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Vorgehängte hinterlüftete Fassaden: Eine nachhaltige Alternative

Michael Giebler

Bauherren und Architekten stellen sich zunehmend der Verantwortung, ökologisch vertretbar und entsprechend nachhaltig zu bauen. Wer unter diesem Aspekt Fassadenanstriche und Putze genauer betrachtet, macht sich automatisch auch Gedanken um die Recyclingfähigkeit unterschiedlicher Systeme und die zum Schutz vor Algen- oder Pilzbewuchs eingesetzten Biozide. Nachweislich waschen Niederschlagsereignisse giftige Substanzen allmählich aus und führen diese der Umwelt zu. In der Folge kann es zu unerwünschtem Algen- oder Pilzbewuchs auf den Fassadenflächen kommen.

Wesentlich unempfindlicher sind vorgehängte hinterlüftete Fassaden. Sie zeichnen sich durch eine Luftschicht zwischen gedämmter oder ungedämmter Außenwand und Fassadenbekleidung aus. Das Konstruktionsprinzip wirkt unerwünschter Tauwasserbildung auf der Fassaden­außenseite und somit auch der unerwünschten Ansiedlung von Biofilmen entgegen. Bei der Ausführung hinterlüfteter Fassaden kommen u. a. folgende Vorschriften und Empfehlungen zur Anwendung:

  • DIN 18 516-1 „Außenwandbekleidung, hinterlüftet“: enthält Grundsätze und Mindestanforderungen für eine dauerhafte und standsichere vorgehängte hinterlüftete Außenwandbekleidung.
  • Bauteilregelliste Teil C: informiert über Außenwandbekleidungen aus kleinformatigen Elementen, die nach allgemein anerkannten Regeln der Technik befestigt werden. Darunter fallen z. B. kleinformatige Fassadenelemente (Schindeln) mit ≤ 0,4 m² Fläche und ≤ 5 kg Eigengewicht. Aber auch brettformatige Fassadenelemente (Steckpaneele) mit ≤ 0,3 m Breite und Unterstützungsabständen durch die Unterkonstruktion von ≤ 0,8 m
  • DIN 18 339 Klempnerarbeiten: beschreibt Außenwandbekleidungen aus Metall in Stehfalz- und in Leistendeckung, deren Anwendung durch anerkannte und bewährte Handwerksregeln erfasst wird.

Stets zu beachten sind die Verlegerichtlinien vom Hersteller der Außenwandbekleidung zur Ausführung vorgehängter hinterlüfteter Fassaden. Darüber hinaus werden die Vorgaben zum Brandschutz in der DIN 4102 und die Angaben zum Wärme- und Feuchteschutz in der DIN 4108 aufgeführt.

Winkelfalze geben der Kupfergebäudehülle Struktur Nur geeignete Befestigungsmittel fixieren Unterkonstruktionselemente sicher.

Nachweise und Abstände

Eine VHF kann aus den unterschiedlichsten Werkstoffen hergestellt werden. Die Gestaltungsfreiheit erlaubt es, verschiedenartige Fassaden­designs in Einklang mit der Umgebung und dem Baustil des Gebäudes zu bringen. Auf Grundlage der geltenden Normen und Richtlinien ist für das Fassadensystem ein prüffähiger Standsicherheitsnachweis inkl. aller Einzelnachweise zu erbringen. Dabei sind Randabstände der Verankerungs-, Verbindungs- und Befestigungselemente zwingend einzuhalten. Aber auch Eigenlasten, Windlasten, Schnee- und Eislasten, behinderte Formänderungen/Zwängungen (etwa durch Ausdehnung) und Sonderlasten sind zu berücksichtigen.

Tipps zum Hinterlüftungsraum

Der Hinterlüftungsraum stellt einen wirksamen Regen- und Tauwasserschutz dar. Er sorgt für eine sichere Ableitung von Feuchtigkeit aus dem Gebäude und schützt vor Aufheizung des Gebäudeinneren im Sommer sowie vor Auskühlung und Wärmeverlust im Winter. Wichtig dabei ist, einen mind. 20 mm freien Hinterlüftungsraum zu berücksichtigen. Erfahrene Fassadenspezialisten empfehlen, den Hinterlüftungsraum bei Bekleidungen mit offenen Fugen auf mind. 40 mm zu erhöhen und bei Unterkonstruktionen aus Holz die Querschnittsminderung durch den Holzanteil zu berücksichtigen. Der freie Querschnitt im Bereich der Be- und Entlüftungsöffnung muss mind. 50 cm² je 1 m Wandlänge betragen und erst ab einer Spaltbreite von > 20 mm mit Lüftungsgittern (Nagetierschutz) abgedeckt werden. Bei allen Wandunterbrechungen sind Zu- und Abluftöffnungen anzuordnen; nur bei Öffnungen bis 1,5 m Breite kann durch Querdurchlüftung darauf verzichtet werden.

Nur geeignete Befestigungsmittel fixieren Unterkonstruktionselemente sicher.

Allgemeine Anforderungen für Planung und Ausführung

Bei der Auswahl der richtigen Verankerungselemente ist der Aufbau des Verankerungsgrundes ein wichtiges Kriterium. Bei der Planung sollte folglich die zulässige Lasteinwirkung (Druck und Zug) durch die zu montierende Bekleidung berücksichtigt werden. In der Praxis hat sich bewährt, dass der Auftraggeber/Planer die genaue Art und Beschaffenheit des Untergrundes ermittelt und angibt. Der ausführende Fachbetrieb hat nach VOB/C eine entsprechende Prüfpflicht. Übliche Verankerungsgründe sind:

  • Beton/Leichtbeton
  • Mauerwerk aus Vollsteinen, Lochsteinen, Porenbeton usw.
  • Vormauerschalen
  • Holz- oder Stahltragwerk

Wenn die Tragfähigkeit nicht bekannt ist, können Auszugversuche nach ETA-Vorgaben (European Technical Assessment) Gewissheit verschaffen.

Die Auswahl der Befestigungsmittel sollte anhand des vorhandenen Verankerungsgrundes und der auftretenden Lasten erfolgen. Dabei benötigen alle Befestigungselemente eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung. Bei der Montage sind die darin enthaltenden Einbauvorschriften und Kennwerte zwingend zu beachten: Zum Beispiel sind Bohrlöcher in der Regel vor dem Setzen der Elemente vom Bohrmehl zu befreien. Darüber hinaus sollten Fehlbohrungen vor dem Setzen der Wandkonsole wieder fachgerecht verschlossen werden. Übliche Verankerungselemente sind beispielsweise:

  • Rahmen-/Langschaftdübel mit Dübelhülsen aus Polyamid und passender Spezialschraube
  • Metallspreizdübel aus Edelstahl
  • Injektionsdübel zur Verankerung in wenig tragfähigen Untergründen

Wichtig: Bei galvanisch verzinkten Dübelschrauben aus Stahl muss diese Einheit mit einer dauerelastischen Bitumen-Öl-Kombination gegen eindringende Feuchtigkeit geschützt werden.

Der zweite Teil des Beitrags beschäftigt sich mit Unterkonstruktionselementen aus Metall und Holz, Wärmedämmung sowie Bekleidungssystemen aus Metall. Er erscheint am 06.05.2021 auf haustec.de.

Dieser Artikel von Michael Giebler ist zuerst erschienen in Baumetall 1/2021. Michael Giebler ist Klempnermeister und technischer Fachberater der KME Architectural Solutions, KME Germany GmbH.  

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