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Alnatura setzt bei Firmenzentrale auf Lehm

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Das zukunftsweisende neue Bürogebäude mit Konferenzräumen und Restaurant für rund 500 Mitarbeiter von Alnatura bildet das Herzstück des Alnatura-Campus, der derzeit auf einem 55.000 Quadratmeter großen ehemaligen Kasernengelände im Südwesten Darmstadts entsteht.

Architektur mit offenem Charakter

Zentral für den gesamten Planungs- und Ausführungsprozess war der hohe Anspruch des Unternehmens Alnatura an eine nachhaltige Bauweise der neuen Zentrale in Darmstadt. So entstand das ganzheitliche Gebäudekonzept in enger interdisziplinärer Zusammenarbeit der Architekten von haas cook zemmrich STUDIO2050 mit Fachplanern sowie Experten für spezifische Bauweisen. Von Knippers Helbig, Stuttgart, stammen der Entwurf und die Konstruktion des Tragwerks und die technische Konzeption der verglasten Fassaden. Dazu kam die statisch-konstruktive Entwicklung der Lehmfassaden einschließlich einer Betreuung der dafür erforderlichen Versuche.

Bestechend ist der offene Charakter des Bürogebäudes von Alnatura: Von außen eher schlicht anmutend mit viel Glas und Fassaden aus Lehm, zeigt sich die Arbeitswelt von innen hell, mit geschwungenen Ebenen und einem weit spannenden Holzdach, das auf schlanken Stützen ruht. Das Zentrum bildet ein lichtdurchflutetes Atrium, um das sich die verschiedenen Arbeitsbereiche auf drei Ebenen mit insgesamt 13.500m2 gruppieren. Eine Stahlbetonskelettkonstruktion mit Flachdecken und aussteifenden Kernen bildet das Haupttragwerk für die Arbeitswelt. Brücken, Treppen und Stege verbinden die einzelnen Büroetagen miteinander. Während die Treppen in Stahl ausgeführt wurden, sind die Stege aus Brandschutzgründen als Holzbetonverbundkonstruktion ausgeführt.

Das lichtdurchflutete Atrium der Zentrale von Alnatura.

Oberlichtband sorgt für viel Tageslicht

Den oberen Abschluss der Zentrale von Alnatura mit Abmessungen von 91,4 x 41m bildet ein Satteldach mit asymmetrischem Dachfirst und einem Oberlichtband über die gesamte Gebäudelänge. Das von oben einfallende Nordlicht führt zu einer optimalen Tageslichtausleuchtung im Innenraum und vermeidet solare Wärmeeinträge. Das Tragwerk für die Holzsatteldachkonstruktion bilden markante Brettschichtholzträger mit einer Gesamtlänge von 22m. Die Trägerhöhe von 2,3m über der Stütze ist auf die weite Auskragung von 11,6m zurückzuführen.

Das Oberlichtband erstreckt sich über die gesamte Gebäudelänge.

Das großzügige Raumgefühl wird auf diese Weise unterstrichen. Aufgrund des Standorts des Gebäudes in einer Erdbebenzone um Darmstadt herum lag besonderes Augenmerk auf der Planung der Verbindungsdetails. Insbesondere die Anschlussbereiche von Oberlicht und Lehmfassade an das Tragwerk müssen im Erdbebenfall auftretende Differenzverformungen aufnehmen können.

Während die Stirnseiten des Gebäudes völlig verglast den Blick nach Westen in den Naturraum und Richtung Osten in die städtische Umgebung von Darmstadt freigeben, wurden die Nord- und Südfassade aus Lehm geschlossener gestaltet. Sie bestehen aus 12 Meter hohen und 4,5 Meter breiten selbsttragenden Wandscheiben aus Stampflehm, die vor Ort gefertigt und mit Ankern an den Geschossdecken fixiert wurden. Die Lehmfassade wirkt besonders natürlich und schafft eine warme Optik.

Das großzügige Raumgefühl wird durch das Lichtband und den Verkleidungen aus Holz unterstrichen.

Europas größte Lehmfassade

Damit ist die Arbeitswelt von Alnatura das europaweit größte Bürogebäude mit einer zweischaligen Lehmfassade. Entwickelt wurden diese innovativen Elemente in Zusammenarbeit mit Lehm Ton Erde Baukunst GmbH, Schlins, einer auf Lehmbau spezialisierten Fachfirma. Knippers Helbig hat neben der statisch-konstruktiven Entwicklung  auch die erforderlichen Prozesse für die Zustimmung im Einzelfall begleitet – von der Aufstellung eines geeigneten Versuchsprogramms bis zur Auswertung und Anwendung der Versuchsergebnisse für die statische Berechnung der Lehmfassade. Erstmals wurden Stampflehmelemente mit einer durch Geothermie gespeisten Wandheizung, die in den zweischaligen Aufbau integriert ist, ausgeführt.

Die intelligente Nutzung nachwachsender Rohstoffe sowie der Einsatz wiederverwertbarer Materialien – unter anderem wurde für die Lehmfassade Aushub des Bauprojektes Stuttgart 21 verwendet – ermöglichten es, in der Gesamtbilanz ein nahezu klimaneutrales Gebäude als Zentrale für Alnatura zu errichten.

Bautafel

Projekt: Alnatura-Arbeitswelt

Standort: Alnatura-Campus, Darmstadt/DE

Entwurf/Architektur: haas cook zemmrich STUDIO2050, Stuttgart/DE

Tragwerksplanung: Knippers Helbig, Stuttgart/DE, NYC, BER

Fassadenplanung: Knippers Helbig, Stuttgart/DE, NYC, BER

Energiekonzept: Transsolar Energietechnik GmbH, Stuttgart/DE

Bauherr: Campus 360 GmbH

Eröffnung: 01/2019

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