Solaranlage nicht fertig gestellt: Warum es zu hohen Verzugszeiten kommen kann
Es ist eine nicht nur vereinzelt vorgefundene Situation: Die Module werden zwar termingerecht und schnell installiert, aber die weitergehende Peripherie dann nicht (z.B. AC-Umwandlung), so dass die Anlage nicht wie geplant an den Start gehen und Erträge produzieren kann, sondern sehr verspätet. Die vollständige Anlagen-Installation ist teilweise Monate später erst vollzogen. Das führt zu nicht realisierbaren Erträgen für die Hauseigentümer, die bereits eingeplant waren. Zugleich müssen Hauseigentümer bei manchen Systemanbietern aber bereits am Anfang die vollständige Kaufsumme entrichten, deren Inbetriebnahme ggf. erst Monate später stattfinden.
Haustec.de bat den Systemanbieter Energiekonzepte Deutschland GmbH (EKD) um eine Stellungnahme zu der Thematik, dem EKD bereitwillig nachkam. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben Marktführer in Deutschland für PV-Systeme, es hat in diesem Segment bereits mehr als 25.000 Anlagen installiert. EKD führt die Branchenprobleme im Wesentlichen auf Knappheit bei den Fachkräften und auf Lieferschwierigkeiten zurück. Als Nadelöhr erweisen sich die Elektroinstallationen und die Freischaltungen durch die Netzbetreiber.
Solaranlagen werden nicht zu Ende installiert: Die häufigsten Kritikpunkte
In einem aktuellen Vertrag ist bspw. die Installation der Anlage für das Frühjahr 2023 vereinbart, aber auch lediglich die Verpflichtung, dass die Anlage bis 31.12. läuft/am Netz ist. Juristisch gesehen kann der Hauseigentümer nicht dagegen vorgehen, wenn die Anlage z.B. ein halbes Jahr eine Baustelle bleibt.
Es ist auch zu hören, dass Installationsfirmen mit den Folgearbeiten beauftragt werden, die das zum ersten Mal machen. Es wird in diesem Zusammenhang auch berichtet, dass Sub-Unternehmen wiederum mit weiteren Sub-Unternehmen arbeiten, so dass der Bezug irgendwie verloren geht, außerdem, wem man was jetzt bescheinigt, was er ausgeführt hat. Die Vergabe-/ und Kooperationsstruktur und damit auch die Kontrolle, was Sub-Unternehmen ggf. an Sub-Sub-Unternehmen weitergeben, scheint mancherorts undurchsichtig. Andere Punkte sind, dass der Verdacht laut wird, dass Unternehmen im Wettlauf um die Kunden Aufträge in einem Umfang generieren, die rein praktisch nicht zeitnah umgesetzt werden können, z.B. weil in dem Maße Material nicht vorhanden ist oder die Installateurs-Kapazitäten nicht ausreichend sind.
Nicht zuletzt werden auch die Kundenbetreuung und das Serviceverhalten kritisiert: Die Kundenkommunikation sei mitunter schleppend. Es gibt hier Aussagen, dass telefonische Rückmeldungen überhaupt nicht erfolgen und schriftliche Anfragen per Mail erst nach drei Wochen oder mehr beantwortet werden.
Backlog bei der AC-Montage
Ja, räumt Marktführer EKD ein, im vergangenen Jahr sei es auf Grund der allgemeinen Rohstoffknappheit zu Lieferschwierigkeiten gekommen. Nachdem im Frühjahr die fehlenden Komponenten schließlich verfügbar gewesen wären, habe man sofort mit der Auslieferung an die betroffenen Kunden begonnen. Auf Grund des Mangels an Fachkräften im Elektrobereich sei bedauerlicherweise jedoch ein Backlog im Bereich der AC-Montage entstanden. Inzwischen hätte dieser Rückstand weitestgehend abgebaut werden können, sodass die durchschnittliche Bauzeit in den meisten Teilen Deutschlands wieder bei einer branchendurchschnittlichen Bauzeit von 2 bis 4 Monaten liege.
Die Ausnahme bildeten noch wenige Regionen im nördlichen Teil Deutschlands (PLZ-Region 2) und dem Berliner Raum, wo die Wartezeit derzeit noch erhöht sei. „Fakt ist jedoch, dass 90% unserer Anlagen schon heute in einem Zeitraum zwischen zwei und vier Monaten installiert werden. Bei rund 10% dauert es im Schnitt zuweilen länger. Dies vor allem aufgrund der zurückliegenden Materialengpässe, die im letzten Jahr branchenweit für etwa 87% aller Verzögerungen verantwortlich waren, laut einer EUPD-Studie“, so die EKD.
Nach Darstellung von EKD verlangt das Unternehmen entgegen „vieler anderer Firmen der Branche“ generell keine Vorkasse. „Bei uns zahlt der Kunde in zwei Teilrechnungen. Die erste wird nach erfolgter Dachmontage und Lieferung der Hardware fällig. Die zweite Rechnung stellen wir nach erfolgter Elektro-Montage. Dementsprechend hat der Kunde zum Zeitpunkt der jeweiligen Rechnung den entsprechenden Gegenwert bei sich auf dem Dach bzw. im Haus stehen“, so die EKD.
