Unauffällig und leistungsstark: Wetterfeste Lüftungstechnik für drei Nutzungsarten
Hell und transparent präsentiert sich das Verwaltungsgebäude in Osnabrück. Große Fensterelemente und ein rundum verglastes Staffelgeschoss bestimmen den Charakter des 12,5 m hohen zweigeschossigen Baukörpers. Das multifunktionale Gebäude bietet den Mitarbeitern viel Platz in einer hochwertigen Arbeitsumgebung. Für Behaglichkeit und frische Luft sorgt ein hygienisches und leistungsstarkes, vom Planungsbüro Graw erarbeitetes Lüftungskonzept. Hauptkomponente ist ein für die Außenaufstellung geeignetes RLT-Gerät KG TOP 2520 von Wolf.
Energetisch und hygienisch zukunftssicher
Aus den Erfahrungen der Corona-Pandemie hat die Windel-Unternehmensleitung besondere Ansprüche an die Raumluftqualität abgeleitet. Gleichzeitig war der Wunsch des Bauherrn, dass die Lüftungstechnik energetisch zukunftssicher sowie von außen möglichst nicht wahrnehmbar sein sollte, um die Optik des Gebäudes nicht zu beeinträchtigen.
Der Schalldruckpegel sollte im Tagbetrieb 70 dB(A) nicht übersteigen. Eine Herausforderung in der Bauphase war auch, dass der Umbau eines Bestandsgebäudes und der daran angrenzende Neubau im laufenden Werksbetrieb vonstattengehen mussten und dieser so wenig wie möglich behindert werden durfte.
Luftwechselraten raumweise und bedarfsgerecht
Im Neu- und Altbau gibt es, bedingt durch unterschiedliche Nutzungsarten, verschiedene Anforderungen an die Luftwechselrate. Der über 1500 m² große Neubau beherbergt nämlich nicht nur Büro- und Besprechungsräume, sondern auch das knapp 390 m² große Fitnessstudio Windel Move im Staffelgeschoss. Im Erdgeschoss des angrenzenden sanierten Altbaus befindet sich ein 335 m² großes Betriebsrestaurant.
Die Luftwechselrate der modularen Lüftungslösung wird entsprechend raumweise geregelt, damit das Arbeits- und Trainingsklima in den Räumen im Sommer und Winter gleichermaßen angenehm bleibt. Die Luftgeschwindigkeit der Zuluft im Aufenthaltsbereich ist in der Regel kleiner als 0,1 m/s, um Zuglufterscheinungen möglichst zu vermeiden. Als Messgrößen für die Luftwechselrate zog die Gering Kälte Klima GmbH die Belegungszahlen der Räume und die Anwesenheitsdauer heran. Diese werden mithilfe von CO2-Sensoren in den einzelnen Räumen erfasst.
Hygienische Konstruktion und Ausstattung
Die Messwerte werden über serielle Kommunikationsschnittstellen RS485 Modbus an die zentrale Gebäudeleittechnik übermittelt, welche die Lüftungsanlage und die Volumenstromregler steuert, so dass der Volumenstrom jeweils bedarfsgerecht angepasst werden kann. Eine ungesund hohe CO2-Konzentration und die Anreicherung der Raumluft mit infektiösen Keimen und Viren lassen sich damit wirkungsvoll vermeiden.
Dafür stellt das wetterfeste RLT-Gerät auf dem Dach des Neubaus einen maximalen Luftvolumenstrom von 13 000 m³/h bereit. Es ist gemäß DIN EN 1886 und VDI 6022 mit einem mikrobiell inerten Schwebstofffilter H 13 gemäß ISO 16890 ausgestattet und von Eurovent zertifiziert. Darüber hinaus ist das Gerät gemäß CE 1935 / 2004 für den Bereich der Lebensmittelverarbeitung zugelassen.
