DSGVO-Studie: Fast jedes Unternehmen in Deutschland verpasst die Deadline
In Deutschland werden laut eigenen Aussagen 81 Prozent die Deadline verpassen. Eines von vier Unternehmen wird es sogar bis Jahresende nicht schaffen, regelkonform zu werden. Zu diesen und weiteren Ergebnissen kommt der neue Report von Capgemini, für den 1.000 Führungskräfte und 6.000 Verbraucher in acht Ländern und acht Branchen zu Fortschritten, Haltung und Möglichkeiten im Zusammenhang mit der DSGVO befragt wurden.
Ein Wettlauf gegen die Zeit
Wenn die Zeit zur Umsetzung der DSGVO am 25. Mai 2018 abläuft, sind Unternehmen in Europa und den USA in ihren Fortschritten alle unterschiedlich weit. US-amerikanische und britische Unternehmen sehen sich der Zielgeraden im Schnitt am nächsten, obwohl auch hier nur 63 bzw. 55 Prozent berichten, größtenteils oder komplett konform zu sein. Spanien (54 Prozent), Deutschland (51 Prozent) und Niederlande (51 Prozent) folgen auf dem Fuß. Schweden hat nach eigenen Angaben noch den weitesten Weg: Hier glauben nur 33 Prozent der Befragten, fristgerecht konform zu sein.
Übersehene Chance auf mehr Gewinn
Die Erkenntnisse des Reports deuten darauf hin, dass viele Unternehmen sich rein auf die regelkonforme Umsetzung von Maßnahmen konzentrieren, dabei aber die Geschäftschancen hinter der DSGVO übersehen. So berichten 31 Prozent der Befragten, ihr Fokus läge allein auf der Compliance und weniger auf Wettbewerbsvorteilen. Tatsächlich nimmt sich nur eine von zehn Organisationen vor, ein Vorreiter in Sachen Datenschutz und Privatsphäre zu werden. Dabei könnten sich Unternehmen hierdurch höhere Gewinne ausrechnen.
"Für diejenigen Unternehmen, die frühzeitig begonnen haben, sich dem Thema anzunehmen und in Compliance und Datentransparenz zu investieren, fängt der Aufwand bereits jetzt an, sich wirtschaftlich zu lohnen", weiß Christian Kaupa, Country Lead GDPR und Vice President Insights & Data bei Capgemini in Deutschland.
Gut die Hälfte der befragten Verbraucher in Deutschland (52 Prozent) hat ihre Einkäufe bei Unternehmen, die sie für datenschutzgemäß halten, erhöht. 37 Prozent geben an, dabei auch mehr Geld ausgegeben zu haben - um bis zu 24 Prozent. Außerdem haben sie weitaus öfter mit diesen Organisationen interagiert. Aber die Vorteile reichen noch weiter: Fast die Hälfte der Befragten hat positive Erfahrungen mit Freunden und Familie geteilt und somit die Reputation der Firma bei anderen potentiellen Kunden gestärkt.
Unternehmen schätzen Wahrnehmung der Kunden falsch ein
Mit der EU-DSGVO können Verbraucher nun wieder selbst die Hand über ihre Daten halten und lassen im Zweifel auch Taten folgen: In Deutschland wollen 61 Prozent der Verbraucher reagieren, wenn Unternehmen ihre persönlichen Daten nicht ausreichend schützen. Dazu gehören: Ausgaben und Einkäufe bei betroffenen Unternehmen reduzieren (71 Prozent), Geschäftsbeziehungen beenden (71 Prozent) oder Negativerfahrungen im Bekanntenkreis teilen (73 Prozent).
Auf Seiten der Unternehmen unterschätzt man diese Bereitschaft der Kunden, selbst aktiv zu werden: 71 Prozent der befragten Führungskräfte bezweifeln zum Beispiel, dass Kunden ihre Daten wirklich löschen lassen würden. In Deutschland ist die angesprochene Fehlwahrnehmung mitunter am größten: 76 Prozent der deutschen Unternehmen glauben nicht, dass Verbraucher sich von der Organisation abwenden, während 39 Prozent der Verbraucher angeben, genau dies tun zu wollen. Noch dazu wähnen sich acht von zehn Unternehmen im Vertrauen der Verbraucher, während nur gut die Hälfte der Kunden dem tatsächlich zustimmt. Am meisten vertrauen Verbraucher übrigens den Banken und ihrem eigenen Arbeitgeber.
Die vollständige Studie (in englischer Sprache) finden Sie hier.