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Schimmelbefall im Haus professionell sanieren

Dittmar Koop
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Im zweiten Teil unserer Serie behandelten wir die zehn typischen Fehler, die Schimmelbildung im Gebäude verursachen bzw. begünstigen. Darin zeigte sich, dass Feuchtigkeit im Raum zwar die zentrale Rolle spielt, aber in der Regel eine Kombination verschiedener Umstände am Ende zum Schimmelbefall führt.

Schimmel: Was man in leichten Fällen tun kann

Es muss nicht gleich eine komplette Schimmelsanierung sein. Mit leichtem Schimmelbefall im Haus oder in der Wohnung kann der Bewohner selbst umgehen, z. B. indem er kleine Stellen mit Anti-Schimmelmitteln besprüht und/oder den Schimmel ggf. einfach von der Wand abwäscht, befallene Silikonfugen erneuert bzw. erneuern lässt und grundsätzlich Möbel nicht direkt an Außenwände stellt, sondern über einen gewissen Abstand die Hinterlüftung ermöglicht sowie die Regeln des gründlichen Lüftens beherzigt. Vor allem korrektes Lüften mindert das Risiko der Schimmelbildung maßgeblich.

Wann der Fachmann Schimmel entfernen muss

Bauteile mit Schimmelbefall ab 0,5 m2 Fläche hingegen sind sanierungsbedürftig und gehören in die Hände von Fachfirmen. Im Fallbeispiel aus den ersten Teil, Basiswissen Schimmel an der Wand, vollzog der hinzugezogene Experte nach der Begehung die richtigen ersten Schritte: Die Bewohner über seinen Verdacht zu informieren und dringlichst vor einer möglichen Gesundheitsgefahr zu warnen, außerdem das Kinderzimmer bis zur fachmännischen Sanierung ab sofort nicht mehr zu betreten und es luftdicht abzuschotten, z.B. per Klebeband an den Türfalzen.

Professionelle Sanierung bei Schimmelbefall

Erweist sich der Befall mit Schimmel im Haus oder in der Wohnung als zu massiv, muss eine professionelle Sanierung erfolgen, um den Schimmelpilz korrekt zu entfernen, Schäden in der Bausubstanz auszuschließen und einen erneuten Befall zu verhindern. Das sind die Schritte für die professionelle Sanierung bei Schimmel.

I. Bestandsanalyse des Befalls

Um zu erkennen, welche Maßnahmen für die Schimmelsanierung angezeigt sind, muss analysiert werden, was vorliegt. Bei der Bestandsaufnahme und -analyse geht es zunächst darum, betroffene Stellen überhaupt zu lokalisieren, dort das Ausmaß der Schäden durch den Schimmel festzustellen und die möglichen Ursachen der erhöhten Feuchtigkeit ausfindig zu machen. Dazu bedienen sich die Fachleute verschiedener Methoden.

Bauphysikalische Parameter ermitteln

Beispielsweise werden wichtige bauphysikalische Parameter ermittelt, wie Raumtemperatur, Luftfeuchtigkeit im Raum, Materialfeuchte oder die Oberflächentemperatur. Außerdem baukonstruktive Bedingungen (wie Wärmebrücken, die z. B. thermografisch analysiert werden können) oder andere Mängel (z.B. der Fassade, sonstige Undichtigkeiten).

Schimmel analysieren

Wenn ein Befall mit Schimmel vorliegt, wird von diesem Proben für eine Laboranalyse genommen, um dort den Befall konkret zu bestimmen. Dafür gibt es verschiedene Methoden. Üblich sind Folienkontaktproben, die dann vom beauftragten Labor untersucht und analysiert werden.

Zu den Maßnahmen der Bestandsanalyse zählen z. B. auch Thermografieaufnahmen in den Innenräumen, um Wärmebrücken ausfindig zu machen.

II. Maßnahmen gegen Schimmel

Es folgen die Maßnahmen bei der Schimmelsanierung. Das Umweltbundesamt (UBA) unterscheidet je nach Intensität der Raumnutzung und der Gefährdung der sich darin befindenden Personen vier Raumnutzungsklassen. Je nach Klassifizierung eines Raumes fallen die Maßnahmen zur Behebung der Mängel unterschiedlich umfangreich bzw. intensiv oder dringlich aus. Die Anforderungen an die Raumhygiene sind von I bis IV absteigend: 

  • Nutzungsklasse I: Räume mit besonderen hygienischen Anforderungen, z.B. Patientenzimmer in Krankenhäusern.
  • Nutzungsklasse II: Wohnraum ohne nur zeitweilig genutzte Räume.
  • Nutzungsklasse III: Nur zeitweilig genutzte Wohnräume, wie Keller, Abstellräume oder Garagen.
  • Nutzungsklasse IV: Alle Räume, die gegenüber Innenräumen luftdicht abgeschottet sind.