Lange Bearbeitungszeit beim Netzbetreiber
Ein weiterer Punkt, der häufig zu Verzögerungen führe, sei die Bearbeitungszeit der Netzbetreiber, so die EKD: „Nach Fertigstellung durch uns, kann ein Termin zur Inbetriebnahme hier mehrere Wochen, teilweise sogar Monate dauern, da die Netzbetreiber auf Grund des Solarbooms an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen. Dieser Punkt ist von uns jedoch nicht beeinflussbar.“ Tatsächlich ist dies ein zutreffender und auch leider alter Punkt.
Zur Absicherung hat sich die EKD-Gruppe nach eigenen Angaben an verschiedenen Firmen beteiligt, um die Zahl der Kundenaufträge durch eigene Installationsteams absichern zu können. Diese Teams setzten mehr als 2/3 aller eingehenden Aufträge um. Sub-Sub-Unternehmen kommen für die EKD nur dann zum Einsatz, wenn es auf Grund von regionalen Engpässen an Fachkräften unbedingt nötig sei.
„Wir verfügen jedoch über ein eigenes Qualitätsmanagementsystem, in dem unsere Subunternehmen ständig geschult werden. Ohne die nötigen Schulungen und Zertifikate, sind die von uns beauftragten Unternehmen nicht in der Lage und nicht berechtigt, die Komponenten unseres EnergieSystems zu installieren“, gibt EKD Auskunft. Weiterhin gibt es bei EKD ein Qualitätsmeldesytem: „Sollte wider Erwarten die Arbeit eines Unternehmens nicht unseren hohen Qualitätsansprüchen entsprechen, wird dies dort gemeldet und die entsprechende Firma nachgeschult oder nicht erneut von uns oder einer unserer Partnerfirmen beauftragt.“
Parallel baue man das Partnernetzwerk kontinuierlich aus. „Daher kann es natürlich vorkommen, dass eine Firma, mit der wir vorher noch nicht zusammengearbeitet haben, für uns die erste Anlage bei einem Kunden installiert. Unsere Partnerfirmen sind jedoch alles Elektro-Meisterbetriebe mit Erfahrung und der nötigen Fachkompetenz. Zudem durchlaufen alle für uns tätigen Partnerfirmen zunächst diverse Schulungen, um unsere Produkte fachgerecht beim Kunden installieren zu können.“ Eine weitere Sicherheit: Die Abnahme der Anlage finde schließlich nicht vom Kunden, sondern vom zuständigen Netzbetreiber bei der Inbetriebnahme statt.
Wettlauf um die Solarkunden
Eine andere Frage ist die des Wettlaufs um Kunden. EKD sagt von sich, man nehme nur so viele Aufträge an, wie auch planerisch und kapazitiv umsetzbar wären. „Es ist sogar so, dass die Baufähigkeit der Energiekonzepte Deutschland die aktuellen Verkaufszahlen bei weitem übersteigt.“
Verzug im letzten Jahr sei auf ausgebliebene Lieferungen zurückzuführen und Montagen aufgrund des Fachkräftemangels im Elektrobereich zu dieser Zeit nicht vollumfänglich möglich gewesen, bei allen Kunden zeitnah auch die erforderliche Elektromontage durchzuführen. Die wenigen noch bestehenden regionalen Engpässe würden bis in den Herbst hinein beseitigt.
Fazit: Eine Frage der Ehrlichkeit
Also alles nur heiße Luft? Ja und Nein. Deutschland hat einen Solarboom und viele Unternehmen springen auf den Zug auf, der auch in Zukunft weiter an Fahrt gewinnen wird. Wie in jedem boomenden, bei Angebot und Nachfrage divergierenden Markt gibt es auch hier Verwerfungen, mitunter auch Ärger und Enttäuschungen. Die Branche hat allerdings Sorge zu tragen, dass darüber kein negatives Image entsteht und auch darauf hinzuweisen, wo ggf. schwarze Schafe unterwegs sind, die nicht nur wirtschaftlich dem Einzelnen in der Situation, sondern auch dem Ansehen im Allgemeinen und damit langfristig anderen Marktteilnehmern schaden.
Transparenz und Ehrlichkeit sind dabei zwei wichtige Elemente. Wenn es Probleme gibt, sollten sie offen kommuniziert und auch Mängel eingestanden werden. Verbessern kann man sich indes immer, gerade in einem Markt, der noch im Aufbau ist – auch in wichtigen „Kleinigkeiten“ wie Erreichbarkeiten. „Unsere telefonische Kundenhotline hat eine durchschnittliche Erreichbarkeit von über 90%. Die Wartezeit beträgt hier meist nur 2 bis 4 Minuten. Bei schriftlichen Anfragen kann die Bearbeitungsdauer mitunter länger sein. Auch hier stocken wir das Personal kontinuierlich auf, um die Bearbeitungszeit künftig deutlich verkürzen zu können“, gibt EKD einerseits offen zu und stellt zugleich die weitere Entwicklung in Aussicht.
Dittmar Koop ist Journalist für erneuerbare Energien und Energieeffizienz.