es die Montage mit Stahlwinkeln und mit einem optimierten Systemelement. Es hat die Berechnungen sowohl für eine hohe als auch für eine reduzierte Fensteranzahl vorgenommen.
In beiden Fällen wurde die U-Wert-Marke beim Einsatz eines Stahlwinkels überschritten. Der System-Montagewinkel dagegen lag in der U-Wert-Toleranz. Bei der nicht fachgerechten Montage von Anbauteilen wächst die Gefahr von Tauwasserausfall und Feuchteeintrag durch mangelnde Abdichtung. Die Folge sind Mängel wie Abzeichnungen oder feuchte Flecken an Durchdringungen. Außerdem kann Wasser eindringen und dauerhaft zu schweren Schäden in einem WDVS führen. Einige Hersteller haben diese Mängel erkannt und bieten abgestimmt zu ihren Wärmedämm-Verbundsystemen entsprechende Montageelemente an.
Leitfaden hilft bei Klassifizierung
Zur Unterstützung von Planenden und ausführenden Handwerksbetrieben hat der Verband für Dämmstoffe, Putz und Mörtel in seinem Merkblatt Sichere Befestigung von Anbauteilen an WDVS eine Klassifizierung der zu montierenden Anbauteile vorgenommen. Bauteile werden nach dem Zeitpunkt der Montage, den einwirkenden Lasten sowie den konstruktiven oder statisch relevanten Befestigungen eingruppiert.
In der Planungsphase wird definiert, ob das zu befestigende Bauteil während oder nach den WDVS-Arbeiten montiert wird. Montageelemente für Absturzsicherungen, französische Balkone sowie Schiebe- und Klappläden werden meist während der WDVS-Arbeiten in der Dämmstoffebene montiert. Nach Abschluss der Arbeiten werden die Bauteile durch den Putz in den montierten Elementen verankert.
Besondere Planungsfreiheit bieten Systeme, die für die nachträgliche Befestigung mittelschwerer bis schwerer Anbauteile wie Markisen, Rankhilfen und Vordächer geeignet sind. Diese werden nach dem Einbau des WDVS durch dieses hindurch im Untergrund verankert. Problemlos nachträglich montieren lassen sich außerdem leichte bis mittelschwere Anbauteile wie Briefkästen, Fallrohre und Hausnummern. Je nach Material können diese sogar direkt im WDVS befestigt werden.
Einwirkende Lasten
Bei den einwirkenden Lasten wird zwischen leichten (bis 5 kg), mittelschweren (5 bis 15 kg) und schweren Lasten unterschieden. Zum Eigengewicht des zentralen Anbauelements kommen je nach Anwendungsfall veränderliche Nutzlasten, etwa Auflehnlasten bei Geländern, sowie witterungsbedingte Einwirkungen wie Wind- und Schneelasten.
Leichte Anbauteile bis 5 kg können in Abhängigkeit vom Dämmstoff in der Dämmebene befestigt werden. Mittelschwere Anbauteile müssen im Untergrund verankert sein. Bei einem Gewicht des Anbauteils von mehr als 15 kg muss das Befestigungselement immer über eine bauaufsichtliche Zulassung verfügen.
Konstruktive und statisch relevante Bedingungen
Unabhängig vom Gewicht ist eine bauaufsichtliche Zulassung auch bei der Montage sicherheitsrelevanter Bauteile wie Absturzsicherungen oder Geländern grundsätzlich notwendig. Gleichzeitig ist hier ein individueller statischer Nachweis zu führen.
Thermisch optimierte Montageelemente für Anbauteile
Für die Montage von sicherheitsrelevanten Bauteilen wie französischen Balkonen und anderen Geländern sollten spezielle Montagewinkel aus PU-Hartschaum zum Einsatz kommen. Sie lassen sich direkt in die Dämmebene einbauen und minimieren somit den Wärmeverlust. Zur Befestigung wird der Montagewinkel mit Klebemörtel angesetzt und anschließend verdübelt. Nachdem die Dämmplatten des WDVS angebracht wurden, lässt sich das Material bündig zum Dämmstoff einkürzen und mit dem System verputzen. Das Anbauteil wird später durch die Putzschicht im Montagewinkel befestigt.
Größere und schwerere Anbauteile wie Klimageräte, Markisen, Rankhilfen und Vordächer lassen sich auch nachträglich mithilfe thermisch getrennter Befestigungselemente mit einem metrischen Absatzgewinde thermisch getrennt sicher befestigen. Der GFK-Montagestab mit aufgesetztem Edelstahl-Gewinde wird dabei durch die Dämmplatte mit Injektionsmörtel im Untergrund verankert. Ein Montagewerkzeug und eine Setzhilfe sorgen für die unkomplizierte und sichere Montage.
Die erforderliche Verankerungstiefe ist abhängig vom Untergrund und beträgt bei Beton 40 Millimeter und bei Mauerwerk 80 Millimeter. Zur Befestigung von Fallrohren stehen Montageelemente zur Verfügung, deren Kopf mit dem Fallrohr verschraubt werden kann. Bei leichten Anbauteilen wie Leuchten genügt häufig eine einfache Montagerondelle oder ein Montagequader als Basis für die Verschraubung.