Grundsätzlich gilt für die Sanierung: Die Intensität der Sanierung ist abhängig von Material und Nutzungsklasse. Allgemein werden folgende Schritte bei der Sanierung als Maßnahme durchgeführt.

1. Feuchteschäden trocknen

Über allem gilt es, erstmal und parallel flankierend die Feuchteschäden zu trocknen, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Auch hierzu gibt das UBA entsprechende Empfehlungen: Grundsätzlich dürfen bei der Trocknung keine mikrobiellen Bestandteile freigesetzt und verteilt werden.

Das UBA empfiehlt Verfahren einzusetzen, die eine Freisetzung von Schimmelpilzsporen, Fasern von Dämmstoffen und sonstigen Partikeln verhindern (Saug- oder Saug-Druckverfahren).

Wenn nötig, sollten die Räume im Haus während der Trocknung von nicht betroffenen Räumen abgeschottet werden. Nach dem Entfernen des befallenen Materials müssen die betroffenen Bereiche weiter getrocknet werden.

Das UBA definiert die vorzunehmenden Sanierungsmaßnahmen nach dem vorgefundenen Material, der Intensität, in der es befallen wurde und in Kombination mit der Raumnutzungsklasse. Aus dieser Matrix ergeben sich empfehlenswerte Vorgehensweisen, die laut UBA u.a. wie folgt aussehen (Quelle: UBA):

2. Rückbau

Sind Leichtbauwände, Vorbauwandkonstruktionen und Installationswände (meist aus Gipswerkstoffplatten) von Schimmel befallen, sind diese rückzubauen.

In der Regel ist auch der Ausbau der dort verbauten Dämmmaterialien (z. B. KMF-Dämmung) erforderlich, da diese mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls befallen sind und ein Eintrag der Sporen in die Raumluft nicht auszuschließen ist. Die Entfernung dieser Wände sollte ca. 30 – 40 cm über die befallene Zone bzw. den Feuchtehorizont hinaus erfolgen.

In Nutzungsklasse III ist das Entfernen je nach Raumnutzung und Materialschädigung nicht immer erforderlich. Dort ist lediglich sicherzustellen, dass die Dämmwolle nach der Sanierung (wieder) bestimmungsgemäß trocken ist.

3. Staubarme und sporenbindende Maßnahmen

Bei Entfernung von Estrichen an der Wand mit darunter befindlichen Trittschall- und Wärmedämmschichten sowie bei Ausbau von Leichtbauwänden (Gipskartonplatten, KMF-Dämmungen, etc.) sind staubarme und sporenbindende Maßnahmen zu ergreifen (z.B. Befeuchtung).

Eine an den Arbeitsbereich geführte Absaugung (z. B. Abluftschlauch einer gefilterten Unterdruckanlage) nimmt hierbei freigesetzten Staub und mikrobielle Partikel auf (gilt für alle Nutzungsklassen).

4. Putzentfernung

Wenn aufgrund lang anhaltender und eingeschlossener Feuchteeinwirkung bereits eine Zerstörung des Putzgefüges an den Wänden eingetreten ist (Aussalzungen, Zermürbung, Verseifung, Aufweichung), bleibt nur die Durchführung einer partiellen Putzentfernung bzw. mechanischer Abtragung unter gleichzeitig HEPA-gefilterter Absaugung.

5. Mauerwerke absaugen und abflämmen

Freigelegte Mauerwerke und ggf. vorhandene Betonflächen sollten zunächst sorgfältig abgesaugt werden und können – soweit es aus Brandschutzgründen möglich ist – zur Beseitigung anhaftender organischer und mikrobieller Partikel fachgerecht abgeflämmt werden (gilt für alle Nutzungsklassen).

6. Fräsen und schleifen

Zur Beseitigung eines oberflächlichen Schimmelbefalls an massiven Bauteilen z.B. Wandputz eignen sich unter anderem Fräsen oder Schleifgeräte mit integrierter Staubabsaugung und nachgeschalteter Filtration (HEPA-Filter). Bei tiefgehendem Befall in Wand- und Deckenputzen sind die Putze zu entfernen. In Räumen der Nutzungsklasse III ist je nach Raumnutzung zu entscheiden, ob und wieweit der Putz entfernt werden muss.

7. Abrasive Verfahren bei Schimmel auf Holz

Schimmelbefall auf massivem Holz (z.B. Dachsparren) kann durch abrasive Verfahren (u. a. Abhobeln) entfernt werden. Empfehlungen hierzu gibt auch das DHBV-Merkblatt 02-15/S1. In Nutzungsklasse III reicht je nach Raumnutzung ein oberflächliches Absaugen/Abwischen aus.

8. Entsorgung

Sämtliches entferntes kontaminiertes Material soll, wenn es den geschützten Arbeitsbereich verlässt, zur Entsorgung in Behältern oder luftdicht verpackten Säcken auf dem kürzesten Wege aus dem Gebäude in möglichst geschlossene Container gebracht werden (gilt für alle Nutzungsklassen).

Anstriche mit Silikatfarben beugen dem Schimmelrisiko vor.

III. Wie man einem erneuten Befall vorbeugt

Der wichtigste Aspekt ist, die Ursache der Feuchtigkeit im Haus oder in der Wohnung ausfindig zu machen und diese durch die Schimmelsanierung zu beheben. Erst dann gilt es, die betroffenen Stellen bautechnisch zu heilen.

Empfehlenswert sind dann Materialien, die aus Schimmelsicht für einen Bewuchs ungünstig sind: solche, die einen hohen basischen pH-Wert aufweisen und solche, die in der Lage sind, Feuchtigkeit zu puffern oder sie durchzulassen. Diese Materialien kommen infrage: 

  • Bei Anstrichen Silikatfarben, Kalkanstriche, Kalkputze oder andere mineralische Anstriche mit hohem pH-Wert größer 11 verwenden. Der Nachteil bei Kalkanstrichen ist allerdings, dass sie nicht abriebfest sind, so dass sie nach wie vor eher für Räume der Typenklasse III nach UBA geeignet sind, im Klassiker Kellerräume. Außerdem bieten Kalkanstriche, einmalig aufgetragen, keinen dauerhaften Schutz vor Schimmel. So mahnt das UBA, dass sie regelmäßig erneuert werden müssen, da sie über Umwelteinflüsse ihren pH-Wert durch Neutralisationsreaktionen allmählich verlieren. Das UBA empfiehlt Silikatfarben als Alternative, wo dies geht.
  • Bei Innenwanddämmungen haben sich laut UBA dampfdurchlässige Materialien bewährt, die einen nicht zu vernachlässigenden Dämmeffekt erzielen. Bei der Verwendung ist darauf zu achten, dass die Materialien mineralisch sind und eine möglichst hohe Alkalität aufweisen (bspw. Calcium-Silikatplatten). Dadurch können sie deutlich schlechter von Schimmel befallen werden.

Es gibt keine behördliche Prüfung oder Zulassung für einen Fachbetrieb zur Schimmelsanierung (aus VdS 3151 „Richtlinien zur Schimmelpilzsanierung nach Leitungswasserschäden“). Das UBA fordert, dass ein Sanierungsfachbetrieb in der Lage sein muss, eine Sanierung von Schimmelbefall fachgerecht zu organisieren, vorzubereiten und auszuführen. Hinweise zu Qualitätskriterien für einen Fachbetrieb finden sich auf der Internetseite des Umweltbundesamtes.

Der Deutsche Holz- und Bautenschutzverband (DHBV) bietet Aus- und Weiterbildungen für Firmen und Sachverständige zum Thema Bautenschutz an, darunter auch zum Thema Schimmel. Auf der DHBV-Seite können über eine Suchfunktion DHBV-Mitglieder ausfindig gemacht werden, die im jeweiligen Postleitzahlgebiet ansässig sind.

Neubauten haben heute kaum noch Zeit, vor dem Innenausbau richtig durchzutrocknen. Das rächt sich später.

Herausforderung bei der Schimmelsanierung

Früher wurden Rohbauten in den Sommermonaten erstellt und dann erstmal in Ruhe gelassen, so dass sie trocknen konnten, bis man im nächsten Frühjahr mit dem Innenausbau begann. Heute gibt es diese Atempause nicht mehr oder kaum noch.

Die Folge: Die Häuser sind heute zwar schneller bezugsfertig, aber bei Bezug noch vergleichsweise feucht. Erschwerend für die folgende Trocknung, während erstens Menschen bereits in dem noch feuchten Haus oder in der Wohnung wohnen und selbst weitere Feuchte produzieren, dass zweitens die Gebäude „dichter“ sind als früher. Feuchtigkeit kann hier kaum entweichen, wenn die Fenster geschlossen sind und wenn das ausgiebige Lüften vernachlässigt wird.

Eine irrige Vorstellung ist allerdings, dass die hochgedämmten Wände weniger „atmen“ als ihre Vorgänger aus früheren Jahrzehnten und dass auch deshalb mehr Feuchtigkeit im Haus verbleibt als früher. Wände „atmen“ nicht in dem Sinne, dass sie stetig Feuchte von Innen nach Außen tragen – es sei denn, es liegt ein Bauschaden vor. Aber dann werden sie eher Feuchte von Außen nach Innen bringen.

Hier finden Sie Teil 1 und 2 der Serie:

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