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Unfall mit dem Elektroauto: Das müssen Handwerker beachten

Dörte Neitzel

Ein Unfall mit dem Elektroauto ist für viele Handwerker eine Horrorvorstellung und für viele Skeptiker (noch) ein Grund, den Umstieg aufs E-Auto so lange wie möglich hinauszuzögern. Spektakuläre Bilder und Berichte von „tagelang brennenden Akkus“ und „unfallträchtigen Elektroautos“ tragen ihr Übriges dazu bei, das Vertrauen in die Technologie zu untergraben. Aber was stimmt denn nun? 

Mehr Unfälle mit E-Autos?

Gemäß einer Mobilitätsstudie der Axa-Versicherung aus dem Jahr 2022 vermuten 60 Prozent der Befragten, dass das Risiko für einen Unfall bei einem Elektroauto höher sei als bei einem Verbrenner. Dabei liegen die Studienteilnehmer sogar richtig, denn die Studie ergab in der Tat, dass Fahrer von Elektroautos 50% mehr Kollisionen mit Schäden am eigenen Fahrzeug verursachen als jene von herkömmlichen Verbrennern. 

Betrachten die Versicherungsexperten ausschließlich leistungsstarke Elektroautos, verursachen deren Besitzer sogar mehr als doppelt so viele Eigenschäden durch Kollisionen als jene von Standardverbrennern. Wie kann das sein, wenn der Anteil an Elektrofahrzeugen am Pkw-Bestand in Deutschland aktuell bei nur rund 3,9% liegt – und darin sind auch noch die Plug-in-Hybride eingerechnet? 

Overtapping-Effekt: „Gaspedal streicheln reicht“

In Crash-Tests hat die Axa das Phänomen untersucht und ist zu einem überraschenden Ergebnis gekommen: Der sogenannte Overtapping-Effekt ist Schuld. Damit ist gemeint, dass Fahrer das Gaspedal ihrer E-Autos zu stark durchtreten, ins Schlingern kommen und die Kontrolle verlieren. Und das hat mehrere Gründe: 

Zum einen hat die fehlende Schaltung bei E-Autos hohe Drehmomente zur Folge. E-Autos beschleunigen also sehr schnell und vor allem direkter als Verbrenner. Behalten („sportliche“) Fahrer also ihre gewohnte Verbrennerfahrweise bei, verlieren sie häufiger die Kontrolle und es kommt zu Unfällen. Besonders bei sehr PS-starken E-Autos könne man diesen Effekt laut Axa beobachten - und diese Boliden sind unter Stromern besonders häufig zu finden. Warum? Weil die Gleichung „Viel Power = viel Durst = wenig Reichweite“ bei E-Autos nicht stimmt, gleichzeitig viele PS aber immer noch als Statussymbol gelten. 

Zum anderen beschleunigen E-Autos aufgrund ihres hohen Drehmoments nicht nur anders, sie sind auch anders gebaut und haben damit ein anderes Fahrverhalten: Bei vergleichbaren Modellen ist das E-Auto aufgrund seiner Batterie deutlich schwerer. Laut der Axa-Studie verursachen die sehr schweren Modelle mit mehr als 2.000 Kilogramm im Durchschnitt 10% höhere Schäden. Bei undifferenzierter Betrachtung kann also hängenbleiben „E-Autos verursachen generell mehr Schäden“. 

Unfall mit Elektroauto: Wie hoch ist die Brandgefahr?

Aufgrund vieler Falschmeldungen und den daraus resultierenden Bedenken bei Autofahrenden wurde das Thema Brandgefahr bei Unfällen mit E-Autos ausgiebig erforscht. Das Ergebnis: E-Autos geraten im Vergleich zu Benzinern und Diesel-Kfz viel seltener in Brand nach einem Unfall. Statistisch gesehen liegt die Brandgefahr eines reinen Elektroautos bei 25 zu 100.000, bei Verbrennern und Hybriden beträgt sie 1.539 zu 100.000. Das zeigt eine Auswertung des US-Versicherungsdienstleisters AutoinsuranceEZ von Daten aus dem Jahr 2021. Für Deutschland bestätigt der Gesamtverband der Versicherer (GDV) das Ergebnis: „Aus unseren Statistiken gibt es keinerlei Hinweise, dass Elektrofahrzeuge häufiger brennen als Autos mit Verbrennungsmotor“. 

Wie geraten E-Autos in Brand? Experten sind sich einig, dass die Brandursachen sowohl bei Verbrennern als auch bei Elektroautos ähnlich sind: 

  • Technische Fehler bei der Herstellung des Akkus 
  • Falscher Einbau von Komponenten 
  • Fehlfunktion im Batteriemanagement 
  • Ausfall oder Defekt des Kühlsystems 
  • Fehlerhafte Wartung
  • Kabelbrand
  • Schwere Unfälle 

Selbstentzündungen ohne externen Einfluss sind dagegen sehr selten. Schon häufiger kommt es vor, dass ein eine ständige Nutzung des Akkus im Grenzbereich zu einer Schwellung führen kann, was einen Brand wahrscheinlicher macht. 

Schaden am Akku von E-Autos durch Unfall

Sind Handwerker mit ihrem E-Transporter als in einen schweren Unfall verwickelt, kann es durchaus zu Schäden am Auto-Akku kommen. „Havarierte Hochvoltspeicher“ nennen es die Gutachter. Hat der Unfall Schäden in der Schichtstruktur der Metalloxide verursacht, kommt es zu einer chemischen und damit thermischen Reaktion: Der Akku wird heiß und die Elektrolytflüssigkeit verdampft. Es bilden sich Gase, die den Akku aufblähen. Entzünden sich diese Gase durch die zunehmende Hitze, fängt der Akku an zu brennen. 