Nicht nur die Auswahl, sondern auch die Positionierung der Befestiger sollte sorgfältig vorgenommen werden. Denn werden die Elemente falsch positioniert, führt dies zu einer nicht ausreichend festen Verschraubung. Besonders herausfordernd diesbezüglich sind Situationen, bei denen Montageelemente mit dem WDVS montiert und anschließend überputzt werden. Damit die Last dabei an der vorgesehenen Stelle eingeschraubt werden kann, sollte die genaue Position vorab notiert bzw. nach dem Verputzen gekennzeichnet werden. Gerüststellungen sollten in jedem Fall mit der Fassadenplanung abgestimmt werden.
Umgang mit Sonderfällen
Befestiger, die für die nachträgliche Montage von Anbauteilen in ein WDVS zugelassen sind, können prinzipiell auch durch ein aufgedoppeltes System gesetzt werden. Bei bestehenden WDVS muss lediglich durch eine Bestandsaufnahme sichergestellt sein, dass sie intakt und tragfähig sind. Auch Brandriegel können grundsätzlich mit Anbauteilen versehen werden. Bei speziellen Dämmstoffen, etwa Einblasdämmstoffen hinter Holzfaserdämmplatten bei Holzständerbauweisen, ist die Eignung im Einzelfall zu prüfen.
Kommen Prefab-Elemente bei einer Fassade zum Einsatz, ist das Befestigungssystem auf diese abzustimmen. Auch in diesem Fall steht einer Integration jedoch prinzipiell nichts im Wege. Eine Anwendung, die in den vergangenen Jahren immer mehr an Relevanz gewonnen hat, ist die Fassadenbegrünung. Handelt es sich beim Untergrund um eine verputzte WDVS-Fassade, lassen sich die benötigten Rankgitter ebenso wie beschrieben anbringen. Bei einer Klinkerverblendung auf einem WDVS ist eine geeignete Befestigung durch die Riemchen zu setzen.
Doppelte Sicherheit am Fenster
Beim Einbau von Fensterbänken in ein WDVS kommt es auf eine besonders sorgfältige Arbeit an. Die Anschlüsse rund um die Fensteröffnung müssen dicht sein, um das Eindringen von Feuchtigkeit und das Entstehen von Wärmebrücken zu verhindern. Sonst drohen Tauwasserbildung, unschöne Verschmutzungen und ggfs. Algenbefall. Bei einem längeren Feuchteanfall ist die Funktionstüchtigkeit des Gesamtsystems gefährdet.
Mithilfe eines passenden Anschlusssystems lassen sich Fensterbänke auf einfache Weise schlagregendicht in die Dämmebene einbauen. Das Anschlusssystem weber.projekt SOL-PAD etwa bildet eine zweite Dichtebene unter der Fensterbank. Dadurch bietet es bereits vor der Montage der Fensterbank einen vollständigen Witterungsschutz und erhöht generell die Sicherheit vor eindringender Feuchtigkeit im Anschlussbereich.
Auch Fensterleibungen können mit vorbeschichteten Leibungsplatten nahtlos an die Dämmebene angeschlossen werden. Der mit der Fassadendämmung beauftragte Betrieb wählt die Leibungsplatten analog zum Dämmmaterial aus und montiert sie passgenau in die Leibung. Aufwändige Anputzarbeiten rund um das Fenster entfallen und Fenstersysteme werden in der Bauphase im Leibungsanschluss vor Verschmutzungen und weiteren Schäden geschützt.
Raffstorekästen individuell konfigurieren
Der Anteil der Fensterflächen an der Fassade hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Außenliegende Sonnenschutzanlagen werden im Neubau immer mehr zum Standard. Sie lassen sich mit vorgefertigten Raffstorekästen problemlos in ein WDVS integrieren. Die passgenau vorgefertigten Elemente werden oberflächenbündig in die Dämmebene eingesetzt, geklebt und zusätzlich mechanisch befestigt. Sie bieten eine sichere Verankerung der Sonnenschutzanlage, einen dichten Anschluss für die elektrischen Antriebe der Verschattungsanlage und einen optimalen Untergrund für die Aufnahme des Putzsystems.
Höchste Ausführungssicherheit durch WDVS-Fertigzargen
Einen Schritt weiter gehen vorgefertigte WDVS-Fensterzargen, die nach dem Plug-and-play-Prinzip als vollständige Fensterumrandung, einschließlich der Jalousiekästen, in einem Stück vorgefertigt und geliefert werden. Die einfache Montage der fertigen Elemente sorgt nicht nur für eine deutliche Beschleunigung der Bauzeit. Die auf das Bauvorhaben abgestimmte Serienfertigung erlaubt außerdem einen höheren Perfektionsgrad und eine gleichbleibend hohe Qualität.
Typische Anwendungsbereiche für Anbauteile
Vorab geplante Montage, mittelschwere bis schwere Anbauteile:
- Absturzsicherungen bei französischen Balkonen
- Aufhängungen für Schiebeläden
- Balkongeländer
Nachträgliche Befestigung, mittelschwere bis schwere Anbauteile:
- Markisen und Vordächer
- Rankgitter
Nachträgliche Montage, leichte bis mittelschwere Anbauteile:
- Bewegungsmelder
- Briefkästen
- Fallrohrschellen
- Hausnummern
- Wandleuchten
Dieser Artikel von Jan Henrichs erschien zuerst in GEB 04/2023. Jan Henrichs ist Marktmanager Putz- & Fassadensysteme bei Saint-Gobain Weber.