Entsprechend sind alle Innenflächen des Gerätes aus V 2 A-Stahl hygienisch glatt ausgeführt, in den Zu- und Umluftbereichen sind alle Fugen und Vertiefungen im Bodenbereich desinfektionsmittelbeständig abgedichtet und dadurch rückstandsfrei zu reinigen. Alle Dichtungsmaterialien sind geschlossenporig und außerdem mikrobiell inert ausgeführt.
Sämtliche Funktionseinheiten sind beidseitig zur Reinigung zugänglich. Diese Konstruktion ermöglicht eine geschlossene TB 2-Hülle beziehungsweise eine Einheit mit hygienisch planen und gleichzeitig aerodynamisch optimierten Geräteinnenflächen.
Rückwärmezahlen bis 80 Prozent
Die Wärmerückgewinnung des RLT-Gerätes erfolgt über einen stufenlos regelbaren Rotationswärmeübertrager. Die Wärme der Fortluft wird auf die frische Zuluft übertragen, beziehungsweise bleibt mithilfe eines integrierten Kühlers im Sommer die Wärme vor der Tür. Die Rückwärmzahlen des Rotationswärmeübertragers liegen bei 77 und 80 Prozent. Der Wärmeübertrager kann zu Wartungszwecken über ein Schienensystem aus dem Modul gezogen werden. Daneben kann der Rotationswärmeübertrager bis zum Kern hygienisch gereinigt werden.
Die Gehäuserahmenkonstruktion besteht aus thermisch entkoppelten, seewassergeeigneten Aluminiumprofilen (nach DIN 812491) und doppelschaligen, isolierten und kältebrückenfreien Verkleidungspaneelen. Die mechanische Stabilität entspricht der DIN EN 1886 Klasse D 1. Auch die einzelnen Funktionseinheiten sind durch kältebrückenfreie Zwischenstege aus seewassergeeignetem Aluminium (nach DIN 812491) voneinander getrennt. Das Innen- und Außenpaneel sind ebenfalls thermisch entkoppelt. Diese Konstruktion führt zu einer hohen energetischen Effizienz des Gerätes.
Wirksamer Korrosionsschutz
Der witterungsbeständige Gerätegrundrahmen ist verzinkt und zusätzlich mit einer 60 μm-Schicht pulverbeschichtet. Auch die Innen- und Außenschale besteht aus verzinktem Stahlblech, das zur Verbesserung des Korrosionsschutzes auf den Flächen sowie an den Schnittkanten mit 60 μm pulverbeschichtet (RAL 7001) ist. Die Paneele ist gemäß der Korrosionsschutzklasse C 4 (DIN EN ISO 129442) ausgeführt.
Zum Schutz vor Körperschall über die Geschossdecke wurde das Lüftungsgerät mit Schallentkopplungsmatten auf der Stahlunterkonstruktion aufgestellt.
Die Lüftungsanlage ist über eine KNX-Schnittstelle mit der zentralen Gebäudeleittechnik verbunden. Damit wirken alle Systeme, wie zum Beispiel die Sonnenschutzsysteme vor den großen Glasflächen und die Heizung, sinnvoll zusammen und können individuell und zentral geregelt werden.
Pulverbeschichtung in einer Sonderfarbe
Eine Besonderheit des RLT-Gerätes ist seine Farbe. Das Aufdach-Gerät sollte sich optisch unauffällig auf dem Flachdach vor dem in Anthrazitgrau gehaltenen, aufgesetzten Staffelgeschoss integrieren. Daher wurde das Gerät mit der Sonderfarbe RAL 7001 pulverbeschichtet, sodass es von der Straße aus gesehen im Grau der Fassade des Staffelgeschosses quasi „verschwindet“.
Alle Bauteile des Lüftungsgerätes wurden nach der gültigen Hygienerichtlinie werksseitig gereinigt und in diesem Zustand per Tieflader auf die Baustelle geliefert. Ein Kran beförderte die einzelnen Module des Lüftungsgerätes direkt vom LKW auf das Dach. Die Monteure schlossen das vorverkabelte Gerät in nur wenigen Stunden an das Luftverteilsystem des Gebäudes, die Stromversorgung und die Gebäudeleittechnik an.