Ein E-Auto-Akku, der aus vielen Batteriezellen besteht, kann infolgedessen thermisch durchgehen. Bei einem solchen „Thermal Runaway“ steckt eine Batteriezelle die nächste an. Charakteristisch für einen solchen Brand sind die grauen bis schwarzen Rauchwolken. Sie entstehen durch das verbrennende Graphit. Der verdampfende Elektrolyt verursacht hingegen Stichflammen. 

Lässt sich ein Akkubrand löschen?

Die Feuerwehr löscht Brände von E-Auto-Batterien mit Wasser. Viel Wasser! Nur die sichtbaren Flammen zu ersticken, reicht nicht. Die Herausforderung dabei: Die Akkus sind meist thermisch isoliert und auch wasserdicht, daher erreicht Löschwasser den Brandherd selbst nur schwer. Am erfolgversprechendsten ist eine externe Kühlung über längere Zeit. 

Die Brandbekämpfung erfordert also mehr Wasser als bei anderen Bränden und dauert länger, denn bereits gelöschte Batteriezellen können erneut von einer Nachbarzelle entzündet werden. Abgelöschte E-Autos werden anschließend an einen Quarantäneplatz geschleppt. Dort bleiben sie mindestens 24 Stunden unter Beobachtung.

Ein solcher Quarantäneplatz oder Quarantänehof dient generell dazu, verunfallte Stromer zu überwachen, auch wenn diese nicht in Brand geraten sind. Sind sich Abschleppdienste nicht sicher, ob die Batterie eines Unfallwagens nicht doch beschädigt sein könnte, bringen sie den Wagen in die Quarantäne zur Überwachung. Hitzefeste Bodenbeläge und Auffangsysteme ähnlich einem Ölabscheider sollen eine sichere Umgebung garantieren, für den Fall, dass der Akku nach dem Unfall doch noch durchgeht. 

Was sollen Handwerker nach einem Unfall mit dem Elektroauto tun?

Bei einem Unfall mit dem E-Auto sollten Fahrer und Beifahrer einige Dinge beachten: 

  • Zunächst gilt es, das Fahrzeug verlassen. Handelt es sich um einen schweren Schaden, verständigen Sie die Feuerwehr mit dem Hinweis darauf, dass es sich um ein Elektroauto handelt – auch, wenn das Fahrzeug nicht brennt.
  • Ein Feuer ist nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen. Bei einem Crash trennen die eingebauten Sicherungen die Hochvolt-Systeme automatisch ab, sodass keine Spannung mehr anliegt. Wichtig ist jedoch, keine orangefarbenen Kabel zu berühren.
  • Ist bereits ein Brand sichtbar, ist der reflexhafte Griff zum Handlöscher zwar verständlich, Brandexperten raten jedoch dringend davon ab. Der Sicherheitsabstand von einem bis fünf Metern könne damit nicht eingehalten werden und ein brennender Akku setzt Rauch und gesundheitsschädliche Gase frei. Überlassen Sie das Löschen den Profis! 
  • Warten Sie etwas abseits des Wagens auf die Feuerwehr. Diese prüft gegebenenfalls mit einer Wärmebildkamera, ob sich im E-Auto eine verdächtige Hitze bildet. 
  • Empfehlenswert ist eine sogenannte Rettungskarte, mit der Sie Rettungskräften die Arbeit erleichtern können. Auf ihr steht, welche Systeme sich an Bord befinden und wie diese manuell am leichtesten auszuschalten sind. Muss die Feuerwehr eingeklemmte Passagiere befreien, sollte dort auch vermerkt sein, wo die Feuerwehr am besten mit dem Schneidwerkzeug ansetzen kann. 
  • Der Abschleppdienst bringt das Auto dann in der Regel auf einen Quarantänehof. Dort bleibt es so lange bis klar ist, dass der Akku nicht doch noch Feuer fängt und die Profis Entwarnung geben.
  • Ist bis dahin alles gut gegangen, geht das Pflichtprogramm weiter, denn das Elektroauto gehört nun in die Hände einer auf E-Autos spezialisierten Werkstatt. Dort reparieren es die Fachleute nicht nur, sondern unterziehen es zudem einer gründlichen Inspektion

Wer zahlt die Schäden durch den Akku-Brand?

Brennt ein Elektroauto durch einen Unfall, können die Schäden schnell in schwindelerregende Höhe klettern. Neben den Schäden am eigenen Auto, können weitere Schäden beispielsweise an anderen Fahrzeugen und der Straßendecke hinzukommen. Auch der Feuerwehreinsatz und die anschließende Quarantäne schlagen zu Buche. Wer also zahlt? 

Handwerksbetriebe, die ihre E-Transporter per Vollkasko versichern, sind auf jeden Fall auf der sicheren Seite, für den Fall, dass sie den Unfall selbst verschulden. Damit sind die Reparaturkosten auf jeden Fall gedeckt.

Schäden an anderen Autos, Gebäuden oder der Fahrbahn übernimmt in einem solchen Fall immer die Kfz-Haftpflichtversicherung, daran ändert auch die Antriebstechnologie nichts.

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