Fenstereinbau: Fehler vermeiden mit dem Ebenenmodell
Fenster und Türen sind konstruktiv delikate Schnittstellen innerhalb der Fassade. Luftdichte, Taupunkt, Kondensatniederschlag mit einhergehenden Schimmelschäden sind die meist diskutierten Themen. Und in der Tat: Fenster und Türen sind hochkomplizierte Mehrkämpfer. Sie sollen nahezu unsichtbar sein, dem Regen und Wind trotzen, Schallschutz leisten, Temperaturdifferenzen zuverlässig abpuffern und Energie einsparen. Zugleich müssen Gebäudebewegungen formstabil abgefangen werden und alles leichtgängig mit einer Hand geöffnet werden können. Damit dies alles funktioniert, muss neben dem Bauteil selbst sowie dessen stabiler Befestigung vor allen Dingen auch die Abdichtung fachgerecht ausgeführt sein. Mit dem „Ebenenmodell“ vor Augen sollte hier eigentlich nichts mehr schieflaufen.
Jede Fassade setzt sich aus drei „Funktionsebenen“ zusammen. Dabei übernimmt jede eine spezielle Funktion. Von innen nach außen gesehen: das Trennen von Raum- und Außenklima, den Wärme- und Schallschutz sowie den Wetterschutz. Wenn diese drei Funktionsebenen nicht exakt aufeinander abgestimmt werden, sind Folgeschäden nahezu vorprogrammiert.
Kälte und Wasserdampf trennen
Knackpunkt eines jeden Einbaus ist die erste Funktionsebene, die das Raumklima vom Außenklima trennt. Diese muss unterbrechungsfrei über die gesamte Fläche der Außenwand geführt werden und zuverlässig verhindern, dass Wasserdampf in den Taupunkt gefährdeten Bereich der Wand- oder Fenster-/Türkonstruktion eindringen kann. Erreicht der Wasserdampf Schichten mit dem kritischen Temperaturwert von circa 13°C, kondensiert dieser zu Wasser aus und in dem durchfeuchteten Bauteil beginnen Tauwasser und Schimmelpilz ihr zerstörerisches Werk. Neben der Lage des Bauelements innerhalb der Mauerebene selbst kommt deshalb der Geometrie und wasserdampfdichten Ausführung der Anschlussfugen eine besondere Bedeutung zu.
Die Fugen müssen groß genug sein, um Bauwerksbewegungen abzufangen und die Dehnbarkeit von elastischen Dichtstoffen nicht überzustrapazieren. Für eine funktionssichere Abdichtung der Fuge selbst haben sich Dichtbänder besonders bewährt. Diese werden in der ersten Funktionsebene diffusionsdicht über die Fuge geführt.
Gegenüberliegend, in der Wetterschutzebene, setzt man ein diffusionsoffenes Fugenband, das stets ein Ausdiffundieren eventuell eingedrungener Feuchtigkeit nach außen ermöglicht. Weitere Möglichkeiten sind spritzbare Dichtstoffe, imprägnierte Dichtbänder, Folien, Dichtfolien sowie Anputzdichtleisten.
Wer ist verantwortlich für die Ausführung?
Die zweite Ebene übernimmt die wichtigsten bauphysikalischen Funktionen der Außenhülle: den Wärme- und Schallschutz. Auch Fenster und Türen gehören zur zweiten Ebene. Primär verantwortlich für die richtige Ausführung ist der Architekt bzw. Fassadenplaner. Für die Bauelemente steht der Hersteller in der Pflicht.
Achtung bei Übergrößen
Bei der Montage von großen Bauelementen wird häufig deren wärmeabhängige Ausdehnung unterschätzt. Besonders bei dunklen Profilen müssen bereits ab Profillängen von 3 m häufig Dehnstöße mit eingeplant werden. Auch die Abstände und Anzahl der Befestigungspunkte ist keine „Gefühlssache“.
Bei großen Einbaubreiten kommt man an Pfostenverstärkungen selten vorbei. Wichtig hierbei: Da diese im Durchbiegungsbereich des Sturzes sitzen, muss oben ein Loselager ausgeführt werden, damit der Sturz keine Last abtragen kann.
Am Schluss steht ein lückenloses Auffüllen des verbleibenden Fugenraums mit Dämmstoff. Standard sind hierfür PU-Ortschäume, Schaumstofffüllbänder oder mineralische Stopfwolle. Ökologische Alternativen sind Spritzkork sowie aufgearbeitete Naturprodukte mit dämmenden Eigenschaften. Grundsätzlich besteht für alle Dichtstoffe dieselbe Forderung: Sie dürfen nicht wassersaugend sein.
Hart am Wind, aber bitte diffusionsoffen
Die dritte Funktionsebene soll den Eintritt von Regenwasser, besonders Schlagregen, verhindern und dieses kontrolliert abführen.
Bei der Montage liegt daher ein besonderes Augenmerk auf der langfristigen wind- und schlagregendichten Ausführung der Anschlussfugen zwischen Bauteil und Baukörper. Den weitaus komplexeren Part übernehmen hier die Fenster- und Türenhersteller, denn auch Fenster und Türen selbst müssen absolut schlagregendicht sein. Dennoch müssen auch die „starren Fugen“ sorgfältig von außen abgedichtet werden.
Untergrundvorbehandlung und sorgfältiges Arbeiten, besonders an den Ecken, sind hier unersetzlich. Um ein Ausdiffundieren von eventuell in die Fuge eingedrungener Feuchte zu ermöglichen, wird die dritte Ebene diffusionsoffen ausgeführt. Ein Ausdiffundieren kann natürlich nur in beschränktem Maße erfolgen. Die beste Ausführung der äußeren Ebene funktioniert nur, wenn auch die innere Ebene fehlerfrei geplant und umgesetzt wurde – also nur begrenzt Feuchte eindringen kann. Nur so ist garantiert, dass im Funktionsbereich keine unzulässige Feuchteerhöhung sowie unkontrollierten Wärmeverluste durch Konvektion entstehen.
Hat man das Ebenenmodell einmal verinnerlicht, kann bei der Montage von Fenster und Türen nicht mehr allzu viel schieflaufen, vorausgesetzt: Bei der Planung wurde der Verlauf der bauphysikalisch kritischen 13 °C-Isotherme richtig berechnet und diese liegt durchgängig innerhalb der inneren Funktionszone. Wer ganz sicher sein möchte, wendet sich direkt an den Hersteller der Einbauelemente.
Schüt-Duis etwa hat hierfür speziell geschulte Techniker, die mit der komplexen Thematik der Fassade bestens vertraut sind. Rehau bietet zur sicheren Konstruktion und dem fachgerechten Einbau eine umfangreiche Planungssoftware an.
Der Beitrag ist zuerst erschienen in: GLASWELT 06-2